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Zur öen Obstanbauer Mitteilungen für -ie Zachgruppe Obstbau -er Unterabteilung Garten im Reichsnährstand Reichssachbearbeiter Otto Goetz Nummer 3 Seilage zu „die Gartenbauwirtschaft" Nr.10 -. März 1-3- Lissdnisss Icm§s/äLriNsr ^nücruvsrLucks mit 6sr Lorts „^üso^or Ksimsrs" Großanbau von Brombeeren In einer Fachzeitschrift wurde kürzlich über den plantagenmäßigen Brombeeranbau in Amerika und in Holland berichtet. Gleichzeitig wurde erwähnt, daß,' abgesehen von kleinen Versuchspflanzungen, in Deutschland in dieser Hinsicht bisher noch keine umfangreichen praktischen Erfahrungen ge sammelt werden konnten. Das trifft, soweit mir be kannt ist, auch tatsächlich zu. In der Umgegend von Bonn wurden in den letzten Jahren zwar größere Pflanzungen durchgesührt, die aber in bezug auf sachgemäße Pflege und Schnittbehandlung viel zu wünschen übrig laßen. Ich will deshalb meine Erfahrungen auf diesem Gebiet nachfolgend bekanntgeben. Von allen Sorten hat sich bisher die großfrüch tige Sandbrombeere „Theodor Reimers" am besten bewährt. Diese Brombeere ist nach den bisher ge sammelten Erfahrungen eine Sorte, deren Anbau sowohl im Interesse der Erzeugungsschlacht als auch der Volksgesundheit mit allen Kräften geför dert werden sollte. Die Kultur der Brombeere bringt nur den höchst möglichen Nutzen, wenn sie sachgemäß betrieben wird. In bezug auf Bodenverhältnisse ist die Sorte Theodor Reimers nicht wählerisch. Sie bringt so wohl auf guten wie auch auf minderwertigen Böden gute Erträge. In einem Gartenbaubetrieb in Rois- nacü U'mtccLc/mük. Orc /a/rFc/r /?a/r^c/r Ä/rck F/cicHmä/ÜA an zken Ocä^kc/r a/rF^Sa/rike/r. darf bei Bonn, wo ich auch die photographischen Aufnahmen machte, befinden sich Brombeerkulturen in einer Ausdehnung von 0,75 Iw auf ganz minderwertigem Kiesboden. Es waren vor her Waldparzellen, auf denen Kiefern nur kümmer lich gediehen. Die erste Brombeeranlage der Sorte Theodor Reimers wurde hier vor 35 Jahren ge schaffen. Diese Brombeeranlagen, die zur Zeit auf 1,25 iw vergrößert werden, bilden im Sommer eine Sehenswürdigkeit; denn sie sind in jeder Beziehung musterhaft. Pflanzung und Pflege Die Pflanzung kann vom Herbst bis zum Früh jahr bei offenem Wetter erfolgen. Am empfehlens-' wertesten sind junge Pflanzen mit reichlich Faserwurzeln und möglichst etwas Erdballen, weil diese am sichersten anwachsen. Die Pflanz weite soll sich nach den Bodenverhältnissen richten. Die Reihenentfernung sollte im allgemeinen mindestens 2,50 m betragen und die Pflanzen- entseruung in den Reihen in minderwertigen Böden 2 m und in erstklassigen Kuliurböden 3—1 m. Je besser der Boden ist, um so kräftiger und länger werden die Ranken. Es ist empfehlenswert, den Boden um die Pflanzen mit kurzem Stalldünger zu bedecken, weil dann der Boden nicht so schnell austrocknet. In den Reihen werden im Abstand von 3—I m Pfähle gesetzt, die 1,80 m über den Boden reichen. Die Endpfähle müßen besonders kräftig fein und gut verstrebt werden, weil sie ziem lich stark beansprucht werden. An den Pfählen wer den im Abstand von 60 cm Drähte gespannt. Im Fahr nach der Pflanzung beschränken sich die Arbeiten auf das Sauberyalten der Anlage von Unkraut durch mehrmaliges Hacken, sooft sich Un kraut zeigt (die Bodenbearbeitung darf nie zu tief erfolgen, um Wurzelbeschädigungen zu ver meiden) und das Entfernen der Seitentriobe. Viel fach wird der Kehler begangen, daß man die Seiten triebe wachsen läßt. Die Triebe, die aus dem Boden kommen, haben die Aufgabe, im nächsten Jahr die Fruchttriebe zu entwickeln. Wenn man nun an den Bodentrieben die Seitentriebe nicht entfernt, können sie sich nicht kräftig genug entwickeln, und die Er tragsfähigkeit läßt zu wünschen übrig. Mit dem Entfernen der Seitentriebe (auch Entgeizen ge nannt) bzweckt man genau dasselbe, wie bei der gleichen Arbeit bei der Tomatenkultur und im Weinbau. Im Winter nach der Pflanzung werden die Ranken etwas zurückgeschnitten und an den Drähten angeheftet. In den Blattwinkeln, wo die Geiztriebe entfernt wurden, bilden sich Augen, die im zweiten Jahr nach der Entfernung die Fruchtstände entwickeln. Die Blütezeit beginnt ziemlich spät und dauert in nor malen Jahren von Anfang bis Ende Juni. Der späte Blütebeginn ist ein großer Vorteil, weil man dadurch nie zu befürchten braucht, daß die Blüte durch Frost zerstört wird. Die Blüten werden stark von den Bienen beflogen, wodurch eine sichere Be fruchtung gewährleistet wird. Für die Bienen ist die Brombeere eine der besten Trachtpflanzen, wes halb sich auch jeder Bienenzüchter mehr als bisher für den vermehrten Brombeeranbau einsetzen sollte. Die Ernte beginnt normalerweise gegen Ende Juli, und es sollte nicht eher damit begonnen wer den, bis die Früchte gut reif sind, weil dann der Geschmack und das Aroma am besten sind. Es wird je nach Witterung alle 3—j Tage gepflückt, und zwar am besten in kleine Spankörbchen, wie sie bei der Erdbeere Verwendung sinden. Ein Spankörb chen für 214 KZ Erdbeeren faßt 3 KZ Brombeeren. Im zweiten Jahr nach der Pflanzung ist der Er trag noch mäßig, im darauffolgenden Jahr steigt der Ertrag schon ^anz beträchtlich und vom vierten ?>ücstkc ckcc Locke „püeockoc ckaccü- srHmttücH 2—Z cm FcoF. eine Bewässerungsanlage unter Umständen von sehr großem Vorteil jein. Der Sommer- und Winterschnitt In den Sommermonaten ist alljährlich das Ent geizen der jungen Triebe die wichtigste Arbeit. Je früher und regelmäßiger diese Arbeit vorgenommen wird, um so besser. Von den jungen Trieben, dis aus dem Boden kommen, sollte man immer nur die fünf kräftigsten stehen lassen. Nach dem Entgeizen werden sie einfach am Drahtspalier hochgelegt und sie halten sich infolge ihrer starken Bestachelung von selbst in der Lage, in die man sie bringt. Wenn bei älteren Pflanzen weniger als fünf Triebe aus dem Boden kommen, dann kann man einige der unter sten Geiztriebe wachsen lassen, damit sie sich eben falls zu Ranken entwickeln. Im Winter werden alljährlich die Ranken, die im Sommer getragen haben, entfernt (wie bei Him Tcanspock ckec nok/FcpMc^cn Scom-cec/cöc-ck-en -eckkeak man «cü eknec Lr/Mc^cn TcsFe. Jahr an kann alljährlich mit einer Vollernte ge rechnet werden. Eine sachgemäß gepflegte Brom beeranlage der Sorte Theodor Reimers kann von da an Ahr für Jahr, über 30 Jahre lang, Voll ernten bringen, weil Frostschäden nicht zu befürch ten sind und Schädlinge bis jetzt nicht beobachtet werden konnten. Nur in sehr trockenen Jahren und aus trockenen Böden kann die Ausbildung der Früchte infolge Trockenheit leiden, und deshalb kann beeren), und die jungen Ranken werden, nachdem man sie etwas zurückgeschnitten hat, gleichmäßig ver teilt an den Drähten aufgebunden. Das Entfernen der alten Ranken nimmt man so vor, indem man sie zunächst in Stücke schneidet, weil sie sich dann besser entfernen laßen. Vor den Stacheln schützt man sich, indem man mit kräftigen Lederhand schuhen arbeitet. Die Stacheln sehen überhaupt viel gefährlicher aus, als sie es in Wirklichkeit sind. Nach vorliegenden Erfahrungen heilen Verletzun gen, die durch Brombcerstacheln verursacht sind, verhältnismäßig.leicht und schnell. Dadurch, daß die Ranken der Brombeere Theodor Reimers mit starken Stacheln besetzt sind, ist diese Sorte auch ganz vorzüglich zu Einfriedigungen ge eignet. Eine solche Brombeerhecke ist m. E. die zweckmäßigste Einfriedigung für Obstanlagen. Man behandelt eine solche Hecke genau wie beschrieben und bringt, um das Eindringen von Hasen und Kaninchen zn verhindern, ein niedriges Draht geflecht an, das etwas in den Boden eingelassen wird. Der vermehrte Brombeeranbau kann unbe dingt empfohlen werden, auch im Großanbau. Die wohlschmeckenden Früchte eignen sich zum Roh genuß, zur Bereitung von Gelee, Marmelade, Fruchtsaft, Likör, Wein und Süßmost. Besonders der Brombeersüßmost ist sehr begehrt und der Kenner wünscht sich kein köstlicheres und gesünderes Getränk. Wenn die Früchte einmal in größeren Mengen zur Verfügung stehen werden, so daß der Frischmarkt nicht mehr aufnahmefähig ist, dann werden sich bestimmt Konserven- und Süßmost industrie sehr stark für die edlen Früchte inter essieren. Peter Heinrichs, Altendorf, Erfreuliche Ausdehnung der deutschen Maulbeerpflanzungen Anfragen und Bestellungen bei der Reichsfach gruppe Deutscher Kleintierzüchter beweisen, daß im ganzen Reiche die Neigung, Maulbeeren zur Seiden erzeugung zu setzen, wächst. Für die Frühjahrs pflanzungen, die in diefem Monat und im April vorgenpmmen werden, häufen sich die Wrufungen. In den deutschen Baumschulen stehen Millionen zweijähriger, verschulter Pflanzen bereit. Es ist zu wünschen, daß noch mehr dieser Pflanzen bestellt werden. Besonders erfreulich ist es, daß auch von Privaten zahlreiche und auch größere Pflanzungen angelegt werden. Hier wirkt sich ohne Zweifel der Kaufzuschuß des Reiches — 15 Alk je 1000 Pflan zen — aus. Auch aus den neuen Reichsgebieten sind zahlreiche Bestellungen eingegangen. Gärungslose Fruchlsäsie fördern Volksgesundheit Bei einem Empfang anläßlich der II. Reichs tagung „Volksgesundheit und Genußgifte" in Frankfurt (Main) hob der Oberbürgermeister, Staatsrat Dr. Krebs, die Leistungen des Rhein- Mainlandes auf dem Gebiet der gärungslosen Früchteverwertung hervor. Der örtliche Obstreich- tum habe hier schon frühzeitig zur Entstehung eines im Lande verwachsenen, leistungstüchtigen Ge werbes geführt, dessen Tätigkeit eine nützliche Ver wertung der reichen Obsternte ermöglichte und dessen Erzeugnisse nun im In- und Ausland den besten Rus genießen. Dr. Bruns wies auf die vor bildlichen Arbeiten der nahen. Lehranstalt für gärungslose Früchteverwertung in Obererlenbach hin. Gärungslose Säfte erhielten im besonderen Maße die Leistungsfähigkeit des schaffenden Men schen, wie sie sich auch als ein hervorragendes Heil- und Nahrungsmittel bei Kranken jeden Alters bereits seit langem bewährt hätten. Ihre Herstellung müsse daher stete Förderung erfahren. Fortschritte der Obsibaumsprihung im Rheinland Auf einer großen, starkbesuchten Pslanzenschutz- tagung der Landesbaucrnschaft Rheinland in Köln, bei der namhafte Fachleute sprachen, wurde u. a. darauf hingewiesen, daß die Obstbaumspritzung in den rheinischen Obstanbaugebieten sich in starker Aufwärtsentwicklung befindet. Im Kreise Kreuz nach ist man bereits im vorigen Jahr dazu über gegangen, die Vorblütenspritzung obligatorisch durchzuführen. Die benötigten Spritzgeräte wurden gemeindeweise beschafft und finanziert. Ausgebil dete Baumpfleger sorgen für die Verwendung wirk samer Spritzmittel und richtige Durchführung der Spritzung. Aehnlich liegen die Verhältnisse im Kreise Saarburg. Es wurde gefordert, die Pflicht- jpritzung im Obstbau einzuführen, wie sie bereits seit langem im Weinbau üblich sei. ckcc Locke „p/wockoc NcEL" -uc -m /»m. mit einer arbeitssparenden Vsrsclilln§fsmstkocls Umveredeln durch Keilpfropfung Veranlaßt durch die Beobachtung vieler unsach- gemäß ausgefiihrter und daher zum Teil nicht an- gewachsener Veredlungen möchte ich auf ein Ver fahren aufmerksam machen, das ich seit etwa 18 Jahren in dem von mir geleiteten Betrieb mit alljährlich gleich gutem Erfolg angewandt habe. Ob diese Veredlungsart anderweit gebräuchlich ist, weiß ich nicht, jedenfalls haben Obstbauern in hiesiger Gegend, die ich im Lauf der Jahre mit dein Vorfahren bekannt gemacht habe, mir be zeugt, daß es eine bessere Methode nicht gibt. Die Veredlungsart hat eine gewisse Aehnlich- keit mit dem Geisfußpfropfen, jedoch mit dem llnterschied, daß kein Kerl aus dem Holz ge schnitten wird, sondern nur aus der Rinde. Man macht am Edelreis einen nicht zu kurzen Kopulier schnitt, schneidet an den Seiten die Ri d- so, daß ein Keil entsteht. Aus der Rinde schneidet man dann einen Keil heraus, so daß das Edelreis hin eingeschoben werden kann. Die flache Kopulier schnittfläche muß fest am Holz sitzen. Zweckmäßig ist es, im Keilschnitt des Edelreises ein Auge zu haben. Das Edelreis wird bei einigermaßen richtigem Schnitt und festem Einstigen vollkommen fest sitzen. Das Verbinden kann vor oder nach dem Verstreichen mit Baumwachs geschehen. Ver streicht man vor dem Verbinden, so kann Baum wachs gespart werden. Die Vorzüge dieser Veredlungsart anderen Arten gegenüber sind mancherlei. Vor allem ist das Anwachsergebnis hierbei absolut sicher, da größtmöglichste Berührungsflächen zwischen Unter lage und Reis geschaffen sind und keinerlei Luft schichten. Man spart an Verbandmaterial und Baumwachs und vor allem an Zeit. Wie schnell diese Art der Veredlung zu handhaben ist, wird man erst erkennen, wenn man daran geht, sie aus zuführen. Außerdein ist das Schienen der Jungtricbe überflüssig, da das Verwachsen so plötzlich ein tritt und keine Wunden hinterläßt. In stark win diger Lage ist es jedoch nötig, sobald die jungen Triebe im Sommer eine Länge von zirka 80 cm erreicht haben, sie auf Lie Hälfte zu kürzen. Die Abl Übungen lassen den guten Erfolg erkennen. Wie beim Kernobst, so ist auch beim Steinobst der Erfolg gleichbleibend. Wie bekannt, ist die beste Zeit zum Pfropfen Anfang Mai, bei Steinobst etwas früher. p. SperlinZ, Leitex der Gartenbauverjuchswirtsthaft Lübeck,