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ei» wichtiger gärtnerischer Exportartikel nach den nordischen Ländern, besonders nach Petersburg. Lemoine hat auch bereits versucht, eine zweite Gruppe der Flieder züchterisch zu entwickeln. Sie kommt allerdings m«r für den Garten schmuck in Frage, hat aber ihren besonderen Wert dadurch, daß sie in der Blüte der ersten Gruppe folgt und so die Fliederblüte bis weit in den Monat Juni hinein verlängert. Neuerdings hat man sich auch in Amerika wieder mit dieser Aufgabe befaßt. In dieser Gruppe gibt es ebenfalls sehr interessante und schöne Arten, die noch der Einführung in unsere Gärten harren. Eine weitere dritte Gruppe mit ligusterähnlichen Blüten folgt diesen späten Fliedern wieder. Hier dürften aber die züchterischen Möglichkeiten geringer sein, so daß man dieser Gruppe zur Zeit noch keine Zukunft Vorhersagen kann. In Lichtbildern zeigte der Vortragende die Verbreitungsgebiete der wilden Arten a f der Erde sowie Wuchs- und Blumentypen von Arten und gärtnerisch entwickelten Sorten. Dann folgten graphische Darstellungen der Zuchtentwicklung im allgemeinen sowie der einzelnen Farbreihen und im Anschluß daran Darstellungen der Blütezeiten, der Blütendauer und der Blütenfolge in den letzten fünf Jahren, im ganzen genommen ein ungemein reiches und inter essantes Material, aus dem auch der Laie entnehmen konnte, wie heute unter der leitenden Hand des Gärtners eine einzelne Kultur pflanze eine vollständige Wissenschaft und Lebensarbeit für sich wird. Max Löbners reiche Erfahrungen auf allen Gebieten des gärtnerischen Züchtungswesens kamen auch in seinem Vortrage lieber Fliederkreiberei, den wir ebenfalls im „Blumen- und Pflanzenbau" zum Abdruck bringen. Der Inhalt sei kurz wiedergegeben: Wir treiben heute nur noch Sorten der L^rinAa vulgaris. Die frühblühende 8. Oiralckii-Hybride Mirabeau ist nicht treibfähig, andere Oiralclü-Sorten sind noch nicht erprobt, tzauptsorte ist Marie Legraye, unter den farbigen Andenken an Ludwig Späth. Letztere setzt als junge Pflanze nicht leicht Blütenknospen an, doch bringt ein Umstechen des Wurzelballens nach Mitte Juni, in weni ger günstigen Lagen Ende Juni, sicheren Blütenknospenansatz und begünstigt die Treibfähigkeit. Die Treibflieder können Topf- oder Ballcnpslanzen sein. Meist sieht man die Topfslieder unterernährt. Das Ueberbauen von Fliederquartieren mit Treibhäusern hat wenig Eingang gesunden. Vorbedingung für erfolgreiche Treiberei sind gute Anzucht und Vorkultur der Pflanzen. In unserer Gärtnerischen Versuchsanstalt in Friesdorf werden die Un terlagen für die Flieder sorgfältig angezogen; wir säen den Samen im Kalthaus aus, verstopfen die jungen Sämlinge ins kalte Mist beet und Pflanzen später auf gutgedüngte Beete aus. Sie werden dadurch so stark, daß sie, im Herbst aufgeschult, im Juli des nächsten Jahres veredelt werden können. Wir sparen dadurch ein Kulturjahr und reichen doch eine Höhe der einjährigen Veredlungen bis zu 1,30 m bei Marie Legraye; Mirabeau wird bis 1,80 m hoch. Zur Frühtreiberei eignen sich nur Pflanzen mit festgeschlossenem Wurzel ballen. Je öfter sie schon abgetrieben sind, um so leichter und besser lassen sie sich wieder treiben. Nach der Treiberei werden die Pflan zen sorgfältig geschnitten und bis zum Wiederauspflanzen möglichst frostsrci aufbewahrt. Keinesfalls dürfen die Ballen trocken werden. Im Frühjahr werden sie in einen genügend feuchten, nährstoff reichen Boden aüsgepflanzt und bei etwaiger Trockenheit im Juni öfters bewässert, damit keine Pflanze zugrunde geht. Der Rück - schnitt der Pflanzen für das zweite Kultürjahr erfolge schon im September, um einen früheren Austrieb zu begünstigen. Von den Trieben ist ein großer Teil auszubrechen, nicht aber bei den starkholzigen Sorten Madame Lemoine, van Toll, President Grevy u. a. m. Im zweiten Kulturjahre brauchen die Flieder viel Nahrung und im August nach dem Blüten knospenansatz, falls Trockenheit herrscht, eine wiederholte Bereg nung. Bei guter Kultur muß der Ballenflieder jedes zweite Jahr treibfähig sein. Als Düngung gebe man Stallmist, leicht unter- aegraben oder als Bodendecke; im zweiten Kulturjahre anfangs April noch 50 x Nitrophoska je Geviertmeter. Kalk sollte im Herbst vor dem Äuspslanzen der Flieder gegeben sein. Das Um stechen der Ballen schon nach Mitte Juni ist nur bei Sorten vonnöten, die als junge Pflanzen unsicher im Blütenknospenansatz sind. Es macht die Flieder auch leichter treibfähig; für Marie Legraye ist es zwecklos und ohne Vorteil. Es kann aber auch in Lagen, wo die Flieder zum „Vorblühen" neigen, dieses einigermaßen ein schränken. Für die früheste Treiberei werden die Ballenflieder „präpa riert", d. h. Mitte September mit dem Laub auf Haufen gelegt und, mit Decken zugedeckt, für vier Wochen warmgehalten. Sie reifen dadurch rasch ab und lassen sich sehr früh und leicht treiben, bringen aber keine erstklassigen Blütenrispen. Flieder, die um Weihnacht blühen sollen, werden vor dem Antreiben gewässert. Gute Ernährung im August, gegebenenfalls durch Nachdüngung, be günstigt weiterhin die Treibfähigkeit. Die Hauswärme betrage im November 22—25 Grad, im Dezember 20—22 Grad Celsius. Nach Weihnacht ist das Warmwasserbad überflüssig, und die Flieder ent wickeln sich am vollkommensten bei niedrigeren Wärmegraden. Far bige Sorten besonders sollte man nicht zu warm treiben. Die Ballen dürfen im Treibraum nicht trocken werden; sie sind mit Erde oder Torfmull zu überdecken. Zur besseren Haltbarkeit der Flieder sind die Triebe rechtzeitig abzuschneiden und durch Kühlhalten abzu härten. Das Schlußwort sprach Gartenbaudirektor a. D. G. Alinqer, der asten Mitgliedern insbesondere den Vortragenden, für ihre Mitarbeit dankte und der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Tagung nicht nur den Zusammenhalt innerhalb dex Berufsorganisation fördere, son dern auch wertvolle Anregungen gebracht haben möge. Mit einer Dampferfahrt, die zwanglosem Zusammensein diente, wurde der Tag abgeschlossen, lieber die Ansflüge werden wir in der nächsten Nummer berichten. Die öffentliche Sitzung der Friedhofsgärlner wie? ebenfalls einen guten Besuch auf. Nach einleitenden Begrü ßung durch den Vorsitzenden des Fachausschusses, Fischer-Freiburg, sprach Stadtgartendirektor Robert Schimpf- Freiburg über zeitgemäße Friedhofs- und Grabge staltung. Er ging aus von der Entwicklung der Friedhofskunst seit dem 16. Jahrhundert und wies darauf hin, daß nach dem 19. Jahrhundert eine ständige Verschlechterung der Friedhofskunst eingetreten sei. Erst in den letzten Jahren habe man mancherorts wieder erfreuliche Verbesserungen feststellen können. Es sei notwendig, die Oeffent- lichkeit über die früher begangenen Fehler aufzuklären, um wieder zu würdigen Totengärten zu kommen. Zweckmäßige Zusammen arbeit der Städtebauer und der Friedhofsgärtner sei notwendig. Die Art der gärtnerischen Tätigkeit auf den Friedhöfen bestimme mei stens den ästhetischen Wert eines Friedhofes. Der Gärtner habe Raum und Rahmen zu schaffen. Ihm falle auch die Grabbehand lung und die Grabpflege zu. Der Redner behandelt dann im ein zelnen die verschiedenen Grab- und Beetsormcn und weist auf eine würdige und landschaftlich einwandfreie Gestaltung der Beete hin. Zum Schluß behandelte der Redner die Friedhofsordnungen, die notwendig seien, um eine einheitliche Gestaltung des Friedhofs zu erreichen. Wo vernünftig aufgestellte Friedhofsordnnngen bestän den, läqe kein Grund vor, um Publikum und Friedhofsgärtner von der Pflege der Gräber auszuschließen, d. h. Monopolstellungen der Friedhofsverwaltungen zu schaffen. Die Dankbarkeit und sittliche Pflicht dem Toten gegenüber müsse durch die Möglichkeit der indi viduellen Behandlung des Grabes beachtet werden. Diese indivi duelle Pflege kann daher von den Angehörigen oder von den von diesen beauftragten Friedhofsgärtner erfolgen, als von einer Ver waltung, die auf einzelne Wünsche weniger gut eingehen kann. An einzelnen Lichtbildern zeigt der Vortragende, daß durch eine zweck mäßige Friedhofsordnung die Gewähr für die Erhaltung der Ein heitlichkeit eines Friedhofes auch die Maßgabe ist, wo Publikum und Friedhofsgärtner zur Arbeit auf den Friedhöfen zugelassen sind. Die Bedeutung des Friedhofswesens für den Gartenbau behandelte Karl Weinhausen in ausführlicher Weise. Er zeigte, daß gerade dieses Gebiet des Gartenbaues in seiner volks wirtschaftlichen Bedeutung noch nicht die ihm zukommende Beach tung gefunden hat und wies besonders darauf hin, daß nicht nur der nahrungsmittelerzeugende Teil des Gartenbaues für die deutsche Volkswirtschaft unentbehrlich ist, sondern auch der Zierpflanzen bau, insbesondere soweit es sich darum handelt, Material für die Bepflanzung der Friedhöfe und Gräber zu gewinnen. Nach der allgemeinen Auffassung des deutschen Volkes ist der Friedhof heute als ein Garten der Toten anzusehen. Wie stark die Anlage von Friedhöfen, die Gestaltung und Be pflanzung von Grabstellen, die Schmückung der Gräber mit Blu men und die Verwendung von Blumen zu Kränzen und anderen Kranzgebinden den deutschen Gartenbau beeinflußt, und ihm Absatz für seine Erzeugnisse schafft, zeigte er in einer Reihe von Zahlen, die auf Grund von Angaben aus einer Reihe von Städten errechnet wurden. In 93 Städten wurden 1927 1161 im Betrieb befind liche Friedhöfe mit einer Gesamtfläche von 6390 da gezählt. Die Anlagekosten hierfür betragen schätzungsweise 134 Millionen RM. Die Friedhofsflächen, die alljährlich nen geschaffen werden können, beanspruchen etwa Aufwendungen in Höhe von rund 1 Million RM. Noch wesentlich größer sind die Aufwendungen für die Grabpflege. Bedeutend ist auch der Aufwand für gärtnerisches Pflanzenmaterial und ebenso wichtig ist in der gegenwärtigen Zeit die Tatsache, daß eine große Anzahl von Arbeitskräften für die Instandhaltung der Friedhöfe und zur Pflege der Gräber beschäftigt werden können. Auf Grund seiner Berechnungen kam der Vortragende zu dem Er gebnis, daß der Aufwand für gärtnerische Friedhofsunterhaltung, Grabbepflanzung und Pflege Pro Jahr in Deutschland mindestens 82 Million RM. beträgt. Mit dieser Versammlung fand die Reihe der Sonderveranstal tungen ihr Ende. Die Friedhofsgärtner besichtigten am Dienstag unter sachverständiger Führung die alten und neuen Friedhöfe von Wiesbaden. Die Teilnehmer werden Wiesbaden mit der Fest stellung verlassen haben, daß der Besuch der Tagung für sie nicht nur nutzbringend und anregend gewesen ist, sondern daß ihnen die Tage ihres Wiesbadener Aufenthaltes auch einige Stunden der Erholung gebracht haben. 8v. Der deutsche Blumen- und Pflanzenbautag 1932 verbunden mit Tagungen der Gartenausführenden und Friedhofsgärlner, in Wiesbaden Die Wiesbadener halten schon, als unser Ehrenmitglied E. Becker noch seines Amtes als Vorsitzender waltete, den Wunsch, einmal die deutschen Gärtner in ihren gastlichen Mauern zu sehen. Es ist ein Beweis für den hohen Kurs, in dem in Wiesbaden nnd seinen um liegenden Gartenbauorten berufliches Zusammengehörigkeitsgefühl und Gastfreundschaft stehen, daß sie sich trotz der wiederholten Ent täuschungen, die ihnen ihre Einladungen brachten, nicht abbringen ließen von ihrem Ziel. Und es mag ihnen und unserem allverehrten früheren Landesverbandsvorsitzenden und Ehrenmitglied E. Becker eine besondere Genugtuung gewesen sein, eine so überraschend große Zahl Berufsgenossen trotz der schlechten Zeit in Wiesbaden begrüßen zu können. Und auch die auswärtigen Teilnehmer waren nicht ent täuscht, denn auch der, der Wiesbadens Gärtner und ihre vielfach erprobte selbstlose Hingabe an die gemeinsame Arbeit kennt, mußte überrascht sein über die "Aufmerksamkeit, mit der alle Dinge vor bereitet waren. Es lebt in diesen Wiesbadener Gärtnern, die zum großen Teile Gemüsegärtner sind, ein Berufsstolz, der nicht nur in der trefflichen ersten deutschen Junggärtnergruppe (die wie im mer auch jetzt mitarbeitete) ihren lebendigen Ausdruck findet, son dern vor allem darin vielen anderen weltstädtischen Bezirksgrnppen ein Vorbild sein kann, daß fremde Berufskollegen empfangen nichts anderes bedeutet, als eine selbstlose arbeits- und opferfreudige Hin gabe an die auf beruflicher Gemeinschaft beruhende Gastfreund schaft. Es würde Wasser in dem köstlichen Wein, den man durch diese offene Herzlichkeit den Teilnehmern kredenzte, bedeuten, wollte man Vergleiche ziehen. Es mag der Hinweis genügen, daß es nicht nur ein Ausfluß ihrer rheinischen Lebendigkeit war, sondern Be rufsstolz und Zusammengehörigkeitsgefühl, die uns eine Tagung erleben ließen, die nicht nur ihres inneren Gehaltes, sondern ihres auf betonte Gemeinschaft abgestellten Charakters wegen neben die großen Tagungen von Stuttgart, Düsseldorf und Hamburg gestellt zu werden verdient. Solche Veranstaltungen können allerdings nur da gelingen, wo dieser Berufsstolz und dieses lebendige Zu sammengehörigkeitsgefühl alle Widerwärtigkeiten der Zeit zu über winden vermögen. Wenn trotzdem Namen genannt werden, deren Trägern unserer besonderer Dank gebührt, so soll es geschehen gleich zeitig als Dank für die anderen, die im stillen mithelfen. Der Vor sitzende des Landesverbandes, Ketterer, der rechtzeitig die Vorberei tungen einleitete und überwachte, die Mitglieder des Hauptaus schusses, Hundt, Engelmann und Hirsch, die den Saal, in dem der Begrüßungsabend stattfand, wie so ost auch jetzt wieder meisterhaft schmückten nnd deren Geschick es gelang, den Begrüßungsabend zu einer wirklichen Stunde der Erholung vom Alltag und seinen Sor gen zu machen. Wiesbaden ist auch ein Beispiel dafür, wie freie und gesetzliche Berufsvertretung zusammenarbeiten können. Das zeigt sich nicht nur bei der praktischen Arbeit, die stets in engster Verbindung mit einander folgt, sondern auch bei dieser Tagung. Gartenbaudirektor Kerz, dem wir auch die Junggärtnerbewegung verdanken, stellte sich auch jetzt wieder, soweit es seine Dienstgeschäfte erlaubten, in den Dienst der ganzen Sache, die ja letzten Endes auch Arbeit am Beruf war. Allen diesen Berufskollegen mit Herzlichkeit und Aufrichtigkeit zu danken, ist angenehmste Pflicht. Die Wiesbadener Tagung wurde dank der Mitarbeit der Berufsgenossen aus allen Branchen — Ge müsegärtner, Baumschulisten, Blumengärtner, Gartenarchitekten, Obstzüchter fanden sich zur Arbeit zusammen — das äußere Zeichen unlösbarer Zusammengehörigkeit aller Berufsgenossen. Der Verlaus der Veranstaltungen wird auch dem Zweifelnden gezeigt haben, daß die Geschlossenheit des Berufsstandes und seines Berufsverbandes nie stärker gewesen ist. Der Wille kam schon in der vom Präsidenten Werner gelei teten 18. Sitzung des Hauptausschusses, über die wir an anderer Stelle berichten, zum Ausdruck. Wirtschaftlicher Niedergang und innerorganisatorische Krise haben zwar einige Steine aus dem Ge bäude der Organisation zu brechen vermocht, aber längst sind sie wieder ersetzt, und es hat den Anschein, als sollte nicht nur diese Krise überwunden sein, sondern der Weiterbau der Organisation mit Energie ausgenommen werden. Wie notwendig die Fortführung gemeinsamer Arbeiten ist, zeigten auch die Sitzungen der Fachausschüsse für Blumen- und Pflanzenbau und für Gartenaussührende zu der zahlreiche Vertreter aus allen Teilen des Reiches und der Sonderzüchterverbände erschienen waren. Georg Arends-Ronsdorf leitete die Sitzung des Fachausschusses für Blumen- und Pflanzen bau, auf der dieses Mal, den Verhältnissen der Zeit entsprechend, die rein sachlichen Fragen zugunsten der wirtschaftlichen Fragen etwas in den Hintergrund traten. Der Begrüßungsabend, den die Bezirksgruppe Wiesbaden-Rheingau veranstaltete, nahm, wie wir bereits andeuteten, einen außerordentlich harmonischen Ver lauf. Der große Saal des Paulinenschlößchens kann schon von vie len schönen Veranstaltungen der Gärtner erzählen. Wir möchten annehmen, daß er soviel gärtnerische Prominenz noch nicht erlebt bat und daß auch Wiesbadens Gärtner sich freuen werden, es doch durchgesetzt zu haben, daß der Reichsverband sie einmal besuchte. Wir nannten bereits die Herren Hundt, Hirsch und Engelmann, denen das vortreffliche Gelingen dieses Abends zu danken ist. Ver treter der Behörden, Fach-, Tagespresse und befreundeter Verbände waren in großer Zahl erschienen. Wer München erlebte, in Düsseldorf mit rheinischem Wein rheinischen Frohsinn in vollen Zügen genoß, in Hamburg der Vierländer farbenfreudige Tracht und Tanz bewun dern konnte und in Wiesbaden sich bemühte, die Wiesbadener Gärt ner zu verstehen, der versteht auch, warum der deutsche Gärtner es so trefflich versteht, sich allen Gewalten zum Trotz zu erhalten. Er wurzelt mit seiner Seele zu tief in der Heimat und dem Boden, den man ihm als Quelle seiner Arbeit und seelischen Kraft entrei ßen möchte, um ihn zum handwerksmäßigen Arbeiter am toten Ma terial zu machen. Das zeigte sich in München wie in Düsseldorf, in Hamburg wie hier in "Wiesbaden, und darin liegt der volle Wert dieser Begrüßungsabende, die Gärtner aus allen Teilen des Reiches zusammenzuführen. — Manchem wird es schwer gefallen sein, am frühen Sonntagmorgen, statt im Kurpark Herz und Hirn zu kühlen, zum deutschen Blumen- und Pslanzenbautag mit dem die Tagung der Gartenaussührende» verbunden war, zu kommen. Georg Arends-Ronsdorf, Ehren senator der landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, eröffnete als Vor sitzender des Fachausschusses für Blumen- und Pflanzenbau die Ta gung. Er begrüßte insbesondere die große Anzahl der Vertreter der Reichs- und Länderregierungen, der kommunalen und staatlichen Ortsbehörden, des deutschen Landwirtschaftsrates, der Gartenbau- und Landwirtschaftskammern, der Fach- und Tagespresse und der befreundeten Verbände. Präsident Werner, M. d. R.W.R., Beuel, überbrachte die Grüße des Präsidiums. Nach einem Bericht Weinhausens über den Verlauf der Sitzung des Fachausschusses für Blumen- und Pflanzenbau und Gartenaus führende, über die wir an anderer Stelle berichten, sprach Gärt nereibesitzer Schlue - Kiel über die wirtschaftliche Lage des Blumen- und Pflanzenbaues und der Gartenausführenden Ueber Ursache und Wirkung des Niedergangs unserer Wirtschaft brauche ich eigentlich nicht viel zu sagen. Sie wissen es alle, daß der verlorene Krieg und das, was darauf folgte, an allem Unglück schuld war. Ein nach Beendigung der Inflationszeit einsetzender Aufschwung im Geschäftsleben ließ auch in unseren Reihen die Er wartungen höher spannen und neue Unternehmungen erstehen. Lei der nicht immer mit eigenem Gelde, sondern vielfach mit sogen. Staats- oder Reichskrediten. Ein altes Sprichwort sagt: Wer vom Papst isset, der stirbt daran. Das hat sich leider auch in manchen Fällen an den Kreditnehmern bewahrheitet. Auf eine kurze Hoch konjunktur im Gartenbau folgte der wirtschaftliche Katzenjammer und darauf die Wareninflation mit einem Preissturz, so daß oft die Gestehungskosten nicht mehr gedeckt wurden. Hinterher mußten wir die unausbleiblichen Auswüchse im Ringen um Absatz feststel len. Wenn ich hier einige herausgreife, so tue ich das zur Illustra tion der Lage und nicht etwa, um mich zum Richter aufzuwerfen über diejenigen, die die Rücksicht auf die Allgemeinheit oft völlig beiseite ließen und nur an die Erhaltung ihrer eigenen Wirtschaft dachten. Doch Wilhelm Busch sagte ja schon in "weiser Voraus ahnung dieser Sünden: „In Nöten findet manches statt, was sonst nicht stattgefunden hat". Als eine der bedauerlichsten Erscheinungen auf diesem Gebiete stelle ich die Konkurrenz der Betriebe der öffentlichen Hand hin.