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Erzgebirgischer Dolksfreunv. «r. 241. 12. Oktober 1S32. Verlag: L. M. Gärtner, Aue. 1. Beiblatt. Forderungen der Philologen. Im Rahmen des Sächsischen Philologentaaes in Dresden, über den wir bereits wiederholt berichteten, hat die Gruppe der Studienassessoren und -referendare folgende Entschlie ßung gefaßt. Durch das Zurückgehen der Schülerzahl, insbesondere der Anzahl von Sexten und Quinten sehen sich die sächsischen Iungphilologen Ostern 1933 erneut von Ar» beitslostgkeit bedroht, während die Zahl der berufsfertigen Junglehrer beständig wächst. In diesem Augen blicke erscheint es sinnlos, an der im Kriege vorgenommenen Arbeitserhöhung für Studienräte sestzuhalten, die sich damals nur durch den Mangel an Lehrkräften rechtfertigen ließ. Es würde den Absichten der Reichsregierung widersprechen, die junge Generation eines Berufsstandes in das Heer der Ar- beitslosen, das sie verringern will, zu stoßen, während die älteren Standesgenossen wegen Ueberlastung die von ihnen geforderte treue Erziehungsarbeit an dem Heranwachsenden Geschlechte nicht mit letzter Sorgfalt leisten können. Ebenso ist es an der Zeit, der Ueberfüllung der Klassen ein Ziel zu setzen. Klassen mit hohen Schülerzahlen lassen sich vor dem Gewissen unseres Volkes nur rechtfertigen, wenn es wie in der Notzeit des Krieges und kurz danach an Lehrern mangelt, nicht aber, wenn ein ganzes Geschlecht ar- beitsfreudiger und begeisterter junger Erzieher vor den Toren der Schule warten muß. Der Arbeitsmangel der höheren Schule ist durch Verordnungen künstlich erzeugt, zum Nachteil der beschäftigungslosen Junglehrer und zum unermeßlichen Schaden der deutschen Jugend, an deren Erziehung ein Staat, der zur Unterstützung der Wirt« schast Milliarden verausgabt, engherzig spart. Oerttiche Angelegenheiten. Mn blühender Zweig ist Mitte Oktober immerhin eine Seltenheit, und Kuriositäten — mögen es nun Riesenrettiche oder herbstliche Obstbaum blüten sein — bringt der Erzgebirger mit besonderer Vorliebe auf die Redaktion seiner Heimatzeitung. Di« hübsche Apfel- blllte, die uns heute von zarter Hand in die Reichsstraße ge bracht wurde, ist über Nacht in einem Dillengarten in Radium- bad Oberschlema aufgegangen. Man kann es verstehen, daß ein im Oktober blühender Apfelbaum vor dem „Haus Gertrud" den Kurgästen des Weltbades freudig begrüßtes Symbol ver jüngter Lebenskraft und Daseinsfreude ist. Sollten die heil samen Radiumwässer durch geheime Kanäle einige Dutzend Mache-Einheiten in Gertrudens Zaubergarten geschickt haben, daß dort Frühlingsträume treiben, wo der Herbst bereits Ernte hielt?" Ein blühender Zweig grüßt die Schriftleiter des „E. D." und alle lieben Leser im weiten Bezirk. Nehmen wir diesen Blütengruß als Omen für kommende, bessere Zeiten! —dt. Don jetzt ab regelmäßiges Fernsehen durch Rundfunk. Mit dem 10. Oktober hat ein neuer Abschnitt in der Entwicklung des Fernsehens begonnen. Der Ultrakurz» Wellensender der Reichspost, der zu versuchsweisen Vor führungen auf der letzten Funkausstellung fertiggestellt wurde ist gewissermaßen aus der Taufe gehoben durch oen Beginn der regelmäßigen Sendungen für die Rund funkteilnehmer. Mit dieser technischen Entwicklung steht Deutschland a'n der Spitze aller Länder, wie es überhaupt von jeher im Fernsehen erste Pionierarbeit geleistet hat. Im Hause des Rundfunks in Berlin sind der Protektor und die übrige optische Einrichtung zur Bildaufnahme und zur Verwandlung des Bildes in elek trischen Strom aufgestellt. Mittels Kabel wird der „Bild strom" 'in die benachbarte Funkhalle am Fuße des Funk turms geschickt, wo sich der Ultrakurzwellensender befindet. Die Sendungen erfolgen künftig regelmäßig auf einer Welle von etwa sieben Meter, und zwar zu folgenden Zeiten: Täglich von 10 bis 11 Uhr außer Sonn» und Feiertagen, später auch von 14 bis 13 und 21 bis 22 Uhr. Weitere Sendezeiten sind reserviert für das akustische Pro gramm der Funkstunde. Dieses soll täglich von 11.30 bis 13 Uhr, ferner am Mittwoch und Sonnabend von 20 bis 21 Uhr und Donnerstag von 23 bis 24 Uhr übertragen werden. Im Rahmen des Fernseh-Programms gedenkt man vorerst nur stumme Filme zu senden. Für denLmf- fang des Ultrakurzwellen-Fernsehens hat die Industrie be- reits betriebsfertige Empfänger in der Form der Spiegel schraube entwickelt. Diese gibt es sogar fertig montiert in einem Ultrakurzwellenempfänger. Die Bildgröße beträgt etwa 7X8 Zentimeter. Mittels besonderer Geräte sind auch größere Bilder zu erreichen. Die Bedienung des Geräts, das einfach an die Lichtleitung geschaltet wird, ist auch für den Laien keineswegs schwierig. Störungen sind auf den Ultrakurzwellen fast gar nicht vorhanden. * Mittel für Neubauhypotheken. Wie aus Dresden ge meldet wird, will auch die sächsische Brandversiche- rungskammer zur Belebung der Wirtschaft beitragen durch Gewährung von 2 Mill. RM. erststelliger Hypotheken auf begonnene bezw. im Frühjahr 1933 fertigzustellende Wohn hausbauten zu nachstehenden Bedingungen: Höchstsumme je weils 10 000 RM. auf die mit 98^ Prozent auszuzahlenden Hypotheken; Beleihungsgrenze 60 Prozent der Brandversiche rung, Iahreszins 6 Prozent, jährliche Tilgungsquote 11- Prozent, Verwaltungskostenbeitrag für Hypotheken bis zu 8000 RM. N Prozent und bis zu 10 000 RM. 0,6 Prozent. * Die unerträgliche« Finanznöte der Gemeinden. In der Hauptversammlung'des Sächs. Gemeindebeamten, bundes erstattete Bundesdirektor Schubert den Ge- schäfts- und Arbeitsbericht. Er ging auf die Finanznot der Gemeinden ein. In Sachsen seien zahlreiche Gemeinden mit der Auszahlung der Gehälter schon mehrere Monate im Rück- stand. In anderen Gemeinden könnten selbst die Wohlfahrts unterstützungen nicht mehr in geordneter Weise und in voller Höhe ausgezahlt werden. Reich und Staat dürften die Ge- meinden nicht zugrunde gehen lassen. Gs sei unerträglich, daß bei den vom Reiche geförderten öffentlichen Arbeiten nur 20 v. H. Wohlfahrtserwerbslose eingestellt werden dürfen, während weit mehr als 50 v. H. der unterstützten Arbeits losen den Gemeinden zur Last fielen. Der Ruf nach einer einheitlichen Reichsarbeitslosenfürsorge werde immer dringen der, weil nur damit die Wiederherstellung einer geordneten Finanzwirtschaft in den Gemeinden gesichert sei. Me sächsi schen Gemeinden seien an einer solchen durchgreifenden Rege- tung um so mehr intreffiert, als sie am stärksten unter den Arbeitslosenlasten zu leiden hätten. Die Gemeindefinanznot sei nicht nur eine Steuerfrage, sondern eine Frage von größter staatspolitischer, sozialer, kultureller und wirtschaft licher Bedeutung. Den Abschluß der Jubiläumstagung bildete ein Abschiedskommers. Di« Jagd geht auf. Ausritt zur Parforce-Iagd, voran die Meute. Mtt dem Oktober ist wieder die Zeit der Parforce-Iagd gekommen. In leuchtenden Rotjacken geht es in schnellem Ritt über die abgemähten Felder, während die kläffende Meute die Beute umstellt. Die Führerfrage in -er evangelischen Diaspora Die in Leipzig versammelten Abgeordneten des Evang. Vereins der Gustav. Adolf. Stiftung haben die „Große Liebesgabe", die in diesem Jahr auf 100 000 RM festgesetzt war, für die Heranbildung von kirchlichen Führern und Helfern in Polen bestimmt. Wie bedeutungs voll diese in der Öffentlichkeit stark beachtete Entscheidung ist, mag durch die folgenden Hinweise deutlich werden: Unter kirchlichen Führern sind in erster Linie die Pfarrer zu verstehen. Für ihre Heranbildung ist das Vorhandensein höherer Schulen unerläßliche Voraussetzung. Hier sind in Polen insbesondere die evangelischen Gymnasien in Lissa, Lemberg und Stanislau zu nennen. Das Stu dium der Theologie wird in der Regel auf deutschen Uni versitäten absolviert .die Theolog. Schul«-«nd-daKPrediger» seminar in Posen umrahmen es. Als einzig« deutsche ev. Lehrerbildungsanstalt kommt Bislitz mit 171 Zöglingen in Be tracht. An dem Bestände dieser Anstalt haben alle deut schen Kirchen Polens ein lebhaftes Interesse. Das Volks schulwesen ver Deutschen in Polen liegt bekanntlich im argen. In oen früher preußischen Gebieten sind die vom Staat errichteten deutschen Schulen vielfach nur deutsch sprachig, nicht im vollen Sinn deutsch, und der Reli gionsunterricht ist oft ganz ungenügend. Darum muß der Schulunterricht durch Pflege der Konfirmanden und durch Vie verschiedensten Arten von Hilfsunterricht ergänzt wer den. Hierfür die geeigneten Kräfte heranzubilden, ist die Ausgabe des Bibelheimes Rogasen, des Iugendwerkes Zinsdorf und auch der Volkshochschule Dornfeld. Schließ lich sind die in Polen bestehenden deutschen Diakonissen werke in Posen, Bielitz, Lodz, Stanislau usw. zu er wähnen, auf deren Dienst ein gut Teil des evangelischen Lebens in Polen beruht. Man wird urteilen dürfen, daß es heutzutage, wenn die deutsche evangelische Auslands diaspora lebensfähig bleiben soll, keinen wichtigeren Dienst gibt als den, ihr zu den richtigen Führern zu verhelfen. * Für die T«muxa de» Bühne«volksb«nbes, dem be kanntlich auch der Deutsche Dühnenvolksbund Aue angehört, am 18. und 16. Okt. in Weimar steht das Programm im Zeichen der Bundesidee und ihrer Bedeutung für eine er neute nationale und religiöse Wirksamkeit des Theaters im Erlebnis unseres Volkes. Bei der großen festlichen Kund gebung am Abend des 18. Oktobers sprechen in der Weimar halle außer dem Bundesvorsitzenden Staatsminister a. D. Dr. Otto Boelitz vor den Ehrengästen und den Vertretern der Landesverbände und Ortsgruppen Professor Dr. Raeber sch ei dt, Pfarrer Dr. Girron und Dr. h. c. Wilhelm Schäfer. Das Thema der Kundgebung gilt der Rolle, die das Theater als bildnerische Macht in Vorstellungswelt und Glaube, Charakter und Wunschbild eines Volkes spielt. Für die Morgenfeier am 16. Okt. ist Frau Anna Bahr-Mil- denburg, die Hüterin der großen Tradition des musikali- schen Theaters, gewonnen worden. Das Programm sieht ferner Führungen durch Weimar unter Leitung von Professor Dr. Hecker, dem Archivar des Goethe-Schiller-Archivs, sowie eine Festvorstellung im Nationaltheater am Abend des 16. Okt. vor. Zur Aufführung im Nationaltbeater gelangt Shake- speares „König Johann". Die Bundesversammlung selbst findet am Nachmittag des 16. Okt. statt. Au«, 12. Okt. Dom kommenden Sonntag an wird Pastor HugoFlemmina von der Wichernvereinigung in der Nicola iaemeinde eine achttätige Evangelisation halten. Heber den Evangelisten selbst urteilt ein Kirchenmann: Unter den Evangelisten der Jetztzeit gehört zu den beachtetsten und beachtenswertesten Pastor Flemming. Eine Eigentümlich keit von ihm besteht darin, daß er seine Vorträge auch als Schriften erscheinen läßt, zu deren Kauf sich seine Zuhörer nach jedem Vortrag drängen. Das Geheimnis der Anziehungs kraft, die seine Vorträge und Schriften ausüben, hat offen sichtlich mehr als einen Grund: Eine reiche und lebhafte Phan tasie, die in überaus anschaulichen Bildern und Vergleichen und typischen Beispielen die tiefsten Wahrheiten zu verbeut- lichen weiß, prädestiniert Fl. zum hervorragend fesselnden Redner und Schriftsteller. Sein erstaunliches Ernstmachen mit dem ganzen Dibelwort weckt seiner Verkündigung das Der- trauen, daß hier nicht geistreiche Menschengedanken, sondern ewiges Gotteswort, Glaubensgehorsam heischend, geboten wird. Dor allem liegt wohl aber auch hier das Geheimnis der macht vollen und in die Tiefe gehenden Wirkung in der Persönlich keit selbst. Es ist selbstverständlich, daß ein solcher Mann, den man wirklich einen Zeugen wird nennen dürfen, nicht bloß den Gemeindemitgliedern, sondern auch vornehmlich allen Leitern der Gemeinden viel zu sagen hat. ' Au«, 12. Okt. Ueber ein« Iugendpflegevera«staltung wird uns vom Stadtrat geschrieben: Heute, Mittwoch abdS. 7.30 Uhr, läuft im Schulsaale der Pestalozzischule (Schwar zenberger Straß«) der Bildstreifen „Der Kampf ums Matterhorn". Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist für alle Auer Jugendlichen frei. Da Alpenfilme ins besondere von der Jugend gern gesehen werben, düHtz ein zahlreicher Besuch zu erwarten sein. i NeustSdtek, 12. Okt. Pfarrer Siegert aus Chemnitz- Gablenz hat seit März das hiesige Pfarramt vertretungsweise verwaltet. Er hielt am Sonntag seine Abschiedspredigt, die sich zu einer erhebenden Feier der ganzen Gemeinde gestaltete. Das Gotteshaus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Super intendent Nicolai dankte in feiner Rede dem Scheidenden, und Oberlehrer Müller brachte den Dank der Gemeind« namens des Kirchenvorstandes zum Ausdruck. Pfarrer Sie gert erfreute sich großer Beliebtheit. Sein Weggang wird außerordentlich bedauert. Der Kirchenchor verschönte unter Lehrer Schnädelbach die Abschiedsfeier durch den Vor trag zweier Motetten: „Der Herr ist mein Hirte" von Bruno Röchig und „Herr, deine Güte" von E. Grell. Am Sonntag morgen brachte der Posaunenchor einen Abschiedsgruß dar. Reustädtel, 12. Okt. Die Einwohnerschaft wird auf di« heute im Saale des Ratskellers stattfindende Einwohne r- protestversammluna gegen den unverständlichen Be schluß des Bezirksausschusses, der eine zwangsweise Ver schmelzung Neustädtels mit Schneeberg vorschlägt, erneut hin- gewiesen. Ortsfremde haben nur mit Genehmigung der Der- sammlungsleitung Zutritt. Parteipolitische Ausschweifungen werden nicht zugelassen. Reustädtel, 12. Okt. Das vor einigen Tagen vor de« Postamt am Bahnhof gestohlene Fahrrad ist, nachdem es mehrere Tage verschwunden war, herrenlos am Richterberg aufgefunden worden. Die Polizei konnte es dem Besitzer zuruckgeben. Lößnitz, 12. Okt. Auch in diesem Jahre wird die Dolks- Hochschule Aue hier einige Kurse abhalten. Es sind vor gesehen: Basteln mit Pappe und Papier, Gewerbelehrer Kraut. Der Schrebergarten, Gartenarchitekt Gerold. Gesteine und Mineralien, unserer Heimat, Lehrer Fleischer. Einhei mische Heil- und Gifwflanzen, Lehrer Martin. Vor Beginn der Kurse wird eine Eröffnungsfeier am 18. Okt. im „Frem- denhof" stattfinden. Hörerkarten und Ausweise werden ver- kaust: Buchhandlung Mühlhausen und Konsum-Verkaufsstelle^ Stollberger Straße. kesseren leiten entgegen 6unk 6ie ^nkurdeiuos 6er Wtrtsrkok. Di^lvrakeetrung 6er ,L«ka«»- Stern" von 5 auf 3 V, kHz. Kel plel<kklelken6«r HvadtSt Kat lluo6«rtea üeiüi^en klSo6ea ^rkelt un6 krot pokrarkt. W - , M Oer Xrei» 6er 8a«ksensternkeuo6e viickst tiigllck. 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