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WinAriHHack Wertvolle Gcmüscsorten. Heft I: Dauerweiß kohl, Dauerrotkohl, Dauerwirsingkohl, Rosen kohl, Spinat. Hest 2: Frühweißkohl, Früh rotkohl, Frühwirsingkohl, Kohlrabi. Heft 3: Schalerbsen, Markterbsen, Zuckererbsen. Preis je Heft 1 RM. Die ersten drei Hefte der vom Reichsverband herausgegebenen Sammlung „Wertvolle Ge müsesorten" sind bisher erschienen. Das Werk ist deshalb von größter Bedeutung für den deutschen Gemüsebau, weil aus der großen Anzahl der heute vorhandenen Gemüsesorten, der einzelnen Arten, nur das wirklich Wertvolle heraukgegrisfen wurde. Es wurde hierbei nicht etwa von einzelnen Fachleuten willkürlich eine Sorte ausgewählt, sondern es wurde nach langjährigen Versuchen, in mühevoller Arbeit, wobei jede Eigenschaft einer Sorte aufs Ge wissenhafteste geprüst wurde, die Auswahl ge troffen: Alsdann wurde nochmals alles von einem besonderen Fachausschuß überprüft und erst nach ernster Prüfung wurde die Sorte in „Wert volle Gemüsesorten" ausgenommen. Es ist end lich dadurch einwandfreie Klarheit in die große Anzahl mehr oder weniger brauchbare Sorten einer Art gebracht und die große, mühevolle Arbeit wird sicher dazu beitragen, daß nun endlich das Minderwertige ans den Preisverzeichnissen und somit vom Markt ver- schwinden wird. Dies ist um so notwendiger, da heute, bei dem Tiesstand des ganzen Gemüsebaues, nur das Beste vom Besten sich eine Existenzmöglichkeit sichert Wir Gemüsebauer können dem Reichs verband nicht dankbar genug sein, daß er in dieser Zeit, trotz der großen Kosten, dieses Werk in Angriff genommen und in einer so vor nehmen preiswerten Aufmachung herausbringt. Wir wollen hoffen, daß den ersten drei Num mern bald weitere folgen und so mit der Zeit ein Werk für den deutschen Gemüsebau entsteht, welches jeder gerne in treuen Gedenken an die Herausgeber zur Hand nimmt. Wenn ich nun zu Heft 1 uno 2 noch einige kritische Bemerkungen machen darf, so ist cs mir ausgefallen, daß die Gewichtszahlen bei den Kahlköpfen im Durchschnitt so scharf begrenzt sind, z. B. bei Dauerwcjßkohl Westfalin 1,6 kx, Amager 1,7, Dausrrotkohl Westfalia sogar mit 1,67, die srühesten mit 1,2, 1,4, 1,16 usw. Wäre es nicht richtiger ge wesen, hier einen größeren Spielraum zu lassen? Die Abbildungen der einzelnen Kohlsortsn sind vorzüglich und sehr belehrend, wohingegen mir die Abbildungen vom Spinat gar nicht gefallen, sie hätten wirkungsvoller und der Natur besser angepaßt sein können. Ueber- slüssig halte ich die Spinatbilder mit den Skalen in der oberen Ecke einer jeder Sorte, da sie nichts zeigen und sagen; ich hätte es lieber gesehen, wenn die sehr schönen charak teristischen Sämlingspflanzen etwas vergrößert, dem Hauptbild beigefügt würden. Auf Heft 3 komme ich demnächst zu sprechen. Textlich ist das Werk vorzüglich, einfach, klar alles Wissens werte kurz umrcißend. Auch der botanisch-syste matische Teil trägt ungemein zum Werte des Werkes bei. Von diesen kleinen, von meinem Standpunkt aus gesehenen Schönheitsfehlern kann man nur sagen, das Werk „Wertvolle Gemüscsorten" empsiehlt sich selbst. F. Stoffert, Peine. Krankheiten und Parasiten der Zierpflanzen. Ein Bcstimmungs- und Nachschlagcbuch für Biologen, Pflanzenärzte, Gartner und Gar tenfreunde. Bou Dr. Karl Flachs, Negie rungsrat an der Landesanstalt für Pflanzen bau und Pflanzenschutz in München. 173 Abb. Preis in Leinen geb. 29 RM. In den letzten Jahren mehrten sich die Anfragen auch in unserer Hauptgeschäftsstelle nach einem preiswerten, allgemeinverständlichen Werk zur Bestimmung und Bekämpfung all der vielen Krankheiten und Schädlinge, von denen die Kulturen des Erwerbsgärtners nur zu oft heimgesncht werden. Die vorhandenen deut schen Werke sind entweder zu wissenschaftlich und teuer (Svrauer), zu allgemeingehalten oder sie behandeln nur ein Teilgebiet. Es bestand also auf diesem Gebiet in der deutschen Fach literatur eine Lücke, die sich in den letzten Jahren mit ihren steigenden Nöten und stets wachsenden Existcnzschwierigkeiteu im Erwerbs- gartenbau besonders fühlbar machte. Reg.-Rat Dr. Flachs, Mitglied unserer „Abteilung für Pflanzenschutz" und Mitarbeiter am „Blumcn- und Pflanzenbau" hat diese Lücke mit seinem so eben erschienenen Werk geschlossen. Der Beruf sollte es ihm danken, indem er das Werk — zum eigenen Vorteil — schnell und in großer Zahl anirunm! denn nur mit Qualitätsware vermögen wir — auch im Blumen- und Pflan zenbau — die von Jahr zu Jahr lästiger wer dende Auslandskonkurrenz zu verdrängen. Krankheiten und Schädlinge vernichten aber nicht nur große Mengen, sondern mindestens in gleichem Umfange qualitativ Blumen und Pflanzen. Das umfangreiche, gut bebilderte Werk ist sehr übersichtlich in der Gliederung des Stoffes und gestattet auch dem Praktiker, die Ursache einer Anormalität an seinen Pflan zen leicht und schnell zu finden, da die Anord nung der botanischen Pflanzennamen alpha- bensch erfolgt ist. Ein SU Seiten umfassendes Schlagwürterregister erleichtert das Auffinden der Krankheitsursache noch wesentlich. Beson ders wertvoll macht das Buch, daß auch Be- kämpfungsmaßnahmcn angegeben sind, die dem derzeitigen Stand der Bekämpfungsmöglichkeit Und der Wirtschaftlichkeit ihrer Durchführung weitgehend Rechnung tragen. Gos. Die Grundlagen einer richtigen Ernährung, von Ragnar Berg und Martin Bogel. 307 Seiten, Preis geb. 5 RM. Die neue 7. Auslage ist umgearbeitet und ergänzt, und die leitenden Gedanken sind in vie ler Richtung klarer und deutlicher herausgear- beitet. Die Verfasser stellen ein Wort Schopen hauers an dis Spitze des Vorwortes. Dieses lautet: „Jedes Problem durchläuft bis zu feiner Anerkennung drei Stufen, in der ersten erscheint es lächerlich, in der zweiten wird es bekämpft, in der dritten gilt es als selbstverständlich". Die Verfasser haben das auch mit ihrem Buche erlebt und stellen mit Befriedigung fest, daß sie auf immer breiter werdender Front in die dritte Stufe aufrücken. Mir will es scheinen, als ob nicht nur das immer weitere Vordringen der neuzeitlichen Lehren über eine richtige Ernäh rung in breiteste Volksschichten diesen Erfolg be wirkt habe. Ich glaube vielmehr, daß auch das Buch selbst innere Wandlungen durchgemachl hat, die ihm fetzt zu immer weiterer Anerkennung verhelfen. Insbesondere sind es in dieser Rich tung die auf einem tiefen Eindringen in die Probleme beruhende Abgeklärtheit und Objek tivität, mit der alle strittigen Fragen behandelt werden, und das immer wieder deutlich hervor tretende Streben, unter Berücksichtigung aller wissenschaftlich begründeten Tatsachen ein Bild von den wirklichen Verhältnissen zu geben. Es ist dies von sehr großer Bedeutung, weil fetzt auch Gegner der einen oder anderen Anschauung gern den Gedankengängen folgen werden. Damit ist der Boden für Ueberzeugung, Belehrung und Gewinnung neuer Freunde geschaffen. Für die Allgemeinheit bietet das Buch eine außerordent lich reiche Quelle der Belehrung über die wich tigsten Fragen des Stoffwechsels, der Verdau ung und dessen, was zu einer richtigen Ernäh rung nötig ist. Daß Berg's Theorie über die Bedeutung des Basenüberschusies für das Wohl befinden beherrschend hervortritt, ist selbstver ständlich. Wichtig ist die wissenschaftliche Be gründung, die dieser Lehre in klarer Weise ge geben wird. Aber auch andere Fragen, wie die Bollkornbrotfrage, die Etweißfrage, Vitaminver sorgung und die Alkoholfrage werden in klarster Weise und von breitester Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse aus behandelt, wobei extremen For derungen, von welcher Seite sie auch erhoben werden mögen, kritisch entgegengetreten wird. Für die praktische Auswertung ist von größter Wichtigkeit, daß alle Einseitigkeit zu vermeiden ist und daß wir in unserer Kost viel mehr als bisher Milch, Obst und vor allem Gemüse be tonen müssen. Gerade unsere heimischen Obst- uni Gemüsesorten werden in ihrer außerordent lich hohen Bedeutung für unsere Volkssrnäh- rung geschildert und dem Leser auch die Gründe deutlich gemacht, Vie dieser besonderen Betonung der Obst- und Gemüsezufuhr zugrunde liegen. Sie beruht auf der bevorzugten Stellung, die Obst und Gemüse durch ihren hohen Gehalt an Mineralstoffen, Vitaminen, hochwertigem Eiweiß und Basenüberschuß einnehmcu. Uebqrsichtliche Tafeln und Tabellen erläutern diese Verhält nisse. Jeder, der sich über die modernen Ernäh- rungsfragen unterrichten will und Ratschläge für die Ecnährungspraxis wünscht, wird in dem Buch einen klugen, maßvollen und guten Rat geber finden. Der 7. Auflage ist somit weite Verbreitung und guter Erfolg zu wünschen. Prof. Dr. Scheunert, Leipzig. Landfrauen im Dienste der gartcnbauwlrtschaft- lichen Selbsthilfe j Die landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine haben sich nach der Einrichtung der Eiersam- mslstellen und -Verkaufsstellen der Verdrängung deS Auslcmdsobstes und -gemüs« mit aller Energie zugewandt. Der Reichsverband der L.H.V. fordert seit vielen Jahren Verein heitlichung der Sorten in Obst und Gemüse, damit dem Handel große Mengen einheitlicher guter Ware zugeführt werden können. Zur Erreichung dieses Zieles hat «r sich schon seit Jahren mit Gartenbauvereinen und Baum schulen in Verbindung gesetzt — seit 1925 mit theoretischem Erfolg. Ein Jahr später hat die sächsische Regierung auf Initiative von Frau Elisabeth Böhm 90 OM RM zum Umpfropfen, Umveredeln der Obstbäume in Privatgärten und öffentlichen Obstbanpflan- zungen bereitgestellt — ander« Länder sind diesem Beispiel gefolgt. Frau Böhm erwähnt in ihrer Bro schüre: „Die Berufsorganisation der Land- srauen", daß in 4762 Vereinen Obstver- packungslchrzänge, ferner Lehrgänge für Obsternte und -sortierung abgchalten wor den sind und da ßman dis Einführung von Einheitskisten und -Packung mit dem „Reichs- Verband des deutschen Gartenbaues e. V-" vereinbart hat. Im Jahresbericht 1929 weist der Reichsverband der L.H.V. ferner aus die Benutzung der obstbaulichen Sammel- undVer- packungsstellen hin, um möglichste Vereinfachung in der Verwaltungs- mkd Organisationstätig, keit zu gewährleisten. Diese Standardisierungs bestrebungen haben erfreuliche Verkaufserfolge mit höheren Preisen, als sie die Zwischenhänd ler gewöhnlich bieten, auf den Obstmärkten der L.H.V. bereits zur Folge gehabt. Wenn auch keine Ausschaltung des Obfl- und Gemüsehandels beabsichtigt ist, so ist es doch erfreulich, daß die Berliner Hausfraucn- zentrale und andere städtische Hauäfrauenver- eine ihren Obstbedarf durch organisatorisch« Vermittlung der landwirtschaftlichen Haus frauen beziehen. Ein Fortschritt von grund sätzlicher Bedeutung ist die Gründung einer Berliner Verkaufsstelle desKreis- verbande.s W e st hav e l la n d, di« sich von vornherein aus direkten Bezug von badi schem Obst eingestellt hat und dieses Obst auch direkt au ihre Berliner Kundschaft weiter liefert. Diese Methode des direkten Kaufes von standardisiertem Edelobst und direkten Weiterverkaufes an die Hausfrauen durch Hand- in-Handarbeiten der ländlichen und städ tischen Hausfrauenvereine kann wohl im Laufe der nächsten Jahve den Einfuhr handel und die parasitären Teil« des Binnen handels nicht unwesentlich zurückdrängen und vielleicht dazu beitragen, die Rentabilität deS Gartenbaues wiederherzustellen. Der Landesverband Baden km L.H.V. hat sich verdient gemacht um di« Förderung der Süßmost-Verwertung. Er hat im Jahre 1929 bereits über 10OM Liter Süßmost hergestellt. Wenn man die Jahresberichte der L.H.V. liest, dann muß man es anerkennen, daß die landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine ihre vor bildliche Selbsthilfearbeit trotz der schweren Agrarkrisis weiter ausgebaut haben. Dr. Rudloff. Bindekunst in U. S. A. Beobachtungen einer deutschen Gärtnerin Else Ladwig-Margro" San Antonio in Texas Herr Theodok wird Strohwitwer Von Hans Riebau Von (Schluß.) Der Feste letztes im Jahr und größtes steht nun vor der Tür. Weihnachten. Einige Wochen vorher gehen große Kisten Ilex opaca mit vielen rotSn Beeren an die Floristen. Es werden Kränze gewickelt, mit roten Schlei- sen geschmückt, kauft sie der Amerikaner für sein Heim. Die Haustür, die Fenster erhalten den Schmuck, das Auto wird selbst- verständlich auch nicht vergessen. Die meisten kaufen jedoch wenig geschmackvolle rote Papier« kränze aus dem in Amerika eigentümlichen bO-Ceut-Warenhäusern. — Für den Wcihnachts- tag ist die Poinsettis die Blume, daneben spielt der „Cherrytree", Solanum, mit kirsch- roten Beeren im grünen Laub eine wichtige Nolle. Gern gekauft werden auch Cpelamcn. Dis Poinsettia wird in Kalifornien und Florida als üppiger Strauch im Frciland herangezogcn, während sie im 'Norden im Treibhaus kultiviert wird. — 1 Dollar bringt der große Stiel. — Man ist bemüht, von den deutschen Weihnachts feiern etwas abzulauschcn, bei denen nicht nur Hühnerbraten und Geschenke die Hauptsache sind. Die Fichte hat sich nun auch hier recht verbreitet. Nur strahlt sie elektrisch und ist bunt beleuchtet, es fehlt ihr der warme Kerzenschein. Und häufig schon acht Tage vor Weihnachten steht ein Weihnachtsbaum bunt auf der Rasenfläche oder an der Haustür. Das ist recht hübsch und bringt den hastig Dorüber- eilenden zur Besinnung. Auch dort ist die elektrische Beleuchtung am Platz, wo er als Niesenvertrcter der Fichtenbäume vor dem Nat baus steht oder am College. — Einen ver blüffenden Eindruck machte auf mich in Pasa- dena eine Weihnachtsbaumallee aus Himalaja- Cedern. Eine Meile lang wächst dort eine Herr- ühe Allee, vielleicht 16—20 m hoher Bäume, die einfarbig, weihnachtlich erleuchtet werden. Am Horizont ragen die schneebeladcnen Bsrg- luppeü der Sierra Madre in den milden Weih- nachtsabend empor und sehen ans eine endlose Schlange von Autos, die langsam durch die Alles jährt. Heber Blumenausstellungen noch einige Worte. Sie werden im Osten, Norden, Westen immer mit gutem Pflanzenmaterial beliefert. Ich entsinne mich der 8. Nationalen Blumen- schau vom 11.-18. März 1927 in Detroit, die alles Gesehene übertraf. Jeder Staat hatte für sich ausgestellt. Unvergeßlich ist mir eine Akazicntopf-Ausstellung mit goldgelben Blüten, deren Hintergrund ein kobaltblauer Seidenvorhang bildete. Aus dem Staat Ten nessee hatte der Aussteller die Akazien nach den kalten Norden gebracht. Im Staate Michigan, im „East Lansing Agriculture College", nahm ich im Winter monat 1926 an einem Kursus für Gartenbau und Binderei teil. Hier hatte ich Gelegenheit, dem Lehrgang eine Ausstellung von haltbaren Einjahrsblühern vorzuführcn. Ich harte mir, das hübsche rosa nnd weiße Acroclinium, die zarten Scidcuglöckchcn der Rodanthe, das stolze Lcranthcmum nnd Hclichrysnm in allen Farb tönen herangezogcn, außerdem mir deutsches Moos aus unserm Pommeruwaldc kommen lassen. In einem Philippinenlagcr entdeckte ich die hübschesten Bastkörbc mit und ohne Henkel, rund, oval, klein und groß, und füllte fie mit meinen Blumcnschätzcn. Eine leichte Ranks aus haltbaren Samenstanden, Gräsern und Blüten wurde um einen Basthnt gelegt. Waldlränze wurden aus Moos nnd Blüten gebunden und mit farbigen Bändern um wunden. Der Kursus-Leitcr, ein Fran zose, dankte mir herzlich, und wies aus die Schlichtheit der deutschen Kunst hin, von der Frankreich und Amerika zu lernen hätten. An die Massenvcrwendung der Blume, die typisch amerikanisch ist, muß ich noch denken. Es ist die große Blumenparade am Neujahrs tag in Pasadeua, Califoruien, die alljährlich startfindet, und hunderttausend« von Menschen heranlockt, und der hunderttausend« von Rosen, Nelken und der schönsten Blumen geopfert werden zur Ausschmückung der mächtigen Ka rossen, die löbcnde Bilder vorsührcn. Das ist Amerika! Herr Thcodot ist seit vierzehn Jahren verheiratet. Seit vierzehn Jahren führt er, zwölf Monate im Jahr, mit Frau Dorothea ein, wie man sagt, inniges Familienleben. Elf Monate in Hamburg, in einer 6-Zimmer- etage, in der es schneeweiße Gardinen, blitz- blanke Fußböden, über hundert Staubtücher nnd ein drakonisches Rauchverbot gibt, einen Monat in Bad Brückenau. „Hör' mal," sagt Herr Thcodot im dritten Jahr seiner Ehe zu seiner Frau, „wollen wir nicht getrennt verreisen? Du nach Brückenau, weil deine Nieren es nötig haben, und ich nach Norderney, weil meine Nerven es nötig haben." „Das könnte dir so passen", sagte Frau Dorothea. Weiter nichts. Seitdem ist nie mehr über dieses Thema gesprochen worden. Seitdem aber ist Theodots Sehnsucht, allein zu sein, im Quadrat der abgelaufcneu Jahre gewachsen. Und im vergangenen Jahr ist der Drang nach Strohwitwerfrciheit so groß ge worden, daß Theodot beschloß, es auf ein« Explosion ankommen zu lassen. „Hör' mal", jagte er, und er fühlte, wie sein Herz klopfte. „Ich fahre in diesem Jahre nicht nach Brückenau, sondern nach Norderney." Fran Dorothea ließ die Handarbeit sinken. Eine Minute lang schwieg sie. „Hm," sagte sie dann, „eine Abwechslung könnte vielleicht nicht schaden, also reisen wir nach Norderney." Herr Theodot fühlte, wie irgendetwas in ihm zu Eis erstarrte. — Vier Wochen später waren sie in Norderney. In diesem Sommer aber will Herr Theodot, koste es, was es wolle, sein Ziel erreichen. Er geht ins Reisebüro und er kundigt sich nach der Nordlandreise des Dampscrs „Frankonia". „Wie lauge," fragt er den Beamten, „wie lange ist der Dampfer unterwegs, bevor er zum ersten Mal anlegt?" „Acht Tage", sagt der Beamte. „Gut," nickt Theodot, „schreiben sie mir bitte genau auf, wann der Dampfer absährt und von welcher Landungsbrücke aus ich ihn im letzten Augenblick noch gerade erreichen kann." Der Beamte 'chreibt alles genau auf. Theo- twt geht nach Naus. Zwei Tage später findet Frau Dorothea ihren Mann nicht an seinem Schreibtisch. Sie rust und sucht. Theodot ist nicht da. Aber der kleine Koffer fehlt, der Mantel fehlt und der Hut. Und auf dem Buffet liegt ein weißer Zettel. Frau Dorothea nimmt den Zettel. „Ich möchte einmal allein fein," liest sie, „gib dir keine Mühe, mir nachzuspüren, du findest mich doch nicht." Frau Dorothea sinkt in einen Sessel. Vor ihren Augen flimmert es. Sie nimmt den Zettel, lieft ihn zum zweiten, zum dritten Mal, dreht ihn um, stutzt und — lacht laut auf. Denn auf der Rückseite hat der Beamte des Reisebüros ausgeschrieben, daß der Dampfer „Frankonia" ferne Nordlandreise um 12.20 Uhr antritt und daß das letzte Passagierboot um 12 Uhr von den St. Pauli - Landungsbrücken absährt. Und darunter steht: Herrn Theodot. Frau Dorothea sieht ivach der Uhr. „Jcki schasse es noch", jauchzt sie, packt in fliegender Hast einen Koffer, rast zum Reisebüro, kauft eure Schiffskarte und saust zum Hafen. Um 12.20 Uhr fährt der Dampfer „Fran konia" ab und mit ihm Frau Dorothea. Um 12,30 Uhr. öffnet Herr Theodot die Tür seiner Wohnung. Er zieht die Vorhänge aus einander und setzt sich in seinen Klubsessel. „In acht Tagen legt der Dampfer znm erstenmal an", flüstert er, legt die Beine auf den Tisch, bindet den Kragen ab, steckt sich eine große, dunkle Zigarre an, streut Asche und Streich hölzer über den Teppich und bläst dm schwarzen Rauch aufatmend in die schneeweißen Gardinen. Berliner Rundfunk Sonntag, den 30. August, 8.25 Uhr spricht Oberreg.-Rat Dr. Martin Schwartz über: „Zeitgemäße Schädlingsbekämpfung". Landwirtschaftsfunk Montag, den 7. September: Dir. Tenhaeff, Reichsverband der deutschen landwirtschaft lichen Gcnosscnschaften-Raiffeiscn, Berlin, spricht über: „Behandlung und Verwer tung der Obsternte". Donnerstag, den 17. September:' Prof. Dr. Eichinger, Zwiegespräch: „Können wir beute "noch künstliche Düngemittel anweu- de«?"