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Deutsche von Natur arbeitsam ist, fast alle wollen gerne arbeiten. Aber wie viele müssen gegen ihren Willen feiern, weil die Rohstoffe fehlen, die erst Arbeit schaffen, sei es die körperliche Arbeit der Hand, sei es die geistige Arbeit des denkenden Erfinders, des rechnenden Kaufmannes, oder des ordnenden Beamten. Erze, Wolle, Baum wolle, Pflanzenswffe zur Oelgewinnung und Tertilfabrikatton, Häute und vieles andere, was wir sonst aus den überseeischen Ländern ein- führten, fehlen. Wir leiden Hunger an allem und nach allem. Dieser Hunger darf uns nicht etwa als die Not der Zeit erscheinen, der mir uns willenlos zu beugen haben. Wir müssen in diesem Hunger vielmehr den systematischen Willen der treibenden Kräfte in den feindlichen Ländern erkennen, die uns den Friedensvertrag auf erlegt haben, der am lO. Januar 1920 in Kraft getreten ist. Nach dem uns durch diesen Friedensvertrag unsere Handelsflotte genommen ist, wollen wir nicht denen glauben, die da meinen, das; durch die Fortnahme unserer Handelsflotte Vergeltung gegen unsere Krieg führung geübt werden sollte. Wir werden klug sein, wenn wir darin nichts anderes sehen, als die Erfüllung eines Programmes wohlüber legter angelsächsischer Handelspolitik. Solange Deutschland eine eigene Handelsflotte fehlt, braucht England die deutsche Konkurrenz in Handel und Industrie nicht mehr zu fürchten, können England und seine Verbündeten die Versorgung des deutschen Volkes mit Lebensmitteln und Rohstoffen rationieren, können sie die Ausfuhr der deutschen Fabrikate und damit die deutsche Arbeilsfreudigkeit nach ihrem eigenen 'Willen regulieren und den deut schen Einflug auf die Festsetzung der Preise bei Einkauf und Verkauf lahmen. Was hatten wir vor dem Kriege? England besag immer die größte Schiffahrt der ganzen 'Welt. Danach kam Deutschland mit der zweitgrößten Handelsflotte, deren Dampfer und Segelschiffe beim Kriegsausbruch im Jahre 1914 zusammen einen Raumgehalt von etwas über fünf Millionen Brutto-Register-Tonnen hatten. Und zwar setzte sich diese Handelsflotte aus den seefähigen Schiffen aller Größen zusammen, soweit sie Nr) Tonnen und mehr Raumgehalt hatten. Es gehören hierher also sowohl die kleinen Segelschiffe und kleinen Dampfer von der Größe eines Schleppdampfers oder eines Vergnüqungs- dampfers auf der Spree oder auf der Oder, wie die großen stählernen Segettchiffe vom Vollschiff bis zum Fünfmaster, die noch größeren Fracht- und Passagierdampfer in transatlantischer Fahrt, die gewaltigen Reichspoftsampfer und die allergrößten Riesendampfer wie „Imperator" und „Vaterland", von denen jeder etwa üOO'to Brutto Register-Tonnen groß war. Was deutsche Arbeit an Gütern hervorbrachte und was wir im eigenen Lande nicht brauchten, das führte unsere Handelsflotte nach allen Weltteilen aus. Die heimkehrenden Schiffe brachten aus über seeischen Ländern mit, was das deutsche Volk an Nahrungsmitteln und Rohstoffen brauchte. Die Ausfuhr deutscher Erzeugnisse war der Gegenwert für die in Deutschland unentbehrliche Einfuhr aus über seeischen Ländern, so daß unsere Handelsflotte zwischen den Einnahmen