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396 genommenen Viehes machte die nächste Wache aufmerksam, und so wurde, nachdem nach Mitternacht der Maud ausgcgangcn war, die Spur gleich verfolgt; die Kafferu wurden im Walde sammt dem Bich cinge- holt und ei» Theil desselben wieder zurückgcbracht. Ich breche hier den Faden meiner Erzählung ab, um Sie mit die ser im Fluge etwas unlogisch versagten Darstellung nicht zu sehr zu er müden, und bemerke nur noch, daß meines Bruders Verlust an Bich und durch Vernichtungen auf dem Platze sehr bedeutend ist, doch haben diejenigen, welche ihre Besitzungen eiligst verlassen mußten, noch.mehr verloren; Andere, deren Zahl sich auf 8000 Seelen beläuft, sind so arm geworden, daß das Gouvernement sie mit Nahrungsmitteln Hal versehen müssen. Der Verlust des Ganzen an abgebrannten Häusern, zerstörten Mobilien, an Korn, daS auf dem Felde zum Aerndtcu stand, nebst 100,000 Stück Hornvieh, das die Kaffcrn wcgfübrlen, ist, wie Sie hier aus erachten werden, sehr groß, und dieser Schaden wurde in wenigen Wochen auf einem ungefähren Flächenraum von 6 — 7000 Quadrat- Meilen verübt. Jetzt sind die Kaffern, bis auf wahrscheinlich nur we nige, aus der Kolonie vertrieben, nachdem circa 1000 derselben erschossen worden. ES sind ungefähr 4000 bewaffnete Kolonisten, nebst einer gleichen Zahl Englischer Soldaten, bereits auf der Gränze bei einander und vielleicht jetzt schon in s Laud der Räuber cingcrückt, um dieselben zu züchtigen, das heißt, alle sich vorsiudende wehrhafte Männer mc- derzuschicßen und das noch lebende Vieh znrückzubolcn. Wic viel dem nächst von dcm zum Theil fruchtbaren Kaffcrnlande unserer Kolonie, vielleicht bis Port Natal, ciuverlcibt werden wird, darüber mögen Sie den Beschluß der Englischen Regierung wohl früher erfahren, als wir hier. Lichtenstein am Baviaansfluffe, 6. April 1835." Brasilien. Herr Douville, der Erforscher unbekannter Regionen. Dem Pnbliknm wird es nicht unlieb sevn, wenn wir ihm den wei land gefeierten Reisende», der die geographischen Gesellschaften von Pa ris ltnd Loudon so geschickt zu mystifiziren verstand, einmal wieder vor- fübrcn. Herr Douville figurirl jetzt in Brasilien und Hal ganz kürzlich eine (von ihm so genannte) Exposition feiner dortigen Entdeckungen und Erlebnisse drucken lassen, die in treuer Ucbersctzung hier folgen mag. „Nach einer Abwesenheit von beinahe zwei Jahren bin ich wieder in Bahia! Bei meinen Wanderungen unter den Wilden bezweckte ich den Nutzen der Wissenschaft «nd meiner Mitbürger. Das Publikum scv Richter darüber, inwiefern mir dies gelungen. Ich schreibe in einem Lande, wo Jedermann von den wilden Stämmen "gehört hat, die ich besucht, obgleich Keiner so glücklich gewesen ist, sic zu beobachten, weil Keiner vor mir unter ihnen gelebt hat. Und doch kann man Sit ten und Lebensweise der Wilden nur beobachten, wenn man unter ihnen lebt, vorausgesetzt, daß sie nicht in ihren Wäldern sich verstecken." „Zum Wanderer gleichsam geboren, bin ich einem unwiderstehlichen Impulse gefolgt, drr mich in die uubckanntestcn Regionen lockte, ohne Hoffnung auf Lohn oder Gewinn. Milten in Einöden und Wilduissru, rings von Barbaren und Kannibalen umringt, fühle ich das seligste Entzücken; ich meide solche Sccnen, die auch Andere geschaut; ich stiebe davor und stelle mich so an die Spitze der Enld,ccker unbekannter Regionen! Mit einem Muthe, den nichts schreckens mit einer Aus dauer, die nichts ermüden kann, führe ich alle meine Pläne zum Ziel. °) — Ich scheue weder Hunger, noch Durst, noch Beschwerden jeglicher Art. Der urplötzliche Ucbcrgang vom Ucbcrsluß zum Mangel, vom Glücke zum Elend, hat für mich etwas Zauberisches. Bon keiner Rc- gicruug unterstützt, habe ich meine ganze Habe geopfert, um unbekannte Länder zu erforschen, und ist cs mir, trotz meiner dürftigen Mittel, ge lungen, bcdentcnde Reisen anszuführen — was hätte ich vollends geleistet, wenn mir liberale Unterstützung zu Tbei! geworden wäre!" „Mit dcm aufrichtigen Wunsche, Brasilien nützlich zu werden, habe ich zunächst die Provinz Babia erforscht. Ich bin durch die Wälder gedrungen, habe die Schifffahrt auf dem Nio Pardo eröffnet, in einem Kanoe stromaufwärts fahrend; habe eine Karte der Gegenden H die ich besuchte, entworfen — die geographische Lage der vornehmsten Punkte durch astronomische Beobachtungen bestimmt — viele Ercmvlarc von Steinen, Bäumen (?) und Pflanzen, und eine Sammlung von Bögeln, Säugethiercn und Insekten mitgebracht — mit einem Worte, ich habe Alles, was ich besaß, hingcopfcrt, einzig und allein in der Absicht, meinen Mitmenschen von Nutzen zu sevn!" „Den 16. August 1833 verließ ich Bahia, und am Morgen des I7tcn erreichte ich die Stadt San Jose, an der Mündung des Rio de ContaS. Ich fuhr einige Tage diesen Strom hinan und wanderte hier auf durch die Wälder nach JlheoS, wo ich den I. September ankam. Einen Monat und vicrundzwanzig Tage lang erforschte ich die Umge gend dieser Stadt, und soudirte und vermaß den See Almada. Ich entdeckte einen bedeutenden Strom, den ich Douvillc-Strom nannte, spcdirtc dann meine naturhistorischen Sammlungen an den Französischen Konsul in Bahia und verließ den 23. Oktober das Land dec Civstisa- lion, um die wilden Stämme in den Urwäldern auszusuchen." „Den 31. Januar ikzz, gelangte ich zur Wohnung des Senbor Bernardo Lopez, die 34 Lcguas von der Küste, und 4 Lcgnas vom lin ken User des Rio Pardo liegt; ich hatte in der Zwischenzeit die Stämme der CutachoS, PatachoS, MongovoS und Gadios besucht. Ich war sehr unwohl, mit einem enormen Geschwür am Fuße bcbasict, und schickte deshalb einen Boten nach Jlhcoe, um die erforderlichen Medi- *) Koll v rmutblicb heiße»- „Keine Gcwissensv.nn, keine Iurebt vor welt licher «schände hindert mich, alle meine Luge» im Druck hwruSzugeben." kamenle zu erhalten. Dkn 18. Februar drang ich wieder in die Wäl der rin, aber den 27sien kehrte ich, die eigenhändig ausgescharrten Ge beine einer Mongovo-Fran mit mir schleppend, zu Herrn Lopez zurück. Den 10. März vertraute ich alle meine Sammlungin der Obhut des Herrn Lopez und führ bis zu der Schleuse vou Barcda den Rio Pardo hinan; von da wendete ich mich nordwärts und erreichte die Eonquisia. Den 9. April setzte ich bei Santa Roza über den Pardo und erreichte nach einer bald südöstlichen, bald nordwestlichen oder südwestlichen Wan derung die Ufer des Jikiliuonha. Auf diesem Wege besuchte und be obachtete ich die Stämme Kerequimu und Makachum, die zwischen den beiden Flüssen wohnen. Ich fuhr den Jikitinonha hinab und er reichte den 21steu desselben Monats Belmonte. Den 23stcn brach ich wieder auf, nm die Mündungen des Nio Pardo zn erforschen, und den 3Istcu gelaugte ich nach JlheoS. Ich fuhr den Jlahipe hinan und ver weilte zu Almada, wo ich auf die Medikamente aus Bahia wartete. Den 5. Juli reiste ich nach EanavicraS ab; ich traf die nöthigen. Vor- kchrungen, um den Rio Pardo stromaufwärts zu fahren, und schiffte mich, von dem Friedensrichter, Senhor Eardozo Marques, durch srcund- licheu Beistand unterstützt, auf diesem Flusse ein. Den 23. August er reichte ich die Wohnungen der ersten Ansiedler am Pardo. Nach dort beendigten Forschungen drang ich im Binnenlande vor und untersuchte einige der vornehmsten Punkte in der Provinz. Endlich den 21. De zember schlug ich den Weg »ach Bahia ei», woselbst ich de» 21. Fe bruar 1835 ankam." „Der naturforschcnde Reisende Douville." Wir sehen dcm ausführlichen Berichte über die Culachos, PatachoS u. s. w. mit Verlangen entgegen. Mannigfaltiges. — Dienerschaft in Ostindien. Ein Englischer Offizier in Bengalen führt, wenn er sich nicht im aktiven Dienst befindet, ein mü ßiges und lururiöscs Leben; cr hat bcinabe über seine ganze Zeil zu gebieten und lebt von einer unglaublichen Menge von Bedienten um geben. Der Europäer hört mit Erstaunen und Ungläubigkeit, was mg» ihm über diesen Gegenstand erzählt; wenn cr abcr das Kasten - Svstcm gründlich kcnucu gelernt hätte, so würde seine Ucbcrraschnng bei der Beschreibung eines Bengalischen Hausstandes "sehr geschwächt werden. In Madras wo die rcligöscn Abstände minder schroff beobachtet werken, iss die Dienerschaft auch minder zahlreich uud zugleich thätigcr. In Madras begnügt sich ein Offizier mit einem Hausstande, der in Ben galen Verwunderung, ja, selbst Verachtung erregen würde. Wen» ei» Engländer, der in Kalkutta aulangt, keinen Freund sinket, der ihm mit Rath zur Seite stehen kann, so fällt cr unvermeidlich cincm Sircar mit fchmeichcludcr Zunge in di? Hände, der es übernimmt, ihn mit seiner Dienerschaft zu versorge», ihm HauSrath cinzukauscn uud die Aufsicht über sein Haus zu führen. Bon dem Gesichtspunkte der Kaste betrach tet, verdienen die SircarS die größte Achtung; abcr ihre Unredlichkeit ist sprichwörtlich. Da sic im Allgcmcincn das Englische schr geläufig sprechen uud schreiben, und überdies Takt und Bildung besitzen, so ver stehen sie cs, sich als Dollmctschcr, Secrclair und Markier sehr nützlich zu machen. In der That, so lange nicht ein Fremder wenigstens eine .oberflächliche Kcnnlniß der Landessprache sich angccignct Hai, werkt» ihre, freilich thcncr erkauften Dienste ein nolbwrudigcs Uebel. Von früh bis auf den Abend wird der Sircar Euch die Mittel verschaffen, Euer Haus ziemlich anständig mit Domestiken und Möbeln zu versebcu. Er verlangt nichts für seine Dienste; allein er erhält eine beträchtliche Graiificaiion von jedem Bedienten, den er stellt, und eine bedeutende Provision von allen Gegenständen, die er verkaufen Hilst. Abgesehen davon, sorgt cr d-für, daß scin Kommittrnt das Loppcltc des ursprüng lichen Preises bezahlt, so daß seine Bemühung ihm uncndliche Bortbeile bringt. Damit "der Leser einigermaßen von der in cincm Indischen Hause nolbwendigen Dicncrschast cinc Vorstellung erhalle, lassen wir cm Berzeictmiß derjcuigcn Bedienten folgen, welche ein gewöhnlicher Offizier unumgänglich sich anschaffcn muß. ES wird dies einen Maßstab abgcbcn, wic man sich erst das Haus eines Generals zu denken habe. 1) Ein l-hus-ima oder Haushofmeister; 2) ein Nimmst»,oder Tasel- Aufwärter; 3) ein masanloüi, welcher das Tischgcräth aufwäscht und in der Nacht vor dem Wagen oder dcm Palanquin mit einer Laterne herläuft; 4) ein Imlunlii oder Koch; 5) ein olnlar, welcher das Wasser frisch zu halten hat; 6> ein l>mm oder Schäfer, ein jeder Aufseher im Innern dcS Landes, der eine Heerde Schaase oder Ziegen hat; 7) ein »mrzi rvHG oder Aufseher des Hofes; 8) ein öui/.i oder Schneider, gewöhnlich mit cincm oder cinigen Gcdülsen; 9) und 10) zwci stnlnu« oder Blcichcr; II) ein Sirdar-Trägcr odcr Kammerdiener; 12) ein Malte-Träger oder Kammcrburschc; (13 — 17 fehlt in dcm uns vorliegenden Originale); 18 — 23 sechs Palanquin- Träger; 24) ein «z-ca odcr Reitknecht; 25> rin Lnson odcr Grasmä her; 26) ein hhmtin odcr Wasscr-Trägcr; 27) ein malio oder Gärt ner; 28) ein i-limichik oder Diener im Zelte; 29) ein Imkali I-nrrlar oder ein Hukah-Ausscher; 30) ein t8ohu,<ra8!i oder Briefträger; 31) ein tsolx'Gular oder Nachtwächter, ritt unentbehrlicher Dicncr, weil man bei der übermäßigen Hitze alle Thürcn während dcr Nacht offcn läßt; 32) endlich ein mator oder Bcscnbindcr, ein Individuum aus der uulerstcu Klasse, dessen Dienst darin besteht, alle Dinge, welche die - übrigen Diener aus Kasten-Pflicht nicht anrührcn dürfen, sorlmschaffen. Dies wären also 32 Bediente für einen unvcrhciraihclcn Mann von Stande. Ein Stutzer odcr ein verbcirathctcr Manu brauchlc zum we nigsten das Doppelte, und dcr General braucht dreimal so viel. Der größte Theil dieser Bedienten sind Hindu'S, und die übrigen sind Musel männer. (VVoelc^ lioviocv.) HerauSgcgcbcn von der Nedaclion der Allg. Preuß, Slaais-Zeitung. Gedruckt bei A. W. Hayn.