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L,«^ r « 8 8>tN 8 2^^ E L s L.T^ «^rr^L 3! L L Z x-L T L, '««'N r: L- ?2 r: stillen Frieden der Selbstbesinnlichkeit, dem er sich in diesen Tagen glücklich hingab. Die Arzte sind mit ihm zufrieden. Der Heilungsprozeß schreitet natürlich vorwärts und auch der Puls geht schon rascher. Als er erst aufrecht im Bett sitzen darf, plaudern sie fast den ganzen Tag miteinander. Der Arzt hat zwar gemeint, nun brauche er keine volle Schwester mehr. Aber Horst hat so lang gebeten, bis man sie ihm gelassen. Er erzählt ihr von seiner Heimat, von der Mutter und dem alten Hofe. Es ist, als ob mit jedem Tage, den er länger im Bette sitzt und von zu Hause plaudert, auch seine Bindungen an die Heimat stärker werden. Er malt die Landschaft in seinen Worten so plastisch, er schildert ihre Menschen so lebendig, daß Erika Osterholt sich oft wundert, daß ein Mensch dieser starken Heimatverbundenheit in der großen Stadt leben könne. Sie sagt das auch, und ihre Worte bringen ihn zu neuem Nachdenken über sich selbst. Und dann sieht er urplötzlich vor sich ein neues Wissen, eine neue Er kenntnis: Daß jeder Entfremdung der Heimat Grenzen gesetzt sind. Daß die Heimat endgültig verliert, wer den Fuß über diese Grenze setzt, und wie nahe er daran war, sie zu verlieren dadurch, daß er sich an eine Frau verlor, die zu dieser seiner Heimat keine innere Beziehung gefunden. Und daß die Frau zum Boden gehört. Und daß nur da Harmonie ist im Leben des Mannes, wo Weib und Landschaft einander in Liebe begegnen. Mit einemmal ist es ihm auch klar, daß Anneliese Bertram im Bilde seiner Heimat wie eine fremde Blume gestanden ist, die dort niemals Wurzeln schlagen konnte. Er kommt zu der Fragestellung, was wäre schwerer zu verlieren gewesen, die Heimat oder Anneliese. Und er weiß dann, daß er die Heimat neu gewann, nun da er Anneliese verlor. Nein, er wird darum seinen Schriftleiterposten nicht aufgeben! Gut Ding will Weile haben. Aber er weiß, daß er, wenn die Zeit reif geworden ist, endgültig heimkehren wird zum Hofe seiner Väter. * Zwischen den Wirtschaftsgebäuden des Fahrenkampschen Hofes stehen die hochbeladenen Ackerwagen, auf denen sich das Rapsstroh in seinen gelben Garben türmt. Wagen auf Wagen fährt durch das hohe Scheunentor dicht an die Dreschmaschine. Bei jedem Gardenband rattert die Maschine kreischend auf. Lein Wort ist zu verstehen. Frau Margarete Fahrenkamp steht selbst hoch oben auf dem Wagen und wirft mit geübter Hand die Rapsbündel in den unersättlichen Schlund des Dreschers. Sie braucht kaum hinzusehen, so sicher fassen die Forken zinken. Ihr weißes Kopftuch flattert im Winde des Strohablegers. Das graue Schürzenkleid spannt sich um ihre Gestalt, und sie hat die Ärmel genau so hochgekrempelt wie die jungen Deerns, die das leere Stroh vom Ableger weiterstaken bis in den dunkelsten hintersten Winkel. Das ist noch bei jeder Ernte so gewesen, seit Peter draußen schläft in Flandern. Die Nachbarn und Verwandten haben das erst übertrieben gefunden. Das habe sie doch nicht nötig, sie, die auf einem so großen Hofe säße. Sie hat damals in ihrer kurzen, knappen Art erklärt, sie sei eben jetzt Bauer. Wenn einer Bauer sein wolle, dann müsse er ein ganzer sein. Und Sache des Bauern sei es, mitzuwerken, wenn der Segen des Feldes seinen sichtbaren Ausdruck findet! Dabei darf sie niemand abrufen, nicht einmal der alte Briefträger Claus Breemann, der sonst ein gewohntes Anrecht hat auf ein Schwätzchen beim Postbringen. Als Breemann heute auf den Fahrenkampschen Hof stampft, macht er erst ein langes Gesicht: Ein dicker Brief aus Berlin, und denn die Frau beim Dreschen! Da wird's nichts werden mit dem Schnäpschen! Dann tritt er die Füße sorgfältig ab und geht in die gute Stube. Dort, mitten auf dem Tisch, ist der gewohnte Platz, wo er das Stader Tageblatt und die Post hinzulegen hat, wenn die Frau nicht am Hofe ist. Als die Ziegelei vom Hollerdeich her mit ihrer Dampfpfeife die Mittags stunde ankündigt, haben sie in der Scheune gerade begonnen, einen neuen Wagen abzuladen. Bauernarbeit kennt keinen Stundenkalender, das Fuder muß erst leer sein! Die Garben fliegen jetzt noch flotter und als die letzte hochherauf ist zur Maschine, da steht auch Frau Margarete der Schweiß in dicken Perlen auf der Stirn. Sie wäscht sich mit den andern die Hände an der Küchenpumpe, und als die Großmagd Helene die große Suppenterrine mit Kehdinger Klüten, Pflaumen und Speck auf der: Tisch gestellt hat, zittern beim Austeilen die Hände noch nach von der Anstrengung. Nach dem Essen ist eine volle Stunde Mittagsruhe. Da liegen Knechte und Mägde draußen im Schatten der Obstbäume im blanken Gras und rekeln ihre Müdigkeit in ein glückliches Entspanntsein aller Glieder. Frau Margarate geht derweilen in ihre Gute Stube. Sie wird die Zeitung nehmen und sich auf das Sofa legen, um zu lesen. Alten Leuten ist der Schlaf ja doch knapp gesät. Verwundert betrachtet sie den Brief mit der fremden Handschrift und dem Poststempel „Berlin". Wer hat ihr außer Horst und Anneliese aus Berlin zu schreiben! Sie nimmt die Lesebrille vom Obstteller auf dem Büfett und setzt sich gemächlich auf einen der grünen Lehnsessel, ehe sie den Umschlag mit einer Haarnadel aufreißt. „Horst so schwer erkrankt, daß er nicht selbst schreiben kann!" Die Zeilen flimmern ihr vor den Augen. Sie solle sich keine Sorgen machen, es sei nicht weiter schlimm, in spätestens vierzehn Tagen sei er wieder wohlauf. Ihr ist, als kralle die Angst in ihr nach ihrem Halse und wolle ihr die Luft abdrücken: Lieber, lieber Gott, was ist mit meinem Jungen! Das kann doch nicht stimmen! Das kann doch nicht wahr sein! Wenn er in vierzehn Tagen wieder wohlauf sein will, dann kann er jetzt nicht so krank sein, daß sein Name unter dem Briefe, unter diesen Worten, die eine fremde Hand schrieb, ein so müdes, haltloses Gekritzel ist! kin ps;l cks; prisclsn;. Reichsorganisationslcitcr Dr. Ley auf der Rrichstagung von KDF in Ham burg beim Tanz mit seiner Frau inmitten der Trach tengruppen auö aller Herren Länder. Xlmn-kckcka unct ibrs LItsrn. Oie jüngste Aufnah me des Generalfeldmarschalls Göring und seiner Gattin mit ihrem Töchterchen Edda in Karinhall. V/«UbNrt l!) unä Von clsn psicb;wsllkämplsn clse 5^. Oie SA des Sudetenlandes führte im Olympia-Stadion in Berlin die vielseitige Verwendungsmöglichkeit eines einfachen Stabes als Gymnastikgerät vor. 122 t») s-as- « r: 1-» —- *7 «UH « T «LL LL« r-s- heilige Geige" erklingt § z In sinsr verriegelten Vitrine im kalbau; ru Oonua nirck nscbctemlertamsnt ctsr/^sirtsrr reine Oeigaaulbsvvabrl. n o 2 kin rsitgsnörrircbsr öilcl Paganinis, von ctsm clsr /Geister rslbrt aurragts, ckah er ckar äbnlicbrte rei, ^ar von ibm sxirtisrs. 4 1. 5sockp>skl Ontsr clen ktäncksn clsr bsrvorrsgenctsn itaiisnircbsn Violi- nirten Oiorgio Liompi erklingt Paganini; Osigs nocb bun- cksrtjäbrigsm 5cblsts vor clen Obren cier anckäcbtigsn btörsr. § N« § 18Z7 bestimmte er: „Ich schenke meine Geige der Stadt Genua, wo sie für immer aufbewakrt sein soll." Heute befindet sich das Instrument in einer ver siegelten Vitrine im Rathaus zu Genua, der Geburtsstadt des Meisters. Ein mal im Jahre, meist aber in noch größeren Zwischenräumen, wird bei beson deren Anlässen das Siegel von einem Notar im Beisein von zwei Zeugen ge löst, die wertvolle Geige hcrvorgeholt, von Fachleuten untersucht und gespielt. Oiese Konzerte finden stets im Palazzo Turfi, dem Rathaus von Genua, vor einem erlesenen Publikum statt, das diesen künstlerischen Genuß voll zu würdigen weiß. Einmal nach dem Tode des Meisters hat die Geige erst Genua Verlagen, das war anläßlich der Stradivari-Ausstellung in Cremona. Jetzt hat man sie wieder hcrvorgeholt, und es ist selbstverständlich, daß diese Geige nur von ganz hervorragenden Künstlern gespielt werden darf. Wieder schlummert die Geige auf Monate, vielleicht Jahre, bis ein gottbegnadeter Künstler fie für eine Stunde zu neuem Leben erweckt. Link;: Oer grohs Au genblick: Oa; 5iegsl ^vircl von clsr Vilrins gs- löK. Paganini; Osigs wircl si- nsmjung.Kün;l- ler lür kurrs Lsii anvsrtraut. 123 >2 Zeiten. Wenn er die Geige zur Hand nahm, spielte er so hin reißend, daß Presse und Publikum vor Begeisterung rasten. Oer Bei fall steigerte sich zum Tumult, wenn er sein überragendes Kön nen und seine ans Artistische grenzende Virtuosität entfaltete und ganze Konzettstücke nur auf der 6-Saite spielte. Paganinis Geige ist nicht, wie vielleicht viele vermuten, eine Stradivari-Geige, sondern eine Guarneri del Gesü, die im Jahre 17^2 gebaut wurde. Paganini liebte sie besonders we gen ihres starken Tones. Eie ist noch heute gut erhalten und zählt mit zu den wertvollsten Stücken, die es auf der Welt gibt. In sei nem Testament vom 27. April K .. L r: r: