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Verantwortlicher Redakteur: Hermann Pilz, Leipzig-Oetzsch, Mittelstrasse 4. °- —5- Sonnahend, den 21. April 1906. VEIT, eahrgan DerJ/andelsffärfner. yr 7 7 rz • , 7 7 7 N y Für die Handelsberichte und Handels-Zeitung jur den deutschen (jartenbau. denöttoFthalacker,eh: Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig - Gohlis Leipzig-Gohlis. Organ des „Gartenbau=Verbandes für das Königreich Sachsen E. G." „Der Handelsgärtner“ kann direkt durch die Post unter No. 3222« der Postzeitungsliste bezogen werden. Der Abonnementspreis betragt pro Jabr: für Deutschland und Oesterreich-Ungarn Mark 5.—; für das übrige Ausland Mark 8.—. Das Blatt erscheint wöchentlich einmal Sonnabends. — Inserate kosten im „Handelsgartner" 30 Ptg. für die füntgespaltene Petitzeile. Die gärtnerischen Positionen im amtlichen Warenverzeichnis zum neuen Zolltarif. in. Wir führen zum Schluss die hauptsächlichsten Positionen für Obst (frisch und getrocknet) so wie Sämereien (ausgenommen die speziell land wirtschaftlichen und die Oelsämereien) nach dem Warenverzeichnis zum Zolltarif auf: 1. Früchte. no. Vatrase- Ananas, frisch, auch geschält oder ohne Zusatz von Zucker oder Sirup 55 4 — Aepfel und Birnen, 1.frisch: a) unverpackt: vom 25. Sept bis 25. November . . 47 frei — vom 26. Nov. bis 24. Sept. 47 2,50 — b) verpackt 47 10 — vom 1. Sept, bis 30. Nov. — — frei vom 1. Dez. bis 31. Aug. — 2 — In Postsendungen bis 5 kg Rohgewicht .... — frei — Auf andere Weise eingehend: In Säcken von mindestens 50 kg Rohgewicht: vom 1. Sept, bis 30. Nov. — frei — vom 1. Dez. bis 31. Aug. — 2 — In einfacher Umschliessung — 3,20 — In mehrfacher „ — 5 — 2. Getrocknet und sonst zu ¬ bereitet 48 10 4 Aprikosen, frisch . ... 47 8 frei „ getrocknet usw. ... 48 10 4 Beeren zum Genuss, 1. frisch: Erdbeeren 47 20 — in Postsendungen bis 5 kg — — frei andere — — 10 Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Holunder beeren, Preisseibeeren, Wa cholderbeeren und sonstige 47 5 frei (Preisseibeeren in Postsen dungen bis 5 kg frei, andere Sendungen, aus dem öster reichischen Grenzbezirk ein ¬ gehend, frei), 2. getrocknet oder gedarrt. 48 8 4 3. zerkleinert, gemahlen, ge pulvert usw 49 5 4 Ebereschenbeeren (Vogel- No. dek beeren), frisch 47 5 Hagebutten, frisch ... 47 frei Haselnüsse, unreife (grüne) und reife, auch ausgeschält, gemahlen oder sonst zer kleinert und einfach zube reitet 154 frei Kirschen, 1. frisch 47 6 In Postsendungen bis 5 kg — — Auf and. Weise eingehend — — (ZurBranntweinbereitung) — — 2. getrocknet oder gedarrt 48 8 3. In Branntwein zubereitet, nicht in luftdicht ver schlossenen Behältnissen 215 80 4. In anderer Weise für den Tafelgenuss zubereitet .216 75 Mit Zucker — — In anderer Weise ... — — 5. In luftdicht verschlossenen Behältnissen 219 75 Mispeln, frisch 47 6 Pfirsiche. 1. frisch 47 8 In Posts, bis 25 kg . . — — Auf andere Weise ein ¬ gehend — — 2. getrocknet, gedarrt, auch zerschnitten, entsteint und geschält 48 10 3. In Branntwein zubereitet, auch in luftdichten Be hältnissen 215 80 4. In anderer Weise für den freien Tafelgenuss zube reitet, nicht in luftdichten Behältnissen . . . .216 75 Mit Zucker — — In anderer Weise ... — — In luftdichten Behältnissen 219 75 Pflaumen aller Art. 1. frisch 47 6 In Posts, bis 25 kg . . — — In anderer Weise ... — — (Hauszwetschen v. 1. Sep tember bis 30. Novem ber frei.) 2. getrocknet, gedarrt etc. unverpackt, oder nur in Vertrags satz .K frei frei frei 1 frei frei 40 60 60 frei frei 2 4 40 60 60 frei 2 Fässern oder Säcken bei No. bei je mindestens 80 kg Rohgewicht 48 (bei je mindestens 50 kg Rohgewicht 4 Mk., in Kisten bis 10 kg Rohge wicht 5 Mk., in anderer Verpackung 6 Mk.) In anderer Verpackung . 48 Quitten: frisch u. unverpackt, vom 25. Sept, bis 25. Nov. 47 vom 26. Nov. bis 24. Sept. 47 vom 1. Sept, bis 30. Nov. — vom 1. Dez. bis 31. Aug. — verpackt — In Postsendungen bis 5 kg frei. Auf andere Weise ein gehend, in Säcken bei min destens 50 kg Rohgewicht, vom 1. Sept, bis 30. Nov. frei, vom 1. Dez. bis 31. Aug. 2 Mk. In anderer Ver packung, und zwar in ein facher Umschliessung, 3,20 Mk., in mehrfacher Um schliessung 5 Mk. Walnüsse (Welsche Nüsse), unreife (grüne) und reife, auch ausgeschält, gemahlen oder sonst zerkleinert, oder einfach zubereitet ... 46 Weichsein, eine Kirschenart, frisch 47 In Postsendungen bis 5 kg frei, sonst 1 Mk. getrocknet oder gedarrt, auch zerschnitten etc 48 ZumTafelgenuss frei, wenn in Postsendungen bis 5 kg eingehend, sonst 4 Mk., an dere 10 Mk. Weintrauben (Weinbeere): frisch 45 per Vertrags- dz .4 satz .A 10 — 15 — frei — 2,50 — — frei 2 10 — 20 4 Als Tafeltrauben werden nur solche Wein ¬ trauben behandelt, welche nach ihrer Beschaffen heit und sorgfältigen Verpackung als Gegen stand des Tafelgenusses anzusehen sind. Zu fällige Beschädigung eines Teiles der Beeren schliesst die Trauben von der Behandlung als Tafeltrauben nicht aus. Ergibt sich, dass als Tafeltrauben angemeldete frische Weintrauben (Weinbeeren) zu anderen Zwecken als zum Tafelgenuss, insbesondere zur Kelterung ein geführt oder verwendet werden, so sind sie ohne Rücksicht auf ihre Beschaffenheit und auf die Verpackung, in der sie eingehen, von der Verzollung als Weintrauben zum Tafelgenuss ausgeschlossen und vertragsmässig zum Satze von 10 Mk. p. dz zu verzollen. Die vertrags mässige Zollfreiheit der mit der Post eingehen den Tafeltrauben ist für jede Sendung (Post stück) von 5 kg Rohgewicht oder weniger ohne Rücksicht auf die Zahl der für denselben Em pfänger gleichzeitig eingehenden Sendungen (Poststücke) zu gewähren. 2. Sämereien. No. Blumensamen 21 Dillsaat 21 Forstsämereien .... 95 Bucheckern 95 Gemüsesamen 21 Kleesaat 27 Rettichsaat 21 Rübensamen, Runkelrüben samen und Zuckerrüben samen 20 Andere Feldrübensamen . 21 Grassaat aller Art. ... 19 Zichoriensamen .... 21 Sonstige nicht genannte Säme reien aller Art für den Landbau 21 per Vertrags- dz « satz M frei — frei — frei — 2 — frei — 1 frei frei frei 1 — frei — 2 frei frei frei frei frei Damit soll unsere Uebersicht erschöpft sein. Wie man aus den Vorbemerkungen zum Waren verzeichnis sieht, hat man davon Abstand ge nommen, Vorschriften una Erläuterungen grösseren Umfanges in das Warenverzeichnis aufzunehmen, sondern sich auf kürzere Begriffs bestimmungen bei den betreffenden Einzelstich worten beschränkt. Eingehendere Erläuterungen sind in die „Anleitung für die Zollabfer tigung“ verwiesen. In No. 9 der Vorbemerkungen wird eine Anleitung gegeben, wie es bei Gemengen von Waren, die verschiedenen Tarifstellen an gehören, gehalten werden soll. Hier soll das Gemenge der Tarifstelle zugewiesen werden, unter welche der vorwiegende Bestandteil fällt, und wenn sich das nicht feststellen lässt, derjenigen Tarifstelle, unter welche der am höchsten zu verzollende Bestandteil fällt. Hierbei bleiben Bestandteile, deren Menge uner heblich ist, äusser Betracht. Als unerheblich Die Gartenbal-Ausstellung in der Stadthalle zu Mainz. Der „Mainzer Gartenbau-Verein“, welcher unter der sehr rührigen Leitung des Städt. Gartendirektors Schröder schon so manche vortreffliche Ausstellung ins Leben gerufen und für die Hebung des Gartenbaues in Mainz viel getan hat, trat auch während der Osterfeiertage mit einer lokalen Gartenbau-Ausstellung an die Oeffentlichkeit, bei welcher sich nur Mitglieder des Garten bau-Vereins beteiligen durften. Nicht viele Aussteller waren es, welche dem Rufe folgten — nur etwa 20 Firmen —, aber diese hatten sich auch mit ihrem vollen Können an der Sache beteiligt und waren sich bewusst, dass sie ihren Leiter und Arrangeur nicht im Stiche lassen durften. Ganz besonders sind es einige bekannte Firmen gewesen, welche mit grossen Opfern dazu beigetragen haben, dass sich die Aus stellung so überaus glanzvoll präsentieren konnte. Ob der Zeitpunkt für Aussteller und Publi kum glücklich gewählt war, wollen wir dahin gestellt sein lassen, jedenfalls hat aber der Handelsgärtner so kurz vor den Feiertagen alle Hände voll zu tun und auch alle Pflanzen für seine Kundschaft nötig. Auch das Publikum hat zu den Feiertagen keine Lust, bei so schönem Wetter eine Gartenbau-Ausstellung unter Dach und Fach zu besuchen. Es wird ein jeder hinaus ins Freie gelockt, in die natürliche Frühjahrsausstellung des Waldes und des Feldes mit der herrlichen Obstblüte etc. So war es auch hier — trotz der schönen Ausstellung und trotz der vielen Einladungen liess der Be such infolge der prächtigen Witterung viel zu wünschen übrig. Es muss entmutigend für die Aussteller und vor allem schmerzlich für den Leiter der Ausstellung sein, wenn er ein so schönes Werk, welches so ungeheuer viel Opfer an Zeit und Geld gekostet hat, so wenig be achtet sieht. So wird denn leider die Aus stellung selbst mit einem verhältnismässig hohen Defizit abgeschlossen haben, aber die Aussteller selbst sind dank der Freigebigkeit des recht gut fundierten „Mainzer Gartenbau-Vereins“ nicht zu kurz gekommen. Nahezu 4000 Mk. hatte der Vorstand als Preise zur Verfügung gestellt und die Herren Preisrichter haben sich der Mühe unterzogen, die ganze Summe unter die Ausstellenden, je nach dem Geleistetem, nach bestem Wissen zu verteilen. Es wurde dadurch den Ausstellern, die ihre Pflanzen nicht auf den Markt gebracht hatten, immerhin eine volle Ent schädigung geboten. Die Ausstellung wurde am Gründonnerstag, den 12. ds. morgens 111/2 Uhr durch den Präsidenten des Gartenbau-Vereins, Freiherrn von Reichenau eröffnet. Erschienen waren sämtliche eingeladenen Zivil- und Militär behörden, nur das blumenliebende Publikum fehlte. Die grosse Stadthalle machte einen ganz prächtigen Eindruck. Die vier Ecken waren durch mächtige Palmengruppen von H. Kern in Firma J. Rose Nachfolger, Th. Steinhauer, Martin Becker und Aug. Molter prächtig dekoriert. Die Firma J. Rose Nach folger, Inhaber H. Kern hatte sich äusser der Dekorationsgruppe noch mit schöngetriebenen Sträuchern, wie Magnolien, Crataegus, Flieder, grosse Azaleen in voller Blüte, eine schöne Gruppe kurz gehaltener Lilium longifl., prächtiger Acacia paradoxa, sowie Hortensien und tadel lose, blühende Rosen Ulrich Brunner und Capitain Christy, beteiligt. Leider mussten die Pflanzen wegen Platzmangel zu nahe aneinander gerückt werden, so dass besonders die schönen Ahorn viel an ihrer Schönheit einbüssten resp. diese nicht zur Geltung kamen. Auch Th. Stein hauer hatte sich äusser der Dekorationsgruppe noch mit vielen Artikeln beteiligt, besonders schön waren seine Araukarien und Dracaenen in diversen Sorten, eine grosse Gruppe Azaleen der Sorte P. Weber, die schönen Phoenix und Kentien, sowie Cocos in allen Stärken. Mit viel fertigen, schön entwickelten Blüten pflanzen war Jean Diel- Bretzenheim er schienen. Seine Fliedergruppe in den ver schiedenen einfachen und gefüllten Sorten wirkte ausgezeichnet. Die straffe Haltung sogar der gefüllten Sorten fiel ungemein ins Auge, nur vermissten wir die schöne Andenken an Lud wig Späth in dem Sortiment. Auch seine bunte Aspidistra-Qruppz dürfte ebenfalls viele Be wunderer gefunden und manchen Käufer an gezogen haben, ebenso die schön ausgebildeten Hortensien. Eine recht beachtenswerte Leistung stellte ferner die Gruppe Begonie Erfordia dar, ebenso gefielen die starken, gern gekauften Nephrolepis und Kronen-Myrten. Eine tadellose Gruppe blühender Azaleen in diversen Sorten hatte Joh. Adam-Bretzen heim gebracht, ebenso Eriken und Cinerarien, unter den letzten auch die hochwachsende Sorte „Stella", welche sich in Gruppen durch die leichte Anordnung der Blüten recht gut aus nahm. — Umfangreich beteiligt hatte sich ferner die Firma P. Becker-Weisenau. Die ausge stellten Ficus elastica waren ohne Zweifel die schönsten der ganzen Ausstellung. Hier sahen wir auch wieder die herrliche Malva capensis, eine noch zu wenig bekannte Pflanze, welche sich trotz ihrem Liebreiz hier nicht recht ein bürgern will. Die recht schön kultivierten Acalypha mit den herbstartig gefärbten Blättern, dürfte keine grosse Zukunft haben. Bemerkens wert ist noch das Farnsortiment desselben Aus stellers in circa 30 Sorten, besonders Pteris flabellata und Pteris Brunneck Watticii (?), welche durch die langen Wedel ein sehr gutes Schnitt material abgeben. Als Topfpflanzen für Winter gärten dürften sich Nephrolepis Piersoni, Aspi- dium falcatum und Pteris tremula, welche in starken Pflanzen vertreten waren, besser eignen. Die blühenden Fuchsien, Andenken an Heinrich Henkel können in Anbetracht des zeitigen Frühjahrs ebenfalls als gute Kulturleistung zu betrachten sein. Die besten Spiraeen hatte unstreitig Aug. Molter ausgestellt; ich zählte an einer Pflanze, welche als Königin Wilhelmine etikettiert war, die ich aber für astilboides halte, bis zu 30 Blütenstiele, auch die grünen Aspidistra des selben Ausstellers gefallen recht gut. — Franz Durner-Laubenheim brachte die gefüllte Arabis alpina in Töpfen, ferner die sich als sehr lang stielig erwiesene Tulpe Prinz von Oesterreich, welche auch wegen ihrer Orange-Farbe von den Bindekünstlern mit Vorliebe verwendet wird. — Hammer-Zahlbach hatte schöne buschige Cytisus racemosus in voller Blüte aus gestellt, ebenso recht schön getriebene Flieder der Sorte Marie Legraye, Franz Knuss- mann-Weisenau eine Gruppe blühender Cli vien, sowie eine Gruppe sehr schön getriebener Rhododendron Catawbiense, den Hortensien fehlte noch die Farbe und die Rosen Fisher & Holmes hatten dieselbe verloren, sie waren schon am Eröffnungstage blau. Von Neuheiten der Topfpflanzenbranche war eigentlich nichts ver treten, nur Steinhauer-Laubenheim hatte eine niedrig wachsende Veronica diosmaefolia aus gestellt, welches wohl eine sehr alte Pflanze sein dürfte, die in Vergessenheit geraten ist und wohl verdient wieder aufgefrischt zu werden, die kleinen myrtenähnlichen Zweige sind mit vielen kleinen lilaweisslichen Blüten bedeckt, so dass sich dieselben, vorausgesetzt, dass sie nicht leicht welken, als ein ganz vorzügliches Schnittmaterial eignen dürften. Äusser Konkur renz hatte H. C. Haas-Wiesbaden eine weiss blühende englische Pelargonie Leonie Ochsner ausgestellt, welche sich durch frühes Blühen und schön geformte Blumen auszeichnet.