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Als er in Mortso von den Trümmern des in Staub gestürzten Heidengottes das Wort Gottes predigte, er litt er den Märtyrertod. Sie steinigten ihn und als sie keine Steine mehr hatten, warfen sie Brotlaibe auf ihn. Deswegen geht den Leuten in Mortso, heisst es in der Umgebung, noch heute das Brod beim Backen nicht auf und es muss hart und fest bleiben! Vom Carlo magno, wie er über den Pass von Campiglio zog, die Heiden erschlug und taufte und Kirchen baute, habe ich schon erzählt. Auch eine schöne Königin zog über den Pass. In zerfetzten, doch königlichen Gewänden kam sie auf feurigem Ross daher geritten und mit ihr waren viele tapfere Ritter und prächtig gekleidete und geschmückte Frauen. Auch deren Kleider waren ganz zerrissen, als wenn sie erst vor Kurzem einen schweren Kampf mit wüthendem Feinde bestanden. Erschöpft sank sie zur Ruhe nieder! Als sie wieder erwachte und auf blickte, da leuchtete die rosige Gluth von den firn bedeckten Zinnen und Thürmen der Brentakette. Das war so herrlich, dass die Königin zu bleiben beschloss. Da wuchs — es war zu Füssen des Montifrä — ein schöner, herrlicher Garten heran, wie ihn die Welt nicht wiedergesehen und die Königin wohnte dort noch manches Jahr, bis sie weiter ziehen musste, wie denn eine Königin auch oft — muss! 1 ) Noch heute erinnert zu Füssen der Steilabstürze der Pietra grande der „orto della regina" an diese nun entschwundene Pracht, doch blüht daselbst noch manche seltene, wunderschöne Blume aus dieser Zeit. 1) Finden wir hier nicht Anklänge an die Sage vom König Laurins Rosengarten ?!