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2 Die Gartenbauwlrtscha ft Nr 2. 7.1.1S2S Der Grobzemüseba« als Hmplledellsnerv Les Kreises Ealbe-Saale. Von Dipl.-Gartenb.-Jnsp. N. Nicolaisen in Calbe»S. Dar neue Wahrzeichen der Stadt Calbe» Saale, die Kahlenichachtanlage mit dem weit über dis Häuser binwegragenden Förderturm, darf nicht da- alte Wahrzeichen, nämlich die die Stadt einkreisendcn, ausgedehnten Gemüse felder, in den Hintergrund verdrängen. Die vorstehend aufgestellte Behauptung, daß dis Stadt von fruchtbaren Gemüsefeldern ein- gekreist wird, ist nicht zu weitgehend. Spielt doch der Gemüsebau sür die vorwiegend aus Land wirten zusammengesetzte Bevölkerung der Stadt eine nicht leicht abznschätzende Rolle. Letzteres ist um so fühlbarer, je ungünstiger die Zeiten für die Gemüsebauer sind, denn ohne den inten siven Gemüsebau, der einerseits viele Arbeits kräfte und verhältnismäßig große Betriebs kapitalien in Anspruch nimmt, andererseits aber auch große Bruttoeinnahmen liefert, kann der kleine Landwirt oder, wie er auch genannt wird, der Ackerbürger, nicht bestehen. Daraus geht hervor, daß Handel und Wandel innerhalb der Stadt Calhe-S. zu einem großen Teil von der Kaufkraft der gemnsebautrcibendsn Bevölkerung abhängig sind. Wenn nun aber der Gemüsebau eine so große Bedeutung für unsere Stadt und unseren Kreis bat, wir das in den vorstehenden kurzen Aueiührungen angedeutet wurde, so erscheint es auch angebracht, ihm auch an dieser Stelle einen würdigen Platz einzuräumen.' Der üalbenjcr Gemüsebau ist ein Spezial- gemüieüau. der, ursprünglich in den Gemar kungen der Stadt Calbe angefangen, heute nicht nur auf den weitaus größten Teil des Kreises Calbc, sondern auch auf Teile der an grenzenden Kreise Wanzleben, Bernbürg und Aschersleben ausgedehnt wird. Mit diesen Ge bieten zusammen stellt das Calbenser Gemüse- anbaugebtet das größte, geschlossene Spezial anbaugebiet Deutschlands sür einige Gemüse» orten dar. TaS dürfte bisher kaum allgemein bekannt fein. Welche Gemüsearten sind es nun, die hier auf so großen Flächen angebaut und in so großen Mengen geerntet werden? In der Hauptsache sind cs die folgenden drei Arten: Die Gurke, die Zwiebel und die Frühkartoffel. Alle drei Arten gehören zu den wichtigsten LylkSnahrungsmitteln aus dem Pflanzenreiche. Daneben werden in be deutend tlcineren Mengen mit angebaut: Kon- servenerbsen und -bahnen, Karotten, Kümmel und Majoran. Die genannten Gemüsearten werden in einer wohldurchdachten Wechselwirt schaft mit Getreide- und Rübenbau angebaut, damit auch das Land richtig ausgenutzt und bearbeitet werden wird. Letzteres ist umso bedeutungsvoller, als ein überwiegender Ge müsebau eine starke Verunkrautung der Aecker mit sich bringt, lieber den Umfang des Calbenser Gemüsebaues genaue Zahlen zu machen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, da genaue statistische Erhebungen nicht vorliegen. Die letzte Flächenerhehung des Jahres 1925 ergab eine. Gemüscsläche von 1V 489 Morgen im ganzen Kreise Calbe. Diese Zahl kann aber nicht als einwandfrei angenommen wer den, da einige Gemüsearten i» den Erhebungen nicht angeführt sind und die Frühkartoffel auch nicht darunter ist. Der im Jahre 1923 gegründete Verein der Feldgemüse bau er von Calb«»S. und Umgegend c. B. im Reichsverband des deutschen Garten baues e. V„ der sich für den Gemüsebau ein setzt, hat in einer rohen Schätzung festgestellt, Am Mederrheln. Von Propinzial-Obstbauinspektor Nord-« mann in Kreuznach. Ein Preisrichtsromt führte mich an einem beroUchen Scptembertage an den Niederrhein. Rheinqbwärts ging die Fahrt, die Burgen grüßten früh morgens über den Nebeln auf- jauchend herüber. Lichter wurde der Tag, In Sonnengold getaucht, zeigten sich zwischen Bonn und Cöln dis Vorberge der Eifel. Das fruchtbar« „Vorgebirge" breitete sich, in der weilsn Ebene verlaufend, mit seinen inten siven Obst- und Gemüiekulturen aus. Cöln, die rheinische Metropole, heute eine Welt stadt mit reichem Handel und Verkehr, zog m dar V-Zuggeschwindigkeit wie ein Pan orama vorüber, nach kurzer Fahrt durch frucht bare Ebenen, die immer mehr der Industrie Platz machen müssen, war Düsseldorf erreicht. Düsseldorf hat als Gartenstadt non jeher einen guten Ruf, desgleichen als Ausstellungsstadt. Und, daß Düsseldorf diesen Ruf zu wahren wußte, halte die „Gesolei" be wiesen. Wenn selbst von Ausländern ge sagt wird, daß diese eine Weltausstellung ge wesen ist, so dürfte damit nicht zuviel be hauptet sein. Schälen wir aus dem 'Ge botenen de» Gartenbau heraus, so muß gesagt werden, daß die errichteten Anlagen sehr vornehm wirkten und die massigen" Gebäude hier und dort erst recht zur Geltung brachten. Dies galt besonders vom Ehrenhof, um den sich die Hauptgebäude grupviertc». Kurz er wähnt sei hier das Planetarium,'daS Wunder barste, was die Ausstellung zu bieten Halle. Der Obst-, Gemüse- und Gartenbau spielte in der Ausstellung im allgemeinen nicht die Rolle, die er in der „Gesundheitspflege" als Hauptteil der Ausstellung einnehmen sollte. Man hätte noch mehr Mustergärten als Haus- gärtcn, Kleingärten usw. mit Sonnenbädern, Planschbecken, Spielplätze für Kinder u. dgl. schaffen müssen. Von eigenartiger Wirkung war der als Friedhof angelegte Teil. Grab- monumente neuzeitlichen Stils mit teilweise schlichten, ansprechenden Formen sanden Aus- daß das Gesamtanbaugebiet, das unter dem Namen „Calbenser Spezialanbaugebiet" geht, eine Gemüsebaufläche von etwa 24 000 preußi sche Morgen (>/iks) aufzuweisen hat. Diese Fläche gliedert sich in folgende Einzelheiten: Anbaufläche sür Zwiebeln etwa 7000 Mor gen, 1750 da; Anbaufläche sür Gurken etwa S000 Morgen, 1250 bs; Anbaufläche für Frühkartoffeln etwa 5000 Morgen, 1250 ko; Anbaufläche für Karotten, Kümmel, Steck zwiebeln, Konservenerbfen und -Söhnen und dgl. zusammen etwa 7000 Morgen, 1750 ko. Welchen Umfang der Gemüsebau in den ein zelnen Wirtschaften einnimmt, hängt am meisten von der Größe derselben ab. Die Kleinbetriebe (bis 30 Morgen) weisen eine» Gemüsebau von 30—50«d dec Gesamtwirtschastsgröße auf. Mit der Steigerung der Betriebsgrößen fällt der Hundertsatz auf 10—7. Danach, richtet sich selbstverständlich auch die Fruchtfolge in den einzelnen Betrieben. Um einen Vergleich des Calbenser Gemüse anbaugebiets mit denjenigen de« deutschen Rei- ches anzustellen, sei angeführt, daß in unserem Gebiet bei einer Mittelernte etwa 900 000 Zentner Zwiebeln erzeugt werden. AuS der 'Annahme, daß in Deutschland etwa 2000 000 Zentner erzeugt werden, geht hervor, daß in bezug aus Zwiebeln unser Anbaugebiet dis gleiche Menge erzeugt, als das übrige Deutsch land. Uebev die Kulturen selbst sei nur folgendes herausgegriffen: Grundsatz für einen erfolg reichen Gurkenbau ist eine Bereicherung des Bodens mit einer größeren Meng« Stall dünger. In der Eigenart der Calbenser Ge müsebaubetriebs liegt es nun aher, daß diese in den meisten Fällen viehlos wirtschaften und demzufolge bei weitem nicht ausreichende Düngermengen in den Betrieben erzeugen. ES bleibt dann nur noch übrig, den erforderlichen Dünger zu kaufen. Aus diesem Grunde sieht man auch auf dem Bahnhof Calbe-West, Calbe- Ost, Neugattersleben und Eickendorf zu ge» wifsen Zeiten große Anfuhren von Stalldünger aus Berlin. Um sich ein Bild über die An fuhren machen zu können, sei mitgeteilt, daß im Jahre 1925 auf den genannten Bahnhöfen zusam men 1890 Eisenbahnwagen mit durchschnittlich 250 Zentnern angekommen sind. Diese starke Stall mistdüngung bildet die Grundlage für die anderen Kulturen und für den Gesamterfolg. Ungetrübt ist selten eine Freude; ungetrübt ist auch nicht die Arbeit des Calbenser Gemüse bauers. Sehr viele Hemmungen und Wider wärtigkeiten und der" Kampf mit den Wit- terungSunbilden machen des öfteren viele harte, kostbare Zeit unlohnend. So vermag ein einziger Reif, der noch im Juni auftritt, die erhoffte Gurkcnernte eines Jahres in ein 'Nichts zu verwandeln. Aber auch tierische Schädlinge und Krank heiten nehmen gerade in einem so inten siven Spezialanbaugebiet, wie das unserige es ist, des öfteren Ueberhand, und man kann mit Recht von Mahren Seuchen und Verseu chungen des Erdbodens sprechen. Dem Zwiebel bau drohen zwei solcher Beschädigungen, näm lich der .„Zwiebelbrand" und die „Zwiebel, fliege", Solche Beschädigungen find imstande, die Ernte auf ein Maß herunterzudrücken, daß an eine Deckung der Gestehungskosten nicht zu denken ist. Um in solchen Fällen, wie sie eben genannt wurden, und in anderen Fällen, die noch auf einem ganz anderen Gebiet liegen, den Ge müsebauern helfend unter die Arme zu greifen, hat dis Landwirtschaftskammer für die Pro vinz Sachsen mit Unterstützung der jeweiligen Behörden in Calbe selbst eine Versuchsstation für Gemüsebau und eure Landwirtschaftliche und Gemüsebauschule eingerichtet. Die Be amten dieser Anstalten stehen in engster Füh lung mit der Praxis und kommen berechtigten stellung. Einen breiten Roum nimmt das Feuerbestattungswesen ein, weiches neben ver schiedenem anderen in einem kleineren Bau untergebracht ist. In der großen Halle 104 war die Aus stellung der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt zu Geisenheim am Rhein sür den Fachmann beachtens wert. Was auf der verhältnismäßig Keinen Fläche zu bieten möglich war, wurde in zweck mäßiger Weise zur Schau gebracht. Hervor ragend vertreten war die Pflanzen Patho logie. Das Institut der Landwirtschaftlichen Hochfchule sür Pslanzsnkrankheiten zu Bonn- Poppelsdorf hat vieles zusammengetragen, was sür den gärtnerischen Pflanzenschutz beachtens wert ist. Sekr reich waren die Sammlungen der Forstakademien zu Hann.-Münden und Eberswalde. Diesen Sammlungen gegenüber ist das Mendelsche Vererbungsgesetz in übersicht licher, auch dem Praktiker verständlicher Weise dargestellt worden. Ebenfalls gut sind die Bestrebungen des Naturschutzes zum Ausdruck ge bracht worden. Sehr schöne Gemälde, Radierungen und photographische Wiedergaben legten Zeug nis davon ab, daß die Erhaltung dieser un- beeinflußten Naturschönheiten ein Gebot der Stunde ist. Im gleichen Raume zeigte auch die Moorkultur, was aus Taufenden von Hektar Land Herauszuwirtschaften ist, wenn "man sie der Kultur durch Melioration und zweckentsprechende Bearbeitung zusührt. Eins noch zum Schlüsse: Dieke Ausstellung war sp vielseitig und reichhaltig, das; jeder Deutsche darauf ftolz sein konnte, daß trotz des verlorenen Krieges etwas derartig Großer ge schaffen wurde. Deutscher Geist weiß immer wieder Neues, Großes zu bieten. Weiter gings andern Tags durch die frucht bare Ebene des Niederrheins. Neuß—Krefeld- Kempen und Umgebung find Gebiete, wo der Feldgemüsebau vorherrscht. Dann bekommt die Landschaft mehr und mehr den niederrbcinischen Charakter. Die Weidewirt schaft tritt- in den Vordergrund, Einzelge- Wünschen weitgehendst entgegen. In neuester Zeit wurde in Calbe eine Station zur Er forschung und Bekämpfung der wichtigsten Schädlinge und Krankheiten eingerichtet, deren rege Arbeit zum Segen deS Gemüsebauers hoffentlich mit Erfolg gekrönt sein wird. Dis Ueberschrift dieser kleinen Abhandlung soll, bevor der Schlußpunkt gesetzt wird, «ine Erklärung erfahren. Als HauptlsbenSnerv uw- seres Kreiser wurde der Großgemüsebau von Calbr bezeichnet. Es wird damit nicht zu weit gegangen, wenn an dieser Stelle behauptet wird, "daß mit dem Untergang des Gemüse baues auch der größte Teil von Handel und Verkehr, besonders der Stadt und auf den Bahnhöfen zugrunde gshsn muß. Biels, fast zu viele GemüsegroßhLndlec sind auf den Ge müsebau angewiesen, da sie ihre Haupttätig- keit in dem Absatz der Gemüseerzeugnisse sin- den. Daneben sind es die Einlcgereicn und einige Konservenfabriken, die von dem hiesigen Gemüsebau abhängen. Deshalb ist es begreiflich, daß die Be hörden und auch die Bevölkerung alles auf bieten, um tzen Gemüsebau zu erhalten; be rechtigte Wünsche der Erzeuger müssen ersüllt werden. Dann wird auch in Zukunft das Calbenser Großgemüseanbaugebiet das bleiben, was «s war und heute noch ist, das alte Wahrzeichen der Stadt und des Kreises Calbe, Zur Aage des deutschen Seidenbaues. Bon UniversitätSpros. Dr- A. Golf in Leipzig. In Voraussicht der Unmöglichkeit einer konkurrenzfähigen «rwerbsmaßiaen Sei denraupenzucht in Deutschland, haben mir bcrßitS vor längerer Zeit zwei Autoren in unserer Presse Gelegenheit gegeben, ihre skeptische Ansicht über dieses Problem zu veröffentlichen. Wir stellen mit Befriedi gung fest, daß der Weg wissenschaftlicher Forschung die aprioristische, vielleicht mehr gefühlsmäßige Auffassung (Garten bauwirtschaft Rr. 39 und Obst- und Ge müsebau Nr. 12) widerspiegelt. Schriftlcitung. Bald nach Beginn des Weltkrieges wandte sich die Aufmerksamkeit in Deutschland dem Seidenbau zu. Der anfängliche Versuch, die Zucht der Seidenraupe auf ihrer Ernährung mit den Blättern der Schwarzwurzel, an Stelle von hlorus alda, auszubauen, führte zu keinem wirt schaftlich brauchbaren Ergebnis. Aber es wurde seitdem für di? Anpflmuung der Maulbeere in Baum-, Strauch- und Heckenform wie für die Ausnutzung der vielfach noch vorhandenen alten Baumbestände von Berufenen und Unberufenen kräftig geworben. Bor allem faßten die Be strebungen in gewissen Kreisen der städtischen Bevölkerung Fuß (bei Handwerkern, Beamten, Siedlern u. a.), und in einer größeren Zahl von Städten haben sich in den letzten Jahren Seiden bauvereinigungen gebildet. Es entstanden aber auch Firmen mit mehr oder weniger hochtönen den Namen, die den Verkauf von Maulbeer- pslanzen und Seidenspinnereien gewerbsnmßig betreiben. In dem Bestreben, ihren Absatz zu fördern, hat manche dieser Firmen in Flug blättern, Zeitungsartikeln und mündlich durch reisende Werber die ungeheuerlichsten „Rentabi litätsberechnungen" gemacht und die glän zendsten Einnahmen je Margen oder Hektar Maulbeerpflanzung in Aussicht gestellt, in einer Höhe, wie sie auch unter allergünstiglten Bedin gungen in keinem einzigen Jahr werden erreicht werden können. Die unsinnige, den Boden der Wirklichkeit und des Möglichen verlassende Reklame schadet dem an sich durchaus gesunden Gedanken der Wieder belebung des deutschen Seidenbaues ungemein. Höste, umrahmt von fruchtbaren Gärten mit tragbaren Obstbäumen und schönen Hecken, herrschen vor. Breite Aileen an den Pro- vinziaistraßsn schaffen Abwechslung in der Landschaft. Bald ist das berühmte Kevelaer mit seiner Wunderkapelle und der herrlichen Kerzenkapelle erreicht. Tausends von Pilgern juchen hier alljährlich Trost und Heilung. Kurz vor meinem Reiseziele wurde das Landschastsbild nochmals belebt durch einen großen Gebäude- komplex, der einer großen Villenlolonie ähnelt: die große Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt zu Bedburg-Hau, in weicher die muster haften Gemüsekulturen der Erwähnung ver dienen. Bald ist Cleve, das Ziel der Reise, in Gicht. „Admirabel schön", so nannte einst Moritz von Nassau seinen dortigen Fürstensitz. Ja, wunderbar schön, so zeigt sich Cieve auch heute noch von weitem. Dlalerisch hebt sich die Schwanenburg vom Horizonts ab, die Stiftskirche grüßt herüber, der weite, sogenannte RerchSwald dehnt sich im Hintergründe aus. Eine große landwirtschaftliche P r o v in z i a l a üS st el lup g wurde hier ver anstaltet. Würdig war derObst -, G e m üse -i und Gartenbau vertreten. „Die vom Niederrhein", um einmal mit Rudolf Herzog zu reden, sind auch im Gartenbau intelligente, vorwärtsstrebende Fachleute. Was an Schnitt- blumen: Dahlien, Rosen, Herbstastern, Stau den und Chrnsanthemen geboten wurde, konnte sich überall sehen lassen. Richt minder gut waren dis Topfpflanzen und Dekorationspflan zen. ^Eins andere Halle zeigte den Obst- und Gemüsebau. Daß man besonders im Ge müsebau auf der Höhe ist, dürfte schon deshalb verständlich sei», als man hier in der Nähe der hoiländischm Grenze unter ähnlichen Ver hältnissen wie in Holland arbeiten kann. Er wähnt seien besonders die Ausstellungen der Straelener Gemüsebau-Lehranstalt und der Prov.-Heil- und Psle^eanstalt in Bedbnrg-Ha». Im Obstbau hatten einige Vereine und Privat betriebe gute Kolektionen zusamvmgcstellt. Glänzendes wurde auf dem Gebiete d-r O. bst - Nur «in ernstes, ruhiger, zielbewusster Arbeiten, das alle Schwierigkeiten nüchtern und sachlich erwägt und sich alle Mittel praktischer Erfahrung und wissenschaftlicher Erkenntnis zunutze macht, kann den deutschen Seidenbau vongärtSbringen. Da die Frage der Maulbeeranpflanzung zum Zwecke der Seidenraupenzucht immer mehr auch die landwirtschaftlichen Kreise beschäftigte, begann die Deutsche LandwirtsmaftS-Ee- sellschaft zu Anfang dieses JahreS ihre Ar beit auf diesem Gebiete, um der landwirtschaft lichen Praxis ans ihre immer zahlreicher werdende» Anfragen fachliche Leeatnng zuteil werden zu lassen. Die D. L. G. nahm sowohl mit de» schon vorhandenen Ssidenbauern als auch mit der Seidenveracbeitungsindustrie Fühlung und setzte im Rahmen ihrer Tierzuchf- Abteilung einen Unterausschuß für Seidenbau ein, dem Landwirte, Vertreter der Seidenbau- Vereinigungen und Vertreter der deutsche»' Seidenwebereien angehören. Der Unterausschuß beschloß auf der Hcrbstlanung der D. L. G. zn Cassel im September d. I. folgende Erklärung: „Die Frage der Rentabilität der deutschen Seidenraupenzucht ist nicht geklärt. Wir warnen daher einstweilen vor Anlage von Maulbeer. Pflanzungen als Erwerbsquelle. Zur Beantwor tung der Rcntabilitülsfrage ist cs jedoch er wünscht, wen» Pioniere der Landwirtschaft, die ei» Risiko zu übernehmen nicht scheuen, sich bereit finden, Normalzuchten (etwa 30 § Eier) durch- zusühren, um ihre Ergebnisse dem Unterausschuß der D. L. G. zur Verfügung zu stellen, der sich zur Aufgabe gestellt hat, die Ren- tabilitäts frage zu klären. Nach de» Erfahrungen in den europäischen Seidenbau ländern "kommen größere als Einheitszuchten nicht in Frage. Entgegengesetzte Behauptungen entspringen einer Jnteresscntenpropaganda, die der Unterausschuß der D, L- G. verurteilt. Die in Deutschland teilweise geforderten Preise für Eier und Pflanzen bedeuten eine unverantwort liche Uebervorteilung dcu Unwissenheit. Die D. L- G. erteilt ernsthaften Interessenten Auskunft." Der Unterausschuß für Seidenbau der D. L. G wendet sich also scharf gegen eine jedes Verantwortungsgefühls bare Propaganda und warnt vor einem zu großen Optimismus. Er erachtet die technische Durchführbarkeit des Seidenbaues innerhalb Deutschlands als sehr wohl möglich; aber dje wirtschaftliche Durchführbarkeit muß erst noch geklärt werden. (Dio wichtigste Frage ist dabei fürs erste die deS sicheren Absatzes der Kokons.) Der Unteraus schuß hat sich deshalb die Aufgabe gestellt, über die Wirtschaftlichkeit und Einträglichkeit deS Seidenbaues möglichst rasch volle Klarheit zu schaffen. Die Grüne Woche mit der Kollektiv-Ausstellung und den Tagungen des Reichsverbandes des deut schen Gartenbaues e. V. findet statt in der Zeit vom 29. Zan. bis 6. Febr. 1927. S-SSSSSS" !. .. und Gemüseverwertung, sowohl von verschiedenen Vereine»,, namentlich aber von einigen Einzelausstellern geboten. Im Baums chulwesen waren die Obst bäume in den verschiedenen Formen sehr gut vertreten. , Nach der schweren Arbeit des Richtens war es mir noch vergönnt, die schöne Umgebung zu durchstreifen. Besonders fesselte mich der söge- nannte Forst garten, ein Kleinod der dortigen Gegend, mit herrlichen, alten Baum- beständen, namentlich Koniferen. In riesigen Exemplaren find vorhanden: Cryptomerie«, Taxodium, Tsuga, Cypressen u.a.m. Daß diese Nadelgehölzc sich zu solch stattlichen Baum- riesen entwickeln konnten, ist in dem überaus günstigen Grundwasserstande zu suchen. Hierin sind die Niederrheiner beneidenswert. Das mit breiten Gräben durchzogene Gelände hat einen Wasserstand von 40—50 Zentimeter Tiefe. In folgedessen ist es möglich, daß dis Bäume und Sträucher selbst in den trockensten Sommern genügend Feuchtigkeit vorfinden, ähnlich wie in Holland. Daß die Umgebung von Cleve noch manche landwirtschaftlichen > Reize bietet, hatte ich schon erwähnt. Genannt sei noch der Kupferne Knopf, ein hoher Obelisk mit dem dävor lagernden Amphitheater und verschiedenen Wasserkünsten. Ganz in der Nähe, in Venlvo (Stadt), fand eine Provinzial-Gemüsejchau statt. Gerne hätte ich gesehen, was man dort leistet. Aber allzu neidisch brauchen wir Deutsche nicht nach Holland hinübcrzublicken. Deutscher Geist, deutsche Anpassungsfähigkeit findet immer wieder heraus, was der Markt aufnimmt, was wir kultivieren müssen, um unsere Existenz zu verbessern. 'Anregungen in dieser Beziehung geben aber Reisen in andere Gebiete. Jeder Fachmann sollte hierfür Zeit finden, um seine», Blick zu erweitern und seins Kiüturen ren tabler zu gestalten. Besonders kommt es aber aus die richtige Auswertung an, also darauf, die Erzeugnisse vorteilhaft abzusctzcn. Und darin ist uns zunächst noch der Holländer über, Bestrebungen, hierin Wandel zu schaffen, sind M ersrcuüchcrweift im Gange,