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Grotzfirmen Ziegenbalg, Seidel und Olberg lieferten, können wir als grundlegend für die heutige moderne Entwicklung der rniiouellen Azalecnkultur bezeichnen. Von diesen Betrieben ging zunächst die Reform in den Anzuchtsstätten aus, wie sie heute schon Allgemeingut geworden ist. Man erkannte, daß die bisherigen Knlturräume, die dunklen Erdbuden und die ehemals berühmten „Dresdener Japans" nicht dazu angetan sind, die Kulturzeit zu verkürzen. Die an sich schon geringere Knltnrdaner im Dresdener Klima im Vergleich zu Gent wurde durch die finsteren Japans, in denen die Azaleen über ein halbes Jahr standen und „weder vorwärts noch rückwärts" konn ten, nur noch weiter eingeschränkt. Heute hat man mit diesen ver alteten Kulturstätten vollständig aufgeräumt und an ihre Stelle große Blockhäuser gesetzt. Man baut nicht mehr in die Erde, sondern auf die Erde. Mit der „Winterruhe" der Azaleen ist es nun vorbei. In den neuen Hellen Kulturräumen treiben die Azaleen fast das ganze Jahr hindurch. Während sie früher nur 2—3mal gestutzt wur den, geschieht das jetzt 3—4mal. Manche Sorten werden auch nur unter Glas bis zum Knospenansatz gezogen. Die jetzigen Kultur- methoden machen eine einjährige Topfkultur nicht mehr nötig. Die Pflanzen wurzeln schon in wenigen Wochen prächtig durch. Man hat erkannt, daß die frühe Treibfähigkeit weniger eine Frage der Topf- knltur ist, als vielmehr aus der individuellen Veranlagung der bctr. Sorte beruht. Aber nicht nur die gesamte Anzuchtsdauer ist um ein Jahr, also auf drei Jahre, gekürzt worden, sondern auch die Anzucht Sonne nnd Licht sind jetz? Re Parole, nicht mehr Schatten mid Finsternis! Man ist sich jetzt auch darüber klar, daß man früher viel zu viel schattiert hat. Es gibt Betriebe, die reine Sonnenkultur treiben, wie z. B. Ambrosius in Weinböhla, der diese Kultur methode zuerst cinführtc. Die Schattenstcllagen sind teils ganz ver schwunden, dafür wird für reichliche Bewässerung durch Regenanlagen gesorgt. Das Blatt der Sonnenazalee ist leicht gerötet, wird aber im Haus beim Treiben wieder dunkelgrün. An dieser anfänglich roten Farbe stoßen sich heute noch manche Käufer. Die Erfolge bei dieser Art der Kultur sind ausgezeichnet. — Eine grundlegende Ver schiebung hat auch in der Zusammensetzung der Kulturerde einge setzt. Früher wurde schwere Moorerde genommen, heute geht man immer mehr zu leichterer, lockerer Erde über. Man unterscheidet jetzt drei Erdarten, die von allen Betrieben in wechselnder Zusammen setzung verwendet werden: Einmal die schwere Moorerde, die in 80 cm Tiefe gewonnen wird, dann die leichte Heideerde, die die obere Schicht von 8—10 cm darstellt, nachdem die „Nadelmoosdecke" (Nadelstreu, Nadelerde) von 2—3 cm als oberste Schicht für sich ab gezogen worden ist. Diese Erdarten beziehen die Dresdener Gärtner aus den reinen Kicferbeständen von Ottendorf-Okrilla bei Königs brück, die Leipziger aus St. Gangloff in Thüringen. Die veränderten Kulturmaßnahmen wirken sich natürlich auch auf dem Gebiet der Düngung aus. Jeder Gärtner verfährt hier nach eigenen Anschauungen, die auf örtlichen Erfahrungen beruhen und sehr individuell zu betrachten sind. Ganz allgemein hat sich auch die Unterlagcnfrage gewandelt. Man veredelt jetzt ausschließlich auf Fkociockenckrcm concmnum (^rälea concinna) und erzielt beste Erfolge. Damit sind die ganzen früheren Unterschiede betr. der Unterlagen für frühe und späte Sorten hin fällig geworden. Denn man Pflegte bislang frühe Sorten aus kko- ckockdnckron pkoenlceum (träten piroenicea) und später auf kkock. concinnum (^. concinna) und kkock. inckicum (/I. inckica) „Hexe" zu veredeln. Die Rhododendron-Unterlage, die in den 80er Jahren den Aufschwung der Dresdener Azaleenkulturen wesentlich gefördert hatte, ist heute ganz verschwunden. Dies ist nicht nur darauf zurück zuführen, daß die Nachfrage nach starken Pflanzen seit dem Verlust des russischen und der benachbarten Absatzgebiete aufgehört hat, sondern die Rhododendron-Veredlungen lassen jetzt im Wachstum aus einmal sehr zu wünschen übrig. Die Pflanzen werfen die Knospen ab. Man gibt viele Ursachen dafür an. Manche Gärtner sprechen von „Degcnerationserscheinungcn", was aber von wissenschaftlicher Seite abgelehnt werden mutz. Die andere Ansicht, daß sich das „Blut der Neuzüchtungen" nicht mehr mit dem „Blut der Rhododendron- Unterlage" vertrage, dürfte dahin zu berichtigen sein, daß der Saft trieb verschieden ist. Während nämlich die Unterlage schon in Ruhe ist, treibt das Reis noch. Hierfür ist als Ursache die Veränderung in den Kultnrmethoden ganz augenscheinlich. Die Rationalisierung der sächsischen Azalecnkultur drückt sich ferner in der Anzucht von sogenannten „Buschazaleen" aus, wie sic seit 1924 in jährlich wachsenden Mengen herangezogen werden. Bis zum Krieg wurden fast ausschließlich Halb- und Hochstämmchcn kultiviert. Die alte belgische, steife Schirmform hat man nach 1900 ganz verlaffen. Man gibt heute einer gleichmäßig gewölbten, locke ren Krone den Vorzug. Auch früher zog man schon geringe Menge von Buschazaleen, wie von den Sorten „Sigismund Rucker" nnd „Blanchard", man erzielte aber nicht so buschige und von unten reich verzweigte Pflanzen, wie es heute der Fall ist. Es handelt sich bei den Buschazaleen nm wurzelcchte Pflanzen, deren Anzucht aus Stecklingen nur bis zu 114 Jahren währt und daher weniger kost spielig ist als die Veredlung. Besonders die billigen Zwcrgbüsche erfreuen sich bei der heutigen schwachen Kaufkraft großer Nachfrage. Die Winterstecklingsware wird schon im folgenden Herbst in Töpfen mit 6—8, ja sogar mit 10 Blütentrieben verkauft. Diese Leistung stellt dem sächsischen Gärtner ein neues Zeugnis seiner Fähigkeiten aus. Hiermit, wie überhaupt mit Miniaturware, kann Belgien nicht konkurrieren, die Pflanzen sind zu groß und zu mastig. Aber all diese RationalisiernngSvcfircbungc», wie sie eben dar gelegt wurden, vermochten in den letzten Jahren die Rentabilität der sächsischen Azalecnkultur allein nicht mehr sicher zn stellen. Die gesamte Wirtschaftslage wnrde immer drückender, die belgische Kon kurrenz immer unerträglicher. Die Produktionskosten lagen weiter hin höher als in Belgien. Während die Vorzüge Belgiens in klima tischer Hinsicht durch die Kultnrmethoden der sächsischen Gärtner von geringerer Bedeutung geworden sind, treten jetzt die wirt- schaftiichen Vorteile der belgischen Konkurrenz um so schärfer her vor. Der Gewächshausbau ist bekanntlich in Deutschland um 50YL teurer als in Belgien, die Arbeitslöhne sind bei uns höher, Steuern und soziale. Lasten wirken, im Gegensatz zu Belgien, lähmend aus die Rentabilität der Betriebe. In dieser schwersten Probezeit, in der eine Senkung der Produktionskosten dringendstes Gebot der Stunde, konnte nnr noch von einer Vereinfachung der Kultur etwas zu er hoffen sein: Die Dresdener Gärtner fingen an, in Anlehnung an das „belgische Muster" zur Ballenkultur überzugehen. Was mail vorher nie geglaubt, aber auch nie versucht hatte, gelang: Die Ballenknltnr glühte. 1928 hat man die ersten Versuche damit gemacht, und schon heute kultivieren fast alle Gärtnereien ganz oder teilweise Ballen ware in zweijähriger Kulturzeit. Die Preise liegen um 25A- nied riger als bei Topfkultur. Sie konkurrieren mit den belgischen Ange boten, ja teilweise liegen sie sogar darunter. Dabei sind die Trcib- ergebnisse zur vollsten Zufriedenheit verlaufen. Mit dieser Leistung ^cÄgen^nlnÄIung erHÄ/t'haben/sie hat das unter günstigeren Bedingungen prodnzierende Belgien in Qualität und Preis über troffen. Fraglich bleibt nur, ob die sächsischen Gärtner bei der gegen wärtigen Lage diese Preise durchhaltcu können, auch dann noch, wenn Belgien seine Preise weiter senken sollte, was es ohne Zweifel noch kann. Der Absatz der Ballenware beschränkt sich zur Zeit in der Haupt sache auf Berlin und Hamburg. Sachsen, Süddeutschland sind vor läufig bei dem Bezug von Topfpflanzen geblieben. Die Verhältnisse des Käufers sind hierfür natürlich ausschlaggebend. Bei kleinen Posten wird man vorteilhafter Topfazaleen beziehen, als sich selbst Erde und Töpfe anzuschaffen. Bei Bezug der Ballenware im September sind die Azaleen bis zum Treiben gut durchgewurzelt, wiederum eine Folge der rationalisierten Kulturmaßunhmcn. Die Ergebnisse in der Treiberei sind nicht zuletzt durch die Züchtung sichergcstcllt worden, seit die ausgezeichnete Treibsorte „Paul Schäme" 1918 in den Dres dener Kulturen Eingang sand. Erst von da an können wir von einer eigentlichen Frühtreibcrer sprechen, denn die anderen Sorten ver sagten bis dahin meistens, mit Ausnahme der „Deutschen Perle". Eine große Zukunft steht auch dem Sport von „Paul Schäme", der bunten „Eri", bevor. Beide wurden von Ambrosius-Weinböhla in den Handel gegeben und tragen ihrerseits zu einer rationellen Kultur bei. Diese Ausführungen haben gezeigt, wie grundlegend sich die säch sische Azaleenkultur in einem kurzen Zeitraum gewandelt hat. Sie dürfte augenblicklich in der Rationalisierung ihr Höchstmaß erreicht haben. Was die Väter vor uns für unmöglich hielten, ist den Söhnen geglückt. Wir ziehen hieraus die Lehre, das uns überlieferte gärt nerische Wissen nicht in gutem Glauben als feststehend hinzunehmen, sondern auf seinen Gegenwartswert hin zu Prüfen, auch ohne daß Wirtschaftliche Motive der Anlaß dazu sind. Lcdimmler, Berlin. Topf- oder Ballenazaleen? Die Rationalisierungsbestrcbungen in der deutschen Azaleen kultur haben, wie aus vorstehendem Artikel hervorgcht, dahin ge führt, daß seit einigen Jahren außer der Topfkultur, die bisher das typisch deutsche Kulturverfahren darstcllte, die Ballenkultur nach belgischem Muster Eingang fand. Es taucht nun vielfach die Frage auf, ob den Topf- oder Ballenazaleen der Vorzug zu geben ist. Hierüber müssen sich, besonders jetzt, wo die Hauptvcrsaudzcit der Azaleen beginnt, die Gärtner klar werden, die die Rohware zur Weiterkultur und für die Treiberei beziehen. Zu dieser Frage nehmen im folgenden zwei bekannte Azalecnzüchter Stellung: In Burg und Umgebung wird bereits seit etwa 15 Jahren nur noch Ballenkultur betrieben. Diese ist der Topfkultur unbedingt vorzuziehen. Gegenwärtig werden hier jährlich etwa 200 000 fer tige Ballenazaleen kultiviert. In langjährigen Versuchen haben sich folgende Vorteile der Ballenkultur gegenüber der Topfkultur her- ausgestellt: Die Ballenazaleen lassen sich besonders zeitig und schnell treiben. Sie zeigen eine kräftige Blütenfarbe und große Blumen. Auch der Wuchs und die Belaubung ist besser als uci Topfkultur. Natürlich ist es Voraussetzung, daß die Kultur und auch die Weiterbehandlung richtig betrieben wird. Oft trägt die unsach gemäße Pflege beim Käufer die Schuld bei Mißerfolgen. Man macht dann dafür zu Unrecht den Kultivateur verantwortlich, wäh rend in Wirklichkeit bei diesem die Pflanzen prachtvoll entwickelt sind. Wir haben hier bei der Weihnachtstreiberei Blumen bis zu 12 cm Durchmesser erzielt, was bei der Topflultur nicht möglich ist. Otto ülokrenvcewer, Burg b. M. -X- Nach meinen Erfahrungen sind die Balleuazaleen ebenso zu emp fehlen wie die Topfazaleen. Die Ballenwarc läßt sich ohne weiteres sehr frühzeitig und leicht treiben. Das Abwerfen der Blätter, das vielfach den Balleuazaleen nachgesagt wird, ist nur auf fälsche Be handlung zurückzusühren. Sie müssen möglichst sofort nach dem Eintreffen der Sendung cingetopst werden und einen Hellen, luf tigen Standort erhalten. Am besten werden sie in Mistbcetkästcn bei möglichst weitem Stand einaesenkt, wo sie feucht zu halten find. Die Azaleen, die zum Treiben bestimmt sind, werden nach dem Eintopfen gleich in das Haus gestellt, in deni sie getrieben werden sollen. Vor allem ist darauf zu achten, daß der Ballen nicht trocken wird. Dies ist für das Trcibergebnis von großer Be deutung. Je früher die Äallenazaleen eingetopft werden, um so besser wurzeln sie durch. Der Bezug der Ballenware kann schon Anfang September erfolgen. Ich selbst stelle schon Ende September meine frühen Sorten nach dem Eintopfen ins Haus und habe be reits Mitte November blühende Pflanzen. Die gleiche Behandlung erfahren auch die Topfazaleen. Für die Kultur der Ballenazalecn spricht ferner der Umstand, daß sie sich besser im Korb oder Waggon verpacken lassen und weniger Fracht kosten. Außerdem ist die Kultur einfacher und billiger. Die Pflanzen setzen reich Knospen an und zeichnen sich be sonders durch die'schöne, grüne Belaubung aus. Hierin kommen sie der belgischen Ware gleich. QeorZ 8e>8ckab, Nürnberg. Deutsche Azaleen-Anzuchtsgeviete uamhaflcÄ'M^ fMt aber nicht aus, daß nicht auch in anderen Teilen Deutschlands, wenn auch nur vereinzelt, die Anzucht von Azaleen betrieben wird. Das Dresdener Kulturzentrum bildete um die Wende des 19. Jahrhunderts den Ausgangspunkt der deutschen Azaleen zucht und ist damit zugleich das historisch älteste Anbaugebiet in der ganzen Welt. Es erstreckt sich von Pirna bis Meißen und hat Dresden zum Mittelpunkt. Noch heute ist es die tzauptanzuchts- stätte der gesamten Äzalcenproduktion Deutschlands. Im einzelnen läßt sich dieses Gebiet in folgende Bezirke einteilen: 1. In den Dresdener Bezirk, wozu die Vororte wie Striesen, Blase witz, Laubegast, Leuben, Pillnitz, gehören; 2. in den Bezirk Cos wig; 3. in den Bezirk Weinböhla und 4. in den Bezirk Nie schütz bei Meißen. Innerhalb oieser Eingruppierung finden wir die stärkste Konzentration der Spezialkulturcn im Dresdener Bezirk, und zwar in Laubegast und Leuben. Hier liegen die Groß- lulturen von T. I. Seidel, Voigt und Ziegenbalg, ferner die be deutenden Anzuchten von Meischke, Siems, Quoosdorf, Olberg, Elsner, Funke, Füssel, Findeisen, Fischer und Steffen in Pillnitz. In Coswig sind die Azaleenkulturen von Drewitz, Eisenach, Franz, Riffe zu nennen, in Weinböhla ist der Sitz des Azaleen züchters Ambrosius, in Nieschütz bei Meißen finden wir die Groß kulturen von Stahnke. Unter den Betriebsgrößen sind bei Zugrundelegung der Anzahl der beschäftigten Personen sowie nach der Einteilung hinsichtlich der Produktionsgröße die Mittelbetriebe vorherrschend. Diese wer den von den vier Großbetrieben überragt: T. I. Seidel, Voigt, Ziegenbalg und Stahnke, deren Jahresproduktion an veredelten Azaleen gegen 150 000 beträgt. Die gesamte Azaleenproduktion im Dresdener Bezirk dürfte im vergangenen Jahre schätzungs weise zwischen 750 000 bis 800 000 liegen, in Coswig bei etwa 100 000, in Weinböhla bei etwa 40 0Ö0, in Nieschütz bei etwa 150 000. Insgesamt würde demnach das Dresdener Kulturzentrum eine Jahresproduktion von mindestens 1 100 000 veredelter Azaleen aufwciscn. Während die Azaleenkulturcn im Dresdener Wirtschaftsgebiet besonders seit 1870 starken Aufschwung nahmen, sind die Azaleen anzuchten im Leipziger Wirtschaftsgebiet erst neueren Datums, denn noch bis vor wenigen Jahren behaupteten hier die Eriken ausschließlich das Feld. Das Leipziger Kulturzentrum läßt sich ebenfalls in einzelne Bezirke einteilen, und zwar in die vier Bezirke Hartmannsdorf, Markkleeberg, Holz hausen mit Liebert wolk Witz und Möckern. Im Hart mannsdorfer Bezirk und in Markkleeberg werden schätzungsweise etwa je 50 000 Azaleen jährlich herangczogen, in Holzhausen (u. a. Betrieb von Scheibe) einschließlich Liebertwolkwitz (u. a. Betriebe von Köhler) etwa 115 000, in Möckern bei der Firma Theile etwa 30 000. Rechnen wir noch den Betrieb von Wirth in Droißlg bei Zeitz mit etwa 25 000 Azaleen pro Jahr hinzu, so dürfte die Azaleenproduktion im Leipziger Kulturzentrum insgesamt schät zungsweise mindestens 270 000 betragen. Von den außersäch fischen Azaleenkulturen sind zunächst die Anzuchten in Burg bei Magdeburg zu nennen, die eine Jahresproduktion von etwa 200 000 Azaleen aufweisen (u. a. die drei Betriebe der Gebrüder Mohrenweiser). Unter den Azalee nanzuchten Süddeutschlands steht der Betrieb von Seyschab in Nürnberg mit einer jährlichen Produktion von etwa 120 000 Azaleen an erster Stelle. Von weiteren Spezialan- zuchteu kleineren Stils sind die Kulturen in Bre m e n zu nennen, u. a. die Betriebe von Baur, Hemleb und Kommer, ferner der Betrieb von Klusmann in Westerstedte i. O., die Kulturen der Firma H. Koch in Blankenese bei Hamburg und die von Hacke L Sohn in Langender g i. Th. Die Jahresproduktion an Azaleen dürfte in diesen Betrieben schätzungsweise zwischen 5000 bis 12000 liegen. Hiermit sind aber noch nicht alle Azaleen- anzuchten erfaßt, die im Deutschen Reich vereinzelt anzu treffen sind. Ich denke nur an Do b rilu g k-Kirchha i n, WS ebenfalls Azaleenkulturen betrieben werden. Es ist tiefbedaucrlich für den deutschen Gartenbau, daß er über keine Statistik verfügt, aus der der Umfang dec einzelnen Spezial kulturen ersichtlich wäre. Immerhin können wir die gesamte deutsche Erzeugung veredelter Azaleen mit mindestens 1800 000 Stück im Jahr veranschlagen. Ich bin aber überzeugt, daß bei restloser Er fassung sämtlicher Betriebe an 2 Millionen Stück Jahresproduktion nicht mehr viel fehlen dürfte. Hierzu kommen noch die Buschnzalcen, die besonders als Miniaturware w u r z e l e ch t cherangezogcu wer den und schätzungsweise etwa 1 Million betragen. Von der wachsenden Ausdehnung der deutschen Azaleenkultur gibt allein ein Vergleich der sächsischen Anzuchten vor und nach dein Krieg Ausschluß. 1914 betrugen sie 600 000 bis 700 000 Stück, 1931 nach meinen Schätzun gen 1250000 Stück veredelter Azaleen-Knospenware. Diese Zah- fen lassen zugleich die zunehmende volkswirtschaftliche Bedeutung der Azaleenkultur erkennen und tragen dazu bei, dem Blumen- und Zierpflanzenbau die gebührende Stellung einzuräumen, die ihm im Nahmen des gesamten deutschen Gartenbaues zukommt. Schriftlcituug. Rosenlage in Bad Kreuznach Fortsetzung vom 28. 7. 1932. die Sämlinge von P. Lambcrt.Toicr. Auch die Polyantha- und Rugosahybriden der Firma Münch L Hauffe-Leuben bei Dresden verdienten eingehendere Betrachtung. Die Firma Max Krause-Hasloh hatte die schon bekannten Neuheiten „Edith Krause, Max Krause und Margarete Gnan" ausgestellt, die alle beachtlich sind. Von der Firma Christian Weitzand-Soden ist die „Rosa Drieschki" zu nennen. I. Felberg-Leclerc, Trier, hatte „Gruß an Coburg", die ja auch schon bekannt ist, ausgestellt und Valentin Grünewald, Bad Münster am Stein, eine Neuzüchtung, die „Bad Kreuznach" getauft wurde, eine mittelgroße malmaisonsarbige Blume, wie es ähnliche schon mehr gibt. Sumina suinmaruin war die Ausbeute für den Fachmann im Raum für Neuheiten nicht sehr groß. Daß in dem Hauptteil der Ausstellung die neueren und bekannte ren Sorten vielfach wiederkehrten, ist selbstverständlich. Besonders häufig sah man Sorten wie „G. A. von Rosscm, Gloire de Holland, Verschureu, Talisman, Rapture, Red Radiance, White Ophelia, Bille de Paris". Von den Ausstellern notierte ich außer den schon genannten die Firmen Otto Greul und W. Kauth, beide in Hatters heim; Th. Boettcher, Lanqlohe; K- Falk, Friedberg; Loose L Schubert, Angermund; W. Äellinghausen, Kiedrich; A. Kreis Wwe., Niederwalluf: Otto Gäbler, Dresden; Hugo Piller, Remscheid; Lambert L Reiter, Adolf Mock und M. Heinrich in Trier; sowie aus Frankfurt die Firmen Wirtz L Eicke, O. Endlich, L. Schmidt, Friedrich Sinai und Emil Egender; A. Schilling, Groß-Grotzenbnrg; Gebr. Schultheiß, Steinfurth; H. Koch, Mainz und H. Wilhelm, Alt hornbach. Wie immer bei diesen Ausstellungen hatte der Verein deutscher Rosenfreunde es sich nicht nehmen lassen, aus seinem Ro sarium in Sangerhausen eine sehr beachtliche Sammlung Parkrosen auszustellen. Auch der Bauernverein Moguntia, Mainz, hatte sich an der Ausstellung beteiligt. Schließlich sind noch die vorzüglichen Lei stungen der Stadt Kreuznach zu erwähnen. Auf der Bühne wirkten vorzüglich große Basen mit Schling- und Polyantharosen, die der Palmenaarten in Frankfurt a. M. zur Verfügung gestellt hatte. Treibhausrosen wurden von der Firma Baer L Feldmann, Frank furt a. M. und P. Buchsbaum, Kelkheim/Taunus, ausgestellt. An Treibrosen wurden gezeigt: „W. Kordes, Florex, Claudius Pernet, Columbia, Westfield Star, Rapture, Talisman" und einige andere. Von jedem Aussteller etwas besonderes hcrvorzuheben, erlaubt der Raum nicht. Eins aber muß noch zum Ausdruck gebrach! wer den, nämlich daß einige Firmen, wie beispielsweise Wirtz L Eick^ Frankfurt a. M-, W. Kauth und O. Greul, Hattersheim, sich dadurch auszcichneten, daß sie unter den vielen Sorten eine weise Auswahl getroffen hatten. Immer wieder muß betont werden, daß die Sorten vielheit unseren Beruf in unerträglicher Weise belastet und deshalb sollte jede Gelegenheit benutzt werden, um besonders den Blumen freunden eine beschränkte Anzahl wirklich anpflanzungswürdiger Sorten zu zeigen. Die schon bei der Besprechung der Neuheiten ge nannten Firmen sind hier nicht noch einmal erwähnt worden. Sie hatten aber außer den Neuheiten noch Kollektionen älterer, wert voller Sorten ausgestellt. Die besonders am Sonntag sehr gut besuchte Ausstellung hat sicherlich in hervorragender Weise dazu beigetragcn, der Königin der Blumen neue Verehrer zuzuführen. Hoffentlich haben auch die Rpsen- züchter, deren Einsendungen wesentlich zur Verschönerung der Aus stellung beigetragen haben, einen wirtschaftlichen Nutzen davon. Die Firma Goos L Koenemann hatte ein vorzüglich ausgewähltes Staudensortimcnt ausgestellt, das lebhaft bewundert wurde. Das Gleiche kann von der Abteilung Binderei gesagt werden, in der die Krcuznacher Firmen E. Beck, C. Best, I. Kattner, K. Maurer Söhne und A. Lützeler Söhne zeigten, daß auch die Blumen bindekunst in Kreuznach eine Pslegestätte gefunden hat. ivii. Für den Inhalt verantwortlich: K. Weinhausen, Berlin-Tempelhof. Die nächste Nummer dieser Beilage erscheint am 29. 9. 1932.