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ilo. 89. Wöchentlich eine Nummer. —4 Leipzig, 20. April 1870. Vierteljährlich 18 Sgr. l. Jahrgang. Fmililmiblatt für Lander- mid Oölkerkillldt. Zu beziehen durch »llr Buchhandlungen des In- ».Auslandes Redigirt von vr. Ttto Delitsch, Prival-Doccnl und Reulschul-Obcrlchrer. Der Jahrgang (52 rlummcrn oder 12 Monatshefte) läuft von Oktober ,» Oktober. Lilder ans der Eifel. Von Or. H»h. Wirtgen. 2. Vas twufcl-. Wenn wir das weite Gebirgsland vom Main bis zur Ruhr und bis zur niederrheinischen Ebene, von Saarbrücken bis zu Lahn- und Siegquellen, als das mittelrheinische bchiefergebirge bezeichnen, so ist das ein Name, den nur dü Wissenschaft aufgestellt und der seine geologische und oro- Mphische Bedeutung hat; aber die Bewohner des Landes, in- ^sern ihnen die Wissenschaft fern liegt, kennen diese Bezeich nung nicht, sondern haben für jedes, meist deutlich begrenzte, Gebiet desselben auch seine bestimmte Benennung. Aber auch hier hat die Wissenschaft wieder vorgegrisfen, in- "M sie die drei rechtsrheinischen, durch Lahn und Sieg geschie- "eucn Glieder, vom Main bis zur Ruhr, Taunus, Wester wald und Sauerland, und die beiden linksrheinischen, durch uü Mosel getrennte«, Hunsrück und Eifel nannte. Tenn hiermit findet sich bei dem Bewohner dieser Gegenden mit der Wissenschaft auch keine Ucbereinstimmung, da er von diesen Aerglandschaften diese Namen, nur auf die höchsten und rau hesten Striche angewcndct wissen will und sich in einem hohen ^rade sür beleidigt hält, wenn man ihn z. B. einen Eifeler "der Wcsterwälder nennt und seine Heimat eine halbe Meile den landesüblichen Grenzbezeichnungcn entfernt liegt. Es hat dies aber nicht allein seinen Grnnd in dem Abscheu vor dem scheren Lande, sondern auch in der verschiedenes Kultur leiner Bewohner. Im Durchschnitt war bis dahin das rau- höher gelegene Land auch das ärmere, und der Bewohner, last immer mit Noth kämpfend, befand sich auch auf einer ge- swgeren Stufe der Kultur, die sich nicht blos in seinem Aeu- hern, j,i dm schlechtern Wirthshänsern nnd Wohnungen, son häufig auch in Anschauungsweise und Redensarten zu cr- gab und deren Nuancen dem an den Grenzen Woh- "enden weit mehr anffielcn als dem Fremden. Und nicht allein h'kses drückte den Bewohner der verachtetercn Striche, sondern '"'ne Heimat galt anch lange Zeiten hindurch als Strafanstalt: ^schlechtere und mißliebige Beamte, Geistliche und Lehrer, sich eines Bergehens schuldig gemacht, weshalb man ihn , ^hl strafen, aber nicht absetzen konnte, wurde iu eine solche Gegend versetzt; freilich nicht der schlechten Gegend, sondern der größeren Mühe und des geringeren Einkommens wegen. Ge rade der Zustand der Gegend hätte die Behörden veranlassen müssen, zur Hebung des Volkes bessere Beamten dorthin zu setzen: aber lange, lange Jahre hat jenes Prinzip seinen höchst nachtheiligen Einfluß auf das Volk ausgeübt. Das ist nun in neuern Zeiten aber auch weit besser geworden. Wir haben uns vorgenommen, dem geneigten Leser diesmal eine Partie unseres rheinischen Landes, das Maiseld, zu schildern, das, wenn wir in geographischer Beziehung das Bergland zwischen dem Rheine, der Mosel und der niederrhei nischen Ebene, westlich des Rheins, die Eifel nennen, anch zu dieser gehört. Aber Gott möge mich behüten, dies an einem Sonntag Nachmittag in einem Maifelder Wirthshause auszu sprechen : mit nngebläntem Rücken oder unzerschlagenem Kopfe käme ich nicht hinaus! Es kann aber nun einmal nicht anders sein und so muß es denn ausgesprochen werden. Das Maifeld ist die südöstliche Abdachung der Eifel nach der Moselmündung und dem Co- blenz-Neuwieder Becken hin. Ziehen wir von Coblenz aus eine Linie nach Südwesten auf dem linken, höchsten Rande des Moselthales hin — sie wird starke drei Meilen lang werden — und ziehen wir eine Linie von Coblenz nach Nordivesten bis Andernach über die nächsten, das Rheinthal begrenzenden Höhen — sie wird starke zwei Meilen in die Länge haben — so finden wir die Nord- und Südgrenze des Maifeldes. Die etwas längere Westgrenze, die auch zur Nordgrenze wird, müssen wir etwas mehr kombiniren. Die Südgrenze fällt in ihrem äußersten westlichen Punkte mit der Mündung der Elz, einem jener zahlreichen Bäche, welche die Hocheifel der Mosel zu sendet, zusammen. Hier müssen wir über zwei Meilen nach Norden auf dem östlichen Thalrande bleiben, müssen dann über die Wasserscheide in das Ncttethal nach Mayen hinabsteigen und von da ab in einem stark nach Osten gekrümmten Bogen, am Fuße der vulkanischen Berge, welche zum Theil das Becken des Laacher Sees im Süden umgeben, nach dem Nordostpunkte, nach Andernach, wandern. Die Länge dieser Linie können wir 2v