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Kr. 2-1. 8. November lSSr. Erzgebirgifcher VoMsfreund. M , Aus den Parteien. Au«, 8. Nov. Der Ehristlich-soziale Balks- dienst hatte gestern im Saale des „Stadtpavk" «ine Kund- ge dung veranstaltet, zu der Herr Mager aus Dresden als Redner gewonnen worden war. Er sprach Wer den Kampf um Deutschlands Zukunst. Parteisekretär Weißflog leitete die Versammlung und begrüßte die Erschienenen. Dann führte der Vortragende u. a. folgendes aus: Durch eigenes Versagen hat das evangelische Volk den ihm gebührenden Ein- fluß auf Führung urid Gestaltung des deutschen Staates ver loren. Diele wanden sich ab von einem politischen Kampf, in dem Selbstsucht der Parteien triumphierte. Aber diese be rechtigte Abneigung gegen den Parteien, und Jnteressenkampf übersieht leicht, daß der Entscheidungskampf um die Existenz unseres Volkes und Staates auf dem Höhepunkt angekommen ist. Wenn wir wieder zu geordneten Verhältnissen kommen wollen, dann muß der Staat vom Einfluß der politischen Par teien befreit werden. Die Staatsmänner von heute betrachten V sich nicht als Träger eines von Gott gesetzten Führeramtes, sondern handeln oft nur im Interesse ihrer Parteien. Bei keiner einzigen der Parteien ist der Protestantismus auf seine Rechnung gekommen. Aber mit Lamentationen werden wir diy Verhältnisse nicht ändern. Nur durch Erneuerung der Ge sinnung ist die Ueberwindung der Krise möglich. Eine Neu geburt und Aufbau des Staates kann nur herbeigeführt wer den durch eine innere Umwandlung des Menschen. Wir müssen unsere Orientierung bei Gott suchen. Das Wort Gottes soll immer mit Furcht und Zittern in den Mund genommen wer den. Wie soll nun Deutschland regiert werden? Eine autori täre Regierung muß Vertrauen im Volke haben. Das hat die Regierung Papen nicht. Wenn aber eine Regierung das ganze Volk gegen sich hat, dann muß sie abtreten. Das deutsche Volk kann die kommenden Jahre nur überstehen, wenn Män ner an der Spitze stehen, die dem ganzen Polke gegenüber verantwortlich sind. Es darf nicht vorkommen, daß der deutsche Arbeiter in die Negation -um Staate getrieben wird. Das Volk kann das Schwerste ertragen, wenn ihm die Wahrheit gesagt wird. Nicht überspitzter Parlamentarismus oder Par teidiktatur, aber auch keine politische und soziale Entrechtung des Volkes kann die Lösung bringen. Das Papen-Programm geht von falschen Voraussetzungen aus. Wir leiden an einer Absatzkrise. Aber die Kontingentierung schlägt alle Türen des Handels zu. Die Ankurbelungsmaßnahmen sind bedenk lich. Man darf nicht der einen Seite geben, was man der an deren erst weggenommen hat. Der Arbeiter verlangt Rechts ansprüche, keine Wohltaten. Wenn wir uns, so führte der Red ner zum Schluß aus, zum Christlichen Volksdienst bekennen, so deshalb, weil wir dem Volk die Wahrheit sagen wollen. Wer mit dem Volksdienst kämpfen will für die Rechte der evan gelischen Christen, der wähle am 6. November christlich-sozial. Hr. Schneider ergänzte die Ausführungen des Redners. Hr. Mager beantwortete dann noch mehrere eingegangene Anfragen, und Hr. Weißflog schloß die Versammlung mit der Aufforderung, am Sonntag die Liste 9 zu wählen. * * Dou der Volksrecht-Partei wird uns geschrieben: ..Die Auswüchse und Mißstände der Parteiwirtschaft der Jahre nach dem Krieg und die damit verbundene einseitige Begünstigung mächtiger wirtschaftlicher Interessengruppen hat schon bisher Volk und Staat schwer geschädigt. Die Volksrecht-Partei will der Kerntrupp einer neuen umfassenden und wahrhaft natio nalen Volksfront sein. Ihr geht es nicht um Partei und Par ieimacht, nicht um Parteipolttik, sondern um Volk und Staat, um Volkspolitik und Staatspolitik, um Deutschland! Dolks- rechtkampf ist Kampf um den Wiederaufbau des deutschen Rechts- und Kulturstaates, Kampf gegen die Auswüchse des bisherigen Parteistaates und gegen die eines großen Volkes unwürdige Diktatur. Volksrechtkampf ist im wirtschaftlichen Leben Kampf für Arbeit und Eigentum, für gerechte Löhne und Preise, für den gerechten Ausgleich der Interessen aller Grup pen uno Berufsstände, Kampf für Recht und Vertrag, für Ehrlichkeit und Anständigkeit, gegen Ausbeutung jeder Art, gegen Enteignung und Entrechtung des schaffenden und spa renden Volkes. Die von der Reichsregierung erstrebte Be lebung der Wirtschaft kann nicht nur von der Förderung der Produktion aus erfolgen. Die Maßnahmen der Neichsregie- rung bedürfen der Ergänzung von der Seite der Kaufkraft her. Die Vorschläge der Volksrecht-Partei auf diesem Gebiet lehnen die vermehrte Geldschöpfung, die zur Inflation führen muß, ab und erstreben die Verbreitung der Kapitalbasis, die Be lebung der Wirtschaft durch Mobilisierung des eingefrorenen Volksvermögens. Nur der Wiederaufbau des inländischen Sparkapitals kann zu einer dauernden Gesundung unserer Wirtschaft führen. Auf kulturellem Gebiet kämpft die Volks recht-Partei für die deutsche christliche Kultur, für deutsches Volkstum, für eine deutsche nationale Erziehung, für die staatsbürgerliche Bildung der deutschen Jugend, für «in Tat christentum. In der Außenpolitik bedeutet Volksrechtkampf den Kampf für den Rechtsgedanken, für völlige Gleichberech- tigung Deutschlands auf allen Gebieten. Arbeit und Eigen tum, Freiheit und Recht! ist das Kampfziel, Einigkeit und Recht und Freiheit! das Kampflied, Heil Deutschland! ist der Kampf- ruf der Volksrechtbewegung. Die Volksrecht-Partei ruft des- halb alle, die zu ehrlichem Kampf bereit und entschlossen sind, an ihr.e Seite. Es geht um Deutschland! * Neustadtel, 5. Nov. Gestern abend sprach im Karlsbader Haus in einer öffentlichen Wahlkundgebung der NSDAP. Reichsredner Baudisch über das Thema: „Deutsch lands Notund Reichstagswahl". Der Redner be schäftigte sich zunächst mit dem Sinn und dem Zweck der Reichs tagswahl am 6. November. Er stellte dabei fest, daß es bei dieser Wahl nicht um das Schicksal der Parteien geht, sondern um das deutsche Volk, das mit dem Programm und den Der- fügungen des Hrm v. Papen nicht einverstanden ist. Herr von Papen wird auch dem neuen Reichstag sein Wirtschaftspro gramm vorlegen. Auch dieser neue Reichstag wird es wieder mit einer überwiegenden Mehrheit ablehnen. Er wird dann vielleicht den Reichstag wieder auflösen, damit er an der Spitze der deutschen Regierung bleiben kann. Er kann auch fernerhin Notverordnungen erlassen und Rentenkürzungen verordnen, aber wenn er kein Brot, keine erträglichen Verhältnisse schaf fen kann, dann muß er gehen. Mit Verfügungen und der Staatsgewalt kann man vielleicht regieren und die Ordnung aufrecht erhalten, aber niemals kann man dadurch das Elend des deutschen Volkes lindern. Der Kampf der letzten Wochen ging nicht um Programm und Parteianschouungen, sondern um erträgliche, menschenwürdige Verhältnisse in Deutschland. Die Notverordnung der Neichsregierung vom Juli ds. Is. müssen die Nationalsozialisten ablehnen, weil mit dieser Der- ordnung die Lasten auf die Schultern der Aermsten des Volkes, der Rentner, Kriegsopfer und Arbeitslosen gelegt werden. Ausführlich behandelte der Redner das Wirtschaftsprogramm des Herrn v. Papen. Mit diesem Programm werde er die Wirtschaft niemals ankurbeln, denn die Ankurbelung der Wirt schaft erfordert eine erhöhte Kaufkraft und diese kann nicht erzielt werden, in dem man die Löhne senkt, wie es in diesem Programm vorgesehen ist. Die Nationalsozialisten werden sich nicht auf die Seite des Hrn. v. Papen stellen, sondern sie wer- den mit dem Volke gehen. Wenn das Volk im kommenden Winter vor Hunger auf die Straße geht, dann gehen die Na tionalsozialisten mit. Die Nationalsozialisten sind nicht ange treten, um für den Nationalsozialismus und Adolf Hitler, son dern für Deutschland zu kämpfen. Reicher Beifall bewies, daß die Zuhörer mit den Ausführungen des Redners zufrieden waren. H. * Raschau, 5. Nov. Am Donnerstag sah.die Ortsgruppe der NSDAP, einen Neichsredner von Ruf, Pg. Ostern ack- Nabenau, in ihrer Mitte. An diesem Abend, an dem die Standartenkapelle 105 (Franke-Schönheide) mitwirkte, wurde zugleich die von der Frauenschaft genähte und gestickte Orts gruppenfahne geweiht. Pg. Osternack hielt die Weiherede, die mit dem Gelöbnis schloß, im Zeichen des Hakenkreuzes unter Führung Adolf Hitlers das Dritte Reich zu errichten. Der Redner wandte sich dann seiner eigentlichen Aufgabe zu und führte in äußerst temperamentvollen, oftmals von lebhaften' Beifallsbezeugungen unterbrochenen Rede die Sünden -er Papenregierung den Anwesenden vor Augen. Eindringlich mahnt er dazu, am 6. November, dem Tag der Entscheidung, durch Abgabe des Stimmzettels mit dem Kreuz im ersten Ringe sich für Deutschland und des deutschen Volkes Aufstiegs zu entscheiden. Lege das deutsche Volk seine Zukunft nicht in oie Hände Adolf Hitlers, so sei unabwendbar der blutige Bol schewismus der Nachfolger. Die Kundgebung erlitt durch einen Alarm der SA. und des Motorsturmes eine gewisse Störung. Die Formationen waren von Beierfeld angefordert worden, wo nach einer SPD.-Dersammlung ein Zusammenstoß drohte, der jedoch durch das schnelle Erscheinen der SA. vermieden wurde. Die schneidigen Märsche der beliebten SA.-Kapelle umrahmten die eindrucksvolle Kundgebung. oe. * Hundshübel, 5. Nov. Die Ortsgruppe der NSDAP, hielt zwei öffentliche Wahlversammlung ab. In der ersten Versammlung im Gasthof „Zum goldnen Hirsch" sprach Pg. Oberltn. Ziegler-Löbau über das Thema: „Und dennoch Hitler-Deutschland". Die zweite Versammlung fand im Gast hof „Zur Linde" statt, wo Pg. Herbert P e t e r - Plauen, Gau geschäftsführer der Hitlerjugend, als guter Kenner der sozialen Fragen sich eingehend über die Papenregierung bzw. den Papenkurs und das zu erwartende Werk Hitlers für ein neues, freies Deutschland aussprach. Beide Redner fanden mit ihren längeren, die Zuhörer packenden Ausführungen, lebhaf ten Beifall. D Konzerte, Theater etc. A«e, 8. Nov. Im Kaffeehaus Wiegleb sind, wie im Anzeigenteil bereits angekündigt wurde, die zwei Schanzen- bächer wieder eingetroffen. Dieses beliebte Künstlerpaar, da mit Lied, Dortrag und Tanz das Publikum aufs beste unter- hält, gibt damit auf dem geller Berg bereits sein viertes Gast- spiel. Ein Besuch sei jedem empfohlen. * Bockau, 8. Nov. Äm Sonntag, dem 1. Kirchweih, festtag, veranstaltet die Methodistengemeinde abenS 7 Uhr einen Gesangsgottesdienst, der von den method. Chören Albernau ausgeführt wird. Der Eintritt ist frei. Au« de« Kino». Aue, 5. Nov. „Drei von der Kavallerie" sind in den Adler-Lichtsvielen eingetroffen. Paul Heide- mann, Fritz Kampers und Paul Hörbiger verüben als fesche Ulanen im Rahmen eines Garnison- und Manöverbildes, wie es das Kinopublikum liebt, die tollsten Streiche. Wenn die drei Unzertrennlichen aufmarschieren, wenn sie in ernsten und hei- teren Stunden wie Pech zusammenhalten und wenn sie auch durch Liebesangelegenheiten in ihrer festen Freundschaft nicht gestört werden, dann sieht man hinter diesen Filmparadege- stalten von heute das angestrebte, aber unerreichte Vorbild der unsterblichen drei Musketiere von Alexander Dumas. Neben einer famosen, oft zum Wälzen ulkigen Handlung, die sich insofern weit von D'Artagon und seinen beiden Kameraden entfernt, bringt der technisch hochstehende Tonfilm wundervolle Stimmungsbilder aus einer kleinen Garnison und großartige Kampfspielszenen aus gut gestellten Manövern. Die Reihe der prominenten Darsteller wird ergänzt durch Senta Söneland, Hilde Hildebrandt, Else Elster, Fischer Köppe, Paulig und Pointer. — Im Beiprogramm gibt es einen Tonfilm-Sketsch „Die Radikalkur". Tonwoche und Kulturfilm schließen sich an, Aus dem Gerichtssaal. Wegen Rückfallsbetrugs in 2 Fällen verurteilte das Amtsgericht Eibenstock den 29 Jahre alten, oersits 12 mal vorbestraften Vertreter Rich. L. aus Hartmannsdorf zu 4 Monaten Gefängnis. Der Angeklagte hatte sich am 3. August v. I. im Hotel Drechsler in Wildenthal eingemietet, wo er mit Lem Motorrad vorgefahren war. Nach 3 Tagen war er mrt dem Bemerken, er wolle das ihm überwiesene Geld ab holen, unter Hinterlassung einer Schuld von 26.45 Mk., verschwunden. Er hat bis jetzt nur 3 Mk. bezahlt. Im zweiten Fall hat er sich, obwohl ihm im Augenblick keine Geldmittel ^ur Verfügung standen, für 8 Tage zur Som merfrische in einem Gasthofe in Erdmannsdorf ein. logi!ert und verschwand dann auch, ohne mehr bezahlt zu haben, als die 10 Mk., die er sich vom Wirt geborgt hatte. Trotz feiner Vorstrafen wegen Unterschlagung und Betrugs hatte der Angeklagte Glück mit seiner Be rufung. Auf Grund von Entlastungsmaterial, das er dem Gericht erst jetzt vorlegte, kam die 3. kleine Straf kammer des Landgerichts Zwickau zu seiner Frei sprechung, wenn auch nur mangels Beweises. Zn 1. Instanz in Eibenstock hatte sich L. vom persönlichen Er scheinen entbinden lassen, weil er zu dieser Zeit im Amts, gericht Freital Strafe verbüßte. —y. Gewerkschaftliches. * Eine Denkschrift des DHB. über den Frelw. Arbeit«, dienst. Der DHD. hat an den Reichskommissar für den Freiw. Arbeitsdienst, Präsident Dr. Syrup, eine Denkschrift ge richtet, in der auf Gefahren hingewiesen wird, die aus dem Eindringen bürokratischer Kräfte in die Ordnung des Freiw. Arbeitsdienstes entstanden sind. Bemängelt wird vor allem, daß die „Träger der Arbeit" nur wenig Verständnis für den eigentlichen Sinn und Geist des Freiw. Arbeitsdienstes haben und nach allen ihren Aeußerungen und Handlungen lediglich auf die reine Arbeitsleistung eingestellt sind. Gegenüber den Mißständen der Stoppuhrkontrolle, des gegenseitigen Aus- spielens der Arbeitstrupps usw. werden Gemeinschaftsleben und Kameradschaftsgeist vielfach als Balast angesehen. Ost versuchen die Träger der Arbeit auch in die Führung der Lager einzugreifen und die Arbeitsleistungen der Freiwilligen denen regelrechter Arbeiter anzugleichen. Rskmsn Lis rum Lubvaseks», Lpüls» un6 ksmiyou Hsnksls O Karts», also kalLLaltlss» Wasssr Ist rum VfSseksVasoksn unyooiynot. Soiron vroniys Oramm Xalle in 100 lütsr Wasssr vornioktsn üdsr V« kfu»6 Soifsl Vas muL fs6o Hausfrau v6s»s»I Qsdsn Lio t«6s»mal vor voroitun? 6sr Wasoklau?« viniyo KanävoU Konleo Vlsiok-8o6a in 6a» Wa«or. vaäurok v6r6 «s woiok v6s 6aa sokönsto Roaonvkassor, un6 6a» Wasolunittvl vär6 voll ausyonutrt. — ^uolr »um Limvoielrsn 6sr V76selro yidt sa nlolrts VortoUkaftsrs» al» 6is soll 50 lakrsn bsvctkrts //N/^8 ^77887?^