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44. Wöchcutlich eine Nuininer. —o. Ällffllsk 18<0. Vierteljährlich 18 Sgr. I- sljb^llu^ Zu beziehen durch Redigirt von Der Jahrgang alle Buchhandlungen de« In-ii. Auslände» vr. ^)tt0 Delltsch, (52 Nummern oder 12 Monatshefte) sowie Postämter. Privat-Docent und Nealschul-Oberlehrcr. läuft von Oktober zu Oktober. Ausflug von Athen uach dem pentelikou. Von Professor Dr. G. A. von Ktöden. (Schluß.) Einer der dienenden Knaben kam, nm uns zu unserer Lager stätte zu führen. Er schritt voran die Steintreppe hinauf und über die Galerie. Durch eine niedrige Thür traten wir in eine enge Kammer; sie mochte etwa 2,^ m. Breite und 2,., bis 3 m. Länge haben. Dreiviertel derselben war durch ein Gatter ab gesondert und durch einen Dielenboden erhöht, und zwei Stufen führten zu diesem hinauf. Auf diesen Dielen lagen eine Schilfdecke und ein schmales, wollenes Kopfkissen, für Einen berechnet, nnd das war unser Bett. Ein Fenster an der einen Seite war mit einer hölzernen Lade verschlossen; um einen Blick uach außen zu thun, stieg ich hinauf, es zu öffnen. Aber kaum hatte ich es be rührt, so fiel mir auch Lade und Rahmen entgegen, und ich stand vor der freien Maucröffnung. Meine Versuche, es wieder in seiner alten Lage festzustellen, blieben fruchtlos, und wir hätten unfehlbar halb in freier Luft oder, noch schlimmer, bei beständi gem Zugwinde die Nacht hinbringeu müssen, hätte die Wand nicht zufällig einen Nagel geboten, nnd ich ein Halstuch missen kön nen, um das ganze Gestell nothdürftig festzubinden. Alles versprach demnach eine seltsame Nacht. Aber noch war es bei weitem zu früh, um an's Schlafen zu denken, denn noch war nicht völlige Dunkelheit eingetreten; die Uhr konnte noch nicht 7 zeigen. Mit unseren Vorräthen machten wir uns also auf den Hof, setzten uns auf eine lange, gemauerte Bank, die längs der Kirche hinlief, breiteten ein Tuch aus und kramten unser Huhn, unsern Käse und die Brote aus. Mit einem Messer war jeder versehen, und nachdem der Braten in kleine Stücke sezirt war, begannen wie tapfer darauf los zu essen; ein Krug frischen Wassers war eine vortreffliche Labung dazu. Unser Gespräch erlitt keine Pause; ernsthaft und scherzhaft bewegte es sich bald auf diesem, bald auf jenem Gebiete. Vor allen wurden die Pariser Gelehrten dnrch- gehechelt, die M. genau kannte, da er zwei Jahre lang unter ihrer Leitung den Studien obgelegen hatte. Er bewährte sich als ein liebenswürdiger Gesellschafter, der leicht im Stande war, in einen Scherz einzugehen und bald vertraulich sich über dies und jenes ausließ, auch wohl einen gegen ihn selbst gerichteten Scherz freundlich hinnahm. Es konnte nicht fühlbar werden, daß unsere Bekanntschaft erst wenige Stunden alt war. — Unser Wasserkrug war geleert, aber unser Durst noch nicht gestillt; ich ging daher zum Abt und machte ihm mit einem einfachen, bündigen bemerklich, was unser Verlangen sei; und sogleich wurde der Krug frisch gefüllt uud zurückgcbracht. Jeder steckte dann «ach beendigter Mahlzeit sein übrig gelassenes Brot zu sich, und drei Stückchen Fleisch und der Rest des Käses wurde ebenfalls für das morgende Frühstück bewahrt und in unsrer Kammer in einer kleinen Mauervertiefuug deponirt. Die Nacht war herein- I gebrochen; über uns leuchteten die Hellen Sterne, nnd jetzt kehrte auch die Gräfin mit ihrer Begleitung vom Abendspaziergange zurück. Die umhergestreuteu Knochen nnsers Huhns lockten die Hunde in unsre Nähe uud machten sie freundlicher; aber dennoch durfte ich eiue neugierige Promenade nach der andern Seile des Hofes nicht zu Ende bringen, denn sogleich kam mir aus dem Dunkel ein Brummen entgegen, und die scharfen Zähne waren wohl nicht weit von mir entfernt. Wir saßen plaudernd bis nach 9 Uhr in der warmen Abend luft; daun aber stiegen wir wieder unsre Treppe hinauf und j tappten nach unsrer Zelle, vorsichtig, damit wir nicht mit dem Kopfe gegen die niedrige Pforte rannten. Es überraschte uns ! sehr angenehm, die Kammer erhellt zu fiuden; denn der Abt hatte eine Oellampc an die Wand hängen lassen. Nun war noch eine schwierige Aufgabe zu lösen: das Arrangement nnsers Lagers nämlich, so wenig Material wir auch dazu aufweuden konnten. M. war bald fertig; er warf sich in eine Ecke, seinen kleinen Sack, der ein Tuch uud seinen geognostischen Hammer enthielt, als Kopfkissen benutzend. B. nahm das wollene Kissen und ver schmähte es, seinen Mantel zu benutzen; ich drang ihm aber meinen Rock noch zur Unterlage auf, während ich meinen eignen Mantel anzog und mir L.'s Mantel als Kopfkissen zurcchtlegtc. So streckten wir uns neben einander auf die harte Diele, ließen die Lampe fortbrennen, und schneller, als das Lager hatte er warten lassen, waren wir dem Schlaf anheim gegeben. 44