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Kapitel XXI. Schkuß. Die vorstehenden Kapitel waren im Ganzen vollendet, als ich nach Jahren wieder einmal „die Technik des Dramas" von Gustav Freytag zur Hand naHm, um beim Genuß dieser durch und durch reifen, vornehmen und anregenden Arbeit meinen eignen Standpunkt nachzuprüfen. Die Lektüre kam zur Zeit, um den vorstehenden Blättern eine Reihe von Zitaten einflechten zu können. Im Uebrigen nähert sich Freytag seinem Gegenstände so durchaus von der philologischen Seite, er fußt mit solcher Vorliebe auf dem Drama der Griechen, und die frühe Abfassung (1863) läßt Anspielungen auf das bewegte Bühnenleben der Gegenwart so ganz vermissen, daß, schon abgesehn vom innern Werth und dem in meinem Vorwort an- gcdeuteten, verschiednen Zweck, den wir im Auge hatten, noth wendig etwas wesentlich Andres bei mir entstehen mußte. Dabei freu ich mich doch, hervorheben zu können, daß in der Hauptsache meine Auffassung des Dramatischen (an sich) durch Freytag gestützt wird. S. 219 nennt er „das höchste Dra matische: das Durcharbeiten der Empfindung in der Seele bis zur That", da (S. 240) „auf der Bühne nicht die Thaten wirken und nicht die schönen Reden, sondern die Darstellung der Gemüthsvorgänge, durch welche das Empfinden sich bis