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die Jungfrau dem werbenden jungen Mann eine Hasel nuss, so bedeutet dies, dass sein Flehen erhört sei und die Liebe erwidert werde, wohingegen ein dargereichter Apfel sagen soll, dass er abgewiesen, „l’ha ciapa i pomi“ heisst die gebräuchliche Redensart: Er muss in den saueren Apfel beissen, würden wir übersetzen. Doch spöttische Nachrede darf sie über den ehrsamen Be werber, welchen sie abgewiesen, nicht führen, sonst passt ihr der Gekränkte auf und rächt sich an ihren Haarflechten! Hat das Pärchen sich verstanden, so tauscht es das Pfand aus, sei es ein Taschentuch, oder ein Geld stück oder einen Ring. Dann folgt im Beisein des Geistlichen die Verlobung im elterlichen Hause oder noch lieber in der Pfarrei selbst, was man „fare il bolletino", das Zettelunterschreiben oder auch „tocca man“, sich die Hand reichen, nennt. Des Sonntags darauf wird Hochzeit gemacht. Freunde und Ver wandte legen in ein schon tagsvorher aufgestelltes Gefäss das Hochzeitsgeschenk hinein und wäre es auch nur eine Beglückwünschung. Treten die Brautleute zum Altar, so zieht der Bräutigams-Führer — der Gevatter des Ringes, compare dell’anello — ein weisses, schön gesticktes Tüchlein hervor, reicht der Braut einen Zipfel und führt sie so zum Altar und ebenso zurück. Nun folgt das Hochzeitsmahl im Hause der Braut und dann der Umzug in das Haus des Bräu tigams, wo das jüngste weibliche Mitglied des Hauses die junge Frau mit einem Glas Wasser empfängt! Andern Tags reicht die Schwiegermutter dem jungen Manne ein umgekehrtes Glas Wein auf einen Teller. Das muss er so nehmen, dass kein Wein ausfliesst, dann ist der Wohlstand des Paares gesichert. Reich ist der Schatz, welchen die Volksdichtung und Tradition in Legenden und Sagen ausweist! 1 ) 1) S. La valle di Genova. Dr. N. Bolognini. annuario d. S. A. T. 1875.