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Nfrikgnisckes Turnier Ein aufregender Kamps zwischen Löwe und Biisfelstier. Von Major W. Corning-Daressalam. Lcmgpnn schoben wir uns ans dein Schilfdickichl der Träul- stcllc, an der wir viele Slnndcn vergebens dem Biisfelstier, einem allen Einzelgänger, anfgclanert halten. Es war Nach, geworden, und die Moskitos schwärmten. Da flies, mich ein Träger in die Seile: „Tu tu kufa!" — Wir werde» sterben! — Erregt flüsterte cs der Schwarze. — „Mbvgo!" Ein Knirschen und Knacken, so nahe, das; mich ich eiitsctzl znsa»uncnfnhr. Nichts konnte man sehen. Die Suaheli ver hielten wie angewurzelt, dauu taumelten sic vor Erregung in die Knie. Dicht an unseren Ohren vorbei zog das Brechen und Schlurren; es raschelte, als lege die erste Gewalt eines tropischen Regengusses die trockenen Schilfbändcr um. Bald wurde es still. I» ihrer Augst vermeinten die Neger das Klopfen des Schwänz endes gegen den leeren Bauch des Niese» zu vernehmen. Gleich darauf trabte der Stier weiter, wie eurch ein Wunder halte er keine Witterung von uns bekommen. Aus dem Verstumme» der Geräusche schlosse» wir »ach einer Weile, das; der Büffel draußen am Rande des Tümpels aiigclangi sein mußte. Neber der Nlauga-Ebcue staud der Moud. Myriaden von Sterilen erhellten die vstafrikanische Nacht. Die Hnfe im Schlamm versunken, sog der schnaubende Koloß die warme Brühe, ans deren Oberfläche die Lichterpünktchcn lcmzlen und flimmerten. Sternenhimmel und Wasseriümpcl schienen eins. Eine Hyäne kläffte. Gerade dachte ich, wie wundervoll die Kugel zum Blati kommen mußte! Auch die Schwarze» ermmtterlc» mich, so leise, wie cs »ur die »aturverhaflcic» Kinder Afrikas vermögen, »ich! länger mit dem Schuß zu warlcu. Da geschah das Unheimliche. Der Ur saugte, ohne nur ein einziges Mal daS Gehörn zn heben; unendlich viel Wasser pumpte sich der Stier iu den Waust. IctN fchanerle er zusammen. Ein dumpfes Aufklatscheu: Uns Ivar, als schnelle ein Torpedo ans dem Schilf... Den Atem verschlug es uns. In dieser Sekunde glitt das Gewehr mir von der Backe. Was für ein infernalisches Duett, kaum hundert Schritte von unserem Versteck entfernt! Deutlich bevbachletcu wir im Mvudlichi, wie ein Löwe ans dem Rücken des Stieres schaukelte! Der hielt den gewaltige» Schädel immer »och gesenkt, die Schnauze zwar von der Wasser oberfläche zurückgezogen, röchelnd über dem ausgetretenen Schlammpfad. Die Flanken des Büffels flogen, immer heftiger stob die Wut ans den Nüstern, prasselte schließlich wie ein Tornado über den Tümpel. Plötzlich hob der Einzelgänger die Hinterläufe: Das ganze, gewaltige Gewicht des massigen Körpers verlagerte sich nach vorn. Wie Zirkuselcfanten ans dem Drcssur- schemel vor ihrem Dompteur, so staud der Stier auf den Vordcr- säuleu, den Würger auf diese Weise vom Wirbel kopfüber vor die zermalmcudcu Hufe zu schütteln. grausam uud giftig. Manche Kongresse, wie der zu Wien nach den Befreiungskriegen, sind durch ihre Ucppiglcit vcrühmicr ge worden als durch de» Wert ihrer Ergebnisse. Die spätere Politik kleidete gern ihre Erklärungen in die Form von Trinksprüchc», nm ihm» de» hochosfizicllc» Charakter etwas zn nehme» und sie frcnndschastlich aufznzichen. Vor dem Weltkrieg war es üblich, das; die Monarchen nnd andere Staatsoberhäupter ein« ander ihre friedliche Gesinnung in klangvolle» Tischreden be stätigten. Indessen wurden auch andere Töne laut bei solchen fcnchtfröhlichcn Gelegenheiten. Im Herbst des Jahres 1012 hat der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch »ach den französischen Ma- növcrn, an denen er als Abgesandter des Zaren teilnahm, in der Champagmrstimmung den Toast ansgcbracht: „Ich trinke ans unsere gemeinsamen Siege in der Znkimfl! Ans Wiedersehen in Berlin, meine Herren!" — Wir wissen, wie dieser Trinkspruch Geschichte gemacht hat! Es kauu nicht ost geling an ihn erinmr, werde», da es muh immer Leute gibt, die de» Deutsche» die Schuld am »riege beimesseu. Aber »ich, »ur iu der politische« Geschichte, auch iu der Geschichte des Geistes ist zuweilen von festlichen Gastmählcrn die Rede. Platos schönste Gcdankendichtung ist nach einem ..Gastmahl" genannt, zu dem der junge Dichter Agathon einige der beste» Kopfe unter den Athenern geladen hatte. Jeder der Anwesenden sollte bei dieser Gelegenheit, wo der wahrheit- tpcudcndc Wein in Strömen floß, eine Rede ans den Liebesgott hallen, und mau weiß, das letzte nnd tiefste Dinge dabei geredet wurden. In lellsamcm Gegensatz zn diesem, von der üppigen Musik von Flötenspielerinnen begleiteten Mahle, das Feuerbach m großem Gemälde gestaltet Hai, steht jene von den Schallen licserer Tragik übcrschaltele Passiousfeier, bei der Jesus seine Jünger zum letzte» Male versammelt und der zu Gedenken das „Abend mahl" über Jahrlansende hin zur Erinnerung und als Sakra ment gefeiert wurde. Uud von allen historischen Zusammc»« lünstcn hat keines jo lies Geschichte gemacht wie dieses schlichte Mahl, durch das Brot uud Wein, die irdische Speise, zum Sym bol des Göttlichen geworden ist. Gastmakler macken Weltgesckickte Von Richard M » l l e r - F r e i c n s e l s. Um Abessinien ballte sich ein gefährlicher Krieg zusammen. ! Das Volk aber feierte sein Negenfest, und der Negns rief die Vertreter der Weltpresse zn einem Festmahl zusammen, das von den Besuchern nachher in glühendsten Farben geschildert wurde. Offenbar empfanden die Gäste dieses Festmahl als einen histori schen Akt, als Anstalt zn einem neuen Stück Weltgeschichte. Denn von jeher wnrde Weltgeschichte nicht mir ans Schlachtfelder» und in Sitzungssäle» gemacht, sonder» auch bei Tellcrklappcrn und Bcchcrklaug. Vielleicht ist es nicht nmnlcrcssanl, die Ge schichte einmal ans dieser Perspektive zu überblicken. Schon die Sa^c fast aller Völker verlegt entscheidende Er eignisse gern in Säle, in denen geschmaust imd getrunken wird. Das Hai nicht bloß den ästhetischen Grund, das; die Tragik düste rer Geschehnisse sich wirkungsvoller vor einer heiteren Kulisse abhcbt. Es Hal auch tatsächliche Gründe; denn die zwanglose ! Zusammenkunft vieler Menschen, besonders wenn der Alkohol hinzulritl, schafft eine Atmosphäre, in der Worte nnd Schwerter lockerer nnd Dinge möglich werden, die sonst unmöglich sind. Die homerischen „lecker bereiteten Mahle" sind beinahe ebenso sprichwörtlich wie das bei ihnen übliche „homerische Gelächter". Die Odyssee verlegt zwei ihrer Höhepunkte ans Festmähler. Ter als Unbekannter gelandete Odysseus gibt sich de« Phäakeu bei ! einem Gastmahl zu erkennen, und bei einem wüsten Gelage er- ! schlägt er später die Freier, die sein Hans besudelt haben. Von s Freuden nnd Hochgczitcn erzählt auch das denische Vvlkscpos. dessen letzte Katastrophe ja auch mit einem Gastmahl beginnt, s ans dem der grimme Hagen dem Sohn seiner Wirte, Kriemhild nnd Etzel, den Kopf nbschlägt, was das Signal wird für den Untergang der Nibelungen in Blut nnd Brand. Abcic nicht mir sagenhafte, auch beglaubigte historische Er eignisse spielen sich oft ans Gastmählcrn ab. Einer der frühesten Berichte über die Germanen erzählt von dem gransigcn Gast- ' mahl, ans dem Julins Caesar die Führer der Usipcicr und . Tcnklcrcr ermorden ließ. Auf einem Gastmahl soll Thcodorich , seinen Gegner Odvaker erstochen haben, obwohl diese Tai nicht s recht zn dem sonstigen Bilde des Königs stimmt. Sage nnd > Wirklichkeit spielen auch wohl in dem Bericht über jenes Fest s ineinander, ans dem der Langobarde Alboin seine Gemahlin > gezwungen haben soll, ans dem znm Becher hergericlueien ' Schädel ihres Vaters zn trinken, was seine eigene Ermordung ; zur Folge gehabt haben soll. Ganz so grausig sind die oft gläuzcndcu Festmähler des ; MittclaUers nicht mehr, obwohl die dabei übliche Sille des „CrcdenzenS" — das hcißl. der Mundschenk irank vom Becher des Fürsten vor — verrät, daß mau sich wohl dessen versah, cs könne in den Frcndcnwcin eilt tödliches Gist gemischt sein. Die hohe Zeil üppigster Festmähler sind die Epochen der > Renaissance und des Barock. Die bildende Kunst schuf den Nah men dafür durch gläuzcude Säle mit prunkvoller Dekoration > uud Blick in weile Gärlen. Paolo Veronese und Nnbcns haben solche Bankette, wenn auch in allegorischem Gewände gemalt. Auch iu dieser Zeit bolcu folche Feste Gelegenheiten, Geschichte zu machen. Oft wurden sic znm Stichtag für lange vorbereitete Verschwörungen. Von mehreren „Blnlhochzcitcn" weis; die Ge schichte zn berichten. Die von Pcrngia im Jahre 1500 ist von Matarazzo meisterlich geschildert. Sie wird freilich an Umfang nnd Schanrigkcil weit übertroffen durch jene andere, da in der Bartholomäusnacht die zur Vermählung Heinrichs von Navarra versammelten Hugenotten und Taufende ihrer Glaubensgenossen in der Provinz ermordet wurden. Auch in Deutschland gab cs s solche weltgeschichtlichen Gelage. Wallensteins Generale Ilow, t Trczka nnd andere, aus Schillers Drama unter etwas ab- gewandeUeu Namen bekannt, fanden ihren Tod bei einer Zecherei i rin Schlosse »on Eger, während der Generalissimus selbst m ; einem anderen Haufe ermordet wurde. Iu der neuere» Geschichte sind die Berichte über solch hoch- ! dramatischen Festgclage seltener. Aber wenn auch nicht immer , durch Gift uud Dolch, so wird doch noch immer „intcr pocnla" s Geschichte gemacht, und was da in eleganten Reden und Ge- > sprachen erörtert wnrde, war in seinen Folgen oft nicht weniger //eAeve Loks Das gute Heääcktnis H^ier .Herren saßen wir jeder in seiner Ecke des Eijen- bahnabteils und hatten für die Dauer der Fahri die übliche Neisefreundschaft geschlossen. Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf gekommen waren, aber wir unter hielten uns über das menschliche Erinnerungsvermögen. „In meinem Beruf," sagte der Geschäftsreisende, „ist ein gutes Gedächtnis die Hauptsache. Wenu ich zu einem meiner hundert Kunden komme, muß ich genau wissen, was ich das letztemal mit ihm gesprochen habe. ; Jeder will individuell behandelt werden." „Meine Stärke ist immer das Personengedächtnis ; gewesen," meinte der Herr, der zwei mächtige Leder- toffer mit sich führte, die mit den Etiketten sämtlicher ! führender Hotels von Europa gepflastert waren, „uud in ! diesem Zusammenhang fällt mir eine nette Geschichte ein." i Wir anderen krochen aus unsere« Ecken und rutsch ten näher, um besser hören zu können. „Ich befand mich einmal in einem bekannten Kur ort," begann der Mann, „wo ich mit der Kurverwaltung eine geschäftliche Angelegenheit zu regeln hatte. Die Verhandlungen waren bereits am nächsten Vormittag abgeschlossen, so das; ich die Zeit bis zum Abendzug tot- schlagcn mußte. Ich fragte dcu Portier meines Hotels nach einem hübschen Spaziergang, und er erklärte mir den Weg zur Waldesruhc. Da ging ich los. Rechts stan den Bäume, liuks standen Bäume, Eichhörnchen tauch ten auf wie Wegelagerer, weil sic es gewohnt waren, von den Kurgästen gefüttert zu werden. Als ich zur Waldesruhe kam, sah ich, daß sie aus zwei Bänken bestand. Auf einer davon saß ein Mann, der in die Luft starrte. Ich nahm auf der anderen Bank Platz und betrachtete mein Gegenüber. Donnerwetter, das Gesicht hatte ich doch schon irgendwo gesehen! Aber wo nur, wo? Ich setzte meinen Ehrgeiz darein, dieses Gedankcnloch auszusüllen, mein Gehirn raste. Im Unter bewusstsein schwebte mir vor, daß das Gesicht des Man nes in keinem guten Zusammenhang in meinem Gedächt nis stand. Und warum nur das Gesicht, da gehört doch Toch dcc Mähmmrciler saß fest, Vie Pranke» lief m das Fleisch geschlagen; ein wenig nur schwankte die Bestie bei dem Manöver, dann mischte sich ihr Knurren böse in das erneute, , langanhaltcndc Wntgebrüll des kleberrumpelten. Nach beiden ! Seiten sicherte der Löwe, auf dcu Augenblick wartend, da der l Stier de» Kopf zurückwürfe... dann würde die Nicscnkatzc in ! gewaltigem Bis; dem Mbogo die Kehle aufreißcn. Wie eine von elektrischen Schläge» getroffene GöUerfigur stampfte und tanzte i der Büffel. Pfeifend peitschte seine Quaste des Löwe» Quaste, j Der änderte plötzlich die Taktik, fegte, als sei ihm der Sattel zu I tcmgweilig, wie der Blitz vom Rücken, faßte in gleicher Sekniide s die Gurgel... Da wuchs dem Stier in der Todesangst alle Kraft s im Nackcnwulst zusammen, unter Acchzcn nnd Stöhnen riß der , Gepeinigte das Gehörn zurück, ein martialisches Ausbäumcu und s Niederschnneln, ein Nollen nnd Wirbeln zweimal um die eigene ! Achse: Der Mähnenskorpivn klatschte zu Boden! ! Erscbrccki und verdutzt anscheinend über die veränderte Lage ! lenchtc der Löwe, schnellte, bevor ihn die Hnfc des Ur sörmlich s fasse» n»d zermalmen konnten, zur Seite. Wie in einer Frei- j lichtarena fnnkelten sich die beiden Kämpfer eine Weile an. Un- i aufhörlich flockte im Mondlichi der weiße Schaum von dem brcmmm Fell des Büffels. Warum stürmte er aichl davon? Mußte nach dem bösen Gesetz der Steppe auch hier erst einer unterliegen? Augenblicklich ipürum wir, wie unsicher der Angreifer ge worden ivar, nnn, da ihm nicht mehr die Uebcrlegeiiheit des Hinterhaltes zugute kam. Dazu verwirrte den Löwe» offen sichtlich der Geruch des Blutes auS dem Halse des Gegners. Zögernd straffte die Gier »ach Atzung die Bestie dennoch zu s m'üem Sprung. Der nicht lebensgefährlich angeschlagene Büffel s aber ging znm Angriff über, bevor der Lancriidc seinen Vor- i stoß entwickel» konnte. Wie der Leib einer Nicsenschlcmgc zuckten in Wellenlinien die Nackenwülste. Das erstemal fetzte das Ge hörn an dem sich hcrumwersendcn Löwen vorbei, dann fasste der Büffel seinen Gegner, mahlte nnd quetschte ihn am Naude des i Tümpels erbarmitngSlos iu dcu Boden. s Wie die zitternden Suaheli «eben mir die Rippen brechen ! hörten, zusammen mit dem letzten, kurzen Vcrzwciflungsgebrüll , des Königs der Tiere, kicherten sie erregt... So nahe ging ihnen der Sieg. So sehr fühlten sie mit dem beleidigten Mbogo. Am liebsten wären die harmlosen Naturkiiidcr vorzeitig auS dem Versteck gekrochen. Jetzt, wo der alte Einzelgänger die Groß- katze völlig unter seine Hufe gebracht, ihr die Därme aus deni Leib scheuerte, zeigten sie gar keine Furcht mehr. Vor Erregung selbst bis in die Haarwurzeln getroffen, gab ich erst nach Ablanf einer halben Stunde das Zeichen znm Aufbruch, in dem Augen blick, als der Sieger unter Schnaube» und Prnstcn de» Kampf platz räumte, nachdem er sich bis an die Schnauze in den Tümpel geworfen, das Blut und den Prnnkenschmntz oeS Feindes vom Körper gewaschen hatte. beim McnschBr auch noch der Körper dazu? Hatte ich also nur das Gesicht gesehen?? Vielleicht ein Bild? Hoppla! Das war cs! Und plötzlich ficl dcr Schlcicr, ich wußte wo ich das Bild dieses Mannes gesehen hatte: in dcr Zeitung, die ich gestern während dcr Bahnfahrt kaufte. Das Blatt musste noch im Hotelzimmer liegen, aber ich benötigte cs gar nicht, vor meinem geisti gen Auge stand das Bild, das haarscharf dem des Mannes glich, der jetzt dort drüben ans der anderen Bank saß. Und darunter hatte in jener Zeitung folgende fette Zeile geprangt: „Flüchtiger Defraudant! 2000 NM Belohnung!" Ein Notar in der Tschechoslowakei hatte Jahre hin durch ein Doppelleben geführt nnd war vor einigen Tagen mit den ihm von seinen Klienten anvertrautcn, erheblichen Gelder wahrscheinlich über die Grenze dnrch- gcgangcn. So nngefähr hieß es in dem Text des Auf rufes. Der Fall lag für mich vollkommen klar. Zwei tausend Mark sind keine Kleinigkeit, aber wie ergreife ich den Mann? Im Gegensatz zu mir trug er sicher eine Waffe bei sich, wie jeder Mensch, dcr nichts mchr zu verlieren hat. Auf meine Kräfte konnte ich mich allerdings verlassen, denn ich bin ein ziemlich guter Amateurboxer. Mein Entschluß stand fest, vor allem musste ich unauffällig an den Verbrecher herankvmmen. Ich setzte mein harmlosestes Gesicht auf, steckte mir eine Zigarette in den Mund und begann in sämtlichen La schen hcrumzusnchen. Dann blickte ich hilfesuchend zu dem Mann hinüber, stand auf und ging mit dem freund lichen Lächeln eines notleidenden Ranchers auf ihn zu. „Dürfte ich Sie um Feuer bitten?", sagte ich scheinheilig. Der Mann brummte etwas und reichte mir seine Streichholzschachtel. „Sie sind sehr liebenswürdig," sagte ich und holte blitzschnell ans und landete einen Kinn haken, daß es nur so krachte. Eine Sekunde lang saß der Mann starr, gleich musste er zusammcnsacken. Aber es ging nicht mit rechten Din gen zu! Dcr Mann strich sich nachdenklich über das Kinn, während sich in seinen Ange« grenzenloses Er staunen spiegelte. Dann stand er ganz langsam auf nnd wnrde immer größer und größer, er nahm gar kein Ende. Dann versetzte er mir eins in die Herzgrube, daß mir ganz schwarz vor Augen wurde. Den darauf folgenden rechten Schwinger konnte ich gerade noch parieren, aber dann kam die Linke und aus warS. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Gras und neben mir stand der Riese nnd betrachtete mich wie das Huhn den Regenwurm. Mühselig rappelte uh mich hoch. Als ich mich von den Knien erheben wGUe, holte der Mann nochmals aus und schickte mich wieder in das Reich der Träume zurück. Dann ging er. Die Dämmerung war schon hereingebrochcu, als ich ins Dasein zurückfand. Ein menschliches Wrack mir faustgroßen Benlen ans dem Kopf schleppte ich mich ins Hotel zurück. Mit einem Eisumschlag auf dem Kopf und gebrochen an Leib nnd Seele machte ich mich ans die Suche nach jener Zeitung. Ich fand sie auch, blätterte um und sah schon das wüste Gesicht des schreck lichen Mannes. Ich blickte etwas weiter herunter und riß die Angen auf, soweit es die Schwellungen znließcn. Unter dem Bild stand nämlich geschrieben: „Der Euro pameister im Schwergewicht!" Dann folgte ein Strich und erst darunter prangte in fetten Lettern der Ausruf: „Flüchtiger Defraudant! 2000 Mark Belohnung!"