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-es deutschen Volkes für Ausfuhr und den Ausgaben des deutschen Volkes für Einfuhr den Ausgleich vermittelte und so dazu beitragen konnte, daß für die nach Deutschland eingeführten Güter mäßige Preise gezahlt wurden. Etwa bis zum Jahre 1870 teilte sich der Verkehr in unseren hauptsächlichsten Hafenstädten sehr deutlich nach Ausfuhr und Einfuhr. Der Ausfuhr dienten damals hauptsächlich die Häfen der Ostsee und Hamburg. Holz und Getreide wurden dort in bedeutenden Mengen ausgeführt. Bremen hatte sich mit seinen Hafenanlagen hauptsächlich auf die Einfuhr eingerichtet. Stapelwaren wie Tabak, Baumwolle, Reis und Getreide kamen über Bremen nach Deutschland. Dieser örtliche Unterschied in der Verwendung der deutschen Handelsflotte verwischte sich allmählich mit dem Anwachsen der deutschen Industrie und mit dem zunehmenden Verbrauch von allem, was das deutsche Volk an Lebensmitteln und an Rohstoffen zur Verarbeitung bedurfte. Die Entwicklung unserer Handelsflotte vor dem Kriege entsprach den zunehmenden Bedürfnissen unseres Handels und Verkehrs. Aus fuhr und Einfuhr sind ja nur denkbar, wenn Kaufmann und Arbeiter sich regen. Das heißt Verkehr und Reisen und schließlich auch Aus wandern. Steht eine Handelsflotte hierfür nicht zur Verfügung, so bedeutet das Lähmung der kaufmännischen Bewegungsfreiheit, Üeber- völkerung und Arbeitslosigkeit. Das aber sind wieder die Ursachen, denen wir auch in der Gegenwart Hunger und Entbehrungen ver danken. Was hat uns der Friedensvertrag genommen? Am io. Januar 1920 ist der Friedensvertrag in Kraft getreten. Inner halb zweier Monate nach diesem Zeitpunkt mußten alle Dampfer und Segelschiffe von 1600 Brutto-Tonnen und darüber, die deutschen Staatsangehörigen gehören, ferner die Hälfte aller Schiffe zwischen 1000 und I60o Brutto-Register-Tonnen und der vierte Teil aller deutschen Fischdampfer und sonstigen Fßchereifahrzeuge an unsere Feinde aus- geliefert sein. Hierzu gehörten auch alle Schiffe, die sich in Deutsch land oder im neutralen Ausland für deutsche Rechnung erst im Bau befanden. Gleichzeitig hat Deutschland die Verpflichtung übernehmen müssen, nach dem Wunsch unserer Feinde .9 Jahre lang auf deutschen Werften Handelsschiffe für unsere Feinde bis zum Naumgehalt von 200OOO Brutto-Register-Tonnen jährlich zu bauen. Zu diesen ver nichtenden Forderungen kommt noch die Bedingung, daß wir 20 Proz. unserer Flußfahrzeuge, die ein unentbehrliches Hilfsmittel der See schiffahrt, unserer Versorgung mit Nahrungsmitteln und der Beförde rung von Kohlen sind, nach ihrem Bestände vom I I. November 1918 an die Feinde abzugeben hatten. Schließlich forderten unsere Feinde noch 300000 Tonnen unseres Bestandes an Schwimmdocks, schwimmen den Krähnen, Schleppdampfern und Baggern. Was haben wir behalten? Nach Erfüllung aller Forde rungen verblieben uns nur noch rund 700000 Tonnen. Nach der Zahl der Schiffe haben wir nun zwar noch etwa 2230 Seefahrzeuge. Aber durch diese Zahl darf man sich nicht täuschen lassen, denn der vierte Teil, also etwa 930 Fahrzeuge besteht aus Schleppdampfern,