Volltext Seite (XML)
Nr. L 14.1. 1S27 Die Gartenbauwirtschaft Wir bitte«, «n- vo« deu in de« Tageszytungen erschienene« 6P0-Artlteln stets ei» Beleg. «xemplar einsendcn zu wollen. 'o?o Agg Kleid der Llumen. Nicht allen Blumen kleidet die Einfachheit der Aufmachung, mit denen z. B. die Feld blumen zufrieden sind, wenn sie vom Rain oder von der Wiese, vom Berg oder Abhang entfernt ihr Dasein als Zimmerschmuck fröh licher Menschen in kurzer Zeit beschließen müssen. Obwohl die Feldblumen auch nicht weniger sind als ibre kostbaren Genossinen, die Zier- pflanzen, die in dem Treibhaus gepflegten Blume», so sind doch letztere mehr als jene auf ein schönes Kleid, auch während der letzten Tage ihres Lebens bedacht. Der Mensch hat die Vase erfunden und sie als schmückende Hülle der Blumen auserlesen. Je kostbarer die Blumen sind um so lieber stellt man sie in eine schöne Vase, und oft ist es zu be obachten, daß auch hier, wie so häufig im Leben, die Harmonie gestört wird, indem Nicht- zusammenpasscndes genraltsam vereinigt wird. EL sollte eine gewisse Kultur auch in der Pflege des Kleides der Pflanzen und der Blumen, die man sich zur Zierde ins Zimmer stellt, gehen. Kostbar brauchen Vasen und Töpfe ja nicht zu sein, aber geschmackvoll müssen sie sein. Ebenso wie man Bier nicht aus einer Kaffeetasse trinkt, sollte man Blumen nicht in Wasser- oder Biergläser stellen, son dern auch der bescheidenste Haushalt sollte ein paar hübsche Vasen zur Hand haben, damit die Blumen ein würdiges Heim, würdige Kleidung haben. Das erhöht dis Freude an der Blume, das erfreut das Auge noch mehr, läßt den lieblichen Duft der Blumen noch süßer erscheinen. H. B Wir oitte«, die mit gezeichneten Artikel durch die Pressewarte den Tageszeitungen zuznstellen. Freihandel? Von Gartenarchitekt Rudolf Rausch in Köln. Mit Bangen und Zagen hat mancher Be- rufskollege die Nummer der „Gartenbauwirt schaft" vom 29. Oktober 1926 mit dein Leit artikel gelesen, auch ich nahm die Zeitung nur zögernd in die Hand. Was will das Wirtschaftsmanifest? Will es den Freihandel? Es redet ihm das Wort! Doch sind wir denn alle Handler und Kauf leute? Sind wir nicht vor allem und sollten es sein Produzenten und Verarbeiter unserer eigenen Produtte? Gelten unsere großen Im portfirmen von Palmen, Lorbeeren, Azaleen, Blumenzwiebeln, Rhododendron, Taxus, Buxus und anderem als Produzenten oder als Kauf leute ? Kann der Produzent den Freihandel wol len? Nein! Der Kaufmann? Ja! Es ist für den großzügigen Kaufmann doch außerordentlich verlockend, die qualitativ besten Produkte des Weltmarktes ohne Zollschranken einzuführen und für den ausländischen Kauf mann, unsere hochwertigsten, besten Produkte auszuführen. Das würde ohne Zweifel die Oualität der Erzeugung beim Fabrikanten sowohl als beim Züchter heben, die Ware verbessern und die Preise senken. Die Preis senkung würde den Geldumlauf, den Absatz vermehren und die Industrie und der Handel, also die Gefamtwirrschaft würde sich heben. So folgern auch die volkswirtschaftlich gebil deten Verfasser des Wirtschasrsmanifestes, so denken die Führer der großen Handels- und Jndustriekonzerne. Denn die Auffassung be ruht doch auf reiflichen Erwägungen und nunmehr 8jährige Nachkriegsersahrungen. Also im Sinne der friedlichen Durchdringung der gesamten, verbrauchenden, zivilisierten Welt läge die Niederlegung aller eiuengsnden Zoll schranken. Der Austausch, d. h. die Kontingen tierung von Ein- und Ausfuhr müßte straff nach der Aufnahmefähigkeit überwacht und geregelt sein. Allo, wir dürfen nicht einfach die Bestrebungen der wirtschaftlichen Befriedi gung der Welt ohne weiteres ablehnen und prinzipiell bekämpfen. Wir dürfen auch nicht die Absichten einwandfreier, weitsichtiger Köpfe, die dort auf Einladung des englischen Wirt- schaftsministsrS tagten, als gegen unsere vater ländischen Interessen gerichtet, also als ledig lich international ansprechen. Wir dürfen auch nicht diese Geschäftsleute in nicht miß- zuverstehender Weise in Gänsefüßchen setzen, wie es am Kops unseres Artikels „Freihandel?" steht. Wir wollen Schutz unserer Produktion, lohnenden Absatz unserer Erzeugnisse. Das Ausland bietet uns seine Erzeugnisse billiger und sorgfältig gewählter an, trotz der zur Zeit bestehenden Zollmauern. Wenn diese fielen, dann würde, und dessen bin ich gewiß, nicht ein Deut mehr einzesührt, weil dann der Markt nicht mehr aufnehmen könnte, als den berechneten Bedarf. Wir würden aber durch Oualität unsere Produkte kennzeichnen und durch den wegfallenden Reiz, der heute den Käufer nach der Auslandsware greifen läßt, unsere Preise halten können. Wie gesagt, strengste Festlegung der Einsubrmengcn. Und hier möchte ich dem trefflichen Aufsatz des Kollegen Sieg zustimmen, wenn ich ihm auch in der Befürwortung eines „Landbau blocks" nicht folgen kann, da nach meiner Meinung eben die Aufnahmefähigkeit des Marktes sestzustcllen Sache der in Frage kommenden Ministerien ist. Wenn Südfrüchte ohne Maß eingeführt werden dürfen, dann darf der Freihandel wohl den Ruin unseres heimischen Obstbaues bedeuten, dasselbe gilt bei Gemüse, Blumen und Pflanzen. Wenn .wir aber den „Freihandel" nur als Fortfall der Zollmauern, bei festgelegtcr Einfuhrmenge betrachten, dann können wir wohl dem Mani fest der internationalen „Geschäftsleute", wen» auch mit Einschränkungen, zustimmen. Erste Voraussetzung hierbei ist natürlich, daß man uns Gürtner endlich für voll ansieht und uns nicht mit bedauerndem Lächeln bei Seite schiebt. Bekanntmachung. Die Arbeitstagung der Obmänner für die Landesverbände Bayern, Baden, Württemberg, Pfalz, Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau findet am 17. und 1S. Januar in Stuttgart 9 Uhr vorm. im Stadtgartenrestaurant statt. 1. Tag: 1. Stellung des Gartenbaues in der Volkswirtschaft. 2. Bericht über die Organisation des Reichsverbandes. 3. Bericht über die Organisation der Hauptgeschäftsstelle. 4. Tätigkeitsbericht aus wirtschaftlichem und technischem Gebiet. 3. Aussprache zu 1—4 (Wünsche und Anregungen). 6. Organisation und Tätigkeit der Deutschen Gartenbau-Kredit A.°G. 7. Aussprache zu 6 (Wünsche und Anregungen). 8. Organisaüon und Tätigkeit der Gärtnerischen Verlagsgesellschast m. b. H. 9. Aussprache zu 8 (Wünsche und Anregungen). 2. Tag: 1. Zusammenarbeit zwischen Reichsverband, Landesverbanden und Bezirks gruppen: s) Organisation des Verkehrs zwischen Reichsverband und Bezirksgruppen. b) Aufnahme der Arbeiten des Reichsoerbandes und Verwertung in den Landes verbänden und Bezirksgruppen. c) Die Verbandsorgane im Dienste des Reichsverbandes, der Landesverbände und Bezirksgruppen. 2. Aussprache zu 1 (Wünsche und Anregungen). 3. Zusammenfassung der Ergebnisse. Reichsverbaud des deutsche» Gartenbaues e. v. Vie Hauptgeschäftsstelle: Fachmann. Anmerkung der Schriftleitung. Den vorstehenden Ausführungen des Garten architekten Rudolf Rausch über den Frei handel können wir uns nicht in allen Punkten anschließen. Wir verweisen auf unsere grund sätzliche Stellungnahme in Nr. 87 der „Gar- tenbaumirtschaft". Zm Berechnung Ler Gewerbesteuer. Von Eduard Müller in Lshnin. Die vorläufige Gewerbesteuerverordnung vom 6 5. 26 bestimmt in ihrem 8 5, Abs. 1, daß der GswerbeePrag nach den Bestimmungen des Reichscinkommensteuergesetzes über das „steuer bare" Einkommen aus "Gewerbebetrieb und dessen Ermittlung festgestellt wird, wobei das Ein kommen des Kalenderjahrs 1925 zugrundezulegen ist. Nun sind bekanntlich für die Festsetzung des Einkommens aus 1925 nach Z 2 der Verordnung vom 17. 2. 26 RM. 500,— als steuerfreier Ein- lommensteil sowie nach § 51 des Einkommen steuergesetzes vom 10. S. 25 RM. 180,— für Sonderleistungen abzuziehen, sofern nicht höhere Abzüge geltend gemacht werden. Das hiernach um zusammen RM. 780,— gekürzte Einkommen ist im Einkommensteuerbescheid erfaßt worden. Nun hat wohl fast jeder, der kürzlich mit dem Gewerbesteuerbescheid beglückt wurde, sich darüber gewundert, daß der demselben zugrundegelegts Gewerbeertrag höher angesetzt worden ist, als im Einkommensteuerbescheid, und zwar wie er bald sestgestellt haben wird, genau um diese Abietzungen von zus. RM. 730,—. Diese Un stimmigkeit erklärt sich aus dem Unterschied der Begriffe „steuerbar" und „steuerpflichtig". „Steuerbar" ist das Gesamteinkommen, also zu sätzlich der absetzbaren RM. 730,—, „steuer pflichtig" jedoch nur das um diese RM. 730,— gekürzte Einkommen. Da die Gewerbesteuerver ordnung nun nicht vom steuerpflichtigen, sondern ausdrücklich vom „steuerharen" Einkommen aus geht, haben die Gewerbesteuerausschüsse dem er mittelten steuerpflichtigen Einkommen jeweilig die steuerfreien Absetzungen von RM. 730,— wieder hinzugerechnet, um dann erst die bekannten Ab setzungen von RM. 900,— bzw. 1500,— vor zunehmen. Es gelten also folgende Formeln: „Steuerbar" minus „Steuerfrei" gleich „Steuer pflichtig" (Einkommensteuer). „Aeuerpfllchtig" plus „Steuerfrei" gleich „Steuerbar" (Gewerbesteuer). Soweit Steuerpflichtige in Unkenntnis dieser Begriffsunterschiede gegen die Getverbesteuer- bescheide, weil diese sich etwa mit den Ein- kommensteuerbefcheiden nicht deckten, Einspruch erhoben haben, muß deren Rücknahme angeraten werden, da sonst zwecklose Kosten entstehen. Auszeichnung bayrischer Gärtner. Das Staatsministerium für Landwirtschaft verlieh anläßlich der Weihnachtsfeier und um der Verdienste auf dem Gebiete des Garten baues folgenden Herren den Titel eines Oeko- nomiera tes: Johannes Bapt. Bauberger in München, Vorsitzender des Landesverbandes Bauern, im Reichsverband des deutschen Garten baues e.V.; August Buchner, München, Mitinhaber der Firma I. Schmitz und Buchner und Hammelbachsr. Andreas Böhmer, Gärtnereibesitzer in Bamberg. Friedrich Häring, Gartenbaubetriebs inhaber ist Augsburg. Im Namen des deutschen Gartenbaues entbieten wir zur hohen Auszeichnung unseren herzlichsten Glückwunsch. Neuauflage der „Gärtnerischen Buchführung". Nachdem die 2. Auflage unserer „Gärtnerischen Buchführung" vergriffen, bitten wir alle Mitglieder, ihre Erfahrungen über das Buch sowie ihre Wünsche und Vor schläge der Hauptgeschäftsstelle rechtzeitig mitzuteilen, damit die neue Auflage erweitert werden und allen Bedürfnissen der Praxis Rechnung tragen kann. Die Hauptgeschäftsstelle: Fachmann. in Münster war man einstimmig der Ansicht, daß der Absatz von Blumen durch eine großzügige Werbung wesentlich belebt werden könnte. Mancher rusünnensuuru wäre vermieden worden, wenn auch der Gärtner „Reklame gemacht hätte". Das Versäumte müsse nachgeholt werden durch Massen versand der Broschüre „Blumen im Heim", die beim Reichs verband für 33 RM. je Hundert zu beziehen ist. Aus vermach-und Tagespreise. s°u. Nach der „Rh--Wests. Z " 8 sei der Mehr-» absatz des Kalisyndikats im Dezember 1926 (957 269 Doppelzentner Reinkali gegen 589 777 Doppelzentner im gleichen Monat des Vor jahres und 683 686 Doppelzentner im Novem ber 1926) teilweise auf die bevorstehende Er höhung der Aalipreise zurückzuführen. Rh.-Wests. Z. 1l aus Berlin bezweifelt, ob es jetzt noch möglich ist, den Gedanken der Rationalisierung bis zur letzten Voll kommenheit durchzusühren. Wenn man das jetzige Gruppenbild der Kaliindustrie betrachte und die ihm innewohnenden zentrifugalen Kräfte, so sehe man keine rechte Möglichkeit, die Hindernisse, die einem Kalitrust im Wege stehen, zu überwinden. Die Möglichkeit, die Rationalisierung konsequent weiterzuführen, fei machtpolitisch durch «in Zusammengehen von Burbach und Wintershall durchaus gegeben. Lagebericht. Diekonservellludustrie lmDezemberMK. Das Jahr 1926 schließt für die Konserven industrie insofern nicht mit günstigen Ergebnissen ab, als die niedrigen Verkaufspreise für die Pro dukte des Jahres 1926 keinen Ausgleich für die Verluste aus dem Winter 1925/26 gebracht haben. Die Lage der Gemüsekonservenindustrie hat sich im laufenden Monat nicht wesentlich verändert. Abruf und Versand waren im allgemeinen gut. Während zu Beginn des Monats auch noch neue Geschäfte getätigt wurden, hat, wie in allen Jah ren, vor Weihnachten Ruhe eingesetzt. Es hat den Anschein, als ob der Bedarf namentlich an Spargelkonservrn nicht ganz gedeckt werden kann. Im Geschäft mit Obstkonserven liegen Klagen nicht vor. Auch Obstkonserven sind größtenteils geräumt. Der Monat Dezember brachte nur noch eine kleine Fabrikation an Apfelmus, da die Zufuhren von Rohäpfeln, die sich zur Herstellung von Apfelmus gut eignen, mir klein waren. Die Nachfrage nach besseren Marmeladen und Konfitüren blieb auch im Monat Dezember nicht einheitlich. Ein großer Teil der Händlerschaft versuchte infolge des ansteigenden Zuckerpreises noch zu alten Preisen zu kaufen. Jedoch sind bei Marmeladen Preise, wie sie auf Grund der heu tigen Zuckerpreise gefordert werden müssen, sehr schwer zu erzielen gewesen. Bemerkenswert ist die außerordentlich große Nachfrage in fast allen Artikeln nach kleinen Packungen, sodaß Gemüse- und Obstkonserven aller Art vielfach in Pfunddosen von den Fabriken nicht mehr geliefert werden können. Diese Er scheinung beweist, wie knapp der Konsument heute finanziell gestellt ist. Er greift zu der Klein packung, weil er die größere Summe für die Kilo dose nicht anlegen kann. Die warme regnerische Witterung der letzten Wochen war auch nicht dazu angetan, den Konservenabsatz wesentlich zu för dern.- Auch hat sich die erwartete Belebung im Verbrauch für Konserven durch Einsetzen des Wintersports im allgemeinen als bisher trügerisch erwiesen. Jedoch dürfte einsetzende Kälte und Schneefall auf den Verbrauch der Konserven einen günstigen Einfluß ausüben. Die Zahlungsweise der Kundschaft ist nach wie vor schlepend, da dis Einkäufe zum Weihnachts fest die Mittel festgelegt haben. Die Preise für die knapp gewordenen Gemüse- und Obftkonserven haben sich wieder gefestigt. Hierdurch dürfte vielleicht ein kleiner Teil des Verlustes wieder cin- gebracht werden, den die Fabriken durch die zu niedrigen Kalkulationspreise erlitten haben. Die Steigerung des Zuckerpreises wirkt besonders un günstig auf die Marmeladen« und Konfitüren fabrikation, umsomehr, als der scharfe Wettbewerb die Verkaufspreise auf ein äußerstes herabgedrückt hat und sich die Preissteigerung für Zucker im Fertigfabrikat auswirken muß. Der „Dbsl- und Gemüsebau", Heft 1 vom 13. Zauuar 1827 enthält u. a. folgende beachtenswerte Anfsähe: Gemüsebau in Holland. Von R. W. Schulze, Arneburg/Elbe. Der Schiersteiner Gemüsebau. Von E. D a g c- sörde, Berlin. Die Bekämpfung der Roten Spinne in der Gurlentreiberei mittels „Schädlingsnaphthalin", Bon Reinhold, Großbeeren. Die Solaner Birne. Die Pflanzenschutzmittel-Prüfung. Von Dr. W. Gleisberg, Ketzin a. d. Havel. Obstbaumkarbolineum. Von Geheimrat C. Fürstenberg, Berlin-Biesdorf. Durch welche Kulturmaßnahmen verhindert man eilt allzu üppiges Wachstum des Un krautes? Von Dr. E. Gabriel, Königsberg in Preußen. Kleine Mitteilungen. — Fragekasten. — Bücherbesprechung. — Aus unseren Zeitschriften. Schriftleitung: K. Fachmann, Berlin. Wer- antwortlich für den wirtschaftspolitischen Teil: K. Kochma un, Berlin; jür die Verbands- Nachrichten: R. Sievert, Berlin; jür die Marktrundschau: C. G. Schmidt, Berlin. Verlag: Gärtneriiche Verlagsgesellschast m.b.H., Berlin SW 18. Druck: Gebr. Radetzki, Berlin SW sL.