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Le» ausgcrichtctc» Reihe» dunkler vvu Stahl »»d Beta», die die Burg Hornberg a. Neckar. die An den breiten Scheiben des Speisewagens gleiten Die Meersburg Reflexe. Weit hinten, wie ei» Traum, liegt im- in- te» alten Kunstgewerbcs. Eine Stätte, an der Mönche i» gewöhnlicher Armut lebten und in strengster Disziplin mitten grössten Reichtums. fteinigen Aecker der Rauhen Alb vorbei, über deren Hoch flächen, transparent wie Glasglocken, die herben Konturen zahlreicher Höhen schwebe», Höhe», von so vielen berühmte» Burgen gekrönt, deren Andenken uns teuer ist — die Na men zweier Kaifergejchlechter unter ihnen! Nordwestlich geht die Fahrt, Worms und wieder zwe? Stätten entgegen, die für Deutschlands Geschichte von bejon derer Bedeutung wurden. Die beide» Bürge» Franz von Sickingeus: die Ebernburg, deren mächtige Mauern steil über dein Städtchen Münster am Stein aufrage», die berühmte „Herberge der Gerechtigkeit", die Zusluchisstätte Ulrichs von Hutten, und Burg Landstuhl an der Strecke Neunkirchen— Worms Besondere geschichtliche Bedeutung Hut diese erlangt durch die Belagerung von 1523, bei der täglich 600 Schuf; abgegebeu sein sollen. Die Chronik berichtet hierüber, das; „soviel grausumblicher Schüf; geschehen mit Hauptstücken, Carthmmen und uolschlangen, in diesen Landen nie des mer gehört". Am 2. Mai wurde das Hauptbollwerk in Trümmer geschossen, dabei wurde Franz v. Sickiugeii durch spgjährigen Krieg, Brände und Zerfall. Bor weiterer Zer störung pietätvoll bewahrt, schauen heute Bergfried, gewal tige Bastionen und wildrosenübcrmucherte Trümmer trotzig ms Tal. Ler leuchtend Helle Streifen der Landstrasse schneidet in charaktervoller Kurve durch die fonnendurchlränkte Land- Erinneruug an Tief im südlichsten Deutschland, unmittelbar an der Reichsgrenze, erheben sich an den Ufern des Schwäbischen Meeres, wenig besucht, zwei der ältesten deutschen Kulturstät ten: Meersburg und Kloster Salem Erstere, deren älteste Teile bis auf die Merowinger zurückgesührt werden, sieht, hoch über einem alte», malerisch verwinkelte» Städtchen ra gend, weit über den Bodensee zu de» Schweizer Bergen hin über. Wohlerhalten mit ihre» mächtige» Bastionen, Tür- men, weiten Hallen und reizvolle» Burggürten, war sie einst der zeitweilige Wohnsij; der Staufeukaijer Konradiu, der Letzte seines Geschlechts, unternahm von hier aus, 1267, sie benzehnjährig, den verhängnisvollen Kriegszug nach Italien, dessen tragischer Abschluss — ei» Jahr später i» Neapel seine Hinrichtung wurde Kloster Salem zwei Stunden vvu Ucbcrlingen in einem stillen Tale gelegen, fast unbekannt, gegründet 113-1, eins! mächtig als erste Neichsprälatur, im besonderen Schuj;e des Kaisers und des Papstes, mit einer Klosterkirche, die sich als Perle deutscher Gotik darstellt und mit vielen Kostbarkei- Richt allzu weit cutserut, am Zusammenfluss der Seckach mit der vielgewuudeneu Iaxt erhebt sich über dem Städtchen Möck mühl die zweite Burg Götzeus mit der eisernen Hand zwischen Wäldern und Weinbergen, Jaxt- hausen, bekannt durch die Belage rung, die 1610 der Schwäbische Bund mit 1000 Landsknechte», Geschütz und viel Reiterei durch führte. Götz schlug alle Stürme ab — bis Munition und Lebens mittel zu fehlen begannen. Du unternahm er am 11. Mai mit seinen achtzig Mann über den Berg, durch die Weingärten hinter dem Schloss gedeckt, einen Ausfall, bei dem 35 der Seinen fielen, während er selbst, schwerverwun det, mit dem Nest in die Gefan genschaft und die bekannte dreitä gige Haft der Stadt Heilbrunn geriet. München kumpfheissen Tug sah die Burg, Bauernkrieg, Drei ¬ umlobten Festen, de» wild umwucherten Ruinen, die trotzig durch die Jahrhunderte vom Fels herabblicken — Euch köst liche», deutschen alte» Kulturstätten Euch gilt heute die Fahrt! — Hinter einer Straßenbiegung slös;l eine schürfe Sil houette auf steilem Haug in das transparente Himmelsblau. Bur mir liegt eiue Bürg, mit deren Namen einer der volkstümlichsten Helden deutscher Geschichte Verbünde» ist: Hornberg, die Burg Gölz vvu Berlichiugeus! Imposant ist von der Straße uns der Anblick des Schlosses auf hohem Bergkegel — der bereits zu Nömerzeiten wegen hervorra gender Eignung Kastell war — des kolossalen Bergfriedes, der mächtig aufstrebenden Mauern des Pallas und des drei fachen Maucrnkranzes. Eine Feste, die ihrem Herrn Zu flucht bot in zahlreichen Fehden, in die er sich nach dem ver- lvrenen Krieg von 1519 zurückzog, in der er 1525 von den Bauern zur Führung des „Odenwalder Haufens" gezwuu gen wurde, später hier seine berühmte Lebensbeschreibung verfaßte und in der er um 23. Juli 1562 starb. In einem Saal der Burg wird seine Originalrüstung bewahrt. — die Phantasie Weltstadt, die ich ge stern abend im beque men Schlafcoupe ver ließ. Eine Fülle von Empfindungen wecke» - die leise plätschernden Wasser des Neckar — in einer bnrgenreichen Landschaft, deren Na me verknüpft ist mit deutscher Geschichte. Die ritterliche Fehde sah, Baueruuufruhr, Brand ->ind Zerstörung... Den Zeuge» ver rauschte» Glanzes, den van Kriegs - Stürme» schäft. Unter perlmutterfarbige» Wvlke» gleite» die Linien ferner Höhenziige des Odenwaldes weich ineinander — aus Bäume liege» irisierende ».men absprMgeuden Balke» schwer verwunde! Nach vier Tage widerstand er dem anstürmenden Feinde, vis endlich die Burg übergeben werden mußte. In einem noch vorhan denen Kcllergewölbe fanden die Verhandlungen zwischen dein sterbenden Ritter und seinen Feinden statt, die den Todwunden noch verhöhnten. Kurz darauf fiel auch die Ebernburg. Und rheinaufwürts — welche Fülle berühmter Namen! Burg Nheinfels, die 1255 vierzig Stürme nicht bezwingen konnten, von deren Mauer» 1692 der französische General Tallard mit seinen 28 000 Mann unverrichteter Sache ab ziehen mußte, nachdem er wochenlang versucht hatte, die vom hessischen General Grafen Schliß verteidigte Bnrg zu er obern — Slahleck mit ihren 13 Meter dicken Mauern, die festeste Bnrg um Rhein, Sooneck und Lahneck — und viele andere, deren Türme und Mauern jahrhundertelang den Naturgewalten trotzten, bis sie Tureuue und Melac zum Opfer fiele». Unfern liegt eine Stätte klösterliche» Friedens, Trager eines berühmten Namens, heute kaum besucht — Kloster Lorsch — au der Strecke Bensheim—Worms, die bedeu tendste kirchliche Gründung der Karolinger. Die Kirche (er baut 773) weist gewaltige Proportionen auf niit ihrer Länge von 68 Metern und Breite von 11 Metern — während die Pfeiler über 13 Meter hoch aufragen — für karolingische Bonten einzig dastehende Naumverhältnisse Und — im Gegensatz zu dieser kirchenbaulicheu M Monumentalität ein klösterliches Idyll in deutscher Grenzmark, im Gebiet der Eifel, da» H erst wieder in den leßten W zehn Jahren Bedeutung gewonnen hat: Kloster 'ÄÄ«kÄc-Ä»?Ä Lv Himmerod, die Zisterzien- lcr Abtei frarlhaunc anno 1509 Die Dämmerung senkte sich bereits auf stille Wäl der herunter, als ich durch das Salmtal dem Kloster zu schritt Bou der schöntonigcn Barockfasinde der Kirche her klang das Ave — durch das Portal hindurch sah mau die Patres mit hohen Schaftstiefeln unter aufgeschürzter Kutte von landwirtschaftliche» Arbeite» heimkehre». Bor zeh» Jahre» haben sich acht Mönche — nur mit Hilse vvu fünf ndcr sechs Laienbrüdern mit großem Idealismus und zäher Energie darangcmacht, das vor 120 Jahren ver wüstete Haus ihrer Borfahreu wieder aufzubauen, das be reits im 13. Jahrhundert mit seiner berühmten Sammlung Kloster Himmerod i. d. Eifel. handschriftlicher Codices und seiner Kunstschule in hohem An sehen stand. Nahe im verlorenen Reichsgebiet, im deutschen Elsaß, Namen deutscher Burgen: Ortenberg bei Schlettsladt, um 1000 erbaut, 1371 von Karl dem Kühnen erstürmt, Flecken stein bei Weißenburg, dessen Neste heute noch größte Be wunderung erregen. Eine der geheimnisvollste» Burgen des Mittelalters, auf 30 Meter hohem, 52 Meter langem, nur 5—6 Meter breitem Felskloß, um 1100 gebaut und nur durch drei au senkrechte Felswände angcklebte Treppen türme zu erreichen. Mit zahlreichen geheimen, in den Fels gehauenen Räumen, Treppen und Wehrgängeu, mit Resten von umfangreicher Bvrbnrg, völlig uneinnehmbar im Mit telalter — 1680 vom französischen General Montclar ver brannt. — An der Strecke Colmar—Straßburg gleich drei Burgen auf einem Berge: Hoh Rappoltstein, Giersburg und Ulrichsburg, wunderbar gelegen auf Vogesenhöhcn. Aus der niederschlesischen Ebene, in der Südostecke des Reiches — wo es von jeher scharfe Wacht zu halten galt gegen slawische Einfälle — erhebt sich ein einsamer Berg- kegel van 300 Metern Höhe und auf ihm die berühmteste Burg Schlesiens, eine gewaltige Feste, die Grödißburg. Ur sprimglich ein gefürchtetes Raubnest, später Silz der Herzöge vvu Liegnitz, eiue uralte Burg, schon im 12. Jahrhundert erwähnt. 10 000 Burgen aus deutschem Sprachgebiet...! vorzüglicher* Hochachtung... Mein Freund Beowulf war ein Fanatiker der Kürze geworden. Das hatte entschieden seine guten Seiten, aber auch andere. Alle Streitigkeiten mit seiner braven Hälfte Amalia beendete er sachlich mit dem Wart „Hexe". Aber einmal hat sich Amalia hervorragend und für alle Zeiten bewährt: Beowulf war moderner Kaufmann: nannte sich „Pro- pagandacxpert" und verlor seine fabelhafte Stellung bei den Dauerwellenwerken „Auroriana" auch nur durch — Kürze. (Er sagte nämlich zu seinem Generaldirektor „Idiot!") Nun saß er da. Seit Monaten kamen alle Bewerbungsschreiben zurück. In verzweifeltster Stimmung wußte Amalia sein Herz zu packen, indem sie ihm in richtigem Tonfall be schwörend zuraunte: „Sei doch ein einziges Mal nicht so kurz bei deinen Bewerbungen, vielleicht klappt's dann." Nun, dieser Stein, den Amalia ins Rollen brachte, sank in weichen Grund. Beowulf suchte seine letzte Bewerbung hervor, und fand sie auf einmal nicht zweckentsprechend. Sie bener:..." Kam eine Antwort. Mn» machte ihm 'Aus sichten. Nur: bitte noch kurze Zeit Geduld, hieß es. Nach zwei Wochen erinnerte er sanft. Wieder eine Zeile Antwort: Bitte doch seiten lange Bewerbung mit 15 an den Schluß — ach, es wurde dem Ausdruck allcrvor- züglichster Hochachtung Ihr Ihnen sehr erge „nur" neu» Maschinen- Blatt Anlage» und setzte ihm doch so schwer: „Mit lautete fvlgendermaßeu: „I. Ins. Bin d. Mann. 6 I. Fach. Zög. S. nicht. GH. n. B. Hoch. Knapp " Was heißen sollte: „Ihr Inserat. Ich bin der geeignete Manu für die Stellung. Bin 6 Jahre im Fach tätig. Zögern Sie nicht. Gehalt nach Vereinbarung. Hochachtungsvoll: Knapp." Immerhin, es war ein Bries. Telegraphisch Hütte Beowulf gesagt: „Inj. bdM. jechsjahrfach nichtzög oereinb." Jetzt aber beschloß er radikale Umstellung, schrieb aus ei» herrlich klingendes Inserat eine noch etwas Geduld bis zur Entscheidung. Nach weiteren zwei Wochen dasselbe Spiel. Die Antwort auf das dritte Vertrüstungsfchreiben der Firma schloß er nur noch „Mit vorzüglicher Hochachtung", die nächste mit „Hochachtungs voll", die fünfte — die Sache zog sich sehr lange hin — war nur noch eine Zeile, „gezeichnet „B. Knapp . Bei der sechsten war ihm schon alles gleich. Er verlangte Klärung und unterschrieb „Donnerwetter! Knapp." Noch einmal schrieb die Firma und teilte ihm mit, daß mm innerhalb einer Woche die Entscheidung fiele und er beste Aussichten habe. Jetzt faßte ihn die Eitelkeit. Er schrieb drei Seiten, halb Dank, halb rasendes Eigenlob. Und unterzeichnete, plötzlich wieder ökonomisch werdend: „Mit oorz. Hoch." Drei Tage darauf erhielt er eine Antwort, die begann: „Leider..." Kernpunkt mar: Amalia hatte den ganzen Briefwechsel mit Hilfe eines Bekaimten inszeniert. Und wie ich später erfuhr, hat sie ihren Beowulf so von der Kürze ge heilt — er bekam unter Einhaltung der guten Mittellinie bald eine neue Stellung.