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immer wieder. Klar ist die nächtliche Überfahrt, aber es stürmt. Das Schiff wird hin und her geschüttelt. Ötzens Aufregung wirkt wie die Telegraphen drähte an der Leipziger Strecke, und die Sahnenbaisers verlassen ihn. Dann aber schläft er ein: „Mit Sahnenbatsers hast du offenbar kein Glück." Otz kommt früher zurück, als Johann erwartet. Die Aufregung, die er verursacht, ist unbeschreiblich. Sie ähnelt dem Jndianertanz im Gasthaus „Zum springenden Pferd." Johann umarmt Otz: „Da siehste, Anna, was ich für einen Sohn habe." „Und wem hast du es zu verdanken?" erwidert Anna. Nur der alte Geig bleibt ernst. „Jetzt sind wir eine Weltfirma", sagt er immerzu, „eine Weltfirma." Er empfindet, daß er die schwerste Arbeit hat, er mutz diese Riesenproduktion organisieren. „Otz", fragt Johann, „hast du ihnen gesagt, wieviel Cottonstühle wir in Betrieb haben?" Otz wirft sich in die Brust. Er stellt sich stramm hin: „Zu Befehl, Herr Hauptmann, jedoch habe ich sie mit zwei multipliziert." „Da bist du bescheidener gewesen, mein Junge, als ich in Leipzig, ich habe damals dasselbe mit drei gemacht, und deine Mutter, meine Frau, hat an der Tür gelauscht." „Gott sei Dank!" triumphiert Anna. „Vater, für dich war es auch leichter", meint Otz. „Nee, nee, Junge, es ist viel kühner eins mit drei zu multiplizieren, als fünfzig mit zwei." — „Wir sind eine Weltfirma", sagt Geig weiter, als wenn er es auswendig lernen müßte. * In zwei Schichten wird nun gearbeitet. Neue Wirker werden eingestellt, die, wie immer, Johann selbst anlernt. Die Produk- tion von kleineren Fabriken mit Mei oder drei Maschinen wird aufgekauft. Die Maurer ziehen wieder ein. Die Fabrik wird erweitert, und neue Maschinen werden bei Pulvermacher bestellt, nach dessen Ansicht eigentlich alle Maschinen ausgewechselt werden müßten, weil sie schon mal wieder völlig veraltet sind. Uhlig spricht mit Geig: „Ich hab' gedacht, wir würden nie die Schulden los. Nun ist es bald soweit." Die Uhligsche Fabrik ist nun eine Weltfirma. Das Zirbelsche Wirkerei-Unternehmen kommt nicht mit. Otz reist unermüdlich ins Ausland. Jetzt ist er in der Schweiz. Zuerst macht er eine Wanderung zu seiner Erholung. In Rosenlaui im Berner Oberland bleibt er einige Tage, weil es ununterbrochen regnet. Dann geht er über Grindelwald zur Kleinen Scheidegg, an den riesigen Bergen vorbei, von denen in der Mittagshitze die Eislawinen donnern. Im Hotel auf der Kleinen Scheidegg er fährt er, daß dort der Fabrikbesitzer Schütz mit Frau und Tochter aus Chemnitz wohnen. Sehr freut er sich auf das Zusammen treffen. Jahre hat er Friedel nicht gesehen und selten etwas von ihr gehört. Bei den Eltern war er manchmal als Kind, aber er kennt sie kaum. Unerwartet steht Friedel in der Halle vor ihm, eine schlanke, dunkle Dame im Sportkostüm. Er ist verlegen: „Friedel." Er hatte sich in Gedanken seine Jugendfreundin Friedel vorgestellt. Einen Augenblick lehnt sie sich an ihn. „Otz." Dann weicht sie schnell zurück und sieht um sich. „Ich bin mit meinen Eltern hier." Sie mustert ihn lächelnd: „Du Haft dich gar nicht verändert. Nur so furchtbar erwachsen siehst du aus, sonst dasselbe Gesicht. Vielleicht ein kleines bißchen breiter. Wie oft hab' ich an dich gedacht, und nun bist du hier." Sie wird nachdenklich: „Aber wir müssen uns Sie nennen, das geht nun nicht anders. Meine Eltern sind doch komisch, das weißt du ja, aber, Otz, das macht nichts, deshalb bleiben wir doch die alten. Vielleicht ist es sogar amüsant." Otz spricht nicht, so befangen ist er. „Wußtest du, daß wir hier sind? Das ist aber nett von dir, daß du gekommen bist." „Es ist Zufall, aber so leicht wird es für mich nicht sein, dich Sie zu nennen. Jetzt denk' ich nämlich, alle die Jahre wären nicht gewesen. Zuerst fand ich dich verändert. Nun aber gar nicht mehr." Fast traurig sieht sie ihn an: „Ja, Otz, nun bin ich leider eine Dame, wunderbar erzogen, ich spreche fließend englisch und französisch, verstehe italienisch und kann mich benehmen wie bei Hofe, und das haftet mir an. Ich fürchte, von der Mitt weidaer Friedel ist nicht viel übriggeblteben. Aber du, was hast du gemacht?" „Kaufmann bin ich, war in London und Paris, und handle mit Strümpfen. Jetzt aber habe ich Urlaub." „Hoffentlich recht lange, Otz, daß wir uns wieder kennen- lernen, oder noch schöner wär', daß wir finden, daß wir un wirklich nicht verändert haben, das wäre wunderbar." — „Ich habe mich eigentlich gar nicht verändert", antwortet Otz, „ich habe mir das Nlterwerden anders vorgestellt, ich find', man merkt nichts davon." „Das kommt daher, weil du was zu tun hast, und wahrscheinlich sehr viel. Aber wenn man so mit Spielerei beschäftigt wird wie ich, ach ja", sie seufzt. Dann kommen die Ellern Schütz, sehr elegant, der Vater im Smoking, sie haben sich schon zum Abendessen umgezogen. „Friedel, du mußt sofort hinaufgehen. In einer halben Stunde wird zu Abend gegessen." „Ja, Mutter. Ihr kennt doch sicher noch Herrn Uhlig, den Freund von Kurt, aber ihr könnt ihn ja eigentlich nicht mehr kennen, es ist so lang her. Schimpf nicht, ich geh' schon." Die Eltern begrüßen Otz. „Überall sind Sachsen", sagt Schütz, „finden Sie das sehr angenehm? Eigentlich möchte man ja mal allein sein." „Aber Konrad", wirft Frau Schütz ein. „Das ist doch nicht persönlich gemeint, Else, so hat es Herr Uhlig auch nicht aufgefaßt. Ihm wird's mit den Sachsen genau so gehen wie uns. Ich bin viel gereist, das wissen Sie ja wahrhaftig. Gott, waren Sie ein netter Junge, jetzt erinnere ich mich, der Otz von der kleinen Wirkerei. Sie haben doch damals mein Weltreise album besehen und konnten sich nicht kennen. Na, ich sag' Ihnen, in Peking, auf dem Vesuv, am Titicacasee, an den Niagarafällen, nichts wie Sachsen. Aber daß Sie hier sind, freut mich nun doch. Was machen die Geschäfte?" — „Es geht blendend." — „Bei uns auch. Auf Wiedersehen, lieber Herr Uhlig. Grüßen Sie die lieben Wätnvnci cis; gonrsn ;poni;cbsn Kriegs; verborgen war dieser Kelch, ein be sonderes Heiligtum der Spanier, der nach frommem Glauben von Christus selbst beim hl. Abendmahl benützt worden sein soll. Nun konnte das, dem Zugriff der Ro ten in dem kleinen spanischen Dorf Carlet entzogene Heiligtum, wieder der Kirche zurückgegeben werden. pottkukcdsniokrt clurcd ciis k^ork. Oie deutsche Reichspost hat nun auch in dem landschaftlich vielleicht schönsten Teil der Mark zwischen Neuruppin und Lienen walde einen regelmäßigen Postkutschendienst eingerichtet, der es ermöglicht, in be schaulicher Ruhe die landschaftlichen Schönheiten zu genießen. Sck.rl Si>ä«r6I»n,, unä Xrioclst-ä-pr.» j« 1 82 <» «2 r:'S „Danzig ist eine deutsche Stadt 5^. msrrckisrt in Oonrig. vis ^ännsr im brsunsn kkesnlclsicls cis; pükrsr; ;tsksn tür cia; cisukck« vsnrig aut cisr >Vackt. Untsn: >Vis übsrrsugsnct clsut;ck unci national;oiia1i;ti;<:d vonrig lüklt, cka; rsigt« ;ick wivcisr sm 1. ^ai ciis;«; lakr«;, cism psisttag cis; cisukcdsn Volles;, clsn ciis Im Tckmucke un- rädligsr iiaksnlosurtohnsn prangsncis 5tacit voll vsgsistsrung mitisistts. undsiewillzuVeutsch- land. Umgekehrt hat diese Stadt vertrag liche fldmachungen, die ihr allerdings avf- gezwungen waren durch die Versailler Zriedensdiktatoren --mit Polen, va nun außerdem der Völker bund, früher als größ- terUnruhestiftrr, nun mehr mit einem aller dings außerordentlich taktvollen fjohen Kommissar vertreten ist muß spätestens mit dem allmählichen er löschen dieser unheil vollen Institution das Problem Vanzig so oder so erörtert wer den . . . denn daß vanzig niemals polnisch werden wird, dürste wohl außer Zweifel stehen . . ." Iver Llllnn in seiner Neichetagsredr am A. Pprii ISZSs >cutn»km»n m«nn (2), >V«ItbiIU vnä «u, Kurt tUuircksn 0«ut«ckI»nUbu<:k (V«rl«g krnrt Vt«»mutk V. SsrIIn) j« t kins molsri;cks dlocktoutnobms cl«; bscübmtsn Krontors; in vonrig, in cis;;vn nöck;tvr dlöks ;ick ciis 5tsrn^ort« bstinckst. Eltern." Er denkt nach, „unbekannterweise. Wir sehen uns doch sicher noch einmal, solange Sie hier sind." Er wendet sich einem älteren Ehepaar zu, das sich schon mit seiner Frau unterhält. Otz verläßt die Halle. Die Sonne geht unter. Langsam verglühen die schroffen Berge. Rotes Feuer liegt auf den Glet schern. Es kümmert sich kaum einer darum. Alles ist mit der Vorbereitung für das Diner beschäftigt. Otz wird im Restaurant essen. In seinem Touristen anzug mag er nicht unter all den fein angezogenen Gästen sein. Er ist traurig, er hat Sehnsucht nach Friedel. Wie selten hat er an sie gedacht, aber nun sind alle seine Gedanken nur bei ihr. Dumm, daß er keinen schwarzen Anzug eingepackt hat. Aber wer hätte das ahnen können? Er bleibt draußen, bis es dunkel wird. Dann geht er ins Restaurant, und später in die Halle. Da sitzt Friedel und spielt mit einem Spanier Schach. Sie radebrecht mit ihm italienisch und blitzt ihn an. Sie gewinnt das Spiel; denn der Spanier ist verliebt. Manchmal lächelt sie Otz zu, der ruhig dabeisitzt. (Fortsetzung folgt!) vo; pcäcbtig« Sswöibs cis; ^ttu;kois; mit cism ö^oclsll «insr vonrigsc Koggs. 83