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M 170, 23. Juli 1921. Redaktioneller Teil. Besitzer selbst vor 20 Jahren dafür Ivov Psund zahlte, so war der dies mal erzielte Preis von 35VV Psund verhältnismässig gering. Nie eine Eintragung am Schluss des zweiten Bandes erzählt, war die Hand schrift für den Messire Jehan de Crosse, Marschall von Boussac, de» Waffengefährtcn der Jnngfran von Orleans, geschrieben worden. Ein anderes Wunderwerk, eins der kleinsten Bücher der Welt, ist das winzige »llrotsstnoion >1sl Lmxsraclor«, bas Lieblingsgebet buch Kaiser Karls V., das nur 1 Zoll zu 1A Zoll misst. Es sind 29 Blätter in einer Hülse von Gold, weisser Emaille und Granaten. Dafür wurden 809 Pfund erzielt. Das Antiphonar der Zisterztenser- Abtei von Beaupro aus dem 13. Jahrhundert brachte 1510 Pfund, nnd eine Florentiner Handschrift des 14. Jahrhunderts, die sich früher in der Ashburnham-Sammlung befand, wnrde für 2800 Psund sort- gegeben. (Boss. Ztg.) Personalnkchrilyren. Gestorben: in der Nacht zum 15. Juli an einem Gehtrnschlag im Alter von 55 Jahren Herr Verlagsbuchhändler Otto fromme, Ge schäftsführer der Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung Carl Fromme, G. m. b. H. in Wie n. Der Verstorbene war der jüngste Sohn von Carl Fromme und iibernahm 1896 nach Ausscheiden der Erben mit Carl Georg Fromme das schon 1748 gegründete Geschäft, dem er als Leiter der Verlags- abtetlung zu immer größerem Ansehen verhalf. Während in früheren Fahren besonders der Kalenderverlag gepflegt wurde, in dem die Firma eine führende Stellung einnahm, hat sie sich seit der Er werbung des Verlags G. P. Faesy im Jahre 1891 auch der Pflege wissenschaftlicher, besonders landwirtschaftlicher und technischer Lite ratur zugewandt. In neuerer Zeit kamen auch mehrere Lehrbücher für Mittel- und Hochschulen und eine Reihe von Zeitschriften heraus, von denen »Euphorion« und die »Österreichische Rundschau« an erster Stelle stehen. Im Jahre 1914 wurde das Geschäft in eine offene Handels gesellschaft umgewandelt, in der Otto Fromme die Stelle eines Ge schäftsführers einnahm. Oswald Schmicdeberg f. — In Baden-Baden starb im 83. Lebens jahr Wirklicher Geheimer Rat Prof. Or. Oswald Schmiedeberg, Ordi narius der Pharmakologie an der Straßburge r Universität. Mit Schmiedeberg ist, wie die »Voss. Ztg.« dieser Todesnachricht hinzufiigt, der letzte der Professoren der medizinischen Fakultät dahingegangcn, die im Jahre 1872 dazu ausersehen waren, die neugcgrttndete deutsche Universität in Straßburg zu einer vorbildlichen Stätte der Forschung und Lehre auszubauen, und der als Achtzigjähriger noch an gleicher Stelle wirkte, bis die Katastrophe des Weltkrieges ihn aus Straßburg vertrieb. Schmiedeberg und seiner Schule ist der Ausbau der experi mentellen Pharmakologie zu verdanken. In Straßburg hat er ein Musterinstitut für Pharmakologie geschaffen, aus dem zahlreiche Ar beiten hervorgegangcn sind, die dieser Wissenschaft eine gesicherte bio logische Grundlage gegeben haben. In dem von ihm mit Naunyn und Klebs gegründeten »Archiv für experimentelle Pathologie und Pharma kologie« sind Schmiedebergs Arbeiten erschienen. Sein »Grundriß der Arzneimittellehre« hat viele Auflagen erlebt. Julius Kettlcr f. — Geh. Hofrat Prof. Dr. Julius Kettler, der bekannte Geograph und Kolonialpolitiker, ist in Berlin-Friedenau ge storben. Im Jahre 1876 wurde er Mitredaktcur der Pctcrmannschen Geographischen Mitteilungen« in Gotha, 1882 wurde er als wissen schaftlicher Assistent an das großherzogliche statistische Amt in Karls ruhe berufen, und 1884 zum Direktor des Geographischen Instituts in Weimar ernannt. Von 1894 bis 1910 war er Direktor des städtischen statistischen Amts in Hannover. Von 1879 bis 1891 redigierte er die Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie« in Lahr. Im großen Kriege war er Herausgeber der bekannten F-lemmingschen Kriegsland karten. Sprechfaul. Schweden und Preise in schwedischer Währung. tVgl. Bbl. Rr. 121 u. 148.) Herr vr. W. Ruprecht hat in Nr. 148 des Börsenblattes Ver wahrung eingelegt, wider die von den schwedischen Buchhändlern her- bcigeführte Opposition sBbl. Nr. 121) gegen die Art und Weise gewisser deutscher Verleger, die Lieferungen in schwedischen Kronen zu belasten. Herr vr. Ruprecht glaubt aus dieser Opposition heraus lesen zu können, daß die schwedischen Buchhändler den deutschen Ver legern Vorschriften diktieren wollen, und er deutet an, daß der »Schmachfrieden von Versailles« hierzu anrege. Wie das Einge sandt der schwedischen Buchhändler Herrn vr. Ruprecht zu einem solchen Gedankengange veranlassen kann, ist mir vollständig uner klärlich. Ich glaubte, daß es den meisten Deutschen einigermaßen bekannt sei, wie das schwedische Volk mit Teilnahme dem Ergehen der Deut schen während der Kriegsjahre folgte nnd auf alle Weise den schwe ren Schlag des Schicksals durch Kriegsinvalidentransporte, Aufnahme von Kriegskindern, Lebensmitteltransporte usw. zu mildern suchte, so gut wir Schweden das vermochten. Aus dem gleichen Beweg gründe haben wir uns auch in den letzten Jahren mit dem Valuta- Zuschlag abgefundcn, welcher von den deutschen Verlegern als Aus gleich für die niedrige deutsche Valuta gefordert worden ist, einem Zuschlag, welcher zeitweise bis zu 670°/» in die Höhe ging. Uns unter diesen Umständen der »Versailles-Tendenz« zu beschuldigen, ist oaher recht ohne Grund, dazu liegt keineswegs Veranlassung vor. Nach meiner Meinung ist der Verkauf von deutscher Literatur durch den schwedischen Buchhandel wegen der Maßnahmen der deut schen Verleger in andere Bahnen gedrängt worden, als wohl eigent lich beabsichtigt war. Wenn ein deutscher Verleger ein Buch für 100 Mark mit Kr. 6.10 berechnet, oder nach dem Kurse, welcher an dem Tage gilt, so werden sich die Buchhändler gern hineinfinden. Aber wenn er nach Gutdünken Kr. 15.—, 20.—, 30.—, 40.— berechnen will, so kann der schwedische Buchhändler nicht mehr damit einver standen sein, denn der private Käufer kann sich das gewünschte Buch auf Umwegen besorgen, und es hat sich als nn möglich er wiesen, daß die deutschen Organisationen das ver hindern können. Dieser Umstand ist besonders den Vertretern, die im Aufträge des Börsenvereins uns in Stockholm besuchten, dar gelegt worden. Aus der großen Zahl will ich nur noch ein Beispiel anführen, und zwar Baedekers Reisehandbücher. Wenn ein deutscher Reisender hier her nach Schweden kommt, so hat er in Leipzig seinen Baedeker »Schwe den« für 24 .// — ca. 1.60 Kr. gekauft. Der Verleger schreibt einen Preis von 9.60 Kr. für Schweden vor. Glaubt Herr vr. Ruprecht, daß der Reisende diesen Preis bezahlt, falls er sein Exemplar verliert und ein neues kaufen will? Zumal da er denselben beim Rcisebureau in Stockholm für 3 oder 4 Kronen kaufen kann, da dieses Geschäft die Bände nicht vom Verleger bezieht. Ebensowenig will ein schwedischer Reisender für den Band »Deutschland« 12 Kr. bezahlen, den er in Deutschland für 30 ^ ca. 1.90 Kr. kaufen kann. Das Gleiche ist es mit der Literatur von vielen großen wissenschaftlichen Verlegern, die von unseren Biblio theken und Gelehrten direkt von deutschen Buchhandlungen beschafft werden, oder, wo dieses sich einmal etwas schwieriger erweist, von Finnland, Österreich oder Italien. Diese Tatsache täglich vor Angeu, scheint es mir ganz natürlich, daß die schwedischen Buchhänd ler sich mit der Frage befassen, um eine andere Ordnung und Rege lung der Sache herbeizuführen. Jeder weiß selbst am besten, daß die Vernunft während der letzten Jahre nicht immer in der Welt geherrscht hat. Könnten Sortimenter und Verleger, ganz gleich, ob Deutsche oder Schweden, dazu beitragen, daß die Vernunft wieder zu ihrem Rechte kommt, so wäre dieser Schritt nur lobenswert, und man darf wohl hoffen, daß jeder dabei nach seinen Kräften behilflich sein wird, selbst wenn das eigene, einge bildete Interesse auch einmal darunter zu leiden scheint. Sonst ist ein gesunder Geschäftsaustausch niemals denkbar. Aus einem Artikel im Anzeiger für den Schweizerischen Buch handel 1921, Nr. 12, geht hervor, daß auch die Schweizer Buchhändler der Ansicht sind, daß das jetzige System unhaltbar ist. Stockholm, den 13. Juli 1921. Oscar Arme son. Zu diesen Auslassungen über Umgehungen der Verkaussordnung für Auslandlieferungen teilt die A u ß c n h a n d e l s n c b c n st c l l e für das Buchgewerbe mit, daß sich Privatsendungen Deutscher ins Aus land nicht vollständig unterbinden lassen. Andere Länder haben jedoch durch Hinweise der Außenhandelsnebcnstelle Gelegenheit gegeben, diese Sendungen, soweit sie wirklich Umgehungen der Verkaufsordnung dar stellen, zn unterbinden. Leider ist von schwedischer Seite bisher eine Mithilfe in bezug auf diese Kontrolle der Anßenhandelsnebenstelle nicht zuteil geworden. „Zahlbar am " Es wird wohl kaum ein Sortiment geben, in dem nicht dann und wann trotz aller Aufmerksamkeit Verleger-Mahnbriefe eingehen, die einen unbezahlten Fakturenbetrag anfordern. Mit der Zunahme des Barverkehrs mehrt sich die Schwierigkeit in der Behandlung der Fak turen; daher wäre es zu begrüßen, wenn sich die Verleger selbst einer größeren Einheitlichkeit in der Ausstellung direkter und sogleich zahl- 1097