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Rose« Chrys Edel, Chab Myof Glad Dahl Dahl Kran Cale, Loth, Afpa Adia Aster Myr Veilr Cycl Mail Clin Fach Spa Glo? Auc Tra Efer Adt< Ajp, Beg Cyc Prii Pie' My Erst Asti Asp sol- desl la sür 18 Du höl Nr. 84. 21.10. 1827 Was die kommerzielle Verwertung des gärt nerischen Ertrage-? angeht, so sollen nach oen Angaben der russischen Staatsplankommission Gemüse und Obst im Werte von 185,6 Millio nen Rubel auf den Markt kommen. Der Ge samtwert des Obst- und Gemüsebaus einschließ lich der eben erwähnten Summe wird aus rund 960 Millionen Rubel errechnet. Mengen mäßig rechnet inan mit 70 Millionen Pud Obst, 100 Millionen Pud Gemüse, 80 Millionen Pud Bachtschicrzeugnissen, insgesamt also 250 Millionen Pud, die aus" den Markt kommen werden. (1 Pud — 16,36 Kilogramm.) Der russische Obst- und Gemüsecxport ist nicht sehr bedeutend, doch sollen neuerdings England und die nordischen Staaten Interesse 'ür russisches Obst zeigen. Bemühungen uu. Ahnung der ovstaussuhr in Buhlend. A u s N r. 40 der Braunschweigischen „K o n s e r v e n-Z e i t u n g" vom 5. 10. 27. Der „Gostorg" bereitet in diesem Jahr eine verstärkte Aussuhr von Früchten vor. Außer Finnland sollen die skandinavischen Länder mit russischen Früchten beliefert werden. Zur Zeit finden Verhandlungen mit norwegischen Firmen über die Einfuhr von Aepseln und Birnen statt. Außerdem ist die Ausfuhr von Taschkenter Trauben nach Westeuropa geplant. Es handelt sich zunächst um einen Versuch, da Trauben bisher nicht ausgeführt wurden. Die Landwirtschaftskammer sür dis Provinz Brandenburg und sür Berlin veranstaltete am 16. Oktober 1927, wie wir bereits berichteten, einen .... Lehrgang filr Obst- und Weinbau in Crossen a. d. Oder. Dem eigentlichen Lehrgang voraus ging eine VortragSveraustaltung in Züllichau, die unter dem Vorsitz des Bürgermeisters von Züllichau, Dr. Frank, am 15. Oktober 1927 in Züllichau stattfand. Der eigentliche Lehr gang fand am Sonntag, den 16. Oktober 1927, in Crossen a. d. O. unter dem Vorsitz des Landrates des Kreises Crossen und in Gegen wart des Bürgermeisters der Stadt Crossen, statt. Der Lehrgang >var sowohl aus dem Kreise Crossen als auch aus dem Kreise Züllichau außerordentlich stark besucht. Die Aussprache über die einzelnen Themen des Lehrganges war lebhaft. Um die in dem Lehrgang angeschnitte nen Fragen auch weiterhin gemeinsam beraten zu können, beschloß man, eine Bezirksgruppe im ReichLverband des deutschen Gartenbaues e. B. zu gründen, mit einer Ortsgruppe in Crossen und einer Ortsgruppe in Züllichau. Der Lehr gang wurde mit Filmvorführungen beschlossen. Besichtigung der Baumschulen L. Spach in Falkenrehde und Ketzin a. d. Havel. In letzter Zeit war verschiedentlich der Wunsch laut geworden, die Baumschulen L. Späth in Falkenrehde und Ketzin a. d. Havel zu besichtigen. Der Aufforderung des Reichs verbandes, die Züchtungsversuche auf dem Ge biete der negatrven Obstunterlagenvermehrung zu besichtigen, waren 28 Herren — Angehörige aller Zweige unseres Beruses — gefolgt. Unter der persönlichen Führung des Herrn Dr. Helmuth Späth, seines Generaldirektors, Herrn Maurer, und des Herrn Dr. Gleisberg, dem Leiter der pslanzenpathologischen Station, fand am 18. Oktober die alle Tciln.hmer außer ordentlich befriedigende Besichtigung statt; denn für alle Berussgrnppen fanden sich wertvolle Anregungen. Die riesigen Bestände vorzüglicher Baumschulencrzeugnisse aller Art waren trotz des überaus ungünstigen Sommers in aller bester Kultur. Die durchdachten Arbeitsmethoden und die weitgehenden wissenschaftlichen Vcr- suchsanstellungen hinterließen bei jedem Be sucher den Eindruck vorbildlicher Betriebs führung. In unserer Zeitschrift „Der Obst- und Gemüsebau" werden wir über Einzelheiten in der nächsten Rumnier ausführlicher berichten. Goe. Die Auswertung der Balkon- und Vorgarten-Weltbewerbe. Die Tagespresje in allen Gegenden des Deutschen Reiches berichtet zur Zeit über die Ergebnisse der Balkon- und Vorgarten Wettbe werbe. Diese Berichte lassen erkennen, daß das Interesse der Städte an den Bestrebungen zur Förderung des Balkon- und Vorgartenschmuckes außerordentlich lebhaft ist. Viesach sind die Stadtverwaltungen und Verlehrsvereine selbst die Veranstalter der Wettbewerbe. So bilden die Balkon- und Vorgarten-Wettbewerbe ein wesentliches Mittel zur Erhöhung des Absatzes von Blumen und Pflanzen, und ihre Wirkung sollte auch sür Propagierung der Pflege von Zimmerpflanzen und die Verwendung von Schnittblumen als Zimmerschmuck ausgenutzt werden. Gerade die beim Balkon- und Vor garten-Wettbewerb ausgezeichneten Teilnehmer werden zur vermehrten Blumenpslege auch im Zimmer durch ihren Erfolg angeregt worden sein. Das Interesse an der Blumenpflege im Zimmer kann dadurch besonders gesteigert werden, daß den Blumenliebhabern Richtlinien für die Blumenpslege gegeben werden. Solche Richtlinien sind in der von unS herausgcgebe- nen kleinen Broschüre „Blumen im Heim" zu sammengestellt, so daß gerade diese Broschüre besonders geeignet ist, das Interesse sür ein« erfolgreiche Blumenpslege neu zu beleben. Wenn die Bezirksgruppen allen beim Ballon- und Vorgarten-Wettbewerb ausgezeichneten Teil- nehmern ein Exemplar dieser Broschüre mit einem die Balkonprämiierung berührenden Schreiben zugchen lassen, so werden die dasür aufzuwenden Kosten nicht allzu hoch sein, andererseits aber wird sicherlich eine Belebung des Absatzes dadurch herbeigeführt werden. Die Broschüre „Blumen im Heim" kann zum Preise von 25 Pf. das Stück bei der Hauptgeschäfts stelle bezogen werden. Sv. A. Ms. Beämann-Slisiung. Aus den Zinsen des vom Reichsverband des deutschen Gartenbaues e. V- aufgewerteten Vermögens der F. Johs. Beckmann-Stiftung sollen an Lehrlinge, die sich durch Fleiß und Tüchtigkeit besonders auszeichnen und sich einer Lehrlingsprüfung unterziehen, gute gartenbau liche Lehrbücher als Anerkennung verteilt werden. Als Auszuzeichnende kommen nur Lehrlinge anerkannter Lehrbetriebe unserer Verbandsmitglieder in Betracht. Für die Zuerkennung maßgebend ist der Ausfall der Lehrlingsprüfung. Anträge sind von den Prüfungsausschüssen an das Kuratorium der Stiftung z. Hd. des Reichsverbandes des deutschen Garten baues e. V-, Berlin NW 40, Kronprmzen- ufer 27, zu richten unter Beifügung einer Begründung, einer Abschrift des Prüfungs zeugnisses und unter Acußerung der auf die Zuwendung bezüglichen Wünsche und Vor schläge. Der Zeitpunkt für Einreichung der An träge ist der 1. November 1927. Späteren Anträgen kann nur ausnahmsweise ent sprochen werden, falls eine vorherig« Benach richtigung an das Kuratorium erfolgt. Das Kuratorium der F. Johs. Beckmann-Stiftung. Biologische Bekämpfung von Schädlingen und Einrichtung eines Znsellariums. Die Verluste, die dem gesamten deutschen Gartenbau alljährlich durch Krankheiten und Schädlinge verursacht werden, gehen in die Hunderte von Millionen Reichsmark. Wir be mühen uns, die Verluste durch planmäßige und zielbewußte Bekämpsung — bei der in allererster Linie chemische Mittel verwandt wer den — herabzudrücken. Nicht immer und nicht gegen alle Schädlinge und Krankheiten gelingt es in dem erhossten oder notwendigen Aus maße, weil sich die An- oder Verwendung der Mittel vielfach zu teuer — also unwirt schaftlich — gestaltet. Da wir in unserem Kampfe gegen die Schädiger unserer Kultur pflanzen aber bereits durch eine ganze Reihe von Tieren — Vögel, Insekten —, ja auch durch Pilze unterstützt werden, fragt es sich, ob sich eine wirtschaftliche Bekämpfung ein zelner Schädiger unserer Kulturpslanzen nicht in besonderem Falle durch diese ihre Feinde oder Krankheiten ermöglichen läßt. Zu diesem Zwecke müßten die von unserem Gesichtspunkt aus als Nützlinge bezeichneten Tiere oder Pflanzlichen Parasiten künstlich herangezogen und zu geeigneter Zeit in den stark befallenen Gebieten ausgesetzt werden. Während derartige Versuchs- und Zucht stationen im Auslande — vor allem in Amerika, Frankreich und Italien — bereits seit vielen Jahren vorhanden sind, stehen wir in Deutschland noch im Ansang der Entwicklung dieser Art des Pflanzenschutzes. Wohl ist auch uns bekannt, daß eine Reihe von Schlupf wespen ihre Eier in Raupen legt, die dadurch zugrundegehen, oder daß die Larven der Marienkäferchen Blatt- und Blutläuse ver tilgen u. a. m. Woran es bei uns sehlt — und das ist das Entscheidende —, das ist, daß diese als Nützlinge bekannten Insekten nicht künstlich, - also unter für sie günstigen Bedin gungen stark vermehrt werden, um sie zu geeigneter Zeit in Gebieten, die stark von ihrem Wirt, unserem Schädling, befallen sind, aussetzen zu können. Für diesen Zweck müßten geeignet« Anzuchtstättcn — Jnsektarien ge nannt — errichtet werden. Darüber hinaus müßten sich unsere pflanzenschutzlichen For schungsanstalten mehr als bisher damit ge schäftigen, sür unsere Schädlinge, die ^ja vielfach aus anderen Ländern mit Pflanzen und der gleichen eingeführt wurdtn, Parasiten aus der ursprünglichen Heimat dieser Schädlinge, die dort vielfach vorhanden sind, einzusühren und zu akklimatisieren, eventuell durch Zucht be sonderer Rassen sür unser Klima geeignet zu machen. Aus diesen Erwägungen heraus wandte sich unser Reichsverband darum, nachdem die An gelegenheit in unserer Abteilung sür Pflanzen schutz durchgesprochen worden war, wegen der Errichtung eines Jnsektarinms an das Reichs ¬ ministerium für Ernährung und Landwirt schaft. Aus unsere Eingabe erhielte» wir nach- jolg«nt>en Bescheid: „Ich bin aus Mangel an Mittel« nicht in der Lage, dem dortigen Antrag« zu ent- sprechen. Im übrigen möchte ich darauf Hin weisen, daß der Frage der Bedeutung der den Pslanzenschädlingen nachstellenden Raub- oder Schmarotzcrinsekten als natür liche Heiser bei der Bekämpfung der Schäd- lingSplagen seit jeher in der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft di« gebührende Beachtung geschenkt wird und daß hier bei allen Untersuchungen über die Biologie der einzelnen Schäd linge sestzustellen versucht wird, welche Raub- oder Schmarotzerinsekten als natür liche Feinde der Schädlinge in Frage kommen und wieweit bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Schädlinge auf die Mitwirkung oder Unterstützung ihrer natür lichen Feinde zu rechnen ist. Darüber hinaus ist im Laboratorium für physiologische Zoologie der Biologi schen Reichsanstalt seit einer Reihe von Jahren die biologische und physiologische Erforschung solcher Formen von Schma- rotzeriusekten ausgenommen worden, die für die praktisch? eung bei der Be kämpfung der wichtigsten Pflanzenschädlinge besonders geeignet erscheinen. Diese Ar beiten haben vor allem zur Ausgestaltung der Technik der Züchtung der Insekten gejührt und bereits die Möglichkeit gegeben, einige wichtige Arten von Schmarotzerinsekten jederzeit in den gewünschten Mengen heran zuziehen und zur Versendung zu bringen. Es bedars aber noch eingehender Ver suche, uni sestzustellen, wieweit den Be dürfnissen der Praxis aus diesem Wege ge dient werden kann. Durch entsprechende Aus gestaltung der Einrichtungen des Labora toriums und durch den Bau eines beson deren Jnsektenhauses sür diese Zwecke ist dasür Sorge getragen worden, daß diese Untersuchungen in erweitertem Umsange fortgesührt werden können. Ich möchte glauben, daß damit den Bedürfnissen der Praxis weitgehend Rech nung getragen worden ist." gez. Unterschrift. Nach der uns zuteil gewordenen Antwort ist die Biologische Reichsanstalt also schon heute in der Lage, einige Arten von Schmarotzer insekten in der gewünschten Menge heranzu ziehen und zur Versendung zü bringen. Wir empfehlen daher unseren Mitgliedern, von dieser Möglichkeit künftighin ausgiebigen Gebrauch zu machen und uns die Erfahrungen bezüglich Belieferung sowie der Ergebnifse der Be kämpfung mit Schadinsekten zur Kenntnis zu geben. Sollten die seitens des Reiches ge- trosfenen Maßnahmen nicht ausreichcn, so wür den wir mit diesem Material erneut in dieser An gelegenheil vorstellig werden. Oos. Benutzt die Mahn- und Auskunftsstetten des Reichsverbandes. Bei Anfragen Paria für Rückantwort beifüge«. Gv Pr. be' wi sch m T Lä ge m 0, bi ki A E b n n b n k p l l I Sas ungetreue Liebespaar. Roman von Paul Oskar Höcker. Copyright 1927 by August Scherl G.m. b.H., Berlin. (14. Fortsetzung.) Als er zu seinem Abschnitt kam, dessen Wege noch nicht geschottert waren — man sank bei jedem Schritt knöcheltief ein — stieß er auf den blutjungen Gartenarchitekten der Firma, der er die Hauptlieferungen übergeben hatte; zwei Arbeiter, denen der Regen über die Mützenschirme auf Nase und Kinn lies, waren mit dem Einpflanzen von Blautannen be schäftigt. Er griff sofort ein. Bei den ersten paar Schaufeln Erde, die ausgehoben wurden, er kannte er, daß der Boden nicht tief genug nmgegraben war. Er nahm gleich selbst den Spaten zur Hand und grub mit. Der Gar teneleve, d«r Eycks Plänen bisher fremd ge genübergestanden hatte, weil er den eigent- lichen Zweck dieses Sondergartens noch nicht erkannte, wurde allmählich wärmer. Er war ein lernbegieriger junger Mensch, mit dem sich Christian rasch anfreundete. An der Hand der Pläne ging Christian mit ihm Lie ganze Anlage durch. Die beiden schwitzenden, dampfenden/ regennassen Garten arbeiter erwärmten und trockneten sich von Zeit zu Zeit in, dem großen Zelt, vor dem ein großes qualmendes Feuer durch ständige Nahrungszu fuhr dem' Regen trotzte. Sie tranken aus ihren blauen Blechkannen unerhörte Mengen heißen Kässees. Christian dachte gar nicht an den Regen, und in seiner Gesellschaft empfand ihn auch der junge Dresdener nicht. Als sie einmal ins Zelt hineintraten, um an dem rohen Holztisch ein paar neue Ein tragungen in die Pläne vorzunehmen, sprach Christian mit den Arbeitern. Der ältere wischte sich über den Mund und verhehlte seine Be sorgnisse nicht. Das sei doch undenkbar, daß all die fremdländischen Pflanzen in Deutsch land ohne Schutz durch den Winter kommen sollten, meinte er. Christian klopfte ihm lachend aut die Schulter. „Ihr kennt die immer grünen Herrschaften eben nur aus dem Kalt haus, die Aucuben, die Ilex, Evonymus und Osmanthus; aber ich sag' euch, sie sind zur Freilandkultur auch im deutschen Winter ge eignet — noch dazu ohne Schilfwindeln und Strohgehäuse. Da nebenan, im Botanischen Garten, herrscht doch dasselbe Klima wie hier draußen. Wenn dort einzelnes durchwintert, so wollen wir hier beweisen, daß man einen ganzen großen Park apf Immergrün-Pflanzun gen einstellen kann. Seid doch mal bloß entschlossen, Freundchen, an etwas Neues, das erprobt ist, zu glauben, dann wird's schon werden." Und zu dem jungen Dresdener sagte er, ihn mit seinen hellblauen Augen anstrah lend: „Ich scheide das Mannsvolk in zwei Arten. Die einen sagen: ja, aber; die andern: ja, also. Ich halt's immer mit den letzteren." Nun hatte er wieder einen Anhänger ge worben, der mit ihm durch dick und dünn ging. Seinen Namen wußte er nicht einmal. Gegen fünf Uhr tauchte ein« größere Expedi- tiou am Regenhimmel auf. Lodenmäntel und Mützen, Gummimäntel und Kapuzen — und ein Damenregenschirm. Christian hörte die Helle Stimme von Frau Theres auf einen halben Kilometer Entfernung. Hernach ergab sich: sie hatte die oberste Ausstellungsleitung mobil gemacht, um zu Christians Eycks Sonder garten zu gelangen. Die Herren, die gerade im Begriff waren, zu einer Besichtigung des südlich der großen Querallee gelegenen Bau platzes sür den „Grünen Dom" auszubrechen, hatten sie gastfreundlicherweise mitgenommen. Ganz aufgelöst langte sie nun bei Christian an. Sie hatte schon nach ein paar hundert Schritten ihre neuen Schuhe und die seidenen Strümpfe bis auf die Haut durchgeweicht. „Die Wege sind noch verheerend," sagte sie, „aber alles andere ist fabelhaft interessant!" Ein neuer Rundgang. Sie Ivar unbedingt entschlossen, alles phantastisch schön zu finden. Aber sie sah die Baum-, und Gehölzgruppen, das krüppelige Kraut, das da im Moor- und Lehm- und Sandboden steckte, kaum an. Sie dachte eigentlich nur an ihre nassen Füße. „Ich werde einen kapitalen Schnupfen be kommen, aber was tut das, es ist doch so er hebend, bei solch einem Werk gewisjermaßen Pate sein zu dürfen." „Die Taufe wird jedenfalls gründlich be sorgt!" meinte Christian lachend. Er machte die Schloßherrin von Sacrow mit seinem neuen jungen Freund bekannt, und Frau Theres, die auf Schloß Strahl die Garten arbeiter kaum als wirkliche Lebewesen beachtete, schenkte dann den beiden Dresdenern eine Aus- merksamkeit, als ob sie Lappländer seien, die sich unter außerordentlichen Strapazen einer europäischen Kulturaufgabe widmeten. Nachdem sie noch an den Eleven eine Reihe von unsachgemäßen Fragen gerichtet hatte, deren Beantwortung nicht eben leicht war, zeigte sie sich ziemlich erschöpft. „Ich habe Plätze sür die Oper bekommen, lieber Freund, und denke, wir fahren jetzt ins Hotel und nehmen den Tee. Sie müssen sich endlich ein bißchen ausruhen. Ich bin doch verantwort lich sür Sie." Es begann zu dämmern, und die Arbeiter wurden von den Eleven entlassen. Christian war mit dem Ergebnis seiner Unternehmung zufrieden und war sehr hell gestimmt. So ein Opernbesuch, unvorherge sehen, paßte ihm also ganz gut. Freilich gab man die „Boheme", die er eigentlich etwas kitschig fand. Aber er war Frau Theres so dankbar sür die Bilder von Fe, daß er sogar in „Mignon" mit ihr gegangen wäre. Gut, daß Ute ihn noch in letzter Minute veranlaßt hatte, den Aüendanzug einzupacken, denn Frau Theres hatte doch sicher Plätze im ersten Rang genommen. „Ich muß nur noch ein paar Telephonge- spräche mit den Firmen erledigen, gnädige Frau, um allerlei endgültig anzuordnen, was ich mit dem jungen Herrn hier verabredet habe, dann steh' ich zu Ihrer Verfügung." „Im Hotel, hernach, während ich mich für die Oper umziehe!" bestimmte Frau Theres. „Nein, jetzt geb' ich Sie nicht mehr srei!" Und sie hängte sich bei ihm ein und versuchte, ihn mit unter ihren Schirm zu nehmen. „Das Auto wartet vorn am Ausstellungsgebäude, kommen Sie nur rasch, lieber Freund!" Durch Pfützen, über Gräben, auf Lauf brettern, durch Lehm und Morast gelangten sie zur Straße, der junge Gartenarchitekt in seinem triefenden Oelmantel zog die schwamm artig vollgesogene Sportmütze und öffnete den Wagcnschlag. „Es war strapaziös, gewiß, aber unendlich eindrucksvoll!" sagte Frau Theres mit ihrem gewinnendsten Lächeln, als sie neben Christel im Auto saß, und preßte seinen Arm. „Ich bin ja jo glücklich, lieber Freundt" § Ein Tee-Rendezvous in der Halle wurde verabredet. Aber als Christian sich eben in den Abendanzug geworfen und sein nasses Zeug und die lehmschweren Schuhe dem Haus diener zum Trocknen ausgeliefert hatte, rief ihn Frau Theres durchs Haustelephon an. Sie müsse ihm schon die Mühe machen, auf ihr Zimmer zu kommen, denn sie könne sich in der Halle noch nicht zeigen. Sie bewohnte ein reizendes Etablissement, das aus Salon, Schlafzimmer und Badestube bestand. Im Kamin brannte ein Feuerchen, obwohl das ganz« Haus schon gut durchge heizt war. Sie befand sich i- großer Abend toilette, hatte aber ihre Füße, ^ie in Brokat schuhen und frischen seidenen Strümpfen steckten, auf das Goldgitter des Kamins gestreckt, um sie zu wärmen. „Kommen Sie, liebster Freund, hier ist es viel gemütlicher als unten, der Tee wird gleich kommen, hier können wir sitzen und uns was erzählen, bis die Oper an sängt. Es sind ja nur drei Schritt über die Straße. Ach, Sie ahnen nicht, wie selig ich bin: endlich einmal heraus aus meiner Sacrower Verbannung!" Ec nahm sie gutmütig in ihren Launen hin. Die Bilder von Fe waren natürlich aus seiner Reifejoppe in die Abendjacke ge wandert. Er sühlte das leise Knistern der Blätter und freute sich. Der Tee kam. Der Kellner stellte das Tischchen zum Kamin. Die überflüssigen Lichter wurden abgedreht. Es war tatsächlich viel be haglicher hier oben als in der Halle. „Ihre Sacrower Verbannung, meine gnädige Frau", sagte er lächelnd, „würden die beiden windelweich geregneten Sachsen aus dem Großen Garten als Feierabend heute wohl nicht so übel finden." Sie schlug die Augen zu ihm auf und legte die Hände im Nacken zusammen. „Das sag« ich mir zuweilen auch vor, um mich zu trösten. Aber es ändert nichts an meinem Zustand. Es ist «in goldenes Gefängnis . . ." (Forts, folgt.) Die bereits erschienenen Kortsryungen können bei der Hauptgeschäftsstelle nachLejordert werde«.