8 er hören, dass es hier oben nicht immer so still ge wesen und dass das Schloss auch Tage des Jubels und der Feste gesehen. Das war besonders unter jenen Schlossherren und Grafen des stolzen Geschlechtes derer von Madruzzo der Fall, welche ein Jahrhundert (1539—1658) auf dem erzbischöflichen Stuhle in Trient gesessen. Der letzte seines Stammes, der Cardinal Carl Emanuel aber — erzählt man — hätte hier ganz besonders gerne geweilt und an seiner Seite die schöne Patricierin aus Trient, Claudia Porticella. Von seiner Macht berauscht und wohl auch, weil er der letzte seines Stammes gewesen, hätte er die schöne Claudia ehelichen und das Bisthum in ein weltliches Fürstenthum umwandeln wollen, aber da wären seine Feinde doch mächtiger gewesen und er sei plötzlich gestorben, 1658. Sie sei in Trient gebrochenen Herzens ihm in den Tod nachgefolgt. Die Volks sage lässt sie wohl auch von Feinden des Bischofs und vom eigenen Bruder, während eines glänzenden Festes, bei einer Kahn- ahrt draussen im See ertränkt werden. Noch sieht man das mit Fresken gezierte Schlafgemach der schönen Trientinerin und die Geheimtreppe zum selben. Bald hinter Toblino führt eine Holzbrücke über die Sarca, welche hier beim Weiler alle S ar ehe aus der Felsenge bricht. Hier mündet die von Riva u. Arco kommende Strasse ein. Diese führt von Riva mitten durch die fruchtbare Campagna nach Arco, wo sie auf das linke Sarcaufer übersetzt und nun, am Kloster St. Martino vorbei, flussaufwärts durch Ceniga und Drö zieht. Hinter Drö geht sie aufs rechte Ufer zurück und erreicht, die Rinne benützend, welche sich das Gewässer der Sarca durch den Schutt der alten Moräne und der Felssturz trümmer gerissen, an Pietramurata vorbei und, bei Paseolo zum dritten Male, den Fluss querend nach 21/2stündiger Wagen fahrt alle Sarche. Jetzt geht es in einer Anzahl übereinander liegen der Kehren in die wilde Sarcaschlucht hinauf. Der Rückblick, welchen wir hiebei auf das Thal und das Gebirge, sowie auf den See mit seinem Schlosse ge niessen, ist von entzückender Schönheit —, da nimmt uns schon die Schlucht auf! Starre, himmelhohe Fels wände uns zur Seite und drunten in der Tiefe, selten vom Sonnenstrahl getroffen, das jäh dahinschiessende, grüne Gewässer. Kaum dringt sein Tosen zu uns herauf!