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Oberammergau. Die Einweihung des renovierten Passionsfpieltheaters. Am 27. April wird Kardinal Faulhaber das reno vierte Festspielhaus in Oberammergau einweihen. Am 11. Mai sollen dann, nach achtjähriger Pause, die Pas sionsspiele beginnen (die öffentliche Generalprobe findet am 8. Mai statt) und bis zum 28 September durchgeführt werden. Man erwartet großen Besuch, vor allem aus Amerika, und hofft, daß Bayreuth, wo ein paar Wochen später die Wagner-Festspiele beginnen, den alten Passions spielen nicht allzusehr Abbruch tun werde. Zuerst ein paar Worte über die neue Oberammer gauer Bühne. Das Bühnenhaus und die Zuschauerhalle sind bedeutend vergrößert worden. Man hat die Bühne mit allen Einrichtungen moderner Bühnentechnik ver sehen, soweit diese für ein Freilichttheater, wie das Oberammergauer, anwendbar sind. Für die Beschleuni gung des Szenenwechsels aus der Mittelbühne wurde ein verschiebbarer Bühnenwagen eingebaut, auf dem die nächste Szene schon während des Spiels aufgebaut unk im geeigneten Augenblick geräuschlos nach vorn gebrach werden kann. Eine interessante Einrichtung wurde aus für das Orchester getroffen, das bisher bei einsetzen dem Regen den Unbilden der Witterung schutzlos aus gesetzt war. Nunmehr hat man unter der Vorderbühm einen Raum angebracht, in den das Orchester, das ge wissermaßen auf einem Wagen sitzt, bei einfallendeu Regen zurückgefahren werden kann, ohne daß das Spiel unterbrochen wird. Die Oberammergauer Passionsspiele sind bekannt lich daramatische Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi, wie wir sie aus den mittelalterlichen Bauern spielen, Mysterien und Osterspielen kennen. Die Passions spiele werden seit einem von den Vorfahren der jetzigen Oberammergauer bei der Pest von 1634 gehaltenen Ge lübde alle zehn Jahre während des Sommers aufgeführt Die letzten Passionsspiele waren 1920 fällig; weil Deutschland damals aber unter den Nachwehen des Krieges noch furchtbar zu leiden hatte, wurden sie uni zwei Jahre verschoben. Den Kern des Oberammergauei Spiels bildet die „Passion Christi" des Augsburgei Meistersängers und Dramatikers Sebastian Wild, ein nicht sehr hervorragendes Werl. Etwa 500 Personen wirken bei der Aufführung mit und die Darsteller de: Hauptpersonen bereiten sich schon viele Monate, ja sogai jahrelang vorher auch in ihrem Äußern für ihre Roller vor, so daß man in Oberammergau Männer mit Christus gesichtern, Männer mit Judasgesichtern, Frauen mi Madonnengesichtern usw. sehen kann. Die Darstellung dauert sieben bis acht Stunden, öfters ohne Unter brechung. In den Jahren, die zwischen den Passions- aufsührungen liegen, werden in einem besonderen Übungstheater die Kräfte künstlerisch geschult: es finden sann theatralische Aufführungen alttestamentlicher Legen den statt. In ihrem bürgerlichen Beruf sind viele Ammergauer Holz- und Elfenbeinschnitzer. Ludwig Ganghofer hat in seinem „Herrgottschnitzer von Ammergau" das Milieu sehr hübsch geschildert. Wildwest in Hamburg. Raubüberfall auf ein Lichtfpielhaus. In dem in der Mönckebergstraße in Hamburg ge legenen Lichtspielhaus „Schauburg" wurde durch einen unbekannten Mann ein Raubüberfall verübt. Der Täter betrat den Toilettenraum, wo er den Toilettenwärter fesselte und knebelte. Hierauf überfiel er im Kontorraum den Geschäftsführer und bedrohte ihn mit einem Re volver. Als ihm erklärt wurde, daß kein Geld vorhanden sei, entfernte sich der Eindringling, wurde aber von dem Geschäftsführer verfolgt. Der Täter floh zurück in die Mönckebergstraße, wo er auf einen Straßenbahnzug sprang und eine Reihe von Schüssen auf die ihn ver folgenden Passanten und Polizisten abgab, wodurch zwei junge Leute schwer verletzt wurden. Als der Straßen bahnzug zum Halten gebracht wurde, flüchtete der Täter weiter und jagte sich schließlich eine Kugel in den Kopf. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er bald darauf starb. MGehM Minen M Wilsdruff md NMMNd halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Drucksachen Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 2g. 6. Fell- und Häutehandlung Stolle, Robert, Bahnhofstraße 138. Gärtnereien Türke, Ernst, Tharandter Straße 1340. ö-H- 500. Kesselsdorf: Beyer, Rob., Bäume, Blumen, blüh. Topfpflanzen. Glaserei (Bildereinrahmung) und Glashandlung Hombsch, Wilhelm, Marktgasse 89 Grabstcingeschäft (Steinbruchbetrieb) Wolf, Karl, Meißner Straße 263. Herrengarderoüegeschäft Plattner, Turt, Dresdner Straße 69. Holzbildhauer Birnick, Kurt, Zedtlerstraße 79. Jnseraten-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29. H-°s- 6 (auch für auswärtige Zeitungen). Installateur Zotter, Ferd. (Inh. Ludw. Hellwig), Markt 10. 542. V Kolonialwaren- und Landesprodukten-, Tabak- nnd Z Zigarrenhandlung Rentsch, Kurt, Parkstraße 1342- Ladestation für Akkumulatoren und Batterien K Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. 6. Malergewerbe Schindler, Edwin, Hohestraße 134 V. s-s- 71. Maschinenbau und Reparatur Schwepcke, Franz, Ingenieur, Meißner Str. 266. «M» 511. 8 Das Flammengrab von 11V Menschen. In der Kirche des kleinen rumänischen Dorfes Coste sei brach während des Karfreitag-Gottesdienstes ein Brand aus. Von den 150 Menschen, die in der nur neun Meter breiten und fünfzehn Meter langen Kirche zusammen- gedrängl waren, kamen 110 in den Flammen um. — Unser Bild zeigt die Brandstätte. Fest der Arbeit in Nom. Teilnahme Mussolinis. Die Stadt Rom feierte das Fest der Arbeit durch Einweihung zahlreicher moderner Institute und durch Veranstaltungen aus Anlaß des Abschlusses der Arbeiten zur Freilegung mehrerer Denkmäler des Altertums. Auf der Piazza Siena trugen 6000 Zöglinge der römischen Schulen in Gegenwart Mussolinis Cho) gesänge vor. Im Anschluß daran fand, ebenfalls >" Gegenwart des Ministerpräsidenten, die Einweihung dcs Historischen Museums des Liktorenbündels statt, das Dokumente über die Schicksale des Liktorenbündels v"" 110 v. Ehr bis zum Ende des l9 Jahrhunderts enthÄ' Daraus begab sich Mussolini zum Theatrum MarcB das jetzt vollkommen frei steht. Es ist das älteste steinch" Theater Noms Alsdann begab sich Mussolini zur Ei" Weihung des Römischen Museums, das in Bilder" Kostümen und Geräten eine Schau des Volkslebens i" Nom und der Campagna bietet, wie es sich in den vci gangenen Jahrhunderten entwickelte. Ferner sieht ma" im Erdgeschoß den Zug Pius' lX. und eine prächtig Papstkarosse. Mussolini begab sich darauf zum Form" '-es Augustus, wo kürzlich Haus und Loge der RM von Nhodus sreigelegt wurden. Was man noch wissen muß. Weltrundschreibcn des Papstes. Der Papst erläßt durch den „Osservatore Romano' ein Weltrundschreiben aus Anlaß der Wiederkehr des Todes tages des heiligen Augustinus, der vor 1500 Jahren gestorbe» ist, und zur Vorbereitung des Jnternauonalen EuckaristMf Kongresses, der im Mai in Karthago stattsinden soll. Pap' Pius schildert in dem Scheiben eingehend die Stellung ds- heiligen Augustinus in der Kirchengeschrchte und in der katho' tischen Kirche. Er behandelt ferner die Gnadenlehre August'"' und sein Leben als Bischof. Schweres Bootsunglück auf der Unterweser. Aus der Weser sank kurz vor Br-merhaven ci» mit drei jugendlichen Personen besetztes Ruderboot. Dabc< fanden ein 15jährigcr Wesermünder Junge und ein elfjähriger Schüler aus Bremerhaven den Tod. Der dritte Insasse, em zwölfjähriger Schüll: aus Wesermünde, wurde durch ve" Führer ein Bremer tzjacht gerettet. polttilÄts RuMfGsu Deutsches Reich Sühne für die Wormser Unruhen. In dem Prozeß wegen der bekannten Wormser M ruhen erfolgte die Urteilsverkündung. Verurteilt wurde" der preußische Landtagsabgeordnete Oskar Mülles zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis, der AngeklaE Stadtverordnete Haas zu neun Monaten Gesang»"-' Die Angeklagten Fay, Beierbach und Lens werden ZU st sieben Monaten und Leinhaas zu sechs Monaten Gefä"4 nis verurteilt. Der Angeklagte Tarrafchewski erhält Jahr Gefängnis. Fünf Angeklagte wurden zu sechs zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Sechs Ä" geklagte wurden freigesprochen. Nordamerika Einwanderungsziffcr wieder heraufgesetzt. Der Senat hat das Gesetz über die Einwanderung'; quoten dahin geändert, daß er die nationale Ursprung klausel, durch die eine Beschränkung der deutschem irischen und skandinavischen Einwanderung festgcüg' wurde, während die englische Einwanderung eine d"' dcntend höhere Quote zugewiesen erhielt, wieder strich Ob die Abstimmung praktischen Wert haben wird, ist no» nicht vorauszusehen, da es zweiselhaft ist, ob der gesaU^ Kongreß der Maßnahme des Senats zustimmt. Aus Zn- und Ausland Pforzheim. Der thüringische Innenminister Dr. Fr>! Hal gegen ven verantwortlichen Schriftleiter ver Freien Püp in Pforzheim, Lohmann, Strafantrag wegen Beleidig"'! gestellt. Die Freie Presse hatte den thüringischen Minister " einem Artikel „Paßfälscher. Putschist und Hochverräter" nannl, !I»W« «NW IIII IWIWI !!I MMUM! küMWIWMW von NITI'LWLIVllUi >22 „Nicht wahr, Sie lassen Ihre Mutter nicht mehr warten?" fragte sie. „Meine Mutter?" Fast hätte er lachen müssen. Aber als er ihr verhärmtes Gesicht sah, sagte er nur: „Was weißt du von meiner Mutter?" „Das hier!" erwiderte sie und hielt ihm ein Blatt Papier entgegen, das sic irgendwo bei sich gehabt haben mußte, entfaltete es auch und — Jochen Bendemann durfte sich glücklich preisen, daß die Ueberraschung ihn wenigstens nicht ganz unvorbereitet traf. Er hatte dieses Blatt noch nie gesehen; aber die Ab bildung darauf verriet doch sogleich, daß es einer jener Anschläge war, von denen Max Finsterbusch erzählt hatte, und er las ja auch in fetten Lettern seinen Namen — Seinen Namen! Denn das sah er, daß Mile ihn für diesen Bendemann hielt, der hier als Erbe gesucht wurde, und sür Sekunden vergaß er alles andere über dem einen Gedanken, der sich seiner ganz bemächtigte: War es denn möglich, daß die Natur sich solche Scherze erlaubte und zwei Menschen, die einander vollkommen fremd waren, so ähnlich gestaltete, daß keiner einen Unter schied zwischen ihnen Herauszusinden vermocht hätte? Nur die Augen ver Mutter! „Das bin ich", sagte er sich. „Ich! Niemand würde mir glauben, wollte ich es bestreiten!" Da bemerkte er, daß die Blicke des Mädchens noch immer forschend auf seinem Gesicht hafteten, und so nahm er sich zusammen. „Die Erna hat es mitgebracht?" fragte er. „Sie ist bloß veswegen gekommen", erwiderte Mile. „Sie hätte doch gleich gemerkt, daß Sie kein Arbeiter wären —" „Sondern?" fragte er, mit einem Versuch, zu scherzen. „Sondern ein vornehmer Herr, der sich einen Spatz mit uns erlaubt hat", erklärte Mile zögernd, um dann plötzlich seine Hände zu erfassen und aufzuschreien: „Und es ist ja nicht wahr! Sagen Sie, vatz Sie das hier nicht sind! Sie haben doch gearbeitet wie alle die anderen. Sie haben sich nicht heimlich etwas Besonderes gegönnt. Und zu uns sind Sie so gut gewesen, so gut, wie kein anderer vornehmer Mann es fertiggebracht hätte." „So daß du mich dafür wieder Sie nennen mußt, Mäd chen!" sagte er vorwurfsvoll. „Ich kann doch nicht —" „Und wenn ich dir sage, daß ich nicht dieser Bendemann bin?" „Dann glaube ich dir!" Das kam so jubelnd über ihre Lippen, und ihre Augen leuchteten so wunderbar dabei, daß er sofort ihr großes Geheimnis durchschaute — das Geheimnis, das sie ihm sonst nie verraten hätte: Daß sie ihn liebte! Das, das hatte er nicht gewollt! Aber auch nicht ver hüten können! Und wenn er jetzt sortging für immer, dann mußte ja diese Liebe in Miles Herzen allmählich wieder sterben — wie eine Blume ohne Sonnenschein. Aber schnell mußte er fort! Nicht einen Tag länger vurfte er bleiben! Und Mile selber schien auf einmal zu merken, was sie verraten hatte, denn sie gab seine Hände frei. Er sah, wie eine Glutwelle ihre Wangen purpurn färbte — dann ver schwand sie im Hause. Er selber stand noch sekundenlang unbeweglich. Er schaute ihr nicht nach; seine Augen sahen überhaupt nichts. Dann jedoch raffte er sich auf, wusch sich und kehrte in sein Kämmerchen zurück, kleidete sich an wie alle Morgen, wenn er zur Arbeit ging und stand dann doch wieder un schlüssig da. Durfte er noch einmal hierher zurückkehren? Oder war es nötig, daß er gleich in aller Frühe das Weite fuchte uud spurlos untertauchte —' irgendwo! Ehe er sich zu entscheiden vermochte, hörte er Mill unten rufen. Da wußte er, daß er sie nicht erschrecke" durfte, daß er noch diesen einen Tag hierbleiben mußll Aber in der Nacht wollte er fort, wenn alles im Haust schlief! So ging er denn hinunter, sah auf der Bank die Supst stehen und wußte, daß Mile sich nicht blicken lassen würde Er aß hastig, schaute nach der Uhr und stand dann aul denn er durfte Max Finsterbusch nicht warten lassen. Wenn er bis zur Bahnstation oberhalb der Stadt laufp wollte, um dann noch rechtzeitig an seine Arbeitsstelle z" gelangen, mußte er sich sehr beeilen. Dabei mußte er eine" Umweg machen, damit Mile, falls sie ihm nachblickte, niA merkte, daß er einen anderen als den gewohnten Weg einschlug. Als Jochen Bendemann den Wiesenpfad erreichte, der links von der Waldstraße durch einen Wiesengrund na^ dem Städtchen hinüberführte, drehte er sich um, ohne daß er einen Grund dafür wußte, den» von hier aus könnt" er das Krehersche Häusel nicht mehr sehen. Es war längst hinter den Bäumen verschwunden. Aber etwas anderes sah er! Den Weg herauf kam ei" Mann gelaufen, heftig mit der rechten Hand winkend, und nnn rief er auch noch: „Bendemann, warten Sic mal!" Ganz gegen seinen Willen erblaßte der Angerufen^ als er vcn Landgendarm erkannte. Er wußte sofort, wad der Mann von ihm wollte, und schon biß er die Zähne aufeinander. Ruhig blieb er stehen und wartete, bis der Man" herangekommen war und vor ihm stand, sich den Schweiß von der Stirn wischend, von der er die Dienstkappe ge zogen hatte. „Herrgott, können Sie lausen!" knurrte er dann. „Eun Viertelstunde bin ich wenigstens hinter Ihnen her, ohm daß ich Sie eingeholt hätte! Und mein Rufen haben auch nicht gehört!" (Fortsetzung folgt.)