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Sächsische Elbzeitung : 14.12.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193212146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19321214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19321214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-12
- Tag 1932-12-14
-
Monat
1932-12
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 14.12.1932
- Autor
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Abenteuerlicher Tanz Von Ferdinand Silbe reisen. Wladimir Trischka mar einer der verwegensten Ban diten, die je in Ruhland gehaust haben. Er war ein weg gelaufener Lakai des Fürsten Paskiewitsch, war von eben mäßigem, großem, kräftigem Wuchs und hatte ein klassisch schön geformtes Gesicht, besaß eine gewisse Bildung, hatte tadellose Manieren im gesellschaftlichen Umgang, und ver stand auch ein wenig von der französischen und deutschen Sprache. Er war in seinem ganzen Auftreten gentleman mäßig und nobel, scheute bei seinem Auftreten als „Besitz- Ausgleicher" den Mord und erwies sich immer wohltätig gegen die Armen; in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts war sein Ruf in aller Munde. Damals mar es auch, daß die berühmte Tänzerin Tag lioni eine Gastspielreise über die russisclM Bühnen machte. Die Künstlerin begab sich eben auf der Chaussee von Petersburg nach ihrer Heimat zurück, als sie auf einmal ahnungslos von Trischkas Bande überfallen wurde. Der Anführer öffnete eigenhändig den Kutschenschlug und fragte mit mellmänuischer Verbeugung nach dem Na men der vornehmen Insassin. „Ich bin die Tänzerin Taglioni!" erwiderte die Prima Ballerina hoheitsvoll und indigniert über dieses fatale In termezzo. „O, welches Glück!" rief der Näuberhäuptliug kunst begeistert aus, „vergeblich strebte ich schon lange danach, Ihre göttliche Kunst in Petersburg zu bewundern — und nun führt mich ein es mit mir gütmeinender Stern durch einen glücklichen „Zufall" mit Ihnen zusammen!" — Und er bat die Tänzerin vollen Ernstes, ibm auf der Landstraße. Männer, die ihr Ich verloren. Seltsame Fälle von Gedächtnisschwund. — Hoovers geheimnis voller Freund. — Dom Bürgermeister zum Frcuidcnlcgionär. Von Hans Ernst Gehrke. Die Aufregung des Wahlkampfes ist in den Vereinigten Staaten kaum vorüber, und schon bietet sich den Zeitungen ein anderer interessanter Stoff, mit dem sic ihre Spalten füllen: Hoovers geheimnisvoller Freund. Es handelt sich hier nm einen der eigenartigsten Fälle von Gedächtnisschwund und doppelter Persönlichkeit, den die an derartigen Vorkommnissen nicht gerade arme Geschichte der Medizin kennt. Äm 3. September dieses Jahres verschwand ans unerklär liche Weise auf der Fahrt von New York »ach Washington ein intimer Freund des Präsidenten Hoover, ein Oberst Robins. Alle Nachforschungen erwiesen sich als vergeblich, bis unlängst in einem kleinen Dorf in Nord-Karolina ein zwölfjähriger Schuljunge das Bild des Vermissten in der Zeitung sah rind ibn gleichzeitig als einen seit einigen Wochen in das einsame Nest zugezogencn Jäger und Goldsucher namens Rogers er kannte. Der Gemeindevorsteher ging der Sache nach, und bald blieb kein Zweifel, daß Robins und Rogers ein und dieselbe Persönlichkeit waren. Die hcrbeigerufcnc Frau des Obersten erkannte ihn als ihren Mann; Rogers' Handschrift stimmte genau mit der des Verschwundenen überein, in dessen Tasche sich Zeitungsausschnitte fanden, die auf das rätselhafte Ver schwinden von Hoovers Freund Bezug nahmen. Dagegen be hauptete der Wiedcrgcfundcne, seine Frau nie gesehen zu haben; von Beruf sei er Ingenieur, der sich mit Goldsucbcn beschäftige, wobei das Seltsame ist, daß auch Oberst RobinS vor langen Jahren sich in Klondike als Goldsucher betätigt hat. Auch gab er zu, mit dem Präsidenten gut bekannt zu sein. An absichtliche Irreführung soll nicht zu denken sein, vielmehr handelt cs sich nach ärztlicher Ansicht hier um einen der eigen artigsten Fälle von Gcdächlnishhwnnd, bei dem die Erinnerung an ine eigene Persönlichkeit völlig verloren ist, während doch Einzclhciicn aus der Vergangenheit haften blieben. Derartige Fälle sind übrigens weit häufiger, als man allgemein annimmt. Eine englische Statistik verzeichnet allein im Jahre 1931 für das englische Staatsgebiet nicht weniger als 62. Auch in Deutschland hat cs ihrer eine Menge gegeben. Das größte Aussehen erregte durch seine eigenartigen Begleit umstände Wohl das tragische Geschick des Bürgermeisters Trömmcl aus Usedom. Dieser, ein früherer Offizier und be fähigter Beamter, kehrte von einer Dienstreise nach Berlin im Jahre 1911 nicht wieder zurück. Trotz eifrigen Nachforschungen blieb er verschwunden. Natürlich erschien sein Bild in allen Zeitungen, eins davon gelangte nach Paris zu einer deutschen Familie, bei der seit einigen Wochen ein fremder Mieter ein- gezogcn war. Beim Anblick des Bildes siel die Aehnlichkeit auf, man legte es dem Unbekannten vor, der cs kaum gescheit hatte, als er ausricf: „Natürlich, das bin ich. Ich bin Trömmcl." Er hattc sein Gedächtnis wicdergcfundcn. Trömmcl berichtete nun seine seltsame Geschichte nach Usedom, wo man ihn jedoch für einen Schwindler hielt. Auch sollte er Unterschlagungen begangen haben. Erst als ein Disziplinarverfahren seine Unschuld festgcstellt hattc, konnte er sein Amt wieder anlretcn. Zwei Jahre hindurch ging alles Mit, bis der Bürgermeister auf gleich geheimnisvolle Weise wie das erste Mal wieder verschwand. Keine Spur von ihm ließ sich finoen. Aber sechs Wochen später erkannte in der alge rischen Stadt Seidar ein Fremdenlegionär Kunze in einem Sergeanten der Legion einen früheren Regimentskameraden, und im selben Augenblick auch seine eigene Persönlichkeit wieder: Kunze war der vermißte Bürgermeister Trömmcl. Es ergab sich, daß cr in einer Art Dämmerzustand von Swinc- münde nach Marseilles gefahren war, sich dort unter dem Namen Kunze für die Fremdenlegion anwcrbcn ließ und wochenlang als ein Mensch, der mit der Vergangenheit keinerlei Verbindung mehr besaß, seinen Dienst getan hatte. — Gan; ähnlich wie Trömmcl ging cs auch dem Frankfurter Professor Kollischol, der ebenfalls plötzlich sein Gedächtnis verlor, zu Fuß von seiner Heimatstadt aus durch Frankreich nach Spanien wanderte und erst viele Monate später sein Erinnerungs vermögen wieder gewann. Am 20. Februar 191-1 betrat ein Mann eine Polizeiwache in San Bernardino in Kalifornien, fetzte sich, sprach kein Wort und starrte die Beamten nur wie ein hilfloses Kind an. Und ein Kind war es auch, das dort saß, wenn auch ein bereits einige Jahrzehnte altes. Man rief einen Arzt, brachte den Fremden ins Krankenhaus, und dieses beherbergte seitdem Wohl den ungewöhnlichsten Fall, mit dem es je zu tun gehabt hatte. Der Unbekannte wußte seinen Namen nicht, konnte nicht angcbcn, woher cr kam, selbst mit den einfachsten Handgriffen war cr nicht vertraut. Loffcl und Gabel schienen ihm fremde Dinge, cr konnte sich weder an- noch auskleiden, ein Bett hatte cr offenbar noch nie gesehen. Man fand seinen Namen schließlich im Innern seines Nockes, aber cr schien ihm nichts zu sagen. Auf Fragen starrte er nur blöde vor sich hin, cr hattc offensichtlich jede ihm einst vertraute Sprache vergessen. Man hätte sagen mögen, der Fremde stände aus der Stufe eines Neugeborenen, aber das stimmte doch wieder nicht. In mancher Hinsicht zeigte er nämlich geistige Eigenschaften, welche , über die eines Säuglings wett hmausgmgeu. Siels gcnugrc ! eine einzige Anweisung, um ihn etwas zu lehren; cs sah aus, s als ob trotz dem Gcdächtnisverlust doch unbestimmte Erinnc- j rungcn haften geblieben waren, die wieder an die Oberfläche t des Bewusstseins drängten. Wer war der Seltsame'? Man konnte ihn schließlich als i einen Tischler Heinrich Meher aus Cleveland feststellen, der plötzlich aus seiner Heimatstadt verschwunden war. Wahrschein lich hatte eine schwere seelische Erschütterung — Meher war von einem Gcschäftstcilhabcr um eine erhebliche Summe be trogen — zum Verlust seines Gedächtnisses geführt. Be merkenswert an diesem Falle ist — und darin unterscheidet cr > sich von fast allen sonst hierher gehörenden —, daß Meyer ! niemals die Erinnerung an seine frühere Persönlichkeit und j sein ehemaliges Leben wieder fand. Er mußte von Grund auf j neu lernen, selbst das Sprechen. Bald nach seiner Einlieferung ! ins Krankenhaus war cr höchst verwundert über einen t Papagei, der mehr Worte sprechen konnte als er selbst, aber chvn wenige Wochen später zeigte er sich, wenn cr auch noch eltsnmc Fehler machte, des Englischen ganz gut mächtig. Er . starb schließlich als ein Meher II, als eine völlig andere Pcr- önlichkcit, der rückblickend gewissermaßen gegen eine undurch dringliche Maner blickte, auf der die Worte „20. Februar 1914" geschrieben standen. Dresdner Börse vom 13. Dezember. Die Eeschaftstätigkcll i war wesentlich ruhiger als nm Vortag. Zünder bunten 3, Nec- § chclbrnu, Thode, Sachfcnwerk je 1,5. Schubert 1,25 Prozent ein. , Fester notierten Aschaffenburger Brauerei um 1,5, Weißenborner Papier um 1,3 und Vereinigte Photo um 3 Prozent. Deutsche j Jute kamen mit!> Prozent Verlust erstmalig nach längerer Pause , wieder zur Notiz. Anleihen freundlich, Sächsische Staatsanleihe ' plus 1,2 Prozent, Dresdner Altbcsitz plus 1,1 Prozent. Pfand briefe freundlich. Berliner Effektenbörse. An der Berliner Esicktcnbnrjc war das Geschäft am Dienstag wesenllich ruhiger. Das hcrauskammendc Material sand ziemlich ! glatte Ausnahme Die anfänglichen Kursrückgänge hielten sich in I engen Grenzen, da die Festigkeit deutscher Dollarbonds in den Bereinigten Staaten und die Hausse in Dawes- und Pounganleihe § der Börse eine Stütze boten. In der zweiten Börsenstundc setzten ! größere Käufe in Hoesch-Köln-Ncuesscn ein Der Hoesch-Kurs er höhte sich um 2 aus 5214 Gelsenkirchen und Bereinigte Stnhl- ! werke überschritten den Bortagsfchlußkurs, während Phönix und > Mannesmann etwas schwächer lagen. I. G Farben gaben um j 114 Prozent nach. Bon Elcklrowerlen verloren Chade 4 Mark. Rcichsbank und Schissahrtswerte blieben gut behauptet. Am Devisenmarkt war das englische Pfund nicht ganz behaup tet, London gegen Kabel wurde mit 3,2562 gehandelt. Etwas fester war Paris, gegen Kabel 25,615, der Schweizer Frank nbgeschwächl, gegen Kabel 5.2606 Devisenkurse. Dollar 4.20!) (Geld) 4,217 (Brief), engl. Pfund 13,6!) 13,73, holl. Gulden 16!),23 16!),57, Belga (Belgien) 58,27 58,3!), ital. Lira 21,55 21,59, dän. Krone 70.93 71,07. norm. Krone ' 70,53 70,67, franz Franken 16,43 16,47, lschech. Krone 12,465 12,485, schmelz. Franken 80,92 81,08, span. Peseta 34,37, 34,43, schwed. Krone 71,88 75.02. öslcrr. Schilling 51,95 52,05, nichtamt lich Polen 47,15 47,35 Berliner Produktenbörse. An der Berliner Produktenbörse vom Dienstag war das Wel zen- und Noggcnangcböt sehr stark. Die Slützungsstcllen mußten erneut scharf eingreifcn, da die Ausnahmefähigkeit ocr Mühlen und des Handels diesem plötzlichen Ansturm nicht gewachsen war. Am Markt der Zeitgeschäfte verloren die Frühsahrssichten für Weizen und Roggen 1!4 Mark Die übrigen Sichten beider Brotgetreide schwächten sich in gleichem Umfange ab Am Promptmarkt ging der Weizenkurs um 2 Mark zurück, der Noggenkurs um 1 Mark. Das Mchlgcschäft war weiter leblos. Hafer verlor 1—2 M. Gerste fand wenig Interesse. 118—123 Für 100 Kg.: 188—190 152—154 168—178 159—166 10,00 10,70 Weizen, märk. Roggen, märk. Braugerste Fuucrgerste Hafer, märk., neue Ernte 23,90—26,60 10,60 10,80 19,50—21,70 9,10—9,40 8,70—9,00 21,00—26.06 20,00—22,00 14.00—16,00 13,00—15,00 13,50—15.50 14,00—16,00 9,00—11,00 12,00—13,50 18,00—24,06 10,00-10,10 8,80 Votierungen vom Für 1000 Kg.: Weizenmehl Erdnußkuchen Erdnußkuchenmehl Naggenmehl Weizenlleie Noggcnkleie 13. Dezember 1932: Liktcriacrbscn Kl Speiscerbsen guttererbsen Peiuichken Ackerbohnen Wicken Lupinen, blaue Lupinen, gelbe Serradella Leinkuchen Trockenschnitzel Sojabohncnfchrot ab Hamburg ab Stettin Bombenanschläge in Lodz Warschau, 14. Dezember. Vor dem Woiwodschaflsge- väudc in Lodz explodierte eine Bombe, die eine Aran buch stäblich in Stücke riß. Eine zweite Bombe, die vor dem Bal- Haus gefunden wurde, konnte noch rechtzeitig unschädlich ge macht werden. Die polnische Presse gibt der Vermutung Aus druck, daß die Bomben von Kommunisten gelegt worden seien. bei Nacht und Nebel, mitten im prasselnden Regen, eine Probe ihrer feinen Kunst zu geben. „Sind Sie verrückt. Sie frecher Geselle?" schrie die Künstlerin empört und entsetzt über solch ein unerhört „deplaziertes Ansinnen", „hier im Kot und Schlamm soll ich tanzen?" Aber Trischka, der bildschöne stramme Straßenbeherr scher, mußte mit einem blinkenden Revolver seinen beweg lichen guten Worten genügend Nachdruck zu verleihen und die Bedenken der Künstlerin zu beschwichtigen. Er ließ aus ihrem Gepäck kostbare Teppiche hcroor- holen und auf die pfützige schmutzige Straße breiten (wie mögen sie hernach ausgesehen haben!), und während die Dame im Dunkel der Kutsche ihr Kostüm anlegte, steckten die stämmigen Spießgesellen Trischkas Fackeln an, mit denen in der Hand sie die seltsame und sonderbare Bühne um standen. Die Tänzerin trat aus dem Kulschenschlnge wie eine Zaubererscheinung unter die naturburschigen Söhne der Wildnis. Sie tanzte einen Pas, noch «inen zweiten — wie eine Nixe, eine Nussalka, erschien sie auf dem unheimlichen Hintergrund, im Schmarzgrau des nächtlichen Regens und im Flackerschein der Fackeln. Als Taglioni unter diesen grotesken Auspizien ihre improvisierte „Benefiz-Vorstellung" beendet hatte, kniete Trischka, der elegante Straßenränder, in schwärmerischer Bewunderung entzückt vor der Künstlerin nieder, und küßte ihr galant die Hand. — Im übrigen unbehelligt, konnte die gefeierte Tänzerin nach diesem abenteuerlichen Zwischenfall weiter ihres Weges ziehen; — nur ein leichter Schnupfen war der Preis, um den sie sich aus des kunstbeflissenen Näuberhauptmanns Händen befreit hatte — mit Grazie und Glück! — ! Der Ausstieg eines Zeitungsjungen Der Oberbürgermeister von Birmingham erhielt kürz-! lich einen Scheck über 25 000 Pfund Sterling, das sind eine halbe Million Mark, zum besten des Birminghamer General hospitals. Als Absender war Mr. A. MacNamara, der Gründer und gegenwärtig leitende Direktor der Telson Elec tric Co. angegeben. Man forschte der Person des Gebers und seinen Beweggründen nach und kam nach dem „N. W. I." zu folgenden Feststellungen: Vor fast 20 Jahren — der Spen der war damals im Alter von knapp fünfzehn Jahren — befand er sich in keineswegs erfreulichen finanziellen Ver hältnissen. Er fristete schlecht und recht sein Dasein durch den Verkauf von Zeitungen in den Straßen von Birming ham. Durch einen Straßenunfall erlitt der fünfzehnjährige Junge während der Ausübung seines Berufes eine lebens gefährliche Verletzung. Er wurde in das obenerwähnte Gc- neralhospital gebracht und einer Operation unterzogen, die mehr als eine Stunde währte. Sie verlief glücklich und nach einiger Zeit konnte der Junge wieder geheilt das Hospital verlassen, das in Anbetracht seiner Armut nicht einen Gro schen Operations- oder Verpflcgungskosten von ihm verlangt hatte. Schon damals betrachtete der junge MacNamara es als sein höchstes Ziel, einmal so viel Geld zu verdienen, daß er dem Hospital seine Schuld mit Zinseszinsen abstatteu könne. Aber beim Zeitungsverkauf sah begreiflicherweise nicht so viel heraus, daß er, außer damit sein Leben zu fri sten, noch größere Ersparungen hätte machen können. Na kam vor etwa zehn Jahren das erste „Nadiofieber" über England und die gesamte Kulturwclt. Sofort hatte der fin dige, nunmehr zum Manne hcrangereifte Zeitungsjunge, der sich einige Fachkenntnisse verschafft hatte, die große Be deutung und Auswertungsmöglichkeit dieser neuesten Erfin dung erkannt. Mit einem durch seinen Zeitungsvcrkauf er worbenen und spekulativ auf 50 Pfund (1000 M.) vermehrten Kapital begann er in einem kleinen Laden mit der Erzeu gung von einzelnen Nadiobestandteilen. Das Geschäft ging infolge der rapiden Entwicklung des Rundfunks und der Amateurliebhaberei immer besser, und heute beschäftigt die Firma mehr als 4000 Persosm! Nun konnte der einstige arme Zeitungsjunge seinen Dank an das Hospital abstatten, und er hat es jetzt in vorbildlich generöser Weise getan! 16 000 Kilometer Suche nach dem Sohne. Ein Pflanzer in Nairobi erhielt vor einiger Zeit <mS London die Nachricht, daß einer seiner beiden dort studierenden Söhne spurlos verschwunden sei. Ein Brief an seinen jüngere» Bruder mit einem Hundert-Mark-Schein als Abschicdsgeichcnk und ein zweites Schreiben an die Eltern waren die letzten Lebenszeichen. In dem letzteren teilte der anscheinend sehr unternehmungslustige junge Mann mit, daß er das trockene -Studium satt habe und in die weite Welt gehe. Die Nachricht von dem Verichwinden ihres Acltestcn traf die Mutter so schwer, daß sie erkrankte. Da keine Aussicht auf Besserung be stand, so lange der Verschwundene nicht wieder aufgetaucht war, entschloß sich der Pflanzer, selbst die Nachforschungen aus- znnchmcn. Er setzte sich in Nairobi in ein Flugzeug, floa auf dem schnellsten Wege nach London, konnte aber trotz Zuhilfe nahme der Polizei keine Spur seines Sohnes entdecken.. Die Reise über 16 000 Kilometer Halle sich als vergeblich erwiesen. Natürlich denkt der Vater nicht daran, nunmehr die ins Korn zu werfen, und wird die Suche fortleben. Schotten-Witz. Ein Schotte ging in ein äußerst vornehmes Londoner Restaurant nnd bestellte sich seinen Wisky mit Soda. Als er bezahlen sollte, war er riesig erstaunt über den hohen Preis und beschwerte sich, daß er das Getränk anderswo mit drei Penny bezahle. „Das kann ja natürlich sein", erwiderte ihm der Kellner, „aber sie müssen auch etwas für die Ausstattung des Lokals zahlen. Sehen Sic den wunderbar bequemen Sessel, in dem Sie sitzen, die riesigen Spiegel, die eine reine Augenfreude sind, die hübschen Bilder an den Wänden, all dieser Luxus will auch bezahlt lein. „Na ja," nickte der Schotte schließlich zustimmend und bezahlte den geforderten Preis. , Am nächsten Tag kam er in das gleiche Lokal, bestellte sich wieder seinen Wisky mit Soda und legte gleichzeitig drei Penny auf den Tisch. Es war nicht derselbe Kellner, der ihn bediente, doch auch dieser protestierte lebhaft und forderte den ganzen Preis. Der Schotte hingegen entgeg nete ruhig: „Nein, mein Lieber, kommen Sie mir nicht mit dem Quatsch van hohen Spiegeln, den schönen Bilden, Luxus und so. Die Sache ist abgetan. Das habe ich s gestern alles bezahlt. Heute will ich nur das bezahlen, was ich wirklich verzehre." Weihnachtskuchen. Delikater Kafseekuchen: Aus einem Kilo gramm feinem Mehl, knapp einem halben Liter Milch, 3Ü Gramm aufgelöster Hefe, 250 Gramm Zucker, 125 Gramm geschmolzener Butter. 4 Gelbeiern und 60 Gramm geriebener Mandeln bereitet man einen Teig. Ist er gut durchgear beitet. teilt man ihn in zwei Hälften, rollt die eine auf einem Blech, das mit Butter bestrichen wurde, auf, überstreicht sie mit Füllung, deckt die zweite ausgerollte Teigfläche darüber, läßt den Kuchen gehen, bestreicht ihn mit Gelbei und bäckt ihn. — Die Füllung bereitet man wie folgt: Knapp 14 Li ter Fruchtsast, ganz gleich ob Himbeer-, Kirsch- oder Jo hannisbeersaft, wird mit 125 Gramm Zucker und drei zer schnittenen, geschälten Aepfeln gekocht bis der Zucker ganz aufgelöst ist. Dann mischt man 125 Gramm Sultaninen, 250 Gramm fein geschnittene Datteln und ebenso viel zer schnittene Feigen hinein, vermischt die Masse gut, nimmt sie vom Feuer und läßt sie auskllhlen, bevor man sie als Fül lung über den Kuchen streicht. Nimmt inan selbst eingekoch ten Fruchtsaft, ist Zucker kaum notwendig. M. Tr. Richelieu-Kuchen: 210 Gramm feines Mehl wer den auf dem Vackbrctt mit 125 Gramm Butter, die zerkrü melt wird, vermengt. Daraus gibt man 2 Gelbeier nebst 70 Gramm Zucker hinzu, macht mit einem breiten Messer den Teig zusammen und wirkt ihn dann mit den Händen schnell und leicht durch. Der Teig wird darauf einen halben Finger dick ausgewalkt, auf ein trockenes Papier und mit diesem auf ein Blech gelegt und in einer nicht zu heißen Röhre gebacken. Während dieser Kuchen bäckt, wird eini zweiter Teil wie folgt hergerichtet. 5 Gelbeier werden mit! 90 Gramm feinem Zucker flaumig abgerieben, mit dem stei fen Schnee von 5 Eiweißen leicht vermengt, auf den gebacke nen Kuchen gegossen, mit dem Messer flach gestrichen und nochmals kurze Zeit gebacken. Ist das Ganze ausgekühlt, wird es mit Aprikoscmnarmelade bestrichen, mit Eis von 4 zu Schnee geschlagenen Eiweißen und 250 Gramm noch mals zum Trocknen in eine kühle Röhre geschoben. M. Tr. ,
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