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Hunger und Handelsflotte. Mahnworle eines Kapitäns der Handelsmarine. Der Krieg hat uns den Zusammenhang zwischen Hunger und Handelsflotte gelehrt. Als England die Blockade aller Küsten und Grenzen der Mittelmächte als Kriegsmittel zur Anwendung brachte, wurde unsere Handelsflotte zum Stilliegen gezwungen. Die deutsche Schiffahrt war gelähmt. Die überseeische Zufuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen hörte auf. Die eigenen Erzeugnisse unserer Heimat waren unzureichend zur Versorgung des deutschen Volkes mit Nahrungs mitteln, Kleidung und lebenspendender Arbeit. Hunger und Not hielten Einkehr in Deutschland. Jetzt ist der Friede in Kraft getreten. Aber das deutsche Volk lebt weiter in Hunger und Not, denn wir haben unsere Handelsflotte an die Feinde ausiiefern müssen. Damit haben unsere Feinde das Mittel in die Hand bekommen, den Hunger in Deutschland nach ihrem Gutdünken ständig zu machen oder zu regulieren, mit anderen Worten, den Hunger stets als Machtmittel gegen uns auszunutzen. Oder hungern mir nicht mehr? Man sagt, es sei jetzt alles zu kaufen. Gewitzt Aber hungern nicht dennoch unzählige Familien? Besteht nicht dennoch die Gefahr, datz unsere Jugend körperlich und geistig verkümmert, weil sie vieles entbehren mutz? Nicht nur die von Uebersee kommenden Waren, sondern auch die einheimischen Produkte kosten ungeheure Preise Gibt man seiner Verwunderung darüber Ausdruck, wird man auf die „Valuta" verwiesen. Jeder Geschäftsmann sagt uns, die Mark sei entwertet, und es müsse ein finanzieller Ausgleich mit dem Ausland hergestellt werden. Das be deutet nichts anderes, als unsere Abhängigkeit vom Auslande, von unseren bisherigen Feinden, die darüber, bestimmen, wieviel wir für unsere Mark kaufen dürfen. Nicht alle können diese hohen Preise bezahlen, und viele müssen deshalb darben, allmählich sogar verhungern Es nützt nichts, datz Löhne und Gehälter wieder und immer wieder erhöht oder datz Teuerungszulagen gezahlt werden, solange wir willen los zusehen müssen, wie der Einkaufswert unserer Mark täglich ver ringert wird. Alle Verbesserungen der Einkommen genügen nicht, um des Volkes Behaglichkeit und Lebensunterhalt wieder auf die alte Höhe von Glück und Zufriedenheit zu bringen. Wir dürfen doch nicht vergessen, datz der Hunger nicht allein aus dem Mangel an Lebensmitteln entsteht. Schon ein altes Sprichwort sagt: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen." Niemand wird bestreiten, datz der