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Anzeigenannahme sür in- und ausländische Zeitungen. -Ständig« Wochsnbeitaqen: »Da« Leben im Bild" -- —: rr - »Nie Frau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagkchettagc: 2t — Nichterscheinen einzelner Nummern tnjolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugspreiskürzung oder znm Anspruch aus Lieferung der Zeitung -lr. 292 Vaö Schandau, Mittwoch, den 44. Dezember 19S2 26. Zahrgang Sei« chem Gesailgever Das Zahluiigsvcrlaiigeii Amerikas an seine Schuldner hat diese unerwartet in die Nolle versejzt, die Deutschland über ein Jahrzehnt hat spielen müssen: sie sollen zah len! Insofern ist die Lage dieser Schuldner aber eine an dere als die Deutschlands, da Deutschland eine Schuldver pflichtung zudiktiert wurde, die cs niemals eingegangen ist. mährend Amerikas Schuldner im Vertrauen auf den „rei chen Onkel Sam" frisch drauflos pumpten in der Absicht, diese Schulden nie zurückzuzahlcn. Während sie nun uner müdlich Amerika klarzumachen versuchten, das; diese Kriegs schulden eigentlich keine Ehrenschulden seien und deshalb nur gezahlt werden könnten, wenn Deutschland zahle, hat man ohne Gnade und Barmherzigkeit von Deutschland Zahlungen erpresst. Ohne mit der Wimper zu zucken, hat man in Versailles Deutschland eine Tributlast von 225 Milliarden ausgebürdet. Davon hat unter Einrechnung der verschiedenen Abtretungen an territorialem, kolonialem Bc- siß, Schiffen usw. nach den Berechnungen des amerikanischen Institute of Economics Deutschland bis zum Lausanner Ab kommen 39.5 Milliarden (nach deutscher Berechnung 54,3 Milliarden) bezahlt. In allen Fällen deutschen Nachlaßer- suchens hat man immer wieder behauptet, das; Deutschland zahlen könne aber nicht zahlen wolle. Durch den Nuhr- einbruch und den folgenden Nuhrkrieg haben Frankreich und Belgien Deutschland zur Zahlung zwingen wollen. Mit dem Hoover-Moratorium kam die allge meine Welterkenntnis über solchen Widersinn erpreßter Zah lungen zu demonstrativem Ausdruck. Hoover hat damals versucht, mit seinem Vorschlag das gesamte Problem der poli tischen Schulden der Zeitentwicklung nach aufzuwerfen. Der jenige, der sich damals als erster und einziger dagegen wandte, war Frankreich. Wenn es hätte auf Stim mungen höre» wollen, dann hätte cs bei dieser Gelegenheit feststellen müssen, daß man in Amerika über diese franzö sische Ablehnung recht ungehalten war. Frankreich hat aus solche Stimmungen nicht geachtet, sondern eine Politik der Eigen- und Widersinnigkeit getrie ben, die sowohl in der Abrüstungs- wie in der Schulden frage die internationalen Schwierigkeiten immer mehr ver schärfen mußte. Auf der Lausanner Konferenz ist die Ab sicht Frankreichs erneut deutlich zutage getreten, keinen „Nechtstitel" aus der Hand zu geben. Es wollte sich unter allen Umständen von Deutschland eine Zahlung sichern, die immer noch groß genug war, um etwaige französische Zah lungen an Amerika damit auszugleichcn. Und troßdem war cs wieder Frankreich, von dem zuerst Verlautbarungen be kannt wurden, daß eine Ratifizierung dieses Lausanner Abkommens nicht in Frage kommen könne, sofern nicht Ame rika sich zu einer entsprechenden Schuldenermäßigung bereit- sinden würde. Amerika dachte über diesen Fall aber anders. Denn hier Hal man erfahren müssen, daß die französische Negicrungs- politik nicht nur die Weltwirtschaft zerrüttet sondern eine vollständige Verschiebung der Goldvorrüte zu gunsten Frankreichs veranlaßt hat. Zudem hat Frankreich in allen Fragen der Abrüstung einen solch eindeutigen Wi derstand erkennen lassen, daß dadurch die von allen Völkern ersehnte Entlastung von den drückenden Heercsausgaben ver hindert wurde. Und aus dieser Haltung Frankreichs zog man die Folgerung. Am 15. Dezember sind die ersten Schul den- und Zinsraten der amerikanischen Schuldner nach dem Ablauf des Hoover-Moratoriums fällig. Frankreich hatte sich mit England und Italien und selbstverständlich auch mit Belgien und Polen dahin verständigt, Amerika kurz und bündig zu erklären, daß eine Schuld'enzahlung solange nicht erfolgen könne, bis eine Neuregelung des ganzen politischen Schuldenverfahrens erfolgt wäre. Amerika hat darauf eine ebenso verständliche wie für Frankreich überraschende Ant wort gegeben, nämlich daß cs es ablehne, sich von einer Einheitsfront seiner Schuldner sein Handeln vorschreiben zu lassen, da jeder einzelne Schuldner nach anderen Gesichts punkten zu behandeln sei. Italien zog hieraus als erstes Land die richtige Fol gerung und erklärte ohne weitere Umschweife, daß es seinen Verpflichtungen zum 15. Dezember pünktlich nachkommen werde. Etwas länger zierte sich England, gab dann aber nach einigen Zwischenverhandlungen ebenfalls seinen Zah- lungswillcn zu erkennen. Die französischen Machtpolitiker, die das Diktieren gewöhnt sind, aber wollten sich dem ame rikanischen Willen nicht beugen und nahmen gegen Herriot entschieden Stellung, der einen Kvmpromißweg vor schlug dergestalt, daß Frankreich die am 15. Dezember fäl lige Zahlung unter Vorbehalt und mit der ausdrücklichen Erklärung leisten werde, daß bis zur nächstfälligen Nate im Sommer kommenden Jahres eine Schuldenregelung her beigeführt sein müßte. In einer fast dreistündigen Nede in der Kammer am Montag hat er versucht, das Parlament für diese Patentlösung zu gewinnen. Er führte dabei drei Punkte ins Treffen, die die Kammer von der Nichtigkeit seiner These überzeugen tollten: 1. Frankreich hat nmer den Schuldenvcrtrag mit Amerika seine Unterschrift geseßt und sei gewöhnt, geschlossene Verträge zu halten, 2. Frank reich muß verhindern, daß es in der Schuldenfrage isoliert bleibt, und 3. verwies er aus das Lausanner Abkommen, das noch nicht ratifiziert sei und ohne Schuldcnregelung auch nicht in Kraft geseßt werden könne. Ist es nun ein wirklich so hoher Betrag, der jeßt von Frankreich gefordert wird? Es handelt sich um 81,1 Mil lionen NM. Das ist ein Bruchteil jener Ausgaben, die in den einzelnen Etats der Ministerien „für die Sicherheit", d. h. also für Frankreichs Nüstungen, eingeseßt und verausgabt werden. Denn der Gesamtbetrag dieser „Sicher heitsausgaben" beträgt nicht weniger als 3,3 Milliarden bei einem Gesamtetat von 8,3 Milliarden NM. oder 39,7 Pro zent der Gesamtausgaben Frankreichs. Es handelt sich also um einen Betrag, der für Frankreich um so weniger ins Gewicht fallen kann, als in den Stahlkammern der französi schen Nationalbank sich der größte Goldvorrat der Welt be findet. Frankreich will angeblich nicht zahlen können, ob wohl es sich ungeheure Ausgaben für seine Rüstungen leistet. Von Deutschland hat man troß nachweislicher Zahlungsun fähigkeit und entgegen der Bestimmungen des Versailler I Diktats, die Zahlungen nur aus dem Außenhandelsüberschuß zu leisten, regelmäßig und unerbittlich die Tribute verlangt. Es ist nicht überraschend, daß Amerika sich zu Frankreich heute anders einstellt. Aber die Vorgänge in der Kammer und in den Aus schüssen haben noch eine weitere Ueberraschung gebracht. Obwohl Herriot den Grundsaß derRespektierungder Verträge als verpflichtend für Frankreich bezeichnet hatte, lehnten Ausschüsse und Kammer diese These ab und jprachen sich mit großer Mehrheit gegen jegliche Zahlung an Amerika aus. Das tat dieselbe französische Kammer, die nicht müde geworden ist, von Deutschland die Erfüllung von Vertragsverpflichtungen zu verlangen, obwohl man wußte, daß es sich nicht um rechtmäßige Verpflichtungen sondern um M a ch t d i k t a t e gehandelt hat. Die französische Kam mer hat den Grundsatz von der Heiligkeit der Verträge ab gelehnt, und hat es ferner abgelehnt, Frankreichs Entschei dung abhängig zu machen von der Englands. Damit wurde Herriot in eine Lage gedrängt, in der es für ihn nur zwei Entscheidungen geben konnte: entweder, er widerruft den Grundsaß von der Heiligkeit der Verträge^ oder er überläßt es der.Kammer und einer entsprechendem Mehrheit, den Bruch mit Amerika herbeizufllhren. Frankreich verweigert die Zahlungen Die Negierung Herriot gestürzt Paris, 14. Dezember. (Eigene Drahtmeldnng.) Die Negierung Herriot ist am Mittwoch um 5,l5 Uhr gestürzt morden. Sic wird sich in den ersten Vormittagsstunden geschlossen ins Elhsec begeben und dem Präsidenten der Republik deu Rücktritt uutcrbreitcn. Die Kammer hat dcu EutschliehuuNsautrng Chauvin, zu dem Herriot die BerttnuenS- srage gestellt hatte uud der die vier Punkte der Regierungsvorlage enthielt, mit 402 gegen- 187 Stimmen nbgclchnt und damit die Zahlung an Amerika verweigert. Herriots letzter Bertuch Paris, 13. Dezember. Das französische Kabinett beschloß, nachdem es von dem Inhalt der neuen britischen Note in Kenntnis gesetzt worden war, die in der letzten französischen Nole gegebenen Vorbe halte aufrcchtzuerhaltcn, wenngleich diese Vorbehalte nun mehr den Charakter einer einseitigen Willenserklärung hätten. Die französische Negierung hat folgende Note an die Vereinigten Staaten beschlossen, die der Kammer unterbrei tet morden ist: Die französische Negierung nimmt Kenntnis van der Antwort des Staatssekretärs vom 8. Dezember, die der Ne gierung der Vereinigten Staaten die Möglichkeit läßt, alle Tatsachen zu prüfen, die dem französischen Nevisionsantrag und seine Prüfung durch den Kongreß und das amerika nische Volk betreffen. Die französische Regierung ersucht um die sofortige Er öffnung von Verhandlungen zur Revision eines Systems, das fortan unvereinbar ist mit der rechtlichen und tatsächlichen Lage, wie sic geschaffen wird durch das aus Antrag des Prä sidenten Hoover eingeführte Moratorium, sowie durch die daraus sich ergebenden Folgerungen, aus Grund deren die Reparationszahlungen ausgesetzt wurden. Die französische Regierung wird am 15. Dezember 19,261 Millionen Dollar zahlen. Sic wird verlangen, daß diese Zahlung auf die in dem ncuabzuschließenden Abkommen festgesetzten Schuldcn- beträge angerechnet wird. Sie seht die Regierung der Ver einigten Staaten davon in Kenntnis, daß Frankreich, solange die durch das Moratorium geschaffene Lage beibehalten wird und falls eine allgemeine Neuregelung der internationalen Schulden nicht erfolgt, tatsächlich und rechtlich außerstande sein wird, künftig die Lasten eines Systems zu tragen, das sich ehrlicherweise nur rechtfertige» läßt, wenn auch dadurch die Begleichung der Reparationen erfolgt. Für eilige Keser. * In der Neichsratssihung am Donnerstag wird sich vor aussichtlich der neue Reichsiuucmuiuister Dr. Bracht vorstellen. Den wichtigsten Beralungsgcgcnstand bilden die vom Reichs tag angenommenen Gesetzentwürfe, namentlich die Amnestie und das Stellvertretungsgesetz. * Reichspräsident von Hiudcnbnrg empfing den Reichs Minister des Auswärtigen Freiherr» vo» Neurath zum Bericht über die Gcnser Besprechungen. * Mit dem Flugzeug trafen in Paris aus Holland für die Bank von Frankreich 1050 Kilogramm Gold im Werte von etwa 10 Millionen Franes ein. * Der deutsche General Kundt ist nach Nachrichten ans Villazon dort angekommen und vereits nach dein Chaco Wei tergcreist. Das Parlament lehnt av Ministerpräsident Herriot erschien vor den Vercintglen kammerausschüsseu für Finanzen und Auswärtige Ange legenheiten vor der kammersihung, um ihnen den Wort laut der Nole milzuleilcn. Lie Ausschüsse haben mit 24 gegen neun Stimmen sich gegen die Zahlungsleistung mit den von der Regierung vorgelragencn Vorbehalten äusgc- wracken. Belgien zahlt nicht Brüssel, 14. Dezember. In seiner letzten Sitzung befaßte sich das Kabinett mit ocr am 15. Dezember fälligen kricgsschuldenzahlung an Amerika und beschloß einstimmig, die Dezemberralc nicht zu zahlen. Englands neMleierter M«kM Die vierte britische Note über die Schuldcnfrage an die Negierung der Bereinigten Staate» wurde durch de» briti schen Botschafter in Washington überreicht. In ihr wird erklärt, daß die Zahlungen am 15. Dezember geleistet wer den. Die Note sagt, die britische Regierung wünsche die Tatsache zu unterstreichen, daß der Zweck ihrer letzten Note darin bestanden habe, die Stellung Großbritanniens in der Frage der Schuldenzahlung vom 15. Dezember ganz klarzu stellen. Weiterhin sei ihr Zweck gewesen, die näheren Zahlungs modalitäten zu erklären. Natürlich sei nicht beabsichtigt ge wesen, durch diese Note Fragen aufzumerfen, die mit der verfassungsmäßigen Stellung der amerikanischen Negierung zusammenhingen. Die britische Note dürfe daher nur unter den Gesichtspunkt betrachtet werden, daß sie die eigene Stellung der britischen Regierung interpretieren wollte, die nach reiflicher Prüfung sich bereit gefunden habe, die Zah lung am 15. Dezember im Sinne der in der Note vom 11. Dezember dargelegten Erwägungen zu leisten. Die britische Regierung müsse sich das Recht vorbehalten auf diese Uebcrlegungen zurückzukommen, sobald eine Prü fung des gesamten Fragenkomplexes vorgcnommcn worden sei, deren Ergebnis auch die Zustimmung der Regierung der Vereinigten Staaken gesunden habe. Die britische Regie rung wünsche zu unterstreichen, daß nunmehr die wichtigste Aufgabe sei, unverzüglich mit der Ucbcrprüfung der Schul dcnfrage zu beginnen. LMame nicht betrMm Der englische Schahkanzler Neville Chamberlain er klärte auf eine Anfrage im Unterhaus, es sei nach 'Ansicht der britischen Regierung von größter Bedeutung, daß jetzt keine Entschließung angenommen werde mit der Wirkung, daß die Abkommen von Lausanne nicht ratifiziert werden