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Nr. 10 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 109 erlassen sind, die das Verweilen der Kinder auf der Straße nur bis zu einer gewissen Stunde gestatten. Vorstehendes ist nur ein schwacher Versuch, die Nach teile der Sommerzeit zu kennzeichnen; es lassen sich noch viele triftige Gründe anführen, die jeder Praktiker selbst kennt. Man kann wohl mit Sicherheit der Ansicht zuneigen, daß die Befürworter und Verfechter der Sommerzeit Männer sind, die die Sache vom theoretischen Standpunkt aus betrachten und sie sind wahrscheinlich die einzigen, die wahre Freude an der Sommerzeit haben; Männer aus dem praktischen Leben sind es jedenfalls nicht, die auf diesen Gedanken gekommen sind. * * * A n m. d. S c h r i f 11. Der Vorstand hat an sämtliche Gruppen eine Rundfrage gerichtet mit der Bitte, sich über die mit der Sommerzeit gemachten Erfahrungen zu äußern. Das hoffentlich von allen Gruppen eingehende Material, das für das laufende Jahr selbstverständlich nicht mehr in Betracht kommen sollte und könnte, soll dann die Grundlage für ein etwaiges rechtzeitig einzuleitendes Vorgehen zu der Frage der Sommerzeit für 1918 bilden. Alle Gruppen werden dringend um Beantwortung und Stellungnahme gebeten. . □ □ □ Zur Empfehlung des Anbaues der Puffbohne. D ie Puffbohne, auch Große Bohne oder Dickbohne genannt, ist eine jener Gemüsearten, von der man wünschen möchte, daß ihr nicht nur jetzt während der „eisernen“ Zeit, sondern auch darüber hinaus etwas mehr Beachtung zuteil würde, denn bis zum Kriege ist sie gärtnerischerseits mit einer gewissen Ge ringschätzung bedacht worden, und ihr Anbau im größeren Maßstabe hat sich nur auf Gegenden beschränkt, wo sie, wie am Rhein und Westfalen, zu den bevorzugten Gerichten der Bevölkerung gehört. Wenn man nun noch berücksichtigt, daß der Nährwert der Bohne kein geringer ist, was ja besonders jetzt von ausschlaggebender Bedeutung für den Anbau eines Ge müses sein muß, und wenn man ferner in Betracht zieht, daß ihre Kultur so gar keine Mühen verursacht, so sollte man doch bestrebt sein, diesem Gemüse mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Leider ist die letzte Ernte in Samen eine sehr geringe gewesen, so daß der Bedarf in diesem Frühjahr wohl kaum gedeckt werden kann, was einem größeren Anbau allerdings hinder lich ist. Die Aussaat der Puffbohne sollte so zeitig wie möglich vollzogen werden. Mitte März ist der beste Zeitpunkt. Man legt die Bohnen in 50 cm voneinander entfernte Reihen aus und in diesen in Abständen von 25 cm je zwei Samen etwa 4 cm tief. Die weiteren hauptsächlichsten Arbeiten bestehen in einer öfteren Bodenlockerung und dem Reinhalten von Unkraut. Haben die Pflanzen etwa 30 cm Höhe erreicht, müssen sie be häufelt werden. Zu empfehlen ist, den Pflanzen, wenn sie in Blüte stehen, die Spitzen auszukneifen, wodurch das Wachs tum aufgehalten wird, dagegen die Ausbildung und Reife der Hülsen schneller erfolgt. Übrigens läßt sich die Ernte um einige Wochen früher legen, wenn man den Samen ins Mistbeet sät und die auf gegangenen Pflanzen Mitte März bei einer Ent fernung von 25 cm Abstand im Verband aussetzt, doch muß man bei etwaiger Frostgefahr für eine leichte Bodendecke sorgen. Da die Puffbohne Feuchtigkeit liebt, sollte man bis zur Blüte wenigstens bei trockener Witterung reichlich gießen. Die Ernte der Hülsen erfolgt von Anfang Juli ab und zwar nicht auf einmal, sondern nach und nach, je nach der Größe der Bohnen. Im Durchschnitt kann man bei Großanbau von dem Hektar 250 Ztr. ernten. Wenngleich die Puffbohne fast in jedem Boden fortkommt, so bevorzugt sie doch einen warmen, in alter Dungkraft stehen den, dem von Natur aus eine gewisse Frische und Feuchtigkeit eigen ist. Eine unangenehme Beigabe der Puffbohne bilden die oft in Unmenge auftretenden schwarzen Läuse, die die Triebe dicht bedecken. Hier hilft das Bespritzen mit Quassiaseifen brühe oder mittels einer Lösung von 40 g schwarzer Seife in 1 1 Wasser, wobei zu beachten ist, daß man die Mischung mit einer gewissen Gewalt auf die Pflanze aufspritzen muß, sonst ist die Wirkung nicht die gewünschte. Auch von einem Rost pilz, Urom^ces fabae, wird die Puffbohne befallen. Bevorzugt zum Anbau werden für den menschlichen Genuß besonders die hellsamigen Sorten. Zur Bereitung von Gemüse, Salat usw., überhaupt zum baldigen Verspeisen nach der Ernte, ist die Sorte Erfurter Riesen eine der besten und zartesten, während für Einmachzwecke besonders Imperator empfohlen wird, deren Bohnen ihre weiße Farbe behalten, hin gegen andere Sorten sich braun färben. Von anderen zum An bau geeigneten Puffbohnen sei noch auf die Hängeschote (Hangdown) und die Große grüne von Windsor hingewiesen. Kurz mag noch erwähnt sein, daß die Puffbohne eine Wickenart ist, was schon aus ihrer botanischen Bezeichnung Kicia faba hervorgeht. Man bezeichnet sie auch als Pferde bohne, weil sie ein ausgezeichnetes Pferdefutter abgibt, wäh rend die Bezeichnung Saubohne auf die Verwendung bei der Schweinemast hinweist. Für diese Futterzwecke verwendet man größtenteils die dunkelsamigen und kleinen, derbschaligen Sor ten. Die Puffbohne ist übrigens eine uralte Kulturpflanze, die schon den alten Ägyptern und Griechen bekannt war und auch in ihren Sitten und Gebräuchen eine gewisse Rolle spielte. E- □ □ □ Die Moniliakrankheit der Obstbäume. Von Garteninspektor L. Müllers in Kaiserswerth a. Rh. I n jedem Obstgarten fast findet man zur Winterszeit an den Pflaumenbäumen vertrocknete, eingeschrumpfte Früchte hän gen, von denen oft mehrere dicht aneinander geklebt sind. Im allgemeinen werden diese Früchte „Mumien“ genannt, und ein dichter Bezug grauer Pilzhäufchen bedeckt ihre Oberfläche. Aber nicht nur an Pflaumen, auch an andern Obstarten kommt dieser Pilz vor, so z. B. bei Pfirsichen, Kirschen, Aprikosen, Äpfeln, Birnen und Quitten. Die Pilzhäufchen sind bei den Kernobstfrüchten etwas heller und mehr gelblich gefärbt. Wir haben es hier mit einer sehr gefährlichen Krankheit zu tun, die alljährlich unter dem Obstbehang unserer Bäume großen Schaden anrichtet. Allgemein ist die Krankheit unter dem Namen M o n i 1 i a bekannt. Die richtige Bezeichnung ist Sclerotinia fructigena, wenn es sich um gelbliche Pilz häufchen handelt; S. cinerea, wenn es graue Pilzhäufchen sind. Die Sporen der letzten Form, welche sehr häufig auf Kirschen vorkommt, werden durch den Wind oder Insekten auf die Narben der Kirschenblüten getragen, keimen hier, und die Keimschläuche dringen in die Blüten ein. Diese werden braun und sterben ab. Durch den Blütenstiel wachsen die Keimschläuche in den Zweig hinein, so daß dieser und die Blätter desselben kränkeln und meistens zugrunde gehen. Auf den abgestorbenen Zweigen bilden sich Pilzpolster und von diesen aus verbreitet sich die Krankheit weiter. Pflaumen und Zwetschen werden von demselben Pilz befallen. Sclerotinia fructigena kommt besonders auf Äpfeln und Birnen vor, die meistens schon auf dem Baume befallen sind, sie faulen hier oder fallen ab. Manche Früchte sind von dem Pilz befallen und kommen in die Obstlagerräume, ohne daß man ihnen etwas anmerkt. Hier wuchert er im Innern der Früchte weiter, die Schale wird glänzend schwarz, und man bezeichnet alsdann diese Krankheit als Schwarz fäule. Meistens sind bei solchen schwarzfaulen Früchten keine Pilzpolster sichtbar. Durch Versuche ist festgestellt worden, daß das Licht auf die Bildung von Pilzpolstern einen großen Einfluß ausübt. Auch durch geringen Feuchtigkeits gehalt der Luft und niedrige Temperatur der Luft kann der Sporenbildung auf den schwarzfaulen Früchten entgegen gearbeitet werden. Dieses ist insofern von großer Bedeutung, als hierdurch eine weitere Verbreitung der Krankheit auf dem Obstlager verhindert wird. Befindet sich in dem Obstaufbe-