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Settage zu „Vie Gartenbauwirt/chatt" Nr. 37 15. September 1938 Nummer H Vortrag, gehalten aus der Essener Arbeitstagung von Rcichssachbearbeiter Gemüsebau, Basse, Berlin Zuchtarbeit erfolgt nach einheitlichen Richtlinien WarumdiefrühereZücktungsarbeitversagen mußte ite Versuche festgestellt, daß die iu- meisten der als wertvoll hernusgestellten Sorten eine große Anbaustreubreitc besitzen, d. h. daß sie sich unter den verschiedenen Anbauverhältnissen be währen. Auch der Weite Einwand, der ost bezüglich der Notwendigkeit der Lokalsorten angeführt wird, Verspätete treten info/ge äer Lpätfrästs Ungünstiges Wetter schädigt Gurkenernte mal, da sic durch die Witterungsunbilden weniger zu leiden hatte. Die Ernte in der Magdeburger Börde hatte besonders durch Trockenheit zu leiden. Die Erträge sind dort von besonders geringer Güte und betragen mengenmäßig etwa 30 bis 35 v. H. einer Normalernte. Auch dort ist die Ernte be endet. Die Ernte im Spreewälder Anbaugebiet ist ebenfalls durch die Witterung stark geschädigt, wenn auch nicht so stark wie im mitteldeutschen Anbaugebiet. Im Anbaugebiet um Liegnitz beträgt der Ge samtanfall durchschnittlich 60 v. H. Durch die kühle Witterung und die großen Ueberschwemmun- gen infolge der starken Regengüsse der letzten Zeit ist die Ernte dort beendet. Bei der Lieanitz wurden insgesamt 222 494 är Gurken angeliefert. Die Ernte im Gurkenanbaugebiet des Wirtschafts verbandes Bayern um Gochsheim ist nahezu nor kann nicht als stichhaltig angesehen werden. Der be kannte Ernährungsforscher Professor Dr. Wirz be tonte erst kürzlich in seinem Vortrag auf dem In ternationalen Gartenbaulongreß, daß die Ge schmacksrichtung der Vcrbraucherschaft auch bei Obst und Gemüse weitgehend durch äußere Ein flüsse bedingt ist. Die Bevorzugung einer bestimm ten Gemüsesorle durch die Vcrbraucherschaft beruht also nicht in dem besonderen Wert dieser Sorte für die Ernährung, sondern lediglich in der lieb gewordenen Gewohnheit der Verbraucherschaft und eventuell noch in einer lokal bedingten Verwcn- dungs- oder Zubereitungsart des betreffenden Ge müses. Es konnte also ohne weiteres möglich sein, daß eine Lokalsorte durch eine andere allge mein verbreitete Sorte, die in der Qualität gleich wertig ist, ersetzt werden kann, ohne daß die Er nährung der Verbraucherschaft irgendwie Schaden erleidet. Häufig wird es noch dazu so sein, daß die Lokalsorten mit irgendeiner der als wertvoll her- ausgestellten Sorten identisch sind und die Unter schiede nur in der Namensbezeichnung bestehen. Die bisher erarbeiteten Ergebnisse Wenn trotz der Schwierigkeiten mannigfaltigster Art eine Bereinigung des Sortenwesens bei den hauptsächlichsten Gemüsearten in verhältnismäßig kurzer Zeit herbeigeführt werden konnte, so ist dies in erster Linie der intensiven und mit größter Ausdauer und Gründlichkeit betriebenen Arbeit der Sortenregisterstellen des RNSt. zu danken. Den Umfang und die Schwierigkeit der von den Sor- tenregisterstellen geleisteten Arbeit vermag man Periode nur noch Saatgut der geprüften und für gut befundenen Sorten im Handel zu haben ist. Die Sortenprüfungen sind weiterhin abgeschloffen bei Möhren, Roten Rüben und Sellerie, bei denen die Sortenliste ab 1. August 1939 in Kraft tritt, und weiter bei Mairüben, Rettich, Tomaten, Kastengurken, Winterindivien und Porree, bei denen die bereinigten Sortimente ab 1. August 1940 bzw. 1941 Gültigkeit besitzen. Mit Ablauf dieses Jah res sind die Sortenprüfungen der Sortenregister stellen des RNSt. bei Treibgurken, Treibtomalen, Kopfsalat und Kopfkohl soweit zu Ende geführt, daß mit der Bekanntgabe der zugelassenen Sorten zu Beginn des nächsten Jahres zu rechnen ist, und die Sortenliste wird dann bei diesen Arten im Jahre 1941 bzw. 1942 in Kraft treten. In den Sortenregisterstellen befinden sich weiter in Prü fung die Sorten von Blumenkohl, Kohlrabi, Man gold und anderen weniger wichtigen Gemüse arten, so daß in absehbarer Zeit damit zu rechnen ist, daß die Sortenbereinigung bei sämtlichen über haupt einen Anbauwert besitzenden Gemüsearten zu Ende geführt ist und damit diejenigen Sorten, die einen Wert für die Landeskultur haben, heraus gestellt sind. Es versteht sich von selbst, daß bei der Fest legung der zum Handel als Saatgut zugelassenen Gemüsesortcn oder — anders ausgedrückt — bei der Sortenbereinigung bei Gemüsearten seitens des RNSt. naturgemäß von anderen Gesichtspunkten ausgegangen werden mußte, wie etwa bei land wirtschaftlichen Kulturarten. Der Arten- und For menreichtum bei Gemüse und die Mannigfaltigkeit der Anbauweisen und Verwendungszwecke schloß die Möglichkeit einer stärksten Beschränkung der Sortenzahl von vornherein aus. So sind denn bei spielsweise bei Buschbohnen einschließlich der als bedingt zugelassen geführten Sorten immer noch insgesamt 37 Sorten zum Verkehr als Saatgut zugelassen; bei Schal- und Markerbsen sind es noch insgesamt 26 Sorten. Es wird also niemand behaupten können, der RNSt. sei bei der Strei chung oder Zulassung von Sorten in engherziger Weise verfahren. Trotz der verhältnismäßig hohen Zahl der noch zugelassenen Sorten ist die unge heure Bedeutung der Sortenbereinigung klar zu erkennen, wenn man bedenkt, daß vor der Sor- tenbereinigung allein bei Buschbohnen 175 Sorten im Handel waren, die sich allerdings z. T. nur durch den Namen unterschieden haben. Wenn man einmal versucht, den Gründen nach zugehen, die dazu geführt haben, daß im Gemüse- sortenwesen eine derartige Zersplitterung aufkom men konnte, so sind hierfür verschiedene Erklärun gen gegeben. Einmal war die Gemüsesamenzüch tung — meist wohl unter dem Zwang wirtschaft licher Notwendigkeit — dazu übergegangen, die eigentliche Züchtungsarbeit auf ein Mindestmaß zu beschränken und sich mit einem mehr oder weniger intensiv betriebenen Ausleseversahren bei den vorhandenen Sorten zu begnügen. Dabei mußte jedoch jede Samenzuchtfirma bestrebt sein, ihrer Kundschaft möglichst alljährlich etwas Neuartiges und alles bisher dagewesene Uebcrtrefsendes anzu bieten. Diese lediglich durch den Zwang des Existenzkampfes der Samenzuchtbctricbe im libera- listischen Zeitalter bedingte Erscheinung mußte naturgemäß dazu führen, daß einmal die Katalog seiten der Samenzuchtbctricbe immer umfangrei cher wurden, und zum anderen der wirtschaftliche Wert der zahllosen Sorten in keiner Weise fest- stnnd. Zu dieser Unsicherheit in der Sortenbe zeichnung und Sortenbeurtcilung kam noch der Umstand, daß infolge des in jedem Saatzuchtbe trieb nach eigenen Gesichtspunkten betriebenen Aus- lcseverfahrens die in Zucht befindlichen Sorten in dieser oder jener Hinsicht abgeändert wurden. Saatgut einer Sorte, gezogen von der Firma A, brauchte durchaus nicht das gleiche Produkt zu ergeben wie Saatgut der gleichen Sorte, bezogen von dem Züchter B. Diese Unsicherheit im Sa- mcnbHug führte in fast sämtlichen Anbaugebieten dazu, daß die Gemüsegärtner dazu übergingen, sich bei bestimmten Gemüscartcn das Saatgut selbst zu erzeugen. Durch ein dauerndes einfaches Auslese- verfahren aus den vorhandenen Gemüsekulturen haben sich auf diese Weise die sogenannten Lokal« sortcn gebildet, die in manchen Anbaugebieten eine erhebliche Bedeutung gewonnen haben, jedoch in der Regel nichts anderes darstcllcn, als durch dauernde Auslese in bestimmter Richtung verbes serte Formen allgemein verbreiteter Sorten. Dies war kurz geschildert der Zustand, wie er vorgefunden wurde, als sich vor etwa vier Jahren für den RNSt. die Notwendigkeit ergab, auf schnellstem Wege eine Ordnung im Sortenwesen bei Gemüse herbcizuführen. Als seinerzeit mit der Arbeit begonnen wurde, gab es viele, die das baldige Scheitern der in Angriff genommenen Ar beiten voraussagten, und andere hegten die größ ten Befürchtungen, daß durch diese geplanten Maß- pühmen schwere Rückschläge aus den Erwerbsan bau unausbleiblich seien. Insbesondere wurde ins Feld geführt, daß in den Anbaugebieten auf die Lokalsorten unmöglich verzichtet werden könne, einmal sollten in den betreffenden Gebieten andere Sorten als die Lokalsorten überhaupt nicht oder doch nur mangelhaft gedeihen, und zum anderen sei die Verbraucherschaft derart an die Lokalsor- tcn gewöhnt, daß andere Sorten überhaupt nicht abfetzbar seien. Der erstere Einwand kann nicht als allgemein gültig anerkannt werden. Es ist zu« Der Beginn der diesjährigen Gurkenernte hatte sich durch die abnorme Witterung des Frühjahrs erheblich hinausgezögert. In vielen Gegenden mußten die Erzeuger die Aussaat mehrmals vor nehmen, da Plötzlich hereinbrechende Spätfröste oder naßkalte Witterung das Wachstum der Sämlinge störte. So begann in den meisten Gegenden die Gurkenernte erst in den ersten Augustwochen. Das heiße Wetter beeinträchtigte in vielen Gegenden Deutschlands das Wachstum der Gurkenpslanzen in erheblichem Maße. Besonders in Mitteldeutsch land zeigten die Gurkenfelder ein trauriges Aus sehen. Schon Mitte August waren dort die Pflan zen auf vielen Feldern gelb und teilweise abge storben. Die Erträge waren dementsprechend minderwertig und klein. Sc werden die Gurken felder nicht den Ertrag abwerfen, den die Erzeuger als Lohn ihrer Mühe erwarten dürfen. Durch die stark in die Hcrbstmonate verlegte Erntezeit ver kürzt sich natürlich auch die gesamte Erntedauer. Auch in den Hauptanbaugebieten ist eine Vollernte nicht zu erwarten. Die Maßnahmen des RNSt. auf dem Gebiet der Sortenbereinigung wären unvollkommen und wür den ihre Absicht verfehlen, wenn nicht ausreichende Vorkehrungen getroffen wären, um die zukünftige Gestaltung und Entwicklung des Sortenwesens rn feste Bahnen zu lenken, und wenn vor allem mit der Sortenbereinigung nicht gleichzeitig die Schaf fung einer Ordnung in der Gaatguterzeuguna ver knüpft wäre. Ich erwähnte bereits, daß ein Grund für die Entstehung des ungeheuren Sortcnvielerleis darin zu erblicken sei, daß jede Samenzuchtfirma die vorhandenen Sorten nach eigenen Gesichts punkten in dieser oder jener Richtung einer teils stärkeren, teils geringeren, teils überhaupt keiner züchterischen Bearbeitung unterwarf und das Saat gut teils unter gleichen, teils unter abgswandeltem Namen in den Verkehr brachte. So konnte es ge schehen, daß ein Anbauer, der Saatgut der gleichen Sorte von verschiedenen Firmen bezog, doch nicht das gleiche Produkt erhielt, oder wenn er anderer seits Saatgut unter verschiedenen Sortennamen von vcrschiÄenen Firmen bezog, war es nicht sel ten, daß er, praktisch genommen, doch das gleiche Produkt erhielt. Auch heute, nach Festlegung der Sortenliste, wird größtes Gewicht darauf gelegt, daß jede Samenzuchtsirma durch strenge züchterische Bearbeitung die Qualität einer Sorte zum minde sten stets auf gleicher Höhe hält. Die Richtung der züchterischen Bearbeitung einer Sorte ist dabei jedoch nicht mehr dem' einzelnen Züchter srei- oestellt, sondern in den von den Sortenregister- stellen zu den zugelaffenen Sorten gegebenen Be- zuaebeu, daß bestimmte Lokalsorten von beacht licher Bedeutung sind. Es ist aber darüber hinaus durch wiederholt " Die fachtechnischen Fragen sind im Gemüsebau genau so wie auf allen übrigen Gebieten des Gar tenbaues und der Landwirtschaft eng an die Fragen betriebswirtschaftlicher Art gebunden. Die Be herrschung der fachtechnischen Betriebsfraaen bildet praktisch genommen die Grundlage, auf der dis Betriebsplanung und Betriebsführung aufzubauen haben. Nur wenn der Betriebssichrer mit diesen Fragen bis in alle Einzelheiten vertraut ist, wird es ihm gelingen, den Betrieb sowohl in betriebs wirtschaftlicher, als auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht erfolgreich zu leiten. Der Umfang der mit dem Gemüsebau insgesamt zusammenhängenden Fragen fachtechnischer Art ist zu groß, als daß es möglich wäre, diesen gesamten Fragenkomplex im Rahmen eines kurzen Vortra ges zu behandeln. Ich muß daher die Fragen, die mit den Kulturmaßnahmen und Kulturmethoden zusammenhängen, außer acht lassen, obwohl diese naturgemäß für den Gemüsebau von ausschlag gebender Bedeutung sind, und gerade auf diesen Gebieten im Hinblick auf eine anzustrebende Lei stungssteigerung noch manches geschehen muß und kann. Ich möchte mich in meinen Ausführungen auf ein Gebiet beschränken, das gleichsam als Aus gangspunkt aller fachtechnischen Maßnahmen im Gemüsebau anzusehen ist, und das demgemäß überhaupt die Voraussetzung für eine Ordnung und Steigerung der Gemüseerzeugung bildet. Es ist dies die Frage des Sortcn- und Saatgutwesens im Gemüsebau. Warum Bereinigung Les Sorlenwesens? Aus zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichun gen der letzten Jahre dürfte hinreichend bekannt sein, daß der Reichsnährstand auf dem Gebiet des Geniüsebaues sich von Anbeginn seiner Tätigkeit die Schaffung einer Ordnung und Bereinigung des Sortenwesens bei Gemüse zur Aufgabe gestellt hat. Es könnte die Frage aufgeworfen werden, warum denn auf dem Gebiet der Gemüseerzeugung die Arbeit des RNSt. in so starkem Maße auf das Sortenwesen konzentriert wurde, und ob nicht die Bearbeitung anderer Fragen, die sich mehr auf die Technik der Erzeugung beziehen, vordringlicher wäre. Diese Frage ist durch eine einfache Tatsache zu beantworten. Wenn ein Gemüsegärtner in den Betrieb eines Berufskameraden kommt und ihm dort ein Gemüsebestand als in dieser oder jener Richtung besonders vollkommen ausfällt, so lautet seine erste Frage, die er an den Berufskameraden richtet: „Welche Sorte hast du da gepflanzt?" Und die zweite Frage lautet: „Woher hast du das Saat gut?" Den Gemüsegärtner interessieren also in der Regel in erster Linie nicht die Fragen der technischen Kulturmaßnahmen, sondern ihn inter essieren die Sorte und die Herkunft des Saatgutes. Diese Tatsache ist auch ohne weiteres einleuchtend, wenn man bedenkt, daß letzten Endes der Erfolg aller technischen Kulturmaßnahmen — seien sie mit noch so großer Gewissenhaftigkeit und Exakt heit ausgeführt — davon abhängig ist, ob der ver wendeten Sorte die Erbeigenschaften innewohnen, die bei den angewendeten Kulturmaßnahmen die gewünschte Entwicklung ermöglichen. Schon in dieser Tatsache liegt die Notwendigkeit begründet, eine Ordnung im Gemüsesortenwesen zu schaffen, um dem Gemüseanbauer eindeutige Fingerzeige bezüglich der Auswahl der leistungs fähigsten Sorten geben zu können. Denn selbst wenn für den einzelnen durch die Wahl einer weniger geeigneten Sorte ein kaum fühlbarer oder nur geringer Ernte- und Gewinnausfall eintritt, so bedeutet das doch für die Volksgemeinschaft einen unermeßlichen Verlust. Jede nicht richtig ausge nutzte Fläche ist, wie jede brachliegende Fläche, ein Luxus, den wir uns äls wachsendes Volk auf eng- begrenztem Lebensraum nicht leisten können. Noch ein weiteres Moment kommt hinzu, wes halb die Vereinheitlichung und Bereinigung des Sortenwesens bei Gemüse als dringendstes Gebot erschien. Die auf dem Gebiet des Gemüsebaues eingeleitete Marktordnung, durch die ein Einklang zwischen Bedarf und Bedarfsdeckung an allen Ver brauchsplätzen herbeigeführt werden soll, kann nur dann zu einem restlosen Erfolg führen, wenn gleichzeitig eine Ordnung der Erzeugung erfolgt. Die Marktordnung verlangt ein einheitliches An gebot von in der Qualität gleichmäßigen Erzeug nissen. Ein Marktausgleich der Erzeugnisse, d. h. eine rasche Verteilung von Ueberschüssen eines Ge biets über alle aufnahmefähigen Marktplätze, kann nur dann reibungslos durchgeführt werden, wenn eine weitgehende Einheitlichkeit der betreffenden Erzeugnisse erreicht ist. Dies setzt aber voraus, daß in allen Anbaugebieten eine gewisse Einheitlichkeit der im Anbau verbreiteten Sorten besteht und dadurch die Erzeugnisse zu einem einheitlichen An gebot zusammengefaßt werden können. Der Reichs fachwart Gartenbau, Boettner, hat bereits vor einigen Jahren die Notwendigkeit einer Ordnung der Erzeugung als Voraussetzung für die Ordnung des Marktes einmal treffend gekennzeichnet, indem er sagte: „Solange im Anbau jene eigenwillige Zer splitterung herrscht, die allen Gemeinschaftsgeist vermissen läßt, lassen sich auch keine Erfolge in der Gemeinschaft des Absatzes erzielen. Jede Ab satzregelung wird voll wirksam sein, wenn es ge lingt, aus geschlossenen Gebieten einheitliche, gleich mäßige, gut sortierte und verpackte Ware dem Verteilerapparat zur Verfügung zu stellen. In den meisten Gebieten kommt es nur darauf an, die Betriebe auseinander auszurichten, um das, was der Markt und die Verbraucher verlangen, bereitzustellen." Diese Ausführungen mögen ausreichen, um dar zulegen, weshalb der RNSt. der Ordnung des Sortenwesens im Gemüsebau so starke Aufmerk samkeit schenkte. In Ostpreußen weitere geschloffene Anbauqebiete Durch die Anordnung 1/38 des Gartcnbauwirt« schaftsverbandes Ostpreußen ist der Ausgleich und die Bereinigung oer Marktverhältnisse gebiets mäßig auch auf die Kreise Labiau und Elch- niedcrung ausgedehnt worden. Diese beiden Kreise sind als AnbaugHiete für Obst- und Gemüsebau ^geschlossen" worden. Der Erzeuger muß seine Ware entweder an die nächstgelegene Ortssammel« stelle abliefern oder direkt an den Verbraucher auf den Wochenmärkten seines Kreises verkaufen. Er zeuger aus den Kreisen Labiau und Elchniederung dürfen keine Ware mehr auf den Märkten in Königsberg, Tilsit und anderen Städten außer halb des Kreises, zu dem der Betrieb gehört, verkaufen. zu beurteilen, wenn man erfährt, daß in anderen Ländern, in denen der Gemüsebau eine zum min desten gleiche Bedeutung besitzt wie bei uns, die Durchführung einer Sortenbereinigung und Sor tenvereinheitlichung im Gemüsebau abgslehnt wird, weil diese Arbeit als zu schwierig und zu kompli ziert angesehen wird, und weil man befürchtet, daß diese Bereinigung notwendigerweise eine Schädi gung des intensiven Gemüsebaues nach sich ziehen müsse. Ich glaube, mit berechtigtem Stolz darauf Hinweisen zu können, daß uns die Schwierigkeiten der Sortenbereinigung nicht zurückgeschreckt haben, sondern daß wir im' nationalsozialistischen Staat gelernt haben, daß Schwierigkeiten dazu da sind, um sie zu überwinden. Zum anderen ist sestzustel- lcn, daß gerade die Gemüseanbauer die durchge führten Maßnahmen nicht als eine Schädigung ihres Anbaues empfinden, sondern im Gegenteil immer wieder betonen, daß die geschaffene Ord nung bei den geprüften Gemüseartcn ein wahrer Segen ist, und es ist sich jeder darüber klar, daß es darauf ankommt, die einmal erreichte Ordnung für die Zukunft zu festigen und zu verbessern. Auf die Einzelheiten der vom RNSt. im Zuge der Sortenbereimgung bei allen in Deutschland anaebauten Kulturpflanzen eingeleiteten bzw. zu Ende geführten Arbeiten ist, insbesondere soweit diese Arbeiten den Gemüsebau betreffen, bereits wiederholt und ausführlich eingegangen worden. Ich kann mich daher darauf beschränken, das Er gebnis der zu Ende geführten Arbeiten noch einmal furz znsammenzufassen. Bei Buschbohnen, Gurken und Spinat ist die Liste der zum Handel als Saatgut zugelassenen Sorten in Kraft getreten am 1. August 1937. Es war also bei diesen Arten bereits im letzten Früh jahr nur noch Saatgut der zugelassenen Sorten im Handel erhältlich, das gleiche gilt ab 1. August dieses Jahres für Stangenbohnen, Prunkbohnen, Erbsen, Radies und Zwiebeln, so daß auch bei diesen Gemüsearten für die kommende Aussaat ¬ schreibungen ist genau föstgelegt, welche Form, Eigenschaften und Merkmale die betreffende Sorte im einzelnen aufzuweisen hat. Jeder Züchter hat somit eine Richtlinie, an die er sich bei der züchte rischen Bearbeitung der allgemein zugelassenen Sorten zu halten hat. Durch das Saatgut- Anerkennungsverfahren des RNSt., das stets un lösbar mit der Sortenbereinigung. verbunden ist, wird jeder Zuchtbetrieb durch Beauftragte der LBschen. ständig daraufhin kontrolliert, ob in der Zuchtarbeit bei den einzelnen Sorten die ge wünschte Richtung innegehalten wird. Da die Sor ten nur unter dem herausgostellten Namen an- geboten werden dürfen, ist dem Anbauer in weite stem Umsang die Gewähr gegeben, daß er unter dieser Namensbezeichnung auch überall qualitäts mäßig praktisch gleichwertiges Saatgut erhält. Trotz dieser Maßnahmen wird es jedoch erst dann ge lingen, eine völlige Einheitlichkeit und Ausge glichenheit im Sortenwesen zu gewinnen, wenn dis heute noch zugelassenen Sorten durch Neuzüchtun- gen ersetzt sind, bei denen die erhaltungszüchterische Arbeit der Saatguterzeugung stets in der Hand der Züchter der einzelnen Sorten verbleibt, so daß der Typ der Sorten stets einheitlich bleibt, und dem Saatgutverbraucher damit die unbeoingte Sicherheit gegeben ist, daß die Sorten stets den gleichen Charakter ausweiscn, ganz gleich, von wem ms Saatgut bezogen ist. Aus das'Zulassyngsver- ahren der Neuzüchtungen werde ich im Nach- olgenden noch kurz zu sprechen kommen. Die Sorten- und Saatgutberemtgung Zur den Gemüseanbauer Mitteilungen für die Zachgruppe Gemüsebau in -er Unterabteilung Garten des Reichsnährstands