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und Pflanzen bemüht bleiben. Grundsätzlich sollte er überständige Pflanzen nicht möhr zum Verkauf anbieten, denn nur der Käufer, der Freude an der erworbenen Pflanze hat, kommt wieder. Leider wird in dieser Beziehung viel ge sündigt. Es sollte weiterhin eine bindende Vor schrift sein, daß jeder Käufer für die erstandene Pflanze eine Pflegeanweisung erhält. Die Kosten hierfür muß der Produzent tragen und dem Ver teiler mitliefern. Eine weitere Vorbedingung Blumenliebhaber zu werben, seihe ich in einer fachlichen Beratung der Architekten, Baumeister und Bauausführenden. Wir erwarten von den Architekten, daß sie in jeder Wohnung wenigstens ein Fenster so erstellen, daß sich Blumen und Pflanzen richtig stellen und pflegen lasten — neben den Doppelfenstern, die grundsätzlich gefordert werden. Eine generelle Anweisung von den dazu berufenen Stellen dürfte sofort von Erfolg gekrönt sein, man brauchte hierfür nur einen Bruchteil des Eifers aufzuwen den, wie für den K,ampf gegen die „fremdländischen Gehölze". Für eine derartige Anweisung würde man allerseits wärmsten Dank ernten, der sich aber für die „Gehölzstürmerei" in der durchgeführten Form weder von feiten der Gärtner noch von der ernstzunehmender Pflanzenfreunde einstellen wird. Es sollte in Zukunft nicht nur heißen, Schönheit am Arbeitsplatz, sondern auch Schönheit in der Wohnung — aber der Baumeister muß dazu die Vorbedingungen schaffen. Wir sind daher verpflichtet, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Fachgruppe Blumenbin- dersi die Absatzwerbung großzügig durchzuführen und an den Stellen den Hebel ansetzen, wo diese Bemühungen zum Erfolg führen. Welche Faktoren Hommen nun den Absatz, Doppelfenster, Blumen kästen, Wintergärten, je nach dem Bauvorhaben, jedoch praktisch und zweckbestimmt. Züsammenfas- send sei nochmals die Forderung erhoben, daß in Zusammenarbeit von Verteilern und Erzeugern eine Absatzwerbung in jeder möglichen Form um gehend und schnell durchgeführt wird. Hier wird Gsmeinschafsarbeit von allergrößtem Erfolg sein. Absatzwerbung für Blumen und Pflanzen, allge mein zu bestimmten Anlässen wie Neujahr, Ostern, Muttertag usw. Die Herstellung eines ausgesproche nen Werbefilms, indirekte Anregung durch einen Kulturfilm sind weitere Möglichkesten, um für einen schnellen Umschlag unserer Erzeugnisse zu sorgen. Die entstehenden Kosten sind nach einem Schlüssel anteilmäßig auf beide Berufsgruppen umzulegen. Es steht zu erwarten, daß sich dadurch die. Wirtschaftlichkeit unserer Betriebe erhöht und durch diese Besserstellung die Betriebe in die Lage versetzt werden, durch bessere Bezahlung der Mit arbeiter der Flucht aus dem Beruf zu steuern. Dortmund: Zierpflanzen aus dem Ä «rm- und Kalthaus Wie ist eine Belebung des Pflanzenangebotes möglich? Diese mir von der Schriftleitung gestellte Frage könnte ist ganz kurz beantworten, frei nach der Kochkünstlerin Henriette Davidis: „Man nehme solche Pflanzen, die dem Publikum gefallen wer den, kultiviere sie und biete sie an." Das ist natürlich leichter gesagt als getan! Was nehmen? Was wird gefallen? Die Erfahrungen der letzten Jahre geben da einen deutlichen Hinweis. Wer dachte z. B., um mit blühenden Pflanzen zu beginnen und. um nur einige Beispiele zu geben, vor wenigen Jahren an Königers Leloperone mit dem langen Namen, wer an ^plielancira 8guar- rosa vor. lleopoläii, wer an die LouZainvillea /aüob/n/n mnAnk/lca von Ruser, die auf den Reichsgartenschauen das Erstaunen und Bewundern nicht nur der Gärtner erregten?! Wer hätte vor Jahren daran gedacht, daß ein mal ganz kurze Hortensien erscheinen würden, wer an die tatsächlich erzielten Fortschritte in der Züchtung und Kultur von Blüten-Begonien ge glaubt?! Und welche Ueberraschungen stehen uns noch be vor? Was werden uns die nächsten Jahre auf dem Gebiet der Verbesserung von Pflanzenkulturcn oder der Neuheiten bringen? Um zu grünen oder buntblättrigen Pflanzen überzugehen: wer hätte geglaubt, daß einmal z. B. plülockenclron pertu8vm eine solche Bedeutung haben würden, wie sie diese tatsächlich jetzt haben? Wer hätte das von Uicug elaotica oder Lanoevieria erwartet? Hinterher ist, wie dieses z. B. bei plnlockenckron von älteren Berufskameraden oft geschieht, leicht zu sagen: „Die waren in meiner Jugend sehr modern", oder: „Jede Mode wieder holt sich" usw. Ich möchte gern meine eigenen Erfahrungen hierzu sagen! Vor etwa 15 Jahren begann ich als erster mit der Kultur von pdilockenckron per- tu8um, richtiger gesagt von Non8tera ckelicicwa und lVion8tsra cieiicicwa vsr. IZoroigians. Ueber die Unterschiede zwischen diesen beiden Pflanzen glaube ich nichts sagen zu brauchen, sie dürften jetzt überall bekannt sein! Nur ganz kurz für die, die sie noch nicht kennen sollten: erstere wächst mehr breit, hat größere Blätter, letztere wächst mehr schlank und hat im ganzen etwas kleinere Blätter! Was ich heranzog, verkaufte Ich. So schnell wie z. B. Deloperons lassen sich pllilockenckron nicht vermehren! Ich vergrößerte ständig die Zahl meiner Mutterpflanzen von lAonoters ckelicioss vsr. Loroigiana und besitze davon jetzt etwa 700 Stück, zu je 2, teilweise auch 3 Pflanzen in einem Topf. Weshalb ich die Mutterpflanzen in Töpfen kultiviere und nicht ausgepflanzt, ist hier neben sächlich. Da ich von jeder Mutterpflanze jährlich, im Durchschnitt gerechnet, mindestens 3 Stecklinge schneiden kann, so ergibt das schon eine ganz nette Anzahl. Dazu kommt dann noch meine ebenfalls bedeutende und unerreichte Anzucht von lVionotera üelicioos aus Stammstücken. Trotzdem bin ich immer zu schnell ausverkauft und habe Mühe und Not, um eine gewisse Anzahl von 1- oder 2jährigen Pflanzen zurückhalten zu können, die zu ganz großen Schaupflanzen von 2 bis 3 Meter Höhe, von denen ich auch nie genug habe, herangezogen werden sollen. Hier und da werden jetzt auch an anderen Stellen ö1on8tera kultiviert, aber ohne einen wirklich großen Bestand an Mutterpflanzen oder Stammstücken ist die Ber- mehrunasmöglichkeit immer beschränkt. Es gehört natürlich auch ein großer Platz dazu, um eine tat sächlich bedeutende' Anzahl von lAonotera heran zuziehen. Wie oft werde ich von vielen Besuchern im Lauf des Sommers bezüglich der dann vorrätigen püilaclcnäron, beziehungsweise der lVlonotera, ge fragt: „Verkaufen Sie denn das alles?" Kommen diese Besucher im Herbst Nieder, dann sind sie er- Oracnena //ooüerlana staunt über alles das, was da war und nicht mehr da ist. Ich kultiviere aber nicht nur diese beiden lVionoters, sondern von den zur selben Familie ge hörenden plnlockenckron über 50 verschiedene Sor ten und habe, von jeder Sorte auch Mutterpflanzen. Daneben habe ich eine Sammlung von Warm- und Kalthauspflanzen. Ich kann ohne Uebertreibung sagen, daß diese Sammlung, die nur in Ausnahme- fällen aus Einzelstücken einer Sorte besteht, in Deutschland und weit über seine Grenzen hinaus — soweit es sich um Erwerbsgärtnereien handelt — unerreicht dasteht. Welche enormen Mengen von Picv8 elaotica- Stecklingen werden jährlich in Belgien herangezo ¬ gen. In Deutschland steigt jährlich die Zahl der Züchter von bbcu8 «lsstics-Stecklingen. Dazü kommen dann noch die Mengen der aus Samen herangezogenen picuo eisotics. Eine Abnahme des Interesses der Käuferschaft ist aber bisher nicht fest zustellen. Die Vermehrungsmöglichkeiten der picuo els8tics sind groß. Welche Aussichten! Genau so ist ein ständig zunehmendes Interesse bei 8sn8evieris, und da in erster Linie bei 8an8e- vieria llaurentn, festzustellen, deren Vermehrung bekanntlich nur durch Teilung möglich ist, also nicht so schnell und leicht geht wie bei Lsnoevieris §uine- 60818. Sowohl bei blühenden, als auch bei grünen Pflanzen, könnte ich sagen, das Publikum nimmt alles gerne, was schön oder interessant ist, sich einigermaßen hält, dem Geschmack der Zeit ent spricht und den Wohnungsverhältnissen angepaßt ist. Bevorzugt werden bei grünen Pflanzen zur Zeit solche, die etwas bizarr gewachsen sind. In dieser Richtung muß das Bestreben gehen, das Angebot in Topfpflanzen zu erweitern. Ueber den Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten. Nicht jeder findet ein plnlockenckron oder eine 8sn8evieris „schön". Nicht jeder fand oder findet Kakteen „schön". Das ist auch nicht nötig. Die Nachfrage nach Palmen (Lentis kboenix cwnsrienmo) hat stellenweise nachgelassen. Früher waren lmtania borbonica (Divwtona ciünensis) modern, die jetzt kaum noch gefragt, aber stellen weise noch kultiviert werden. Früher gab es in Deutschland große Kulturen von Pkspw klabeUi- iormw, die heute, nicht nur in Deutschland, voll ständig verschwunden sind. Dabei ist der Wuchs der plrapio gerade das, was heute verlangt wird, ge nau so wie bei Lbsmseckores eleZsrw, die es aber leider auch nicht mehr gibt. Ein ständiges und schnelles Wechseln der Mode ist uns aus anderen Berufen bekannt. Bei uns ist der Wechsel nicht so oft und schnell. Wir können auch beobachten, daß eine neue Richtung bei Pflan zen sich nicht überall gleichzeitig durchsetzt. Meine Pflanzensammlung ist entstanden, weil ich des ewigen Einerleis der Palmen, Araucarien usw. müde war. Ganz im Ansang mehr als Liebhaberei betrieben, stellte ich bald fest, daß, je mehr ich an bot, desto mehr verkauft wurde. Es braucht nicht jeder Begonien, Chrysanthemum, Cyclamen, Hortensien zu ziehen. Es braucht nicht jeder nachzuahmen, was der andere tut. Nicht jeder braucht kucu8 zu kultivieren, nicht jeder 8sn8evieris usw. Dann kämen wir bald wieder zum Ueberdruß. Das Pflanzenreich ist so groß und mannigfaltig, daß immer etwas zu finden ist, sei es in blühbaren Pflanzen sei es in solchen, die nur durch Bladt- schönheit oder sonstige Sonderheiten auffallen. Hierunter gilt es, eine Auswahl zu treffen und das Richtige zu finden. Nicht jeder Ingenieur ist zu gleich Erfinder. Nicht jeder Gärtner gleichzeitig Züchter. Das vorhandene Interesse der Käuferschaft muß das Interesse der Gärtner au der Kultur von we- LlraucharliLe Lesome als WnLepM/ne (öeZo m'a »nckulala^ Vr/esea sceptre rkor klbü. Maakcü (4) niger bekannten Pflanzen wachrufen, da, wo es nicht vorhanden ist, und umgekehrt muß die Kultur be sonderer Pslanzen das Interesse der Käuferschaft dort anregen, wo es nicht vorhanden sein sollte. Es ist aber vorhanden! Man versuche es! Viel leicht erst mal ganz klein und bescheiden als Lieb haberei. Stellenweise geschieht das schon. Wie er staunt war ich, als mir ein sehr bekannter und an erkannt tüchtiger Berufskamerad, dessen Stärke auf einem ganz anderen Gebiet von Pflanzenkul turen liegt, schrieb, er hätte bereits die namentlich aufgeführten Begonien, ich möchte ihm aus meinem Begoniensortiment das schicken, was er nicht hätte. Es handelte sich nicht um Blüten- oder Rex- Begonien, nein, um Begonien, deren Zierde schöne Blätter sind, weniger die Blüte, um Begonien also, mehr oder weniger selten. Das ist Liebhaberei, ist Freude am Beruf! Es gibt jo unendlich viele kulturwürdige Topf pflanzen! Das große Gebiet der ktroinelisceen weift so viele Namen auf von Pflanzen, deren Absatz immer ge sichert ist. Außer den schon genannten Pflanzen möchte ich — ohne irgendwelchen Anspruch auf Voll ständigkeit — von blühbaren Pflanzen die folgen den empfehlen: -Icacia srmats besser bekannt unter ttcscls parackoxa, ^clnrnenes, -lmarvlüs, Ich kann sie kaum erwarten, Vie erste Klum' im (Zarten, Vie erste Vlüt' am bäum. Lie grüßen meine l.ieder, Und kommt der Mnter wieder, Ling' ich noch jenen Iraum. (Eoethe) U 5tett' eine Klume vor das fenster dein, 5o läßt sie dir keinen bösen (Zedanken herein. (lriedr. stuckert) ^ntliurium klnckresnum und 8ckerrermnum, Mo ronis elatior, Louvarckia-Hybriden, Llerockenckron ksllsx und L. Dbomsonao Lslkonr, Llivis, die immer fehlen, Datura, Oarckenia, blacmantbuZ albitlo8 und König Albert, Ickibi8cu8 ro83 8inen8is und var. Looperi, IckoM della und carno8a, lixwenoeallio 8pecio82 (pancratium 8pecio8urn) und andere, jacobinia (bekannter als ju8titia), ätsnettia bicolor, lNeclinilla magnilica und die zierliche tVwciinilla Luctisii, lNetroÄckercw sempcr- iloren8 (besser: Lallwtemon Ianceolatu8 var. 8emperkloren8), dlae^elia, Oleander, pssmilors, pkyllocactuo, 8tepksnoti8 kloribuncka, 8trelitria peZine, Vsllots purpurea, Viburnum Tinug (llsuru8 Tinu8) usw. Von Topfpflanzen mit schönen Blättern emp fehle ich — ebenfalls ohne irgendwelchen Anspruch auf Vollständigkeit —: Lksmaeckorea elegano, LKIoranttiuo inconopicuuo, L>88U8 antarctics, ckiocolor und Dinckenii, die große Familie der Dracaena (Lorckzckine) und darunter besonders Dracaena Volclcaertii, Dicirorwanckrs moosica, tk^r8jtlora und die hierin gehörende Trackeocantia rexinae, die als Dickorisanckra regina mehr be kannt ist, pawlieckera lli^ei (die ich vor etwa zehn Jahren in Deutschland bekannt machte und die hier und da schon angebotcn wird, aber mehr kultiviert werden sollte), Picv8, von denen es außer elaotica, panckurata und pumila (bester bekannt als 8tipu- lata oder repen8), noch viele kulturwürdige gibt, lieckera in weißbunten Sorten, lügulsria Laemp- teri und var. aureimaculsts (ganz alte Baucrn- pflanzen), dlicockemia ckiveroiiolia, Piper lonZum, macropk^llum, ornatum und andere, plectrsn- tbu8 Oertlienckslrlii, punics, pliapm llsbelli- lormio, Puellia, 8aintpaulia, 8cutellaria Xlocini- ana, und dann das so sehr große Gebiet der bunt blättrigen Warmhauspflanzen, von denen ich nur die große Familie der .iriocwas und, dazu ge hörend, folgende auszugsweise nennen möchte, so weit sie noch nicht genannt sind: ^Zlaonema, Hlocama, Lalsckium, Diekkenbaclua, Potbo8, paplnckopkora, 8cinclspsu8, 8pstipkzllum, Xsn- tko8vma und 2sntecke8cüm. ^ilüeim 8tokire^cn, Dortmund,