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No. 35 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau etc. 289 Ausführliches Protokoll der 18. Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Erster Verhandlungstag. 5. August 1901, Vormittags 91/2 Uhr. Vorsitzender C. van der S m i s s e n-Steglitz. Meine Herren! Ehe wir in die Verhandlungen eintreten, habe ich die grosse Freude, Ihnen mitzutheilen, dass eine Anzahl von verehrten Herren als Gäste anwesend sind. Es sind dies Herr Geh. Regierungsrath Dr. V o d e 1 vom Ministerium des Innern, Herr Bürgermeister Leupold, der Vorsitzende des Verbandes der sächs. Gartenbau vereine Herr R u d. S e i d e 1 und Herr Stadtgärtner Degenhardt. Meine Herren, es ist eine alte Gewohnheit für uns, die wir aus vollem Herzen heraus befolgen, dass wir unsere Verhandlungen damit beginnen, dass wir unseren Fürsten unseren Gruss und Ruf widmen. Ich bitte, dass wir unsere Verhandlungen damit einleiten, dass wir rufen: Se. Majestät der deutsche Kaiser, Wilhelm II., und Se. Majestät der König Albert von Sachsen, sie leben hoch, hoch, hoch! (Begeisterte Zustimmung.) Geh. Regierungsrath Dr. Vodel: Hochzuverehrende Herren! Als Vertreter des Königl. Sächs. Ministeriums des Innern gestatte ich mir, für die freundliche Einladung und für den Gruss, den wir soeben gehört haben, den aufrichtigsten Dank auszusprechen. Ich erwidere diesen Gruss, indem ich Sie, hochzuverehrende Herren, herzlich willkommen heisse als Mitglieder des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Ich darf wohl versichern, dass das Ministerium des Innern mit lebhaftem Interessse Ihre anerkennens- werthen Bestrebungen zu jeder Zeit voll würdigen und mit leb haftem Interesse Ihren Verhandlungen folgen wird. Mögen dieselben von reichstem Erfolge begleitet sein. (Lebhafter Beifall.) Bürgermeister Leupold: Hochgeehrte Versammlung! Ge statten Sie, dass ich Sie Namens der Königl. Haupt- und Residenz stadt Dresden und gleichzeitig in Vertretung des Herrn Ober bürgermeisters Beutler, der zu seinem Bedauern wegen dringlicher, unaufschieblicher Amtsgeschäfte in einem Vororte heute verhindert ist, Ihrer Versammlung beizuwohnen, in den wohl etwas heissen, aber Ihnen hoffentlich nicht zu warmen Mauern Dresdens herzlichst begrüsse. Wenn unter derFluth von Kongressen, die alljährlich über die deutschen Grossstädte bei dem reichen und regen Leben unserer Nation auf geistigem und wirthschaftlichem Gebiete insbesondere im Sommer dahinrauscht, das Interesse der Allgemeinheit an den einzelnen Veranstaltungen nothwendiger Weise etwas abgeschwächt wird, so darf ich Sie wohl, meine hochgeehrten Herren, Namens der Bevölkerung und Einwohnerschaft Dresdens versichern, dass diese Ihren Verhandlungen, Ihrer diesjährigen Tagung reges Interesse entgegenbringt. Liegt doch, meine geehrten Herren, hier in Dresden die Bedeutung des Gartenbaues für das Wohl von Staat und Stadt allen klar vor Augen. Wir haben hier in Dresden nicht nur, wovon sich die auswärtigen Theilnehmer überzeugen wollen, eine stattliche Zahl von staatlichen, königlichen und städtischen Gärten — der Kern unserer Stadt ist auch umzogen von einem freundlichen Ringe von Villen, die mit prächtigen Gärten geschmückt sind. Wir haben hier, meine Herren, von Alters her nach aussen hin wohl bekannte grosse Gartenbauniederlassungen, die den althergebrachten Ruf Dresdens als Gartenbaustadt seither wohl aufrecht erhalten haben. Wir haben hier auch, meine Herren, eine rege, strebsame Gärtnerschaft, die, so darf ich wohl sagen, gewissermassen der Pionier ist für die hauptstädtische Weiterent wickelung unserer .Stadt, wenn auch die freundlichen Gartenbau niederlassungen, die unsere Stadt umgrenzen, im Laufe der Zeit immer mehr und mehr — und gewiss nicht zum Schaden ihrer Besitzer — stattlichen Häuserreihen weichen müssen. Wenn Ihre Arbeit, meine Herren, auf den Gartenbau und ganz insbesondere auf die Handelsgärtnerei gerichtet ist, so kann es nicht aus bleiben, dass von dem Erfolge Ihrer Arbeit auch unserer Stadt ein gut Theil zu Gute kommt, und deshalb, meine Herren, darf ich Ihrer Tagung umsomehr Erfolg wünschen, als wir ja in Dresden, wie ich Ihnen schon vorhin dargelegt habe, die Segnungen des Gartenbaues an erster Stelle mit geniessen. Und so darf ich denn hoffen, dass die wenigen Tage, die Ihrer Arbeit hier beschieden sind, Ihnen neben dem Erfolg der Arbeit in diesem, ich darf wohl sagen, Prachtsommer, den man deshalb wohl einen „Uebersommer" nennen möchte, recht viel Erholung bringen, und dass auch die auswärtigen Theilnehmer von Dresden, wenn sie dasselbe mit einem kritischen, gärtnerischen Blicke mustern, einen angenehmem Eindruck mit nach Hause nehmen mögen! (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender: Meine Herren! Wir treten jetzt in die Verhandlungen ein. Wir haben jedes Jahr zu Anfang unserer Verhandlungen mit Theilnahme und Trauer derjenigen gedacht, die im Laufe des Jahres aus unseren Reihen geschieden sind. Auch in diesem Jahre ist diese Reihe eine recht bedeutende, eine grössere, als wir uns vorgestellt hatten und wünschen möchten. Ich bitte Herrn Beckmann, die Liste der Verstorbenen zu verlesen. (Geschieht.) Ich bitte die Anwesenden, sich zur Erinnerung an die Ver storbenen von ihren Plätzen zu erheben. (Geschieht.) Wir beginnen jetzt mit der Verlesung des Jahresberichtes. Redakteur Beckmann verliest den Jahresbericht. Vorsitzender: Meine Herren, wir haben dem Jahres berichte gleich angegliedert die Anfrage der Verbandsgruppe Mittelrhein, das Adressbuch betreffend. Ich bitte Herrn Never mann, diese Anfrage zu beantworten. Geschäftsführer N e v e r m a n n: Sie haben das Resultat des vorjährigen Antrags bezüglich dieser Sache im Jahresberichte ver nommen. Es ist dem Vorstande zur Erwägung überwiesen, Vor bereitungen für die Herausgabe eines Adressenbuches zu unter nehmen. Die erste Arbeit dazu ist unzweifelhaft die Fertigstellung der Adressenliste, die Ordnung und Registrirung derselben. Es ist Ihnen gewiss einleuchtend, dass alles das mit Kosten verbunden ist und dass der Verband nicht recht in der Lage ist, den ge forderten Zuschuss zu leisten. Das ist mit ein Grund, dass von vorne herein nicht energischer vorgegangen werden konnte. Der Vorstand hat aber angeordnet, dass das Material der Adressen, das uns für den Versand unseres Inseratenblattes zur Verfügung steht, so geordnet wird, dass es auch zum Gebrauch für ein Adressen buch verwendbar sei. Das musste so geschehen, dass die jetzige Anordnung verändert wurde. Sie wissen, dass unser Adressen material nach Provinzen und Kreisen geordnet ist; für die Heraus gabe eines Adressenbuchs würde das nicht richtig sein, wir müssten die Städte alphabetisch ordnen und ebenso wieder die anwohnenden Gärtner. Die entstehenden Kosten glaubte der Vorstand damit rechtfertigen zu können, dass er die Arbeit so einrichtete, dass sie auch dem Inseratentheil zu Gute kommt. Die Adressen für den Inseratentheil werden alle 2 Jahre neu gedruckt, und haben wir das Material so geordnet, wie es die Herausgabe des Adressen buches erfordert. Es haben diese Arbeiten ungefähr 250 M. ge kostet. Ich gebe dabei zu bedenken, dass das nur ein kleiner Theil derjenigen Adressen sein kann, die später in einem Adressenbuch zu veröffentlichen sein würden. Unser Inseratenblatt erscheint jetzt in 13 000 Auflage, und diese 13 000 Adressen sind so bear beitet worden. Würden wir aber die Herausgabe eines Adressen buches in der Weise, wie gewünscht wird, in Angriff nehmen, so würde das bedeutend höhere Kosten verursachen, und ich betone nochmals: bei der Lage, in der wir sind, ist ein solches Unternehmen so gut wie ausgeschlossen. Es sind aber noch andere Umstände, die dagegen sprechen. Ich habe mich verschiedentlich informirt, was solche Adressenbücher herzustellen kosten. Ich will nicht von den grösseren dieser Art reden, obwohl mir eins zur besonderen Verfügung gestellt worden ist, ich will nur an das Buch von de Terra anknüpfen, welches jetzt von der Buchhandlung von I s s 1 e i b herausgegeben wird. Es ist gar nicht wegzuleugnen, dass ungeheuer viele Fehler in dem Buche vorhanden sind. Es hat sich das so bemerkbar gemacht, dass der frühere Herausgeber de Terra von verschiedenen Seiten ermuntert worden ist, er möge die Sache wieder in die Hand nehmen; in seiner heutigen Form wäre das Buch unbrauchbar. Herr de Terra kam nun zu uns und sagte, er betrachte seine Verbindung mit dem Verleger gelöst, weil das Buch so heruntergekommen sei, er hätte die ernst hafte Absicht, jetzt selbst wieder ein solches Werk herauszugeben; er wünschte von uns Material, was wir ihm aber in Anbetracht der für uns selbst vorliegenden Aufgabe nicht zur Verfügung stellen konnten. Ich habe aber vor der Jahresversammlung nochmals Veranlassung genommen, mit Herrn de Terra zu sprechen und habe an ihn namentlich die Frage gestellt, ob er im Ernste diese Arbeit vornehmen würde. Er hat mich autorisirt zu erklären, dass im Frühjahr schon eine von ihm neu bearbeitete Ausgabe erscheinen würde. Ich erwähne das ganz besonders, weil es wohl zu bedenken ist, wenn ein solches Werk von einem Herausgeber, der sich damals recht gut bewährt hat, schon in Arbeit ist, ob es opportun sei, dass wir noch in weitere Arbeiten eintreten. Ich glaube, dass damit genügend die Sache für Sie geklärt ist. Vorsitzender: Ich stelle nunmehr den ganzen Jahres bericht, wie er in Ihren Händen ist, und die Beantwortung dieser Anfrage zur Diskussion. W. Kretschmann - Pankow: Meine Herren, im Jahresberichte ist der Petition wegen der Gewerbesteuer Erwähnung gethan. Durch den Schluss der Session ist die Petition als erledigt betrachtet worden, und es heisst hier: Es bleibt uns nur die Wahl übrig, die Petition von neuem wieder einzubringen. Da ein diesbezüglicher Antrag auf der Tagesordnung nicht steht, so möchte ich, vorausgesetzt, dass es keiner Diskussion bedarf, den Antrag stellen, den Vorstand zu ermächtigen, die Petition von neuem beim Landtage einzureichen. Vorsitzender: Ich möchte darauf erwidern, dass es ganz selbstverständlich ist, dass, wenn einer unserer Anträge durch