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der Hochwald, wenn erreichbar, mehr und mehr zurück gedrängt und weite Strecken desselben werden in Ackerland, Wiese und Weide umgewandelt. Die Wälder Judicariens und seiner Nachbarschaft decken zum grossen Theil den Bauholzbedarf des westlichen Südtirols und auch die Ausfuhr nach Oberitalien, über den Gardasee, ist eine bedeutende. Nur wenige Gemeinden haben den wirthschaftlichen Werth einer rationellen Waldcultur erkannt und holen das Verschuldete und Versäumte mit Erfolg nach. In den weniger zugäng lichen Thälern, z. B. in der Val di Genova u. s. w., sowie auf Steilhängen und Klippen, gibt es noch Ur wälder, in welchen nie eine Axt erklungen und das niederbrechende Holz in Tausenden von Stämmen vermodert. Die obere Grenze des hochstämmigen Nadelwaldes scheidet die baltiche Flora von der alpinen. Die alpinen Formen sind vor Allem durch die kurze Vegetatiosperiode der Höhenlage dieser Region bedingt. Diese dauert allerhöchst 31/2 Monate — von Ende Mai bis Mitte September —; die übrige Zeit hindurch ruht die Vegetation im Winterschlaf und meist unter Schnee begraben. Die hochstämmigen Bäume, deren Holzcylinder in so kurzer Zeit nicht herangebildet werden können, treten deswegen zurück und 1—2jährige Pflanzen nehmen ihre Stelle ein und auch diese müssen ihre Entwicklung bis zur Frucht- und Samenreife auf einen längeren Zeitraum ver theilen. Hier hilft die Natur durch mannigfache Schutzorgane und durch vorläufige Bildung der Blatt- und Blüthenknospen, sowie dadurch nach, dass sie die überwinternden Knospen, Früchte und Samen auf mehrere Vegetationsperioden vertheilt. Im Hochwalde, und von dort in die alpine Region hineinziehend, begegnen wir noch der Himbeere und zwar sowohl dem Rubus idaeus, als auch der R. saxatilis, der blauglockig blühenden Waldrebe, Atragene alpina,