Volltext Seite (XML)
Kraft in den Dienst der in letzter Zeit viel« fach erörterten allgemeinen deutschen Wirtschaftswerbung zu stellen. Es ist ja bekannt, daß vor einiger Zeit die Frage einer deutschen Wirtschafls. Werbung wie England sie bereits offiziell un terstützt, im Wirtschaftsministerium dahin ent schieden worden ist, daß zunächst die Quali tät der Erzeugnisse die beste Absatzwerbung bedeutet, und daß es im übrigen den einzelnen Wirtschaftszweigen überlassen bleiben müßte, die notwendige Werbung für bas deutsche Er zeugnis durchzuführen. In allererster Linie glaubte man aber der deutschen Presse die Durchführung dieser Ausgabe übertragen zu müssen. Es kann hier erfreulicherweise fest gestellt werden, daß ein großer Teil der deutschen Presse sich auch der Bestrebungen unseres Berufes bereits mit großem Interesse angenommen hat, soweit diese Bestrebungen von allgemeiner Bedeutung sind. Den Anre gungen eines Teiles der Presse folgend, sind in allen Städten unsere Presse warte tätig, um in persönlicher Fühlungsnahme die notwendige Aufklärung über die volkswirtschaft liche Stellung des deutschen Erwerbsgarten- baues sicherzustellen. Daß dabei die Tages presse auch einen Teil der für die Werbung ouszuwendenden finanziellen Mittel für sich gewonnen hat, sei hier nur angedeutet. Aber nicht Absatzwerbung ist es, dis wir von der Presse wünschen, sondern Aufklärung der Oeffentlichkeit in dem Sinne, wie sie Dr. Georg Solmßen, der Geschäftsinhaber der Direk tion der Disconto-Gesellschast, forderte, wenn er in seinem Vortrag: „Wie schaffen wir dem deutschen Volke Arbeit und Brot?" ausführt: „Niemand wird bestreiten können, daß sehr viel geschehen könnte, um die Verbrauchsziffern einer ganzen Anzahl dieser Importpositionen herabzudrücken. Weshalb in der Zeit der größten Not in Deutschland für M. 33 OM 060 Tafeltrauben, für M. SO 000 000 Apfelsinen und Mandarinen, für M. 23 600 OM Feigen und Korinthen und für M. 34 OM MO Mandeln verzehrt werden mußten, gar nicht zu reden von Ananas, Kokosnüssen, Kaviar, Austern, Hummern, Sardellen und Sardinen, die zu sammen den stattlichen Posten von M. 41 MO 000 ergeben, werden spätere Zeitalter nicht ver stehen. Von einer Jugend, die heranwächst in dem Gefühl, daß der ungemessene Tabakverbrauch ihr selbstverständliches Recht sei, dis, anstatt nach dem guten deutschen Bauernapsel nach Apfelsinen, Mandarinen und Ananas greift, kann man nicht erwarten, daß sie an diese Genüsse mit der Ueberlegung herantritt: Kann ich mir das leisten? Man darf nicht erstaunt sein, wenn diese Jugend die Wirtschaft ledig lich von dem Standpunkt der Forderungen be trachtet, die sie an das Leben stellt, sich aber den Teufel darum schert, ob diese Forderun- rungen berechtigt sind. Allein durch diese Einschränkung unnötiger Einfuhr und unnötigen Verbrauchs von Ge nußmitteln lassen sich, wie die mitgeteilten Ziffern zeigen, beinahe mühelos die 1,3 Mil liarden Mark ersparen, um welche die Einfuhr an Lebensmitteln und Getränken, verglichen mit dem Jahre 1913, gestiegen ist. Allein durch derartige Ersparungen könnten die Mittel be schafft werden, welche benötigt werden, um der deutschen Landwirtschaft die Beträge zur Verfügung zu stellen, deren sie bedarf, um die Hebung der heimischen Produktion nach den vorhin skizzierten Gesichtspunkten herbeizu- führen." Ein letztes, jedoch nicht unwesentliches Mittel für die Gewinnung der Märkte ist im deutschen Gartenbau in letzter Zeit erkannt und in An« Wendung gebracht worden: Die Reklame oder Absatzwerbung. In Zeiten niedriger Kaufkraft der Bevölkerung eines Landes genügt Qualitätsleistung und Regelung der Marktverhältnisse nicht allein, um einen erträglichen Absatz sicherzustellen. Darum werben in der Jetztzeit mehr denn je alle Kreise des deutschen Wirtschaftslebens um die Kaufkraft der Verbraucher. Der Ver braucher will, daß er für die Erzeugnisse Der Semilsebau in Zrmke«. Von I. Kindshoven, Landwirtschaftsrat in Bamberg. Wir unterscheiden in Franken drei Gemüse baugebiete: 1. Oberfranken — das Bamberger Land, 2. Unterfranken — das Schweinfurter und Würzburger Land, 3. Mittelsranken — das Nürnberg-Fürther Knoblauchland. Das Oberfränkische Gemüsebaugebiet um faßt zunächst das Stadtgebiet Bamberg mit den Vororten Hallstadt —Dörf- lei ns. Bamberg ist mit rund 50 000 Ein wohnern die größte Stadt des Negierungsbe« zirkes Oberfranken, 242 m über dem Meeres spiegel im Flußtal der Regnitz, vor deren Einmündung in den Main gelegen. Der west liche Teil der Stadt ist auf einer Hügelkette erbaut (Siebenhügelstadt), Stefansberg, Kaul- berg, Domberg, Jakobsberg, Michelsberg, Rot- Hof, Altenburg. Der östliche Teil der Stadt, Bahnhof und Gärtnerei, liegt auf breiter Ebene und hat als Abschluß den Hauptmoorwald und dahinter bas Juragebirge. Im Norden der Stadt liegt das Maintal. Nirgendwo in Bayern ist der Gemüsebau so alt und so intensiv und von einem so bodenständigen Volk betrieben als hier in Bam berg. Kein anderer als der Schutzpatron Bam bergs, Heinrich der Heilige, hat die zähen, robusten Fremdlinge als wendisches Volk am rechtsseitigen Regnitzufer, einem damals ver sumpften Land, angesiedelt, auf dem wir heute den klassigen Boden der Gartenkultur finden. Von einer bald tausendjährigen Gemüsegärt nerei und von zwei verschiedenen Menschen kann man sprechen, die in Bambergs Mauern wohnen, von den Bergsranken und von den Talwenden. Letztere, die Gemüsezüchter, bil den eine Insel Slawischen Grundes im Fran- unseres Berufes gewonnen wird. Denn er wendet seine Kaufkraft zunächst dem zu, was zur Befriedigung seiner Lebensbedürfnisse un bedingt notwendig ist, und erst der Rest seiner Kaufkraft gilt der Befriedigung weniger not wendiger Lebensbedürfnisse. Vielfach ist es doch so, daß ein großer Teil der Bevölkerung den Genuß von Obst und Gemüse und die Ver wendung von Blumen und Pflanzen für Luxus hält. Absnhwerbung ist daher in Zeiten wirt schaftlicher Notlage mehr denn je unlösbarer Bestandteil aller Bemühungen für die Besfe- rung der Absatzmöglichkeiten unseres Beruses. Wieder sind es unsere Berufskollegen des Auslandes, die uns auch auf dem Gebiete ihrer großzügigen Absapwerbung mit gutem Bei spiel vorangehen. Wir haben in unserer Presse bereits darüber berichtet, daß die kaliforni schen Spargelzüchter und die südafrikanischen Obstzüchter einen großzügigen Werbefeldzug be absichtigen. Wir werden auch dafür Sorge tragen müssen, daß die deutsche Bevölkerung rechtzeitig darüber aufgeklärt wird, daß auch der deutsche Gartenbau hervorragende Erzeug nisse produziert. Dabei werden wir uns in allererster Linie an die deutschen Hausfrauen wenden müssen. Sie sind die Verwalter eines großen Teiles des deutschen Volksvermögens und sie haben es zum großen Teil in der Hand, dem heimischen Gartenbau Brot und Arbeit zu geben. Der Werbung des Auslandes ist es gelungen, in dem weitaus größten Teil der Hausfrauen und des Volkes überhaupt den Eindruck zu erwecken, als gäbe eS im Winter oder frühen Frühjahr nur ausländische garten bauliche Erzeugnisse. Unsere Aufgabe wird es hier sein, die von den Haussrauenverbänden selbst eingeleiteten Bestrebungen zur Aufklärung ihrer Mitglieder in weitgehendstem Maße zu unterstützen, in den Frauenzeitungen durch Artikel und Inserats aufklärend zu wirken. ES muß anerkannt werden, daß die Spitzender« bände der deutschen Hausfrauen, der Reichs- verband deutscher Hausfrauenvereine, wie auch der Reichsverband landwirtschaftlicher Hausfrauenvereine unsere Bestrebungen zur Aufklärung der deutschen Hausfrauen in dankenswerter Weise durch die Tat unter stützt hat. Tausende von Werbebroschüren, die wir ihnen zur Verfügung stellten, haben sie an ihre Mitglieder in Stadt und Land zur Verteilung gebracht. Diese Auf klärungsarbeit wird aber nur wirksam sein können, wenn unsere Unterstützung dabei so weitgehend als möglich ist und wenn wir kein Mittel scheuen, die von den Hausfrauenver einen eingeleitete Aufklärungsarbeit auch un sererseits durch dis Tat zu unterstützen. Vor die Frage gestellt, ob wir unsere Hausfrauen durch geschickte Werbebroschüren, Kataloge, Hand zettel und Plakate auf die gartenbaulichen Erzeugnisse des Auslandes allein aufmerksam gemacht sehen wollen, kann es nur den einen Entschluß geben, mit gleichen Mitteln für unsere Erzeugnisse zu werben. Die ersten Ansänge sind gemacht. Zirka 300 000 Werbe broschüren und 50 000 Plakate sind zur Ver teilung gekommen. Aber das sind erst die An fänge einer Werbung, die wirkungslos ver puffen müssen, wenn wir nicht den Millionen von Werbeplakaten, Broschüren, Katalogen und Zeitungsinseraten des Auslandes mit gleichen Mitteln entgegentreten. Noch gibt es kaum einen Eisenbahnwagen ohne Plakate der Bana nen- und Fruchthandelskonzerne, es gibt kaum ein Verkehrsmittel, aus dem dem Verbraucher nicht entgegengerufen wird: „Gebt Euren Kindern Bananen". Im Frühjahr gibt es kaum eine Tageszeitung, die nicht Inserate oder Prospekte holländischer Gärtner enthält. Sorgen wir dafür, daß die Verbraucher in gleichem und erhöhtem Maße auch auf unsere Erzeugnisse hingewiesen werden. Muß diese Werbung von den Bezirksgruppen gemeinsam durchgeführt werden für alle Erzeugnisse des Gartenbaues, jo ist es selbstverständlich Pflicht und Aufgabe der einzelnen Berufszweige, nach den ver fügbaren Mitteln daneben noch für ihre Er zeugnisse Absatzwerbung zu treiben. Dabei wird man insbesondere auch die Blumen- und Pflan zenzüchter dazu anhalten müssen, mehr als ' seither sich die nun üblichen Mittel zur Steige rung des Absatzes nutzbar zu machen. ES ist nicht allein damit getan, daß aus Rech nungen und Briefköpfen und in den Fachzeit schriften das Werbewort „Laßt Blumen sprechen" steht, sondern viel weitgehender wird die Werbewirkung werden, wenn, wie im Aus lande, in Zeitschriften jeder Art geeignete Inserate enthalten sind. Balkon-, Vorgarten- Wettbewerbe, deren Durchführung vielfach von den Stadtverwaltungen weitgehend unterstützt werden, bilden eines der besten Mittel zur Steigerung des Bedarfes, zumal gerade diese Werbung in der Lage ist, breiteste Schichten der Bevölkerung zu erfassen. Daß Ausstellun gen eine derartige Absatzwerbung wirksam unterstützen, bedarf keiner besonderen Betonung. Vermissen müssen wir bei unseren Bemühun gen, eine Absatzwerbung für das deutsche Er zeugnis durchzuführen, vielfach die Unterstützung des Handels, der entweder den Erzeugern allein die Unkosten für die Absatzwerbung zu schieben möchte, oder aber sich an der Absatz werbung nur dann beteiligt, wenn dies nicht lediglich der Werbung für das deutsche Erzeug nis gilt. Hier hat aber der Handel eine volks wirtschaftliche Aufgabe zu erfüllen, deren Lösung zuletzt ja doch wieder durch den ge steigerten Verbrauch in seinem Interesse liegt. Es würde zu weit führen, hier im ein zelnen die vielen Mittel der Absatzwerbung im Kampfe um den heimischen Markt zu er örtern, zudem ist in der Fachpresse des Reichs- Verbandes dieses Thema bereits ausführlich erörtert worden. Nur Anregungen galt es zu geben, die im Einvernehmen mit der Be rufsvertretung und mit allen an der Ent wicklung eines lebensfähigen und lebenwollen den Teiles der deutschen Wirtschaft interessier ten Kreise? zu vertiefen und durchzusühren sind. Auf dem Gebiets der Absatzwerbung er- wächst insbesondere den Bezirksgruppen und Landesverbänden. eine Aufgabe, deren inten sivste Durchführung auch bald sichtbare Er folge zu zeitigen in der Lage ist. Ueberblicken wir rückwärtsschauend die großen Aufgaben, dis dem Beruf 'in seiner Gesamtheit zur Lösung gestellt sind und wie sie besonders in den heute hier gehaltenen Vorträgen gekennzeichnet worden sind, so wer den wir zu dec Feststellung kommen, daß An forderungen an den Beruf gestellt werden, die nur dann erfüllt werden können, wenn die im Beruf wirksamen physischen und finanziellen Kräfte alle in der großen Berufsvertretung zusammengefatzt werden, und wenn jeder Be rufszweig für sich bereit ist, an der Lösung der großen Aufgaben nach seiner wirtschaft lichen Stärke und seiner wirtschaftlichen Bedeutung mitzuwirken. Nur die zu sammengeballte Kraft wird den Beruf in die Lage versetzen, seine Stellung in der deut schen Wirtschaft zu festigen und zu vertiefen. Darüber hinaus erwächst der Berussvertre- tung die Aufgabe, für die Berussangehörigen die Einrichtungen und Beratungsstellen zu schaffen, die es jedem einzelnen Mitglied er möglichen, von der Berufsvertrctung in allen Angelegenheiten seines Betriebes Rat und Aus kunft zu erhalten. Dabei wird selbstverständ lich die heute wiederholt betonte engste Zu sammenarbeit mit allen öffentlich-rechtlichen Institutionen des Gartenbaues — den Land- wirtschastskammern und Fachkammern für Gar tenbau — erfolgen müssen. Wir sollten daher die Erörterung über Mittel und Wege zur Rationalisierung des deutschen Gartenbaues nicht mit diesem Gartenbautag abgeschlossen sein lassen, sondern sollten uns mit der dem Berus eigenen und von ihm so ost in den letzten Jahren bewiesenen Tatkraft und Berufs« freudigkeit der Bcrufsvertretung folgend an die Durchführung notwendig werdender Arbeiten heranmachen. Dabei sollten wir nicht fragen nach dem Verdienst, das dem einen oder anderen Teil des Berufes, das einer nord deutschen oder süddeutschen Organisation zu- , fällt, sondern sollten alle darin einig sein, daß unsere Bestrebungen zu einem Maximum kentum. Erstere, die Bergfranken, trieben frü her Weinbau, der auf neun Jahrhunderte zurückging; in den 1860er Jahren waren in Bamberg 1550 Morgen Land mit Hopfen be pflanzt. Heute treiben die Bergsranken und die Talwenden in Bamberg Landwirtschaft, Gemüsebau und Obstbau. Der Boden ist im Talgsbiet leicht lehmiger humoser Sandboden, im Berggebiet schwerer Lehmboden (Keuperletten). Die Betriebe sind Kleinbetriebe von 1—2 ka Größe; die größten Gärtnereibetriebe umfassen 5 Ls. Jeder Gärt ner hat noch 2—5 Kühe im Stall stehen. Diese müssen Kälber liefern, Milch geben, Fleisch geben und zur Arbeitsleistung angespannt wer den. Die Pachtpreise der Gemüseländereien schwanken zwischen 80—200 M. per Tagwerk — Vs ks. Die Reinerträge betragen durch schnittlich nur 200—600 M. per Tagwerk je nach Bonität. Die Gesamtfläche der Landwirtschaft und Gärtnerei beträgt im Bamberger Stadtbezirk rund 1400 da, genau 4200 Tagwerk (1 da ----- rund 3 Tagwerk). Davon entfallen auf Wiesen, Klee und Luzerne 1476 Tagwerk, aus Getreide 886 Tagwerk, Hopfen, Mais und Oelfrüchtc 15 Tagwerk, Kartoffeln 532, Rüben 498, Möhren 178, Zwiebeln 30, Hülsensrüchte 35, Kohl 163, sonstige Gemüse 423 und 66 Tag werk kleinere Hausgärten, die für Setzpflanzen zucht und Mistbeete verwendet sind. In Bambergs Umgegend werden im Bezirk Bamberg I 388 Tagwerk mit Gemüse — Karotten, Kohl, Bohnen, Zwiebeln — ange baut, im Bezirk Bamberg II 294 Tagwerk, im Bezirk Forchheim 264 Tagwerk. Es dürfte kaum eine Gegend in Bayern, wenn überhaupt in Deutschland geben, wo ein so schöner schmack hafter Wirsing, oder wo solch schöne rote schmackhafte Karotten (rote Möhren) angebaut werden, wie in Bamberg. Berühmt ist auch der Sellerie«, Porree- und Majoranbau. Ver einzelt wird auch noch Süßholz angebaut. Majoran, Gewürzkräuter und Süßholz waren früher Spezialitäten der Bamberger Gärtnerei. Auch der Obstbau ist im Bamberger Land sehr ausgedehnt. Es werden in guten Obst jahren verfrachtet 80 000 Ztr. Acpfel und Birnen, 100 000 Ztr. Kirschen (diese besonders aus dem Bezirk Forchheim), 2000 Ztr. Nüsse, 8000 Ztr. Zwetschgen, dazu sehr viel Beerenobst. Die Erwerbs gärtnere: der Firma Robert Mayer umfaßt als Anzucht- und Ver sandgärtnerei 25 Gewächshäuser und 2000 Mist beete. Die Gärtnerei Cromm versendet viele tausende langstielige Rosen in die Badeorte, die Gärtnerei Steinfeldcr ist Spezialgeschäft für Dahlien und Hortensien. Der Gemüseversand der Bahnstation Bam berg beziffert sich alljährlich auf 250 000 Ztr. Frischgemüse. Der größte Teil der Gemüse wird nach Sachsen und Thüringen ver sandt. In den Gemüseversand teilen sich die Gärtnergenossenschaft und zehn Groß händler. Außerdem führen etwa 30 Klein händler und sogenannte Onifahrer große Men- gen Gemüse in die naheliegenden Bezirke Coburg, Hof, Bayreuth aus. Neue Absatzgebiete konnten nicht gesunden werden. Bamberg ist durch seine Großhandelsgeschäfte auch ein Um schlagplatz für eingesührtes und wieder aus geführtes Gemüse. Im Frühjahr werden Frühgemüse aus Würzburg eingeführt und ausgeführt, im Sommer Gurken und Zwiebeln aus Gochsheim, im Spätherbst Weißkohl aus Niederbayern und Schleswig-Holstein, im Winter Dauerkohl aus Holland. Die wirtschaftliche Lage war im Jahr 1925 eine schlechte. Die große Geldknappheit brachte viele nicht einbringbare Außenstände und lieh notwendige Betriebsverbesserungen nicht zu. Der Frühjahrsabsatz und auch die Preise sür Frühgemüse 1926 waren zufriedenstellend. Die wirtschaftliche Lage hat sich etwas gehoben. Der Sommerverfand läßt ab anfangs Juli, <xn Leistungswillen und Leistungen gebracht werden. Volkswirtschaft, BolkSwohlfahrt und Volksernährung verlangen vom deutschen Gar tenbau intensivste Anspannung seiner Kräfte, und der deutsche Gartenbau hat den Wunsch und den Willen, an seinem Teile mitzuwirken bei Beschaffung von Brot und Arbeit für das deutsche Volk. Da möchte man den Wunsch haben, daß diese drei: Pflicht, Wille und Förderung im Beruf, in der Oeffentlichkeit und bei den maßgebenden Regierungsstellen Kräfte entfalten mögen, die auch dem deut schen Erwerbsgartenbau seinen Anteil am deutschen Markte sichern können, zum Segen der deutschen Wirtschaft. Stundung and Erlaß von Sevlendanlzlusen. Die Bewilligung von Stundungen und dem Erlaß von Rentenbankzinsen aus BilligkeitS- gründen (8 108 AO.) war bisher dem Reichs finanzminister Vorbehalten gewesen. Landes« finanzämter und Finanzämter waren lediglich ermächtigt, unbegründete Erlaßanträge selb ständig abzulehnen. Eine Stundung von Renten« bankzinsen unmittelbar durch die Finanzämter war hiernach nur unter den Voraussetzungen des 8 28 Rb. D. B. zulässig. 8 28 lautet: „Ist der Zinspflichtige infolge außerge wöhnlicher UnglückSfälle außerstande, die Zinsen pünktlich zu entrichten, so kann ihm die Zinszahlung ganz oder teilweise gestundet werden, wenn der Zinspflichtige den Un glücksfall nicht selbst verschuldet hat, und wenn der Unglücksfall so groß ist, daß der Ertrag des belasteten Grundstücks oder Be triebs für die Zinszahlung und die Fort führung der Wirtschaft nicht ausreicht. Im Falle der Bewilligung von Stundung wird bestimmt, ob und in welcher Löhe der gestundete Betrag zu verzinsen ist/" Nachdem die Landesfinanzämter und Finanz, ämter auf Gruud des bisherigen Verfahrens ge nügend über die Gesichtspunkte unterrichtet sind, die die Stundung oder einen Erlaß von Renten- bonkzinsen rechtfertigen können, hat der Reichs- finanzminister nunmehr die Finanzämter er- mächtigt, künftig begründeten Anträgen der ge nannten Art in eigener Zuständigkeit stattzu geben, sofern der Betrag der zu erlassenden oder zu stundenden Rentenbankzinsen bei dem einzelnen Pflichtigen jährlich 100 RM (halbjährlich 50 RM) nicht übersteigt und Stundung oder Er« laß höchstens für zwei aufeinanderfolgende Halb jahresleistungen gewährt wird. Auf die Höhe der insgesamt geschuldeten Rentenbankzinsen kommt es hier bei nicht an. Die Finanzämter sind daher ermächtigt, auch Teil beträge einer jährlich über 100 RM betragenden Rentenbankschuld in den gesetzten Grenzen zu stun den oder zu erlassen. Soweit außerdem Stundung?- oder Verzugszinsen geschuldet werden, können diese ohne Rücksicht auf die West grenze gestundet oder erlassen werden. Di« Er mächtigung zum Erlaß der Zinsen schließt die Ermächtigung zur Anrechnung auf andere Ab gaben und zur Erstattung ein. Zur selbständigen Ablehnung unbegründeter. Anträge auf Erlaß usw. sind die Landesfinonz- ämter und Finanzämter nach wie vor befugt. In den Fällen, in denen Stundung?- und Erlaßanträge aus einzelnen Gemeinden oder Be zirken in besonders großer Zahl eingehen, gilt die Ermächtigung zum Erlaß oder zur Stundung gemäß I nicht. In solchen Fällen ist dem Reichs finanzminister zunächst ohne Vorlegung der Akten zu berichten, es sei denn, daß das Finanzamt oder Landesfinanzamt die Anträge ablehnt. (Erlaß vom 30. Juli 1926 — III st 11203. —.) Führt Buch! wenn die Ferienzeit beginnt und die Selbst versorgung der Schreker- und HauSgärtner einsetzt, nach. Der zukünftige Betriebsplan wird immer darauf eingestellt sein müssen, vom Frühen das Früheste und vom Späten das Späteste zu züchten und oußevdem die Spezial kulturen intensiver zu betreibe«. Als Hauptkulturen kommsn in Betracht: u, für den Früh anbau: Spinat, Früh- karotten, Frühkohlrabi, Adventswirsing, Frühkartoffeln und Spargel; b) für den feldmäßigen Hauptbau: Wirsing (Lokalsorte Bamberger in drei Aussaaten), rote Speisemöhren (genannt gelbe Rüben), Sellerie, Gurken, Schwarz wurzeln, Meerrettich, Tomaten, Blumen kohl, Rosenkohl und Majoran; als Nach frucht nochmals Spinat und Endivien. Zu den übrigen Gemüsearten ist für die hiesigen Verhältnisse zu bemerke«, daß zu viel Salat angebaut wird, der nicht abzusetzen ist, daß die Kultur von Weißkohl und von Rüben unlohnend ist, daß für Rotkohl der Boden zu leicht ist, daß Erbsen, dicke Bohnen, Pastinake, Bleichsellerie nicht angebaut wer ben, daß Kartoffelsaatgut zur Blutauffrischung vom Moor bezogen werden muß und daß der Anbau von Tomaten, Rhabarber und Dauer kohl, ebenso von Advents kohl durch das Ver- juchsfeld eingeführt und in Zunahme be- griffen ist. Nasse Jahre sind ausgenommen für Gurken, Bohnen und Tomaten immer gute Gemüsejahre, trockene Jahre sind immer Schädlings-, inS- besondere Blattlaus-, Fliegen, und Madenjahre. Die Bamberger Gärtnerei wird durch Indu strieanlagen und WohnungSbauten immer mehr verkleinert und durch die Kanalisation der Stadt und durch den Wegfall der Kavallerie» kasernen als Düngerlieferant sowie durch den Mangel einer Flurbereinigung und durch allzn- große Parzellenzersplitterung immer mehr ge hemmt. (Forts, solgt.) ,