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«SMMMeS Aus dem Landtag. Landesanrncstic in Sachse»? Im Nechtsausschuß des Landtages wurden die sozialde mokratischen und kommunistischen Gesetzentwürfe für ein sächsisches Amnestiegesetz berate» IustiMinislcr Dr. Manns feld erklärte, daß die Staalsrcgierung im Neichsrai keinen Einspruch gegen das Amnesticacsetz des Reiches beabsichtige, dagegen eine weitere landesgesetzliche Amnestie ablehnc. Be sondere Fälle, die non der Nelchsomnestie nicht erfaßt würden, sollten nur durch Einzelbcgnadigungen berücksichtigt werden. Dieser Ausfassung schlossen sich die bürgerlichen Parteien an. Doch fanden die sozialdemokratischen Anträge mit Unter stützung der Kommunisten und Nationalsozialisten Annahme. Mit der gleichen Mehrheit wurde gegen die bürgerlichen Parteien ein kommunistischer Antrag angenommen, wonach die Staatsregicrung bauftragt wird, die einer Vereinbarung der deutschen Landesregierungen entsprechende Verordnung über den Strafvollzug bei Festungshaft aufzuhcben. Pvlizeibcnmte dürfe» keine Parteiabzeichen tragen. Das Sächsische Ministerium des Innern untersagt in einer Dienstanweisung an die Polizeibehörden allen Polizei- und Gendarmericbeamte« das Führen und Tragen des amt- Kch eingcführtcn Polizcisterns in Verbindung mit Partei- oder Vercinsabzeichen aller Art, und zwar auch außerhalb des Dienstes und in Zivilkleidung. Tagung der sächsischen Textilindustrie Plauen. Der Verband von Arbeitgebern der Sächsischen Textilindustrie veranstaltete hier eine besonders aus den Krei sen der vogtländischcn Industrie stark besuchte Tagung. Syn dikus Dr. Bellmann-Chemnitz hielt einen programma tischen Vortrag über das Thema: „Kamps der Arbeits- und Mutlosigkeit!" Die Wirtschaft, so führte er aus, müsse das Vertrauen zur Gesetzgebung und zur politischen Leitung des Staates zurückgcwinncn. Aus rein wirtschaftlicher objektiver Erkenntnis habe die deutsche Wirtschaft, und nicht zuletzt die sächsische Textilindustrie, das Programm der Neichsregicrung unterstützt, da sic endlich den vorwärtstreibcnden Willen sah, der Bewegung in die erstarrte Wirtschaft hincinbringen wollte. Der Redner zeigte an Hand von Zahlen, mit welchem Erfolg sich die sächsische Textilindustrie zur politischen Mit arbeit am Regierungsprogrämm bekannt habe; ein Erfolg, der ohne Demagogie und Parteipolitik auf mehr als das Doppelte hätte erhöht werden können. Das tiefste Tal der Wirtschaftskrise sei überwunden. Der Wiederansticg könne und dürfe aber nur langsam vor sich gehen; nur mit erar beiteten? Kapital werde mar? die Wirtschaft wieder aufbauen können, und nicht mit geborgtem Geld. Zusammenstoß zwischen Lastkraslzug und Güterzug Bischofswerda. Auf der Staatsstraße Bischofswerda— Bautzen ereignete sich abends gegen 9 Uhr an einem schra n- kenloscnUcbergang der Eisenbahnlinie Bischofs werda-Kamenz ein schwerer Zusammenstoß zwischen einem Güterzug und einen? Lastkraftzug der Firma Jähne in Dres den. Der Lastzug, der aus eine«?? Möbelwagen mit Anhän ger bestand, kam kurz vor den? Uebergang auf der abschüs sigen Straße infolge der Glätte ins Rutschen. Ein Halten vor den? hcrannahenden Gülcrzug war nicht mehr möglich. Die Lokomotive des Gütcrzuaes erfaßte den Hinterer? Teil des mit Konserven und Kartons beladene?? Möbelwagens, der stark beschädigt wurde. Der Anhänger, der mit Phosphor- steinen belade?? war, wurde abgerissen und stürzte eine Bö schung hinab, wo er zertrümmert liegenblicb. Der GUterzug, dcssci? Maschine und Packmcisterwagen beschädigt wurden, konnte erst nach drei Stunde?? seine Fahrt fortsctzen. Per sonei? sind nicht zu Schaden gekommen. * Bautzen. W o h n h a u s b r a n d. In Brehmen brannte nachts das große Wohnhaus des Arbeiters Hanschick bis auf die Grundmauern nieder. Auch ei?? Teil der Möbel und Kleidungsstücke fiel den Flamme?? zum Opfer. Die Entstehung des Feuers wird auf Kurzschluß zurückgcführt. Der Schaden ist beträchtlich und nur teilweise durch Versicherung gedeckt. Chemnitz. Selbstmord eines Ingenieurs. Aus Wien wird gemeldet: Im Wald bei Altlcngbach an der Westbuhn wurde die Leiche eines Mannes gefunden, der sich erhängt hatte. Der Tod dürste bereits vor ächt Tagen cinge- tretcn sein. Nach dein Reisepaß wurde der Tote als der 51 Jahre alte Ingenieur Karl Gerhart Haase aus Chemnitz festgestellt. Limbach. K o m m unistische Demonstratio n. Aehnlich wie in verschiedenen anderen sächsischen Städten bil deten sich auch in Limbach verschiedentlich kommunistische Demonstrationsziige, die das Weihnachtsgeschäft zu stören versuchten. Die Demonstrationsziige lösten sich aber beim Eintreffen der Polizei aus. Nur in der Garlcnstraße kam cs nach Einbruch der Dunkelheit zu einem größeren Zusammen stoß, bei der die Polizei mit dem Gummiknüppel vorgehen mußte. Dabei wurden voi? den Demonstranten Steine gegen die Beamten geworfen. Ein Polizeibcamter erlitt am Kopf erhebliche Verletzungen. Die Polizei sah sich zur Abgabe einiger Schreckschüsse gezwungen. Der Nachfolger des Commodore Johnson. Zum Nachfolger des kürzlich verschiedenen Führers der „Eurooa", des Commodore Johnson, wurde Kapitän Oskar Scharf von der ..Stuttgart" ernannt. z Das tägliche Nunvfunfprogsamm Donnerstag, 15. Dezember Leipzig-Dresden 6,15 Funkgymnastik; 6,:!5 Frühkonzert; 12,66 Blaskonzert,- G.15 Wcihnnchtsmusik; 10,30 Das Dresdner Museum für Hei matkunde; 15,66 Vorlesung aus Karl Kösters Buch „Orientfahrt der Sturmvaganten"; 16,60 NachmiUagskunzcrt; 18.06 Hygiene, funk: Mas sind Blutgruppen? 18,15 Stcucrrnndsnnk; 18,3« Sprachenfunk: Spanisch; 1!>,05 Erna Lemke und die Hörer; 19,1« Ecmandhauskonzert-21,00 Von Narren, Schelmen und erusthal- tcn Leuten; 22,20 Nachrichtendienst. — Funkstille. Glcichblcibcnde Tagedsolge: lO.OO Wirlschastsnachriclücn, anschließend Wetterdienst, Ver- kehrssuuk und Tagesprogramm sowie: Was die Zeitung bringt; 11M Werbenachrichten außerhalb des Programms des Mittel deutschen Rnndsunks; 19.00 Presse nnd Börsenbericht, Wetter dienst, Wasserstandsmcldungcn und Zeitangabe; 15.95 Wirt- scbastsnachrichlcn: etwa 17.90—17.50 Wettervoraussage un^ Wirtschajlsnachrichtcn, K ö n i g s w u st e r h a u s e n. 10.16: Schnlsunk: Weihnachtsscierßnnde. — 15.00: Musika lische Kinderstnnde. — 15.05: Fraucnstunde. Frauen Helsen sich untereinander. — 16.06: Pädagogischer Funk. Der hcimatknndliche Charakter der neuen Richtlinien für ländliche Fortbildungsschulen. 16..90: Berliner Programm. —17.90: Das deutsche Sudetenland. ! 18.00: Musikalischer Zeilspicgel. Zeitgenössische Balladen. — 18.86: s Die Wendung in der Dichtung der Gegenwart. — 19.00: Stunde : des Landwirts. Produktion hochwertigen Stalldüngers auch bei geringem Bichbcsland. — 19.20: Für nnd Wider. Wegweiser durch die Zeit. — 19.80: Aus dem Gewandhaus, Leipzig: Konzert. — i 20.00: Tages- und Sportnachrichten. — 20.50: „Spiel vom Sün- s densall." Obcruserer Parndiesspicl aus dem 10. Jahrhundert. — 21.30: Musikalische Advcntseier. — 22.15: Wetter- Tages- und Sportnachrichten. — Anschließend bis 20.00: Tänze von 19V« bis 1932. Glcichblcibcnde TngcSsolgc: 6.15: Funlgvmnastik, 6..90: Wetterbericht, anschließend Früh- konzcrt, 10.00: Neueste Nachrichten, 11.00: Deutscher Sccwctter- bericht. 12.00: Wetterbericht, anschließend Schallplattenkonzert und Wiedcrholng des Wetterberichts, 13.85: Neueste Nachrich ten, 10.00: Konzert, 15.30: Wetter- und Börsenberichte, 18.55: Wetterbericht und Kurzbericht des Drahtlosen Dienstes, 22.05: Dcntsclfcr Sccwettcrbcrichl langer Sonntag). Schädliche Mutterliebe. Eine rührende Geschichte von der Mutterliebe einer Bärin wird aus den russischen Vorkarpathcn berichtet. Da hatten Wildhülcr das klägliche Gewinsel eines jungen Bären gehört. Als sic der Sache nachgingen, fände?? sic das Tier, das sich in alte??? Eisen verfange?? und verletzt hatte. Die Mutter versuchte vergeblich, das Kleine zu befreien. Als ihr das nicht gelang, tröstete sie ihr Kind nnd leckte ihn? die Wunden. Die Männer wollten das Junge befreien. Aber die Alte verkannte die gute Absicht und lies; die Wildhütcr nicht weiter als bis auf hundert Meter hcranlommen. Wäh rend so die Mutter unermüdlich Wache hielt, schleppte ein anderes Junges Nahrung für das gefangene herbei. Zeh« Tage lang wahrte diese Tragödie. Dann starb das so treulich bewachte Tier. Aber auch jetzt wollte die Bärin das junge nicht in die Hände der Menschen falle?? lassen. Denn wie sollte mai? es sonst verstehen, daß die Alle nnd das ihr ge bliebene Kind den? toten ein richtiges Grab scharrten! Erst dann trottele?? sic betrübt von dannen. (21.Fortsetzung) «Nachdruck verboten) Eliza Prohasak saß im Hradschin-Cafü zu Prag und hörte durch die Bespannung der Nische folgende?? Wortwechsel z?veier Männer. „Das war das Dümmste, das du machen konntest. Läßt den Boborov laufe?? und nimmst dafür de?? Bengel ii? Pfand. Was kriegen wir schon dafür? Ich habe durch eine ganz ver lässige Person auf Lebbergheim frage?? lassen, was die Mutter bezahlt, wen?? sie de?? Jungen zurückbckommt. Sie Hal Aus flüchte gebraucht und gesägt, darüber müßte man sich erst verständigen." „Natürlich! Man setzt dann schon diie Summe nicht zu niedrig an." „Idiot!" kam es verärgert. „Merkst du nichts? Da spinnt sich was, und nichts Gutes. Vielleicht wird der Boborov schon beobachtet. Und wcnn's der Teufel will, reitet er uns mit hinein " „Der wird sich hüten!" „Hüte dich! Wenn dir das Wasser in den Mund läuft, greifst du nach allem. Und er tut's auch. Wir müssen ihn im Auge behalten. Es frägt sich nur, wohin mit dem Kind." „Die Moldau — da hat es ja leicht Platz." Eliza zog es die Haut zusammen. Sie fror und nah»? einen Schluck aus ihrem Teeglas. Die Männer flüsterten jetzt, so daß sic, obwohl sie das Ohr dicht an die Bespannung legte, nichts mehr verstehen konnte. Als drüben Stühle ge rückt wurden, nahm sie die Zeitung vor das Gesicht und wai f eine?? rasche?? Seitenblick auf die Gäste, denen der Ober so eben dienstbeflissen in die Mäntel half Sie fühlte, wie ihr- Wange?? alle Farbe verloren. Es waren zwei Freunde Bobo- rovs. Sie hatte die beide?? noch gut in Erinnerung Das Blatt dicht vor die Auge?? haltend, als falle es ihr schwer, die kleine?? Buchstabe?? zu' entziffern, hörte sie, wie der eine zu dem Ober sagte: „Heute abend an der Wenzelbrücke" Die Erwid'erung des Kellners war nicht vernehmbar. Daß die Gäste das Lokal verlassen hatten, verspürte sic nur ai? dem Lufthauch, der von der Tür herkam und nach ihre:? Knien heraufstrich Sie legte die Zeitung zusammen, be zahlte und hatte einen verträumte?? Ausdruck um dci? Mund, als sic dci? Pelz ihres Mantelkragens hochstülpte. Sic warf einen rascl-en Blick durch den Raum und sah, daß er fast leer war Ebenso rasch streifte sie die rechte Hand des Obers, an der ein Trauring saß. „Habe?? Sie Kinder?" Er staunte. „Vier," sagte er dann merklich zurückhaltend. Elizas Augei? wurden sehnsüchtig begehrend. „Würde?? Sie mir eines davon abtreten?" „Madame!" protestierte er entrüstet. „Oh, ich dachte nur!" Sie bekam eine?? feuchten Schimmer in die Iris, mährend ihr Mund in den Winkeln zuckte, als drängte er das Weine?? zurück. „Ich habe mein einziges Kind verloren und bi?? obendrein Witwe. Vielleicht entschuldigt das meine Frage." „Gewiß, Madame," sagte er merklich freundlicher. Der Ausdruck seines Gesichtes verriet nun Mitleid. „Wenn Sic einmal höre?? sollten" — das Sprechen' wuroe ihr schwer — „daß eine Waise eine Mutter sucht . . ." „Werde ich mich gerne Ihrer erinnern, Madame," vollen dete er den Satz. Sie nickte dankbar, entnahm ihren? Handtäschchen eine Visitenkarte und reichte sic ihm, indem sie sagte: „Meine Adresse für de?? Fall, daß sich etwas finde?? sollte. Ob es ein Knabe oder ei?? Mädchen ist, das ist gleich. Mein Sohn war acht Jahre, als er starb." Mit einer rasche?? Wendung bog sie das schöne Gesicht zur Seite Er verneigte sich wie vor einer Fürstin, steckte die Hun dertkronennote, die sie ihm gab, in die Westentasche und sah der biegsame?? elegante?? Gestalt nach, die mit graziösen? Schritt die wenige?? Stufe?? nach den? Trottoir Hinabstieg. Gott, so leicht wäre oft zu helfen, den?? Kinder, die eine Mutter suchten, gab cs mehr als viele in Prag, und so ein kleiner verwaister Schelin rvürde es sicher gut bei ihr haben. Er war so sehr in Gedanken, daß er dem ankommenden Gast Tee statt der bestellte?? Schokolade brachte. Als ihn abend um neun die Ablösung traf, seufzte er und lenkte statt heimwärts den Fuß zuerst zur Wcnzelbrücke. Was inan in der Dummheit seiner Jahre tat, das mußte man alles früher oder später büßen. Nun trug er als Ge nosse der tschechischen Geheimbündler die ganze Schwere dieses Verhältnisses. Man mochte sich ziehen und winden, wie inan wollte, die Kette war nicht abzustreifen. Im Licht einer Gaslaterne sah der Ober zwei Gestalten, die auf der rechten Seite der Brücke auf und ab promenier ten Eine kleinere ging in deren Mitte, das mochte das Kind sein. Die gegenseitige Begrüßung bestand in einem wortlosen Nicken. Dann sprachen die beiden, abwechselnd der eine und der andere, auf den Ober ein. Da der Junge nicht Tschechisch verstand, brauchte man sich keinen Zwang aufzulegen, um irgend etwas zu verschleiern. „Der Bursche soll verschwin den," sagte der ältere der Männer. „Wie du das bewerk stelligst, ist deine Sache. Wir haben ihn als Pfand für Bobo- rovs Schulden genommen . . " Bei diesem Namen sah der Knabe auf und hatte einen erschrockenen Ausdruck im Ge sicht, aber keiner bemerkte es. „Die Mutter ist scheinbar nicht so untröstlich, wie wir angenommen haben, denn sie hat die Verl-andlungen über das Lösegold hinausgezogen Mit jedem Tag bedeutet er eine größere Gefahr für uns. Die Ruhe gefällt mir nicht. Wenn eine Frau ihr einziges Kind nicht um jeden Preis wiederzubekommen sucht, so ist das ein Zeichen von Gefühlskülte oder — was ich eher glaube, von einem Schlag, den sie auszuführen gedenkt. Du wirst also den Burscben irgendwo unterbringen, wo er nicht aufzufindcn ist. Dann sollen sie uns etwas beweisen," letzte er bissig hinzu. „Verstanden hast du mich wohl?" Ein Nicken bestätigte dies. „Das läßt sich schon machen. Soll ich ihn gleich mit mir nehmen?" „Was sonst?" fragte der Aeltere verärgert. „Glaubst du, wir gondeln noch einmal die ganze Stadt mit ihm durch?" Als der Schritt zweier Polizisten auf die Brücke zukam, trennte man sich ohne „Gute Nacht" Eine halbe Stunde später saß Heinz Boborov auf Elizas Knien. Der Ober sagte, er sei ein gutes Kind, und sie würde sicher Freude an dem hübschen Jungen haben. Mit einiger Verlegenheit stellte er die Frage an sie. ob es ihr möglich wäre, für die erste Zeit aus Prag wegzugehen. Der Schreck, der jetzt in ihrem Gesicht stand, war täuschend „Sic haben den Kleinen doch hoffentlich nicht avk unrechtmäßige Weise an sich gebracht?" Es gelang ihm rasch, üe darüber zu beruhigen. Er bemerkte das feine Lächeln nicht, als er ihr erzählte, der Knabe märe das Kind mnes böhmischen Geheimbündlers, der den Sohn gerne in Sicherheit haben wollte „Bei mir ist er aufgehoben, als märe er bei seiner Mutter selbst!" sagte sie und drückte dem Kleinen einen Kuß auf die Stirne. „Uebrigcns sind meine Pässe in Ordnung. Ich kann noch heute reisen, wenn Sie das beruhigt." Als er bejahte, klingelte sie noch in seiner Gegenwart nach dem Stubenmädchen. „Ich gedenke mit dem NachtschnellzuL zu reilen. Seien Sie mir bitte beim Packen behilflich." Jeder Sorge enthoben, schritt er die Treppe des Hotels hin ab und atmete auf, als er den Windfänger hinter sich hatte. Wenn man selber vier Kinder zu Hause hatte, löschte ma« so ein kleines Leben nicht ohne Gewissensbisse aus. So, wie es war, ivar es gut. Heinz Boborov hatte erst gemeint, nun saß er hilflos i>» einem tiefen Lederstuhl und hatte eine Menge gute Sachen vor sich. Eliza merkte, wie ihm die Augen zusielen, nahm ihn auf den Schoß, zog ihm Schuhe und Strümpfe aus und bettete ihn in die Kissen Er wollte erst nicht schlafen. Aber es ging nicht mehr, die Lider wach zu halten. Immer wieder klappten sie herab, lind dann mar auch die Fremde so gut zu ihm, hatte „mein kleiner Liebling" gesagt und ihm das seidige Blondhaar be hutsam zurückgestriä)en, wie nur Mutter es zu tun pflegie. Sicher ging sie jetzt mit ihm nach Hause nach Lebbergheim . . . ivciter kamen seine Gedanken nicht mehr, sie glitten be reits in wonnige Träume hinüber Als ihn Eliza weckte, war es noch ganz dunkel. Ein meih- beschllrztes Mädchen stellte Kaffee auf den Tisch und Bröt chen, die herrlich schmeckten. Dann griff eine behandschuhte Rechte nach seiner kleinen frierenden Linken und führte ihn die läuferbcdeckte Treppe hinab. Zwei kräftige Arme hoben ihn in die Ecke des bestellte» Mietwagens. Die schöne Fra?? sprach mit dem Chauffeur, was Heinz nicht verstand. Dann setzte sich das Auto in Be wegung. Die Fahrt währte kaum fünf Minuten, und nun mußte er die Augen schließen, so blendete ihn die Helle des Bahn hofes. Das Treiben und Hasten, Nennen und Laufen, und die Eile der Reisenden interessierte ihn. Aller Schlaf war wie weggeflogen. Er kam sich sehr männlich vor, als er a» Elizas Seite durch die Sperre ging und einen langen, lange» Bahnhofsteig hinunterschritt. Wenn die Mutter wüßte, wie viel er nun auf einmal zu sehen bekam! Sie bekamen ein ganzes Abteil für sich. „Fahren wir nur» zur Mutter?" fragte er, als sie sich in den Polstern gegen- llbersaßcn. „Nein, mein Junge." sagte Eliza und lächelte dabei. „Wir fahren nach Hause zu mir." „Warum nicht nach Lebbergheim?" „Weil du dort nicht sicher genug bist, mein Kind." Er war über die Maßen verwundert, verstand nicht und hatte eine neue Frage in Bereitschaft Sie fuhr schweigeild über feil? Haar, nahm eine Banane aus dem Koffer und schälte sie für ihn. Merkwürdig, daß alles so gut schmeckt«, was ihn? die junge Frau gab! Vielleicht machte das, weil sie so schön mar. Wie die Fee im Märchen, dachte er. So eine hatte gewiß die Großmonra Rödiger gemeint, wenn sie ihm immer davon erzählte. Als er sah, daß sie dis Augen schloß, sagte er kein Wort mehr. Gewiß war sie müde, und er war cs auch. Das ganze Munterseil? war wie wcaaefloaen. (Fortsetzung folgt.)