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2 Nr.«. 2». Isnusr 1242 Lartenbauwirtschatt vereinigt mit Veutlcker krwerbsgaitenbou einen gleich- faltung bringt, allerdings unter Ausschaltung egoistischer Sonderinteressen und in der klaren auf sozial begründete Volkswirtschaft. Steuerung liche Ziele. Darre empfing den finnischen Versorgungsminister Der Reichsminister für Ernährung und Land wirtschaft R. Walther Aarri empfing kürzlich den finnischen Versorgungsminister Dr. Ramsay. Der Empfang bekundete aufs neue die herzliche Kame radschaft und Waffenbrüderschaft der beiden Völker in ihrem gemeinsamen Kampf gegen den Bolsche wismus. Ois I^crrlctorcinunA bringt crlls wirtsckattiiÄrsn I^rätts ru döcdstsr Dvttattuosk Das Leistungsprinzip Ser Marktorönung Ernennungen im verwaltunasaml ves «eichsvauernstchrers Im Verwaltungsamt des Reichsbauernführers wurde zum Landwirtschaftsrat ernannt Anton Stütz le, der weiterhin dem Reichsprotektor in Böhmen und Mähren zur Dienstleistung zugeteilt bleibt. dortigen OHst- und GemüseverwertunaSindustrie ent standen. Bezüglich der Umsatzentwicklung wird be tont, daß seit 1W8 eine wesentlich« und erfreuliche Entwicklung nach oben festzustellen ist, was beweist, wie stark die Fachgruppe führend in die Aufgaben der Kriegswirtschaft eingeschaltet worden ist. An die Universität Strasib"rg verusen Der ordentliche Professor für Botanik und Di rektor des Botanischen Institutes der Landwirt schaftlichen Hochschule Hohenheim, Dr. F. Fir- bas, wurde in gleicher Eigenschaft an die Reichs- unillersität Straßburg berufen. mäßigen Niederbruch herausgeführt und bildet seit Jahren in der Verbilligungsaktion einen gleich berechtigten und unentbehrlichen Faktor in der Brotaufstrichwirtschaft. Die Obstgetränke-Jndustrie wurde gänzlich neu entwickelt und hat Deutschland in wenigen Jahren zu einem der ersten Länder deckung. Die Notwendigkeit zur Erfüllung deS Kontingentes im Interesse der allgemeinen Ver sorgung verlangt kategorisch den höchsten Lei stungseinsatz; denn je höher die Leistung, desto höher die Wirtschaftlichkeit. Je einwandfreier die Erfüllung des Kontingentes bewerkstelligt wird, desto eher kann gegebenenfalls die Notwendigkeit einer Kontingentserweiterung anerkannt werden. So beweisen auch diese Zusammenhänge wiederum, daß die Marktordnung nicht nach starren bürokra- tischen Regeln aufgebaut wurde und arbeitet, son dern alle wirtschaftlichen Kräfte zur höchsten Ent» ReichsnSyrstanos- Ausstellung m Marburg Die Landesbauernschaft Südmark veranstaltet ge- meinsam mit dem Ernährungsamt, Abteilung ^,'in Marburg vom 1. bis 8. Februar 1942 eine land wirtschaftliche Ausstellung, die die großen Aus gaben des Reichsnährstandes auf dem Gebiet der Be treuung des Landvolkes, der Erzeugungsschlackt und der Marktordung zeigt. Diese Ausstellung, die im Vorjahr in Cilli einen großen Erfolg hatte und 20 000 Besucher aufwies, wird in Marburg noch wesentlich erweitert werden. Eine Serie Groß- Photos wird die ländliche Wohnkultur zeigen. Außerdem wird sich die Obst- und Weinbauschule Marburg mit einer Sonderschau beteiligen. len Punkten bereits richtunggebend gewesen. In organisatorischer Hinsicht wird mitgeteilt, daß die Fachgruppe nach dem Sieg über Polen ihre Zu ständigkeit auch auf den restlichen Teil Ober schlesiens, das Wartheland und den Reichsgau Danzig-Westpreußen ebenso wie auch auf das rück gegliederte Memelland und Eupen-Malmedy aus gedehnt hat. Vor allem im Wartheland und im Reichsgau Danzig-Westpreußen sind neue wichtige Aufgaben in der Förderung und Entwicklung der Die Fachgruppe Obst- und Gemüseverwertungs- tndustrie veröffentlicht jetzt ihren Tätigkeitsbericht für die Geschäftsjahre 1939/1941, dem zu entnehmen ist, dah diese Fachgruppe der deutschen Ernährungs wirtschaft bestrebt war, durch besonders gesteigerte wissenschaftliche und technische Arbeit mancherlei kriegsbedingte Ausfälle auszugleichen und eine stark erhöhte Erzeugung auf der gleichen Qualitätshöhe wie bisher zu halten. Es wird darauf hingewiesen, daß die Erweiterung der deutschen Verbrauchsmög lichkeit für Gartenbauerzeugnisse ihre Auswirkun gen auf Lie Obst- und Gemüseverwertungsindustrie mit ihren vielen Sparten nicht verfehlt hat. Be sonders hat man aus den Fehlern des Weltkrieges gelernt, und die Obst- und Gemüseverwertungs- rndustrie hat in der Zwischenzeit die alte Methode der Konservierung aller Art technisch und mengen mäßig auf eine neue Grundlage gestellt. Seit der Machtübernahme konnten die Hauptvereinigung der deutschen Gartcnbauwirtschaft auf der Reichsnähr standsseite und die Fachgruppe Obst- und Gemüse. Verwertungsindustrie innerhalb der gewerblichen Wirtschaft die Leistungsfähigkeit der von ihnen be treuten Erzeugergruppen erheblich steigern. Die Marmeladenindustrie wurde aus dem qualitäts Dis Lsrstuossa cisr Obst- uoci Qsmüssvsrtvsrtuogsmclustris iw Trios Kottjchritte trotz kriegszett Erstattung von Unlallanzeigen Die Gartenbau-Berufsgenossenschast teilt mit: 1. Unfallanzeigen sind, wie bisher, in zweisacher Ausfertigung an die Berufsgenoffenschaft einzu senden. 2. Die Unfallanzeige an die Ortspolizeibehörde fällt mit sofortiger Wirkung fort; nur in den Fäl len, in denen der Versicherte infolge des Unfalls verstorben ist, ist eine Anzeige an die Ortspolizei, behörde erforderlich. Einreichung ver Aayresloynnachweijungen Di« Frist zur Einreichung der Jahreslohnnach- Weisungen für 1941 (Arbeitswertnachweise) an die Gartenbau-Berufsgenossenschaft in Kassel läuft am 11. Februar 1942 ab. Soweit Mitglieder der Be- russgenossenschast ihre gesetzliche Pflicht nicht er- füllt haben, muß die Aufstellung der Jahreslohn nachweise nach dem 11. Februar 1942 durch die Verwaltung erfolgen. Die säumigen Mitglieder haben kein Beschwerderecht gegen die amtliche Fest stellung Ler Löhne. Die Nachteile können sich die Mitglieder ersparen, wenn die fehlenden Jahres lohnnachweise sofort eingesandt werden. Auch bei ruhenden Betrieben infolge Ein- berufung deS Betriebsunternehmers zum Wehr dienst sind die Angaben bis zum . Tage der Still legung des Betriebes zu machen und der Nachweis in jedem Fall zurückzusenden, auch wenn der Be. trieb im Jahre 1941 gänzlich geruht haben sollte. Osrtsnbau-SsruksgsnosssuscpLkt. In den Jahren des wirtschaftlichen Wiederauf, baues in Deutschland und vor allem während des gegenwärtigen Krieges hat die auf dem ernäh- rungSwirtschaftlichen Sektor durchgeführte Markt ordnung entscheidende Erfolge erzielt und ihre Leistungsfähigkeit voll unter Beweis gestellt. Nie mand wird heute noch ernsthaft abstreiten wollen, daß die kriegsmäßige Ordnung der Ernährungs wirtschaft, daß vor allem die Rationierung und die absolut gleichmäßige Verteilung der Lebensmittel über alle Reichsgebiete hinweg hätten durchgeführt werden können, wenn nicht in den vorhergehenden Friedensjahren in der Marktordnung bas In strument dafür geschaffen wäre. Dieses Funktionie ren der Marktordnung wird heute praktisch überall anerkannt. Die zahlreichen Ver uche anderer Staaten, eine ähnlich« Orduna aufzubauen, find dafür schließlich ebenfalls ein Bewe s. Nun wird allerdings hier und da noch behauptet, daß durch die Marktordnung das Leistungsprinzip abge schwächt werde. Der einzelne Wirtschafter lebe in einer systematischen Ordnung des wirtschaftlichen Verkehrs und durch die zahlreichen Bewirtschaf tungsmaßnahmen sei es für ihn überflüssig gewor den, das Leistungsprinzip in seiner gesamten Ar beit Herausaustellen. In Wirklichkeit hat die Marktordnung das Lei stungsprinzip aber gar nicht ausgeschaltet, sondern ausdrücklich in den Vordergrund geschoben. Man darf nur nicht ungesunden und sinnlosen Wettbe werb mit Leistungsprinzip verwechseln. Der unge sunde Wettbewerb allerdings ist von der Markt ordnung ausgeschaltet worden, dafür wurde aber durch Oualitätsbestimmungen und Qualitätskon trollen, durch preisliche Bevorzugung der jeweils besten Güteklaffen und ähnliche Maßnahmen der Wille zur Leistungssteigerung gestärkt und angeregt. Das gleiche Leistungsprinzip drückt sich z. B. auch bei der Regelung der Kontingentssragen im Rahmen der Marktordnung immer wieder aus. Das Kontingent ist bekanntlich eines der wichtig sten Hilfsmittel zur Durchführung der Marktord nung, zur Sicherung der Lenkung von Produktion, Verteilung und Verbrauch. So gibt eS u. a. Her- stellungs-, Verarbeitungs- und Lieferkontingente. Diese Kontingente schließen vielfach ein wertvolles Recht ein, auf der anderen Seite aber verpflichten sie auch; denn dem Recht auf das Kontingent steht gegenüber die Pflicht zur Erfüllung. Auf diese enge Verbindung von Berechtigung und Verpflich tung gründet sich zu einem großen Teil die Siche rung der Marktversorgung und die Bedarfs ........ , , , . . - . atea) ge- schaffen und ihm die Aufgabe der Leistungssteige, rung und der intensiven wissenschaftlichen Forschung gestellt. Die Arbeiten dieser Einrichtung sind in vie- für Obst-, Beeren- und Traubensüßmost gemacht und ist damit auch ein unentbehrlicher Faktox der Gesundheitsführung geworden. Die Gemüsetrock- nung, die noch 15 Jahre nach dem Weltkrieg völlig beiseite geschoben war, wurde in kurzer Zeit tech nisch und wirtschaftlich neu organisiert und zu Qualitätsleistungen geführt. In noch kürzerer Zeit hat sich auch die Gefrierwirtschaft ihren wichtigen Rana in der Versorgung der Bevölkerung erobert. Die Verwertungsindustrre steht, wie weiter in dem Geschäftsbericht ausgeführt wird, innerhalb der deutschen Kriegsernährungswirtschaft wohl gerüstet. Die neuen Probleme, wie das Trocknen, Gefrieren und Silieren, wurden von der Industrie bereit willig und mit Erfolg ausgenommen. Wenn man die Entwicklung der neuen Techniken, die Schaf fung neuer Verpackung?- und Hilfstoffe, die Orga ¬ nisation neuer Verarbeitungsmethoden betrachtet, so ist für die abgelaufene Krtegszeit der technische Fortschritt bedeutend gewesen. In den ersten Wochen des Krieges wurde von der Fachgruppe der „Wissenschaftlich-technische Ausschuß" (Wi Lite hauptvereinigung teiit mit: Aus gegebener Veranlassung wird er neut darauf hingewiesen und dringend um Beachtung gebeten, daß aüe Dienst stellen der Hauptvereinigung der deut schen Gartcnbauwirtfchaft, Berlin-Char lottenburg 4, Schlüterftraße 38 39, nur montags bis freitags von N bis 12 Uhr für Besuche geöffnet sind. Da wieder eine Anzahl Mitarbeiter zum Wehrdienst cinüerusen wurde, ist die Ueberlaftung der vorhandenen Arbeitskräfte derartig stark, daß anher den festgesetzten Sprech zeiten Besucher keinesfalls empfange« werden können. Außerdem wird erneut betont, datz alle Angelegenheiten zunächst dem zuständi gen Gartenbauwirtschaftsverband vorge tragen werden miissen. Eine unmittel bare Erledigung bei der Hauptoereink- gung kommt erst dann in Frage, wen« eine Rücksprache beim Gartenbauwirt schaftsverband nicht zu einer befriedi genden Klärung geführt hat und hier über dem Besucher eine Bescheinigung ausgestellt worden ist. Oer Sitz des Ueichsleistungsausjchusses für oen Gemüse- uno Schwan Die Geschäftsführung des neu gegründeten Reichsleistungsausschuffes für den Gemüse- und Obstbau beim Reichsbauernführer befindet sich im Hause der Hauptvereinigung der deutschen Garten- bauwirtschast, Berlin-Charlottenburg 4, Schlüter- straße 38/39, Fernruf: 98 81 96, App. 305 (Stadt gespräche: 92 80 21). Den Vorsitz des Reichs- leistungSausschusses führt der Reichsfachwart Gar tenbau und Vorsitzende der Hauptvereinigung der deutschen Gartenbauwirtschaft, Johannes B o e t t n e r. Lln Lanvesleistungsausschuß für öemüfevau im Llprnland In Innsbruck wurde in Anwesenheit zahlreiche« Vertreter des Alpenländischen Gartenbaus de« Landesleistungsausschuß für die Gaue Tirol-Vor arlberg und Salzburg gegründet. Bei dieser Ge- legenheit umriß der Reichs, "rat Gemüsebau den Zweck der Leistungsausschüsse und die daraus für den Gemüsebau erwachsenden großen Aufgaben. Trotz mannigfaltiger Schwierigkeiten im Alpenland, die zum Teil durch die Natur bedingt sind, wird auch hier eine weitere Ertragssteigerung im Ge, müsebau erreicht werden. Reichsdeste Schule vei ver krämerjammlung Bei der im ganzen Reich durchaeführten Heil kräutersammlung zeichnete sich die Volksschule der westdeutschen Grenzgemeind« Hassum als reichsbefte aus. Als Anerkennung wurde ihr ein Bild des Reichsmarschalls mit einer Urkunde überreicht. HauptfchrifUciter Horst Haagen, Z. We-rmacht, in Vcrlretung Walter Krengel, VcrUn-Bittknau. Verlag Gärtnerische Berlagsgeselllchalt, Dr. Walter Lang KG.. Berlin SW. M, Kochstraße «2. Anzeigenleiter Fritz Philip-, Frankfurt (Oder). Druck Lrowitzsch L Sohn, Frankfurt (Oder). Zur Zeit ist Preisliste Nr. 8 vom l. August tS37 giiltig. MeitsverMnilleim„5owjetMadl^ Mit den nachfolgenden Schilderungen der ArbeitS« und Verdienftverhältuiffe n der Sowjetunion be» schließen wir die in Nr. 2/1S4L begonnene Aufsatz, r, ihe „Die Landwirtschaft in der Sowjetunion" von Kriegsberichter Herbert Wilk. Gchriftleituug. Wie vollzieht sich nun die Arbeitseinteilung und die Vergütung der geleisteten Arbeit in einem Kolchosbetrieb? Eine Berechnung des Arbeitstages nach Stun- den kennt die Kollektivwirtschaft nicht. Für jede Arbeit wurde eine Arbeitsnorm festgelegt. War diese aufgearbeitet, dann wurde den Kolchosen eine Trudodenj - Arbeitstag gutgeschrieben. Einige Beispiele der Arbeitsnorm: Abmähen von da -- izh Arbeitstage (1 Trudodenj); Heu aus breiten 2 ka - 2 Arbeitstage (1 Trudodenj); Pflügen mit 2 Pferden 7 Ku -- 1^ Arbeitstage (1 Trudodenj); Aussaat mit der Hand 3 ka -- 1SL Arbeitstage (1 Trudodenj); Leihsaat 2 ks -- 1U Arbeitstage (1 Trudodenj). Unter Arbeitstagen ist immer zu verstehen die für die Norm benötigte Arbeitszeit. Manche Ar beitsnorm war so berechnet, daß der Kolchose flei ßig sein mußte, um die Norm in der vorgeschriebe nen Zeit aufzuarbeiten. Die tägliche, tatsächlich ge arbeitete Zeit des Bauern beträgt 10 Stunden (die Wege zum Arbeitsplatz, Ruhe- und Essenzeit abgerechnet). Bei günstigem Fruchtstand und Wit terungsverhältnissen war es dem Kolchosen mög lich, in einer Norm sogar drei Normen zu arbei ten. Allerdings mußte er dann Tag und Nacht arbeiten. In diesem Fall bekam er an Stelle eines Trudodenj zwei bzw. drei angerechnet und ver bucht. Es gibt Fälle, in denen Kolchosen in einem Jahr 500 bis 1000 Trudodni angerechnet bekamen. Wurde die festgesetzte Norm erst in zwei Tagen aufgearbeitet, so galten beide Tage nur für eme Trudodenj. Nicht gearbeitet wird am 1. Mai und am 7. Oktober (dem Tage der bolschewistischen Re volution). Außerdem gilt jeder 7. Tag als Ruhetag (der Name Sonntag ist nicht bekannt). An diesen Lagen stand es den'Kolchosen frei, zu arbeiten. Die Frauenarbeit wurde ebenfalls durch Arbeits normen festgelegt, dabei allerdings auf die schwä chere Konstitution der Frau etwas Rücksicht genom men. Ktnver durften nicht mehr als 6 Stunden am Lage arbeiten. Es war ihnen jedoch möglich, durch Fleiß und Ausdauer (Ueberbeanspruchung des kindlichen Körpers) die Arbeitsnorm eines Erwach senen zu erreichen. Die Vergütung für die geleisteten Trudodni er folgte, wie bereits erwähnt, am Ende eines Jahres durch den Verwalter des Kolchos auf Grund der vorgemerkten Trudodni. Ein Trudodni wurde nicht in Geld gewertet, sondern ausschließlich in Form landwirtschaftlicher Produkte. Um die Berechnung des Trudodni zu verstehen, ist es notwendig, den Absatz der Erzeugnisse eines Kolchosbetriebes zu kennen. Dieser vollzieht sich folgendermaßen: Je Hektar angebauter Fläche setzt der Staat eine bestimmte Menge fest, die gegen Bezahlung des Staatspreises abgeliefert werden muß. Von dem verbleibenden Rest mußte zunächst wiederum soviel an den Staat verkauft werden, daß mit dem Er lös die fälligen Steuern, Licht- und Kraftstrom, Leihgebühren für Geräte und Maschinen an die MTS. ( — Maschinenzentralpark), Reparaturen an Gebäuden und sonstigen Gerätschaften, Versicherun gen, eventuell notwendige Neubauten und Neu anschaffungen (Geräte) bezahlt werden konnten. Was dann an landwirtschaftlichen Produkten übrigblieb, wurde als Entgelt für die geleisteten Arbeiten an die einzelnen Kolchosen aufgeteilt. Die vorhandenen Produkte (getrennt nach ein zelnen Fruchtarten) wurden geteilt durch die Ge samtzahl der geleisteten Trudodni. Was dabei her auskam, war die Entlohnung für einen geleisteten Arbeitstag. Diese Menge, multipliziert mit der An zahl der geleisteten Arbeitstage des betreffenden Jahres, ergibt den Gesamtverdienst des Kolchosen. Der Kolchose wußte also nie im voraus, was er nach Ablauf eines Jahres verdient haben wird. Mißernten konnten seinen Verdienst derart redu zieren, daß er bei der Vergütung in einzelnen Pro dukten völlig leer ausgehen konnte. Er war dann gezwungen, jedes fehlende Nahrungsmittel zu Zivilpreisen einzukaufen. Wurde z. B. in einem Jahr von einer Frucht eine Maflenernte erzielt, dann durste der Ernte überschuß nicht etwa verteilt werden, sondern es wurde eine bestimmte Menge vom Staat festgesetzt, die für das kommende Jahr zurückbehalten wer den mußte, um eventuell bei geringerem Ernte ergebnis auf jeden Fall die staatlichen Forderun- gen zu erfüllen. Hierzu ist es interessant, die Ernteergebnisse des beschriebenen Kolchos aus einem normalen Ernte jahr aufzuzeigen. Bei einer Fruchtfolge von Roggen, Sommer getreide (Stalldüngung), Kartoffeln oder Erbsen, Klee (blieb S Jahre al« Klee), Flachs wurden er- zielt je Hektar: 1000 kx Roggen, 500 ks Gerste, 400 kK Hafer, 200 ks Erbsen, 650 kx Sommer weizen, 200 kx Winterweizen, 200 ks fertiger Flachs und 5000 bis 6000 kx Kartoffeln. Seinem Verdienst an Naturalien konnte der Kol chose, soweit er ihn nicht zum Leben benötigte, an den Staat verkaufen. Als Einheit für die Berech nung landwirtschaftlicher Produkte gilt das „Pud" (-- "16 k8)- Der Staat bezahlt für ein Pud Gerste 1,60 Rubel Roggen 1,60 Rubel Weizen 1,75 Rubel Hafer 0,60 Rubel Kartoffeln 0,40 Rubel Der Staat verkauft ein Pud für 45,— Rubel 50,— Rubel 50,— Rubel 25,— Rubel 5,— Rubel Flachts bekam der Kolchose nicht zugeteilt. In normalen Jahren und bei normaler Arbeits zeit (d. k. bei Erfüllung der täglichen Arbeitsnorm) betrug der Erlös für die »erkauften Naturalien (eines Kolchosen) 900 bis 1000 Rubel. Was konnte sich nun der Kolchose dafür kaufen? Die nachstehend aufgeführten Preise sind aus schließlich für Waren minderer Qualität bestimmt. Erste Qualitätsware war für den Sowjetbauern- ein unerreichbarer Luxusgegenstand. Rubel 1 Arbeitsanzug für einen Mann (Leinen) 150,— 1 guter Stosfanzug bis 700,— 1 einfaches Arbeitskleid für die Frau . . 3,— 1 Kleid aus Crepe de Chine . . . .bis 200,— 1 Wollkleid 350^- 1 Hemd 17,— 1 Unterhose 15^- Nur in beschränktem Ausmaß konnten gekauft werden: Rubel 1 Paar Schuhe für den Mann .... 60,— 1 Paar Stiefel (f. Bauern nicht erhältlich) ' 350,— 1 Paar Arbeitsschuhe (Leinen) f. b Frau 25,— 1 Paar tzalbjchuhe für die Frau 100,— bis 150,— Nicht berücksichtigt find in dieser Aufstellung die sonst unbedingt notwendigen Gebrauchsgegenstände des täglichen'Lebens. Es dürfte diese Aufstellung genügen, um sich ein beiläufiges Bild üher die Kaufkraft des Sowjetbauern zu machen. Der Leser wird manche Frage in diesem Bericht unbeantwortet finden. Es war jedoch nicht möglich, bestimmte wichtige Einzelheiten zu erfahren, da die führenden Persönlichkeiten — in diesem Fall die landwirtschaftlichen Funktionäre — es vorzogen, ins Innere der Sowjetunion zu fliehen. Ich hatte Gelegenheit, während des Vormärsche- ins Land-der Sowjets weitere Kolchosbetrwöe zu sehen, die infolge der schlechten BodenverMtnisse einen derart armseligen Eindruck machten, daß man ruhig sagen kann, es gibt nichts Trostloseres mehr aus dieser Welt. Daß hier überhaupt noch Menschen leben können, erscheint uns Deutschen unver ständlich. Abschließend möchte ich sagen, daß die Lebens. Haltung des Sowjetbauern steigt und fällt mit dem Zustand des Bodebs. S-e ist jedoch nicht imstande, unter den besten Bodenverhältnissen auch nur an- nähernd an die DerMtniffe des kleinsten deutschen Bauernhofes heranzukommen. Der Sowjetstaat hatte das einzige Interesse, Bo den und Menschen für seine Zwecke auszubeute,r. Bei der unendlichen Weite des WirtschastsraumeS, der ihm zur Verfügung stand, hat er es nicht not wendig, die Intensivierung der Kultur zu fördern und das Los des einzelnen zu verbessern. Es war ihm auch nicht möglich, mit bolschewistischen Me thoden diese seit jeher rückständige, ländliche Be völkerung auf ein höheres Lebensniveau zu bringen. Der sowjetische Bauer erscheint arbeitswillig und im allgemeinen aufgeweckt. Nie, solange der Sowjet staat besteht, stand der Bauer aus einer Kultur, stufe, die ihn geradezu zur Arbeit zwang, um den kulturellen Bedürfnissen seines Lebens nachzukom. men. Nm allerwenigsten sorgte der Bolschewismus für eine höhere Lebensauffassung des einzelnen. ES ist daher leicht erklärlich, daß dem Bauern jede Mehrarbeit, die über die Grenze der für seinen eigenen Lebensunterhalt zu leistenden Arbeit geht, als Zwang erscheint. Ja, er fürchtet sich geradezu, aus eigenem Antrieb mehr zu arbeiten, weil der Lohn nicht ihm, sondern ausschließlich dem Staat zufällt. Unter solchen Umständen ist es verständlich, daß der Bolschewismus nur durch Zwang de- Bauern zur A.beit anhalten konnte.