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Berlin 8^ 64 55. Jahrgang Berlin, Donnerstag, den 26. Mai 1938 Nummer 21 Blut undLvden O/s seit 79ZZ — s/n öavLls/n Züt- c/sn 6av c/si- neuen ^e/t DasGegenwartsbtld des deutschm Gartenbaus Oer deutsche Erwerbsgartenbau / Berliner Gärtner-Lörse Wirtschaftszeitung des deutschen Gartenbaues L°rli»8Vsi Amtliche Zeitung für den Gartenbau im Reichsnährstand und Mitteilungsblatt der Hauptvereinigung der deutschen Gartenbauwirtschaft gorckstraße 71, Fernruf 66, 4406 Folgerungen, die sich für den deutschen Gärtner in der Zukunft ergeben Aus der Tagung der Krcissachwarte in Esse« hielt der Rcichssachwart Gartenbau, Johannes B o e t t » c r - Frankfurt fOdcrj, der nunmehr seit süns Jahren den deutschen Gartenbau führt, einen Vortrag, in dem er sich mit den wichtigsten Gegenwartsfragen des deutschen Gartenbaues beschäftigte. Aus dem iimsasscudc» Bortrag entnehmen wir nachsolgcnd die Ausführungen, die uns der be sonders eindringliche» Beachtung und Beobachtung seitens des gesamten Berufsstandes wert zu sein scheinen. Boettner siihrte »ach einleitendem Hinweis aus die bedeutungsvollen Ereignisse des Frühjahrs 1838 «. a. folgendes aus: Es ist notwendig, eine gewisse Rechenschaft ab- zugeben über die Zeit, die hinter uns liegt, um dann zu erkennen, welche neuen Ausgaben und wie sie vor uns stehen. Wenn wir ermessen wollen, wie unsere Aufgaben und unsere Arbeiten in der Zu kunft aussehen werden, wie, an welcher Stelle und in welcher Form unser Einsatz zu erfolgen hat, ist es zweckmäßig, daß wir uns einmal ein Gegen- wartsbild des deutschen Gartenbaues aufrollen. Der organisatorische Stand ist heute viele» — vielleicht allen Gärtner geläufig. Die organisato rische Entwicklung ist leicht vergessen, sie gehört aber zum Rechenschaftsbericht und für eine klare Zeich nung des Gegenwartsbildes ist sie unerläßlich. Vor 5 Jahren nahmen wir in dem alten NeichSvcrband des deutschen Gartenbaues die Gleichschaltung vor. Wir fügten alle ähnlich gelagerten Vereine und Verbände zueinander, den Bund der Baumschul- besitzer, die einzelnen Züchtervereinigungen usw., und als im Herbst des Jahres 1933 das Reichsnähr standsgesetz verkündet wurde, konnte ich den deut schen Gartenbau als geschlossene Gruppe in die große Front des Reichsnährstandes einmarschieren lassen. Die organisatorische Entwicklung Noch im Mai des Jahres 1833 kam das erste den Gartenbau berührende Gesetz heraus, das die Zu gehörigkeit des Gartenbaues zur Landwirtschaft in steuerlicher und arbeitsrechtlicher Hinsicht klärte. Hierbei ist nicht zu vergessen, daß wir damals zwar schon eine nationalsozialistische Führung in der Selbstverwaltung des Bauerntums hatten, daß wir aber noch bis zum 2». Juni 1833 einen deutsch nationalen Ernährungsminister hatten. Erst dann löste Walther Darre den bisherigen Minister Hugen berg ab. Fast um die gleiche Zeit, kurz nach dem Einsatz Darres zum Minister, kam das zweite Ge setz, das den Gartenbau anging, das Marktschutz gesetz. Ein Gesetz, bas auch noch kein nationalsozia listisches war, sondern ein Gesetz, das unter der ungeheuren Not unseres Beruses und unter dem Druck der nicht zu übersehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten noch vom deutschnationalen Ernäh rungsminister vorbereitet war. Es war das Gesetz, das für die Gartcnbanerzeugnisse die Möglichkeit dc»? Marktzwanges brachte, d. h. also: aiif Antrag irgendwelcher beteiligter Gruppen konnte die untere Verwaltungsbehörde, ein Regierungspräsident oder andere Stellen in den Ländern verfügen, daß Er zeugnisse des Gartenbaues nur auf diesem oder jenen Platz in den Verkehr gebracht werden dürfen. Nun, wenn wir uns unsere Marktordnung heute arischen, dann waren dies doch kaum nennenswerte, kümmerliche Anfänge. In der damaligen Zeit waren es für uns die ersten greifbaren Handhaben, um der wirklich ungeheuren Not unseres Beruses entgegenzutreten. Das Reichserbhofgesetz und das Neichsnährstands- gesctz, die im September 1833 veröffentlicht wurden, berührte selbstverständlich den Gartenbau in er heblichem Umfange. Wenngleich nur ein geringer Teil unserer Betriebe Erbhösc wurde, so ist doch durch dieses Gesetz eines erreicht worden, das auch für uns von ungeheurer Bedeutung wurde,- cs wurde herausgestellt die grundsätzliche Anerkennung des bodenbebaucndcn Menschen, es wurdc hier klar gesagt, daß das Bauerntum und der bodcnbcbauendc und bodenbcwnrzeltc Mensch Kraftquelle des gan zen Volkes fein muß, und das, nicht nur die Er nährung Aufgabe des Bauerntums ist, sondern daß der bodenbebaucnde Mensch weit umfassende Auf gaben für das Volk zu tragen hat. Im Reichsnährstandsgesctz wurde der Gartenbau ein Teil des Reichsnährstandes, d. h. organisatorisch gesehen war nunmehr die Zusammengehörigkeit unserer Berufskameraden nicht mehr abhängig von dem Einzelwillcn dieser oder jener, sondern der Einzelgärtncr war nnn Teil des Reichsnährstandes, sein Mitglied kraft Gesetz. In diesen ersten Jahren des Aufbaues mußte die Form, in der eine Sondergrnppe, ivie sic der deutsche Gartenbau nun einmal darstcllt, ehe er innerhalb des Ganzen verankert werden konnte, erst ertastet und erarbeitet werden. Zunächst einmal ergab es sich als selbstverständlich, daß wir mit unserer gesamten Arbeit in die Rcichshauptabtei- lung II cinzogen, in der ja die fachliche Betreuung vor sich geht. Es war auch nicht übermäßig schwer unsere Fachkräfte, die wir teils in den Landwirt- schaftskammcrn, teils in den Landcsverbändcu unserer Vorgänger hatten — soweit sic geistig und ihrer politisch:» Haltmig nach eingeschaltet werde» kvnitten —, in die Ltmücsbaucrnschaftcn zu über nehme». Eines aber blieb zunächst Problem: das war der Einbau des Gärtners in die ehrenamt liche Führung des Berufes. Dieser Einbau gelang dann durch die Schaffung der Landesfachwarte und Krcissachwarte. Und dadurch, daß wir diesen Lan- dcssachwarten resp. Kreissachwartcn Beiräte zugc- scllten aus den einzelnen Sparten unseres Berufes, konnten wir auch diesen einzelnen Notwendigkeiten Rechnung tragen. Damit war zwar das Sachliche gelöst, aher die wirtschaftliche Fürsorge für nuferen Beruf blieb ungelöst. Der Stabsamtsführer des Rcichsbaucrnsührers eröfsnetc uns in Lesonderer Weise auch hierzu den Weg. Die Not in dem Absatz Frühkartoffeln verlangte eine dringende Ab Hilfe. Eine solche wirtschaftliche Abhilfe konnte nur mit wirtschaftlichen Mitteln durchgesührt werden und es blieb festzustcllen, ob und inwieweit markt- ordnendc Maßnahme» geeignet sein konnten, hier etwas zu erreichen,- den» cs handelte sich um un- ersorschtcs Gebiet mit einem außerordentlich leicht verderblichen, gefährlichen Erzeugnis. Ich habe da mals Vorschläge gemacht, die sich ausbauten aus Vorarbeiten, die ich schon im Jahre 1881 dem agrar politischen Amt bei der NeichSleitung der NSDAP unterbreitet hatte. Ich wurde mit der Absatzregc- lung für Frühkartoffeln betraut und genau 1 Jahr, nachdem ich die Gleichschaltung des Gartenbaues vorgenommen hatte, wurde ich vom Neichsbauern- stthrer zum Reichsbeauftragten für die Frühkartos- scln ernannt. Ich erwähne das nicht, um etwa auszuzählen, was die vergangenen S Jahre an be sonderen Arbeiten für mich gebracht haben, sondern ich stelle dieses deshalb so klar heraus, weil die Tat sache, daß die Frühkartofselrcgelung von mir mit Erfolg durchgezogen werden konnte, Grundlage war für die weitere gesamte Marktordnung im Garten- Hau überhaupt. Denn es darf schon gesagt werden, wenn schon für rein landwirtschaftliche Erzeugnisse ein Vorbild sür eine Marktordnung nicht vorhan den war, und wenn schon bei diesem Stand der Dinge ein gewisser revolutionärer Schwung not wendig war, um die Marktordnung durchzuziehen, dann gehörte beim Gartenbau ein ganz besonderer Mut dazu: denn zu den selbstverständlichen allge meinen Schwierigkeiten mußten ganz besondere Hemmungen überwunden werden. Die ersten Arbeiten auf dem Gebiete der garten baulichen Marktordnung wurden im Sommer 1934 angefaßt. Wir sind bei den Dingen vorsichtig genug zu Werke gegangen, um nicht mit ersten Mißerfol gen alle Möglichkeiten von vornherein zu verschüt ten. Und daß wir dieses wahrhaft schwierige Problem in einer Weise gelöst haben, daß sich der Reichsbauernführer entschließen konnte, nun auch eine Hauptvereinigung der deutschen Gartenbau wirtschaft zu gründen, ist Beweis genug, daß wir den Besonderheiten, die im Erzeugnis des Garten baues liegen, immer bewußt Rechnung getragen haben. Es ist ja nicht so, daß die Marktordnung in irgendeinem Gebiet der Agrarwirtschaft durchgesührt werden könnte, ohne daß das ganze Gebiet davon Ich schalte jedes Gefühlsmoment in dieser Be trachtung bewußt aus und lasse nur Zahle» als Argnmettt zu. Ich briugc Ihnen Material zur Kenntnis, das zwar nicht jedem zugänglich ist, das aber, das darf ich Sie versichern, so sorgfältig fest- gestellt worden ist, so »»bestechlich errechnet ist, daß cs tatsächlich als repräsentative Rechnung für die Durchleuchtung unserer betrieblichen Verhältnisse angesehen werden kann. Zunächst einmal Blumen- und Zicrpflanzen- betriebc, Baumschulbetriebe, gemischte Betriebe und schließlich reine Gemüscbaubetriebe, die unterein ander genauestens abgestimmt worden sind. Dabei ergibt sich, daß der Gemüsebau eine Umsatzsteigc- rung seit 1833 um rund 86 A hat. In den gemisch ten Betrieben ist eine Steigerung um rund 61 A>, bei den Baumschulen eine solche uni rund 76 A> und bei den Blumen- und Pslanzenbaubetricbcn eine Umsatzstcigerung um rund 63 A>. Ich bitte, zunächst als selbstverständlich zu beach te», daß alle diese Zahle» ja nichts Absolutes sage», sonder» nur gewisse Verhältnisse auszeigcn und Rückschlüsse aus die einzelnen Betriehsarten zu- laffen. So ist die außerordentlich starke Spannung im Umsatzzuwachs von Gcmüsehaubctriebcn und Blu men- nnd Zierpflanzenbetricbcn nicht etwa m,r zurückzusührcn auf eine bessere Preisbildung im Blumen- und Zierpslanzcubau: oder eine größere Arbeitsleistung oder ein größeres Absatzvolume», sondern sie ist auch darauf zurückzusühren, daß bis zum Jahre 1833 die Blumen- und Zierpflanzen betriebe in weit stärkerem Maß iu sich zusammen gesunken waren als die gewöhnlichen Obst- und Gcmüsebaubctriebc. Leider sichen mir Zahlen avc- reincn Obstbaubetriebcn nicht zur Verfügung, sie wären auch für unsere Betrachtung nicht von >a wesentlicher Bedeutung, weil besonders der Obst bau in seiner ausschlaggebende» Masse nicht im geschlossenen Spezialbetrieb durchgesührt wird, so» dein entweder Nebennutznug bäucrlichcr Betriebe üarstellt, oder jcdcnsalls solcher Betriebe, die siir derartige Erhebungen heute »och schwer zugäng lich sind. Ich bin weit entfernt, diese Zahlencrgcbnisse etwa einseitig auf unser Verdienst zu buchen, aber ich wehre mich auch dagegen, daß die Erfolge alle nur vom lieben Gott kommen, und uns nur irgend welche Fehler und Mißerfolge angekreidct werden Wir wollen uns auch davor hüten, das Ergebnis dieser Zahlen falsch zu werten und wollen «' S nicht ein Bild besonderen Wohlergehens aus Grund -iefer Zahlen Vortäuschen lassen, das nicht da ist. berührt würde. Und es ist auch selbstverständlich, daß es überhaupt keine Möglichkeit gibt, die Markt ordnung auf irgendein besonderes Gebiet zu be schränken. Die Marktordnung gehört zu den lebendigen Dingen unseres Lebens: sind sic erst einmal ge danklich erstanden, und haben sie irgendwie greif bare Form angenommen, dann tragen sie ihre innere Dynamik in sich, dann müssen sie sich voll enden. Und es kommt dann nur darauf an, daß der weitere Lauf iu den Bahnen gehalten wird, die der geistigen Konzeption entsprechen. So wurde unsere Hauptvcreinigung der deutschen Gartcnbauwirtschaft im Februar 183S errichtet, und sie ist so seit jener Zeit gewachsen und geworden. Ich betrachte es als einen besonders glücklichen Vorteil mancher anderen Stelle gegenüber, daß wir im Gartenbau, auch wenn die Hanptvereinigung in sich als öffentlich-rechtliche Körperschaft selbständig ist, doch die engste Fühlung mit unserer Anbauseite, die in der Reichshauptabteilung II verankert ist, pflegen. Eine so weitgehende, enge Fühlung be steht, daß wir praktisch zwischen unseren Arbeiten nur die räumliche Trennung sehen und daß wir dadurch, daß ich gleichzeitig die Führung in der Hauptvereinigung und in der Gartenbauabteilung der Reichshauptabteilung II habe, eine absolute Einheit bilden. Wenn man mich heute fragt, und diese Frage ist aus Rerufskreisen oft genug an mich gestellt worden: Ist der Einbau des deutschen Gartenbaues in den Reichsnährstand richtig nnd gut, dann gibt es nur eine unmißverständliche bejahende Antwort. Und diese Antwort wird nicht diktiert aus Zweck mäßigkeitsgründen, sondern aus der selbstverständ lichen Haltung, die unser Gärtncrblut bestimmt. Das ist die beste Rechtfertigung sür die organi satorische Führung. Und ein weiteres möchte ich sagen zum Abschluß des Kapitels der organisatorischen Entwicklung unseres Berufes seit 1833. Wir sind dem Reichsbauernsührer dankbar, baß er die Gestaltung unserer Geschicke uns selbst in die Hand gegeben hat. wir sind, und vielleicht gerade dadurch die treuesten Truppen innerhalb des Reichs nährstandes, und wir glauben auch, durch unsere Arbeit bewiesen zu haben, daß wir dem großen Gedanken, den gerade der Reichsbauernsührer in die Tat umgesetzt hat, dem Gedanken nationalsozia listischer Wirtschaftsführung in unserer Arbeit den stärksten Ausdruck gegeben haben. Wie ist nun die betriebswirtschaftliche Entwick lung nuferes Berufes seit 1933: denn zum Rcchen- schastsbericht gehört auch die materielle Auswirkung der Führung'? Eine Steigerung des Umsatzes bedenket ja noch lauge nicht eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit des einzelnen Betriebes. Und in der Tat mutz bei einer Reihe von Posten, die in der Ausgabcnscitc erheblich ins Gewicht fallen, eine prozentual grö ßere Steigerung festgestellt werden als sie hier «»gezeigt werden kann. Es sind bei unseren Be- tricbSmitteln Preissteigerungen z» vermerken, die gröfter sind als die eben angegebenen Umsatz- steigerungem Dagegen ist die Steigerung des Umsatzes bei unseren Erzeugnissen in keiner Weise etwa auf eine übermäßige Steigerung der Preise zurückzusühren, sondern eindeutig auf eine Steigerung des Mengen umsatzes. Wir mutzten von den Elendsprciscn vor 1933 ja weg, haben uns aber mit in den Grenzen des not wendigsten liegenden Steigerungen bcschiedcn. Wir nchme» cs als unser Verdienst in Anspruch, datz die Verbraucherpreise dabei in durchaus erträglicher Grenze blieben. Auch die Preise, die nicht zu den Ernähruugsgütern unserer Erzeugung gehören, sind durchaus stabil geblieben. Z. B. ist gerade aus dem Banmschulgebiet die Preisbildung schon ab Februar 1934 gesetzlich gebunden und hat seit jener Zeit weder eine Erhöhung noch eine Herabsetzung erfahren. Die Umsatzstcigerung ist also znrückzu- sührcn auf größere Vcrkaussmengcn, und hier lie gen nach meinen Feststellungen die Dinge so, daß im Blumen- und Zierpflanzenba» wohl ein grö ßeres Erzeugnngsvolumen scstzustellcn ist, während im allgemeinen beim Gemüse kaum von einer Aus weitung des ErzeugungsvolnmenS zu sprechen ist, sondern vielmehr von einer Ausweitung des Nbsatz- volumens, d. h. einfach, daß gerade in: Gemüsebau viele vo» den Mengen, die sriiher aus dem Kvm- pvsthanfeii wandern mutzten, nicht etwa weil sic qualitativ nicht bcfricdigtcn, sondern einfach weil ihr Absatz nicht möglich war, nunmehr, und zwar wiederum gerade durch die Marktordnung, dem Verbrauch zugeführt werden konnten. Wir haben dabei gleichzeitig, und das ist ja die Parole siir die Erzcnguugsschlacht im Gemüsebau gewesen, eine Steigerung der Qualität auf der ganzen Linie un verkennbar festzustellen. Also: Die Steigerung des Umsatzes, die überall in etwa an den von mir gegebenen Zahlen fest- gestellt werden kann, ist keine Auswirkung einer ins Uferlose getriebenen Preissteigerung, sondern in erster Linie eine Steigerung des Absatzvvlumens. Leider bin ich nicht in der Lage nachzuweiscn, wie die Entwicklung auf dcn einzelnen Gebieten nnn ans der reinen Ertragsscite aussteht. Immer hin sind die Einblicke, die ich nehmen konnte, Be weis dafür, Saß die Steigerung der Ueberschüsse Die betriebswirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen Betrieben nicht Schritt hält mit der Steigerung der Umsätze. Das führe ich aus, nicht etwa um diese Entwicklung zu beklagen, son dern um darzutun, daß das Bild der Umsatzsteige rungen nicht eine Widerspiegelung der Wirtschaft lichkeit unserer Betriebe schlechthin gibt. Auch wir im Gartenbau unterstehen von einem gewissen Zeit punkt an dem gleichen Gesetz wie die Landwirtschast, nämlich dem vom sinkenden Bodenertrag. Während in Gewerbe und Industrie im großen gesehen jede Produktionssteigcrung, sofern der Absatz vorhanden ist, prozentual eine Produktionskostenverminderung eintritt, ist das in der Landwirtschaft nicht der Fall. Die letzten Zentner Roggen von der Flächeneinheit kosten an Aufwand mehr als der Erlös dieser Menge ausmacht. Ich glaube allerdings, daß wir im Gartenbau im Augenblick an dieser Grenze noch nicht angekvmmeu sind. Ich glaube, datz unsere Hauptreserve heute noch in der Mengen- und Qua litätssteigerung auf gleicher Fläche liegt. Doch da von will ich in einem späteren Abschnitt sprechen und zunächst einmal, um das gegenwärtige Bild des deutschen Gartenbaus abzurunden, Ihnen einige aufschlußreiche Karten zeigen über die Stanü- ortverhältnisse des deutschen Gartenbaues. Ich kann auch hier wieder nur Beispiele bringen, denn das Gesamtbild besteht aus zu vielen Eiuzel- stücken, und es muß dem einzelnen Betriebsinhaber überlassen bleiben, sich selbst Gedanken aus den An regungen zu entnehmen, die ich hier geben kann. Ein jeder von uns weiß, daß der Kohlanbau des Schleswig-Holsteiner Gebietes stark überwiegt. Aber in welchem Umfang das der Fall ist, kann nur er sehen werden auf Grund einer Standortskarte. Aehnlich liegt die Situation bei Zwiebeln, ähn lich bei dcn anderen Gcmiiseartcn. Und Sie selbst missen, datz unser Gartenbau, wenn auch ein großer Teil der Betriebe im Strcuaubau über das ganze Reich verbreitet ist, doch sich ans de» Naturgegcbcn- heiten heraus in bestimmten Anbauzentren kon zentriert hat. Zukunfksaufgaben der Anbauzentren Diese Anbauzentren haben für die Versorgung unseres Volkes selbstverständlich ein außerordent- lich starkes Gewicht, und es kann gar nicht aus bleiben, daß dieses Gewicht immer starker in die Wagschale fällt, steigend in dem Maß, in dem durch die moderne Verkehrslage die Gebiete des ganzen Reiches nahe aneinander gerückt sind. Wenn früher manche entfernt gelegene Berbraucherstadt un berührt blieb von großen Ernten gewisser Anbau zentren, so wirken diese Ernten heute bis in die letzten Kanäle sich aus. Geschlossene Aubaugebictc sind durchweg gleich zeitig Ucberschutzgebiete, und als Ueberschnßgebicte, die darauf angewiesen sind, meist den größten Teil der Erzeugung in andere Gegenden zu schicken, haben sic ähnlich wie Exportländer schnell gelernt, die Erzeugnisse für diesen Versand auszubcreitcn. Sie mutzten aus den Gartenbauerzeugnisscn han- dclsfähiges Gut machen. Und sic habc» es getan. Begonnen wurde damit, gleiche Sorten und Arten anzubauen. Denn es ist auch heute noch so: Es ist leicht, einen Waggon irgendeines Produktes zu ver- kansen, während cs schwer sein kann, einen Zentner desselben Gutes abzusctzen. Die gleichen Sorten und Arten, diq zudem zu gleicher Zeit anfielcn, wurden nun einheitlich sortiert, aufbereitet und verpackt, sie wurden gekennzeichnet und als Standard angeboten und dem Verkehr zugeführt. Hier sind greifbare Erfolge beruflicher Gemein schaftsarbeit. Den» diese gleichgerichteten Betriebe hatten nun auch gleichliegendc Wünsche für de» Absatz. Die ersten gemcinschaftlichen Absatzcinrichtungen liegen in jenen Gebieten. Infolgedessen konnte die Marktordnung jenen Gcbicte» am chcstcn helfen, und andererseits sind diese Gebiete die heften Pioniere der Marktordnung geworden. Hier denkt auch niemand daran, etwa „selbst zu markten". Jeder einzelne weiß, daß seine Zeit und seine Kraft am wertvollsten sür dcn Be trieb selbst sind. Wen» ich in jenen Gebieten die marktordnenden Anordnungen anshebe» würde, dan» würde sich praktisch gar nichts ändern. Man würde kaum Notiz davon nehmen und einfach frei willig so weiter »lachen. Ja, man wäre iu Nois- dorf, oder Bühl, oder Krefeld wohl höchst entrüstet, wen» man Händlern oder Bauern ziimnteu wollte, plötzlich auf die Einrichtungen der Marktordnung zu verzichten. Lassen Sie mich hier ein Wort einflechten über die Marktordnung. In der liberalistischen Wirtschaft ist der Preis letzten Eudes der Motor alle» Geschehens. Er ist der Ausdruck des egozentrisch willkürlichen Wirt- schaftsdenkens, das das Kriterium des ganze» materialistischen Zeitalters ist. Der Preis mußte seiner willkürlichen Hcrrschcv- stclluiig entkleidet werden. War er bislang ge.ildet worden im Spiel der Börse, zwischen dem Hunger der Völker und gewolltem Uebcrflutz, der bis zur Vernichtung von Werten und Gütern sührte, so wurde er nun der Entscheidung einer unabhängigen, verantwortliche» Stelle untcrworfc». Es entstand der Festpreis. Der Festpreis ist das Kernstück der landwirtschaft lichen Marktordnung. Die Eigenart unserer Erzeugnisse läßt den Fest preis nur in besonderen Fällen zu. Das Kernstück unserer Marktordnung ist der Mcugenausgleich,