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(Fortsetzung.) 4- Dns Igelschlößchen. Nonian von A l >v in No in e r. (Nachdruck verboten.) „Ah!" sagte Käthe beklommen. Ihr ahnte nichts Gutes. „Na, und wo denkst Du, daß ich sie nach langem Umfragen schließlich erwischt habe?" Käthe zuckte, immer verlegener werdend, die Achseln. Sic hatte unwillkürlich die Vorstellung, als sei sie selbst diese Elvira, der Schauplatz aber Berlin, und die Tante als Detektiv hinter ihr drein. Es gruselte sie und leise begann sie zu schwitzen. Die Tante aber fuhr fort: „Aus der Futter kammer im „Schwarzen Adler" habe ich sie mir geholt, wo sie mit dem Kutscher, der ein Lands mann von ihr war, ein Techtelmechtel hatte und sich von ihm abküssen ließ, das schamlose Ge schöpf! Natürlich habe ich sie sofort an die Luft gesetzt. Denn ein Mä del, das nichts auf seine Ehre hält, leide ich nicht eine Nacht unter meinem Dache! Statt eines Monatslohnes aber wollte der Alte das Geld für ein Vier teljahr von mir er pressen! Na, darauf habe ich's natürlich au- kommeu lassen!" Käte war blaß ge worden. Alle ihre klei nen Berliner Abenteuer fingeu an, in ihrem Ge dächtnis -zu spuken, von der Eisbahn an bis zur Katastrophe im Tier garten. Mühsam zwang sie ihre Stimme zu der ablenkenden Frage: „Und um was streitest Du mit dieseni Herrn Kleeberg, Tante?"' „Um die Brücke, die hinten neben meinem Garten über den Trollbach führt," erläuterte sie. „Der Wald drüben gehört zu Eichenkamp. Das ist nämlich Kleebergs Gut. Aber die Wiese diesseits und der Trollbach selbst, soweit er mein Grundstück berührt, sind mein Eigentum. Nun wollt' ich die Brücke beseitigen lassen, denn ich brauche sie nicht. Im Gegen teil, sie ist mir unheimlich wegen des Gesindels ini Walde. Sie brauchen bei Nacht ja nur herüber zu schleichen. Das will er nicht zugeben, weil cs ihn schädige in der Holzverwertung, was natürlich nur Rederei ist! Darauf ging der Krieg los. Aber ich warte das Ende gar nicht erst ab. In einer Ler nächsten Nächte lasse ich die Brücke einfach abbrechen!" „Setzt Du Dich da nicht ins Unrecht?" warnte Käthe. „Ach, Unsinn! Na türlich frage ich Sar torius erst. Aber ich glaube nicht, daß er was dabei findet." „Sicherlich nicht," be merkte Käthe verächt lich. „Er wird sich freuen, wenn der Pro zeß dadurch fetter wird!" „Was Du gescheit bist!" höhnte die Tante, der dieser Widerspruch die Laune verdarb. „Sieh' doch mal an! Wieviel Semester hast Du denn schon hinter Dir, Du Gesetzes leuchte?" „Ich denke nicht daran, Dir in Deine Absichten hineinzureden, Tante!" entgegnete das junge Mädchen erglü- Pum Besuche Kaiser Wilhelm II. in Wien: Der Deutsche Kaiser (1) in der Uniform seines ungarischen Husarenregiments mit dem unter Führung des Ersten Bürgermeisters Or. Neumayer i2) versammelten Gemeinderat Wiens. Der freundliche Plauderton, den Kaiser Wilhelm seiner Rede im Wiener Nathause zugruude legte und der bei oller Leichtigkeit doch auch den Ernst vergangener Zeiten erkennen ließ, hat auf die Wiener stark gewirkt. Sie sahen in Wilhelm II. nicht den fremden Monarchen, sondern den lieben Gast, auf dessen Hilfe Oesterreich unter allen Umständen rechnen kann. 44