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17V, 23. Juli 1921. Redaktioneller Teil. drücken: »Kampf». KatNps auf der ganzen Linie, wie im po litischen Leben, so in unserm Beruf. Schroff standen sich Ver lag und Sortiment gegenüber, besonders nach den unglücklichen Juli- und Augusltagen des Jahres !l)20, als der Verlag unsere Differenzen in die Öffentlichkeit zn bringen für gut befand. Wir glauben durchaus, daß er heute bereut, es getan zri haben, und daß er sich bemüht, diese Entgleisung wieder gutzumachcn, aber die Schädigungen, die diese Handlungsweise hervorgeruscn hat, werden noch lange nachwirken, und das Mißtrauen gegen den Buchhandel, Verlag und Sortiment, das sie beim Publikum her vorgerufen hat, wird schwer wieder zu beseitigen sein. Wir stehen durchaus nicht an, zu erklären, daß der Verlag heute unter den größten Schwierigkeiten arbeitet, und daß er trotzdem mit bewundernswerter Kühnheit weiter Produziert, aber gleichzeitig müssen wir nnchdrücklichst betonen, daß die Schwierigkeiten im Sortinrent wahrlich nicht geringer sind, denn die Zetten der großen Umsätze sind vorüber. Seit Anfang dieses Jahres geht der Umsatz zurück, mindestens in der Stückzahl; auch das Weihnachtsgeschäft ist schon teilweise hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Demgegenüber steht, teilweise mit hervorgerufen durch die Flucht des Verlags in die Öffentlichkeit, das energische Verlangen der Bücherkänfer nach einem Abbau der Teuerungs- zuschlägc, die von einem großen Teile auch des Sortiments nur als notwendiges übel empfunden werden und deren Weiterent wicklung nach oben als unerträglich bezeichnet wurde. Der Ver such dieses Abbaues vom Juli 1920 fand nicht die Billigung des Verlags; die Marburger Herbstversammlung, der die Ver leger sernblieben, brachte keine Klärung, da der »Giftzahm, die direkte Lieferung des Verlags ohne Besorgungsgebllhren, sich für das Sortiment als unerträglich erwies. Der Beschluß des Börsenvereinsvorstands vom 5. Oktober, die Notstaiidsorduung mit den Siegismundschen Richtlinien durchzuführen, zwang uns, in einer außerordentlichen Hauptversammlung dazu Stellung zu nehmen. Wir haben uns auf den Boden der Notstandsordnung gestellt, doch durch Schaffung von Aussührungsbestimmungen für unser Vcreinsgebiet geschäftliche Schädigungen unserer Mitglieder zu verhindern gesucht. Um den in akademischen Kreisen sich bil denden Einkaufsgenossenschaften entgegenzuwirken, wurde in Rostock mit dem Rektor und dem Vorsitzenden des Studenten ausschusses ein Abkommen getroffen, nach dem den Studierenden bei Einkäufen über 10 ein sogenannter Sozialabzug von 5'!L gewährt wurde, dafür aber jegliche Selbsthilfe unterbleiben solle. Soweit wir bis jetzt übersehen können, hat sich diese Einrichtung durchaus bewährt; wir haben uns dadurch unsere Abnehmer er- halten. Wie vorauszusehen war, haben die dankenswerten Be mühungen des Verbandsvorstands, die Verleger zu veranlassen, bei direkten Lieferungen auch ihrerseits die Besorgungsgebühren zn erheben, die gewünschte Einigkeit nicht herbeizuführen ver mocht. Auch der Gildevorstand erkannte die Notstandsordnung nicht an, sondern beschritt den Weg der Klage gegen den Börsen vereinsborstand. So ging der Herbst und der Anfang des Winters in Unsicherheit dahin. Der Verlegerberein schuf sich im Dezember in Weimar eine neue Satzung, die in seinem Verhältnis zum Bör senverein grundlegende Änderungen Hervorrufen wird, deren letzte Folgen heute noch nicht zu übersehen sind. Alles drängte ans Entscheidung durch eine außerordentliche Hauptversammlung dcs Börsenvereins hin, die denn auch am 13. Februar d. I. unter starker Beteiligung stattfand. Inzwischen hatten ini Dezember Verhandlungen zwischen wissenschaftlichem Verlag und wissen schaftlichem Sortiment eingesetzt, die einen Abbau des Sorti ments-Teuerungszuschlags bezweckten, falls die Verleger aus kömmliche Bezugsbedingungen zubilligen würden. Ihr Vorstand verhielt sich in dieser Frage zunächst abwartend, erst als in der Kantateversammlung die Rabattfrage auch den nicht wissen schaftlichen Sortimenten gegenüber geklärt war, konnten mir zustimmcn. Die außerordentliche Hauptversammlung des Börsenvereins im Februar d. I. nahm nach Abänderung des Antrags Nitsch- manri einen Antrag Steffen an, durch eine Kommission bindende Entschlüsse für die Ostermesse vorzubereiten, die dann auch in der Kantateversammlung nach langen erregten Verhand lungen zustande kamen. Wir müssen mm sehen, wie wir mit diesen Bedingungen auskoinmen. Eine Regelung mit den belletristischen Verlegern steht nahe bevor. Die fortwährend steigenden neuen Lasten aller Art erschweren einen Abbau sehr, so sehr es auch zu begrüßen ist, daß wir durch Rückkehr zum festen Ladenpreise Beruhigung Im Buchhandel schaffen. Den Vorschlägen des Wahlausschusses für die Neuwahlen im Börsenvercin haben wir zugestimmt; insbesondere haben wir die Wahl von Herrn Meißner gegen den Vorschlag der Gilde unterstützt, ohne die Fähigkeiten dcs Gegenkandidaten Herrn Alt verkleinern zu wollen. Wlr halten eben Herrn Meißner wegen seiner langjährigen Vcreinstätigkeit und seiner großen Personen kenntnis für ganz besonders geeignet, ini Wahlausschuß zu wirken. Leider hat ja Herr Gcheimrat Stegismund sich veranlaßt gesehen, sein Amt im Vorstand nicderzulegen. Wir bedauern das um so lebhafter, als wir oft Gelegenheit gehabt haben, uns von seinen außerordentlichen Fähigkeiten zu überzeugen, seine uner müdliche Arbeitskraft und treue Hingabe an die Interessen unseres Berufs zu bewundern. Die Ernennung zum Ehrenmitglied, die wir als Antragsteller mit unterstützt haben, mag ihm ein Zeichen der Dankbarkeit sein, die der gesamte Buchhandel ihm schuldet. In unscrm Kreisverein liegen einige Veränderungen des Mitglicderstandes vor. Wir verloren durch den Tod zwei lang jährige Mitglieder, die Herren Kommissionsrat Ludwig D a - v i d s-Schwerin und Emil F r e h s e-Neustrelitz. Wenn auch beide Herren in letzter Zeit sich am Vereinsleben wenig beteilig ten, so erinnern wir uns doch gern früherer Zeiten, wo sie eifrige Besucher unserer Hauptversammlungen waren. Ferner trat aus Herr E. Mattig in Dömitz. Neu cingetreten sind die Herren Henry Pape i. Fa. Barncwitzsche Hofbuchhandlung und Verlag in Neu strelitz, Paul Wiedemann in Alt-Strelitz, Paul Biedermann i. Fa. Biedcrmannsche Ratsbuchhandlung in Goldberg und Frl. Frieda Michaelis in Fürstcnbcrg. Unser Mitgliederbestand ist heute 1 Ehrenvorsitzender, 3 Ehrenmitglieder, 53 ordentliche und 9 außerordentliche Mitglieder. Eine Reihe Gesuche um Ausnahme ins Adreßbuch ist uns zugegangeu. Wir haben sorgfältig und objektiv geprüft, mußten aber in einigen Fällen unsere Genehmi gung versagen. Satzungsverlctzungen sind uns in unserem Vereinsgebiet nicht gemeldet worden. Ein Fall von Schleuderet gehört in den Bereich unseres Nachbarvereins Brandenburg und wird von dort aus be arbeitet worden sein. Auskünfte in buchhändlerischen Angelegen heiten haben wlr vielfach gegeben und erklären uns auch für die Folge hierzu bereit, nur müssen wir immer wieder bitten, zur Belebung des Vereinslebens die Hauptversammlungen recht vollzählig zu besuchen. Diese einzige Gelegenheit des Jahres, alle Sorgen und Nöte in größerem Kreise zu erörtern, muß von jedem Mitglied benutzt werden, um sich über alles zu unterrichten, was unser» heimatlichen Buchhandel angeht. Die Aufforderung der Rostocker Handelskammer, einen Bericht über die Lage des Buchhandels in Mecklenburg zu geben, haben wir mit Rücksicht auf die ungeklärten Verhältnisse in diesem Jahre abgelehnt. Soll ten jetzt stabilere Preisbildungen eintreten, so werden wir wieder, wie früher, unser» Bericht geben. Ihr Vorsitzender nahm an sämtlichen Versammlungen des Jahres, diesmal vier an der Zahl, teil. An der außerordentlichen Börsenvereins-Hauptversamm- lnng im Februar d. I. war Mecklenburg mit sechs Mitgliedern vertreten, die entsprechende Stimmcnvertretung hatten. Leider werden wir Sie wieder um eine Erhöhung der Mit- glicdsbeiträge bitten müssen. Der Verbandsvorstand verlangt jetzt pro Mitglied 12 von uns, eine Summe, die wir bei unfern niedrigen Beiträgen nicht zahlen können. Unser Herr Schatzmeister wird Ihnen bet Punkt 2 und 3 der Tagesordnung seine Wünsche vortragen, denen wir zuzustinimen bitten. Infolge des zur Ostermessc gefaßten Beschlusses, einen Aus- schuß zur Änderung der Satzungen einzusctzcn, werde» demnächst im Börsenverein große Umwälzungen eintreten, deren Folgen noch gar nicht zu übersehen sind. Wie der Verlag sich immer fester zusammenschließt und dein Beispiel der Gilde folgt, so muß es das Bestreben des Sortiments sein, die Gilde durch Förderung jeder Art zu stärken. Wlr bitten daher unsere Sorti- mentsmitglieder, sich, soweit es noch nicht geschehen, der Gilde als Mitglied anzuschlietzen. Von der Gesellschaft der Freunde 107«