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Oeuische Kolonialgesettschast. Zusammenarbeit mit Österreich Die Deutsche Kolonialgesellschaft veröffentlicht ihren Jahresbericht für 1929. Für die Öffentlichkeit ist es von be sonderem Interesse, zu erfahren, daß die Kolonialgesellschaft nicht nur als politischer Kampf- und Werbeverband t-ltig ist, sondern auch auf kolonialkulturellem, wirtschaftlichem und wissenschaftlichem Gebiete eine umfangreiche Tätigkeit entfaltet. „Für die Deutsche Kolonialgesellschaft war das Jahr 1929 ein Jahr weiteren Aufstieges und Ausbaues ihrer Kamps- und Arbeitsgemeinschaft. Es gelang der Gesellschaft, Angehörige aller Parteien und Berufskreise zu ihren Anhängern zu ge winnen und in den 270 Abteilungen Deutschlands zu ver einigen. Durch rege Werbetätigkeit, besonders im Westen des Reiches und hiei vor allem im Rheinland und in der Pfalz, konnte eine große Zahl neuer Abteilungen ins Leben gerufen werden. Durch den Zusammenschluß der österreichischen kolo nialen Ortsgruppen und ihren Anschluß an die Deutsche Kolonialgesellschaft als Gauverband Österreich wurde eine großdeutsche Kolonialsront geschossen. Skandal im Rathaus. Stadtrat gegen Bürgermeister. Es hat überall größtes Aufsehen erregt, als die Mit teilung durch die Presse ging, der Zwenkauer Stadt rat Jeschky Hache mit einer Wasserflasche gegen den Zwenkauer Bürgermeister Dr. Köhler geworfen, und zwar mit solcher Gewalt, daß Dr. Köhler sicher er heblich verletzt, wenn nicht gar getötet worden sein würde, hätte er sich nicht schnell gebückt. Jeschky ist unter Anklage gestellt worden; man warf ihm versuchten Totschlag vor, und er hatte vor allem gegen sich, daß er wegen Beamtenbeleidigung, Beamten nötigung und wegen gefährlicher Körperverletzung vor bestraft ist. Vor Gericht gab er an, er habe den Bürger meister Dr. Köhler gar nicht treffen wollen, er habe nur in der Wut die Wasserflasche dem Bürgermeister vor die Füße zu werfen beabsichtigt, weil Dr. Köhlei ihn und seine kommunistischen Fraktionsgenossen in dei Zwenkauer Stadtverordnetenversammlung ständig und offensichtlich durch hämische Redensarten provoziert habe. Bürgermeister Dr. Köhler erklärte, an dem fraglichen Tage habe Jeschky in der Versammlung mehrere belei digende Zurufe gemacht. Er habe sich veranlaßt ge sehen, die Sitzung zu verlassen, habe aus irgendeinem Grunde noch einmal zurückkehren müssen, und da habe Jeschky alsbald die Wasserflasche ergriffen und habe sie nach dem Bürgermeister geworfen. Der Wurf fei ganz gewiß e rn st gemeint gewesen. Das Schwurgericht verurteilte Jeschky wegen ver suchten Totschlags zu sechs Monaten Gefängnis. Dabei wurde dahingestellt gelassen, ob das Vorbringen Jeschkys, Bürgermeister Dr. Köhler habe ihn einen Fläz genannt, wahr ist; denn selbst, wenn dem so sei, so hätte bei der an sich gereizten Stimmung und dem ewigen Hin und Her im Zwenkauer Stadtparlament der Stadtrat Jeschky niemals in der vom ihm gewählten Weise zur Selbsthilfe schreiten dürfen. Dr. Gördeler, der neue Oberbürgermeister von Leipzig. Eine Flieger-Ehrenstätte im Tannenberg-Nationaldenkmal zum Gedächtnis der für Ostpreußen gefallenen deutschen Kriegs flieger soll nach dem hier gezeigten Entwurf des Malers Hans Lietzmann errichtet und am 24. August eingeweiht werden. Deutsches Reich Deutsch-spanisch-amerikanische Beziehungen Die ibero- oder spanischamerikanischen Institute in Berlin, Hamburg und Würzburg haben sich zu einer Arbeitsgemeinschaft unter dem Namen: „Die Vereinigten Jberoamerikanischen Institute Deutschlands" zusammengeschlossen. Damit sind oie Bestrebungen dieser Institute zur Pflege der deutschen Verbindungen mit den süd- und mittelamerikanischen Ländern auf den Gebieten oer Wissenschaft und der Kultur zentralisiert. Die ver einigten Institute werden sich einen gemeinsamen Freundeskreis in einer Deutsch-Jberoamerikanischen Ge sellschaft zu schaffen suchen. Die Notlage Breslaus. Der Magistrat der Stadt Breslau hat eine Entschlie ßung gefaßt, in der mit Bestürzung davon Kenntnis ge nommen wird, daß Breslau in dem Ostprogramm der Reichsregierung nur in völlig unzureichender Weise be rücksichtigt werden soll. Die Stadt sei um des Reiches willen in Not geraten und ohne Hilfe des Reiches sei der Niedergang der Stadt unaufhaltsam. Der Magistrat fordert auf wirtschaftlichem Gebiet die Fortdauer der Krisenfürsorge und Reichszuschüsse zu den sozialen Lasten der Stadt, zur Minderung der Arbeitslosigkeit, namhafte Zuschüße zu unbedingt notwendigen Straßen- und Hrückenbauten, beschleunigten Ausbau der schlesischen Wasserstraßen usw. Preußische Landkreise und Selbstverwaltung. Der Preußische Landkreistag begrüßt in einem auf Ersuchen des Ministers des Innern erstatteten Gutachten oen Schritt der preußischen Staatsregierung, die Reform der gesamten innerstaatlichen Selbstverwaltungsverhält nisse in einem einheitlichen Gesetz vurchzuführen. Finan zielle Unabhängigkeit und Selbstverantwortung, gesetzlich gewährleistete Bewegungsfreiheit und eine gesunde, den wirtschaftlichen und sozialen Ausgaben der verschiedenen Selbstverwaltungskörperschaften entsprechende Verfassung seien die Vorbedingungen für eine gutarbeitende Selbst verwaltung. Die neuen Gesetze müßten eine volle Selbst verwaltungsgleichheit zwischen Stadt und Land bringen. Eingemeindungen dürften in Zukunft nur als Ausnahme fall, als letztes Mittel betrachtet werden. Die Staatsauf sicht solle gegenüber der Selbstverwaltung auf das not wendigste Maß beschränkt werden. Liebe, -ie zu spät gekommen Original-Roman von Gert Rothberg. (43 ) Copyright by .Brückenberg-Verlag*. Zwickau i. Sa. Er stand auf. Seine kraftvolle Gestalt war straff gereckt. Man sah es diesem Manne nicht an, wenn er an langen Konferenztischen die Schlußrede hielt, daß er sich in langen einsamen Nächten bis zur Verzweiflung nach einer Gßen, zarten Frau sehnte, die einst seines Herzens Seligkeit ge wesen war, und der er doch so weh getan, daß sie vor ihm in die Unendlichkeit hatte fliehen müssen Ja, längst war er überzeugt, daß Lori damals nur diesen Weg gewählt hatte. Man fand ja oft Tote, deren Herkunft niemals festgestellt werden konnte. Schon oft war er dabei gewesen, an Teddy James Foro- land zu schreiben, um ihn nach Lori zu fragen Doch jedes mal ließ er es wieder Was sollte er? War Lori tot, dann wußte es auch Fordland nicht, und war sie mit ihm gegangen, nun, dann würde nur ein neuer Schatten auf Loris An denken fallen. Es war am besten, ewiges Schweigen deckte die Vergangenheit zu. Er hatte damals der seltsamen Aehnlichkeit der beiden Frauen nachgeforscht, hatte aber auch durch einen Detektiv nichts erfahren können, der lange Zeit in dieser Angelegen heit gearbeitet hatte. Der Name Anderscheff, der Mädchen name Karin Auffenbergs, fand sich in Papieren des ver storbenen Generalkonsuls, doch nichts gab Aufschluß über irgendeinen Zusammenhang. Nur das eine traurige Ergeb nis hatten die Nachforschungen erwiesen: Der deutsche Maler Auffenberg und seine Gemahlin waren beim Untergang des Dampfers „Lord Beningham" mit unter den Opfern gewesen. — Kerkow drückte sein Kind in überström.oder Liebe an sich. Der stramme kleine Bursche ^reßte sein rosiges Gesicht gegen das des Vaters. „Tante Elsbeth hat gesagt, wenn ich groß bin, kriege ich ein Ponnygespann und darf selbst kutschieren," jagte er dann wicktia. „Ja, mein Kerlchen, aber nur, wenn du recht brav bist." Kerkow wandte sich an seine Schwester. „Ihr habt euch beide sehr gut erholt in dem alten schönen Oberstdorf. Bubi blüht ja förmlich." „Ja, wir hatten aber auch prächtiges Wetter und vor zügliche Verpflegung. Möchtest du nicht auch hin? Es könnte dir wahrhaftig nicht schaden." „Das wohl nicht, aber die Einsamkeit tut mir nicht gut. Ich brauche Arbeit. Arbeit so viel als möglich." „Darüber werden wir wohl nie einig werden," meinte Elsbeth, und dann letzte sie hinzu: „Uebrigens traf ich vor einigen Tagen die Baronin Born. Von der einstigen schönen Karla ist wenig übriggeblieben. Sie sieht direkt verbittert aus und alt und grau. Es war wirklich eine gute Tat der Vorsehung, daß sie dich die schöne Karla in wahrem Lichte sehen ließ." Er lächelte „Es hat nicht einmal weh getan, nicht im geringsten. Und heute betrachte ich es als ein Glück daß Karla nicht meine Frau wurde. Aus verschiedenen Gründen!" Sie sahen sich an und verstanden sich. * * * Der Schnellzug erreichte Köln um Mitternacht. Kerkow begab sich sofort in das Hotel, in dem er stets zu wohnen pflegte, und erfrischte sich durch ein Bad. Dann las er unten in der Halle die Zeitungen und ging endlich schlafen. Er fand aber lange keine Ruhe. Schließlich stand er wieder auf und trat im Schlafanzug ans Fenster. Er brannte sich eine Zigarette an und lehnte dann am Fensterkreuz. Sinnend blickte er auf das Häusermeer hinunter. Von dort drüben grüßte der Dom. Von unten herauf drang ein paarmal fröhliches Gelächter. Unzählige Lichter brannten trotz der späten Stunde, und der Lärm der Großstadt durchhallte die Nacht. Und schweigend rauchte Hans Kerkow eine Zigarette nach der andern. Dicht am Fenster flog eine Fledermaus vorüber, Aus Zn- und Ausland Berlin. Der Reichspräsidem empfing den Präsident ves Reichsbankdirektoriums Dr. Luther. Berlin. Gegen den Beschluß der Strafkammer des Land' gerichts lli Berlin, durch den die Abtrennung des Ves' fahrens Fahlbusch vom Verfahren Schulz zurüa- gewiesen ist, hat der Verteidiger Beschwerde beim Kammer gericht eingelegt Der Generalstaatsanwalt beim Kammer gericht hat sich der Beschwerde angeschlossen Kassel. Der Provinzialansschuß der Provinz Hessen' Nassau gab seine Zustimmung zur Wahl des Beigeordnete" Haas- Köln zum Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassal" Nauen. Bei einem Zusammenstoß zwischen National' sozialtsten und Kommunisten kam es zu bestigf" Schlägereien. Zwei Kommunisten und ein Nationalsozialist wurden erheblich verletzt. Budapest. Der ungarische Ministerral beschloß die Aus' Hebung des Visumzwanges im Verkehr mit Deutschland und Österreich. Brüssel. Im Belgischen Senat wurde der Aoun?' Plan in erster Lesung angenommen. Die endgültige Ab" stimmung wird am Dienstag erfolgen. London. Vor dem Viktoriabahnhof in Bombay kam es zu Zusammen stützen zwischen etwa 2000 streikende" Eisenbahnern und Polizei. Im Verlaus der Unruhen mach!" die Polizei von ihren Feuerwaffen Gebrauch. Etwa 30 Per' sonen wurden mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus geschafft. Madrid. Der Wirtschaftsminister organisiert eine Studie"' reise deutscher, französischer, englischer und schweizerischer Ärzte nach Spanien. Die Besucher werden die klimatische" Verhältnisse der Mittelmeerzone und die hygienischen Bedi»' gungen des Früchte- und Olexports studieren. * Gefahr aus der Laurahütte. Siemiauowitz. Aus dem Fizinus-Schacht der LauraM« geriet infolge Verbrennens des Antriebsmotors die gesamt! Wetterführung ins Stocken, so daß der Luflzusuhrventilarck stillgelegt wurde Ehe die Betriebsleitung von dem Vorst" benachrichtigt werden konnte, geriet die 600 Mann starke Beleg' schäft ernstlich in Lebensgefahr. Vier Mann wurden bewußt los ausgefahren. Die Betriebsleitung Hal die Einfahrt bo auf weiteres verboten, um die Störung zu beseitigen, iva" mehrere Tage in Anspruch nehmen dürfte Zusammenstöße beim Danziger Landarbeiterstreik. Danzig. In Stuilhos (Kis. Großwerder) kam es bei ei»"' Versammlung kommunistischer Landarbeiter, die sich seit ve» 1. April im Streik befinden, zu schweren Ausschreitungen a" genüber Polizeibeamien. Ein Trupp von etwa 60 Komin"' nisten versuchte gewaltsam auf einem benachbarten Guls arbeitswillige Landarbeiter von der Arbeit sernzuhalten. M ihnen hieraus zwei berittene Schutzpolizisten entgegentrale» zog die Menge einen der Beamten vom Pferde und verletz« ihn durch Stockhiebe schwer. Von einer inzwischen heran gekommenen Verstärkung der Schutzpolizei wurden dann d« Teilnehmer des Umzuges auseinandergesprengt und 13 Ma»" festgenommen. Bei der Verfolgung ver Kommunisten dur« die Schutzpolizei versuchten zwei Leute zu flüchten und n"^ men hierbei ihren Weg durch die Königsberger Weichst Während es dem einen gelang, schwimmend vas andere Ust' zu erreichen, ertrank der andere in den Fluten. Oberstleutnant von Hindenburg, der einen Reitunfall erlitt. schlug gegen die Wand, und dann laß das kleine Ungeheuer ganz still auf dem Mauervorsprung In Gedanken verloren starrte Kerkow auf die Fledermaus Einmal kam ihm flüchtig in den Sinn, daß er doch eigen!' lieh sich wieder anziehen und ein Nachtlokal auffuchen könne, und wenn es ein Spielklub wäre, wo er seine innere Ruh"' losigkeit hätte betäuben können Doch er wurde morgen im Hause seines Geschäftsfreundes erwartet, in dessen Familien' kreis. Es war besser, er versuchte doch noch, ein wenig Ruh" zu finden, damit er nicht mit zerwühltem Gesicht bei den Freunden erschien Und wirklich schlief Kerkow dann doch noch einige Stunden fest und traumlos. — * * „Das Gelände gehört mir., Es hat schon meinem Groß' j vater gehört, und niemand hat mir darein zu reden, wen» ich es heute an Sie abtrete, lieber Kerkow. Da Sie eine» Mann gefunden haben, der Ihnen eine solche Erfindung zur Verfügung stellt, wäre es natürlich mehr als schade wen» diese Erfindung nicht ausgenützt werden könnte. Nur 7" die Gärten! Wir sprachen bereits bei ihrem letzten Hiersen' davon. Nun liegt das Stück Land mit diesen Gärten eigens' lich so, daß man es entbehren könnte, natürlich kann auch niemand zwingen, zu Gunsten der Besitzer in Ihr"' Plänen eine Aenderüng herbeizusühren. Es wird eben dom nichts anderes übrigbleiben, als eine Entschädigung zahlen und den Leuten zu einem gewissen Termin das Lau" aufzukündigen." , Herr Emmerling blickte über die goldene Brille hinweg am seinen Geschäftsfreund, der sinnend vor sich hinsah. Kerkow wandte sich ihm zu. „Durch mich sollen die Leute ihre mit so viel Liebe gepM. ten Gärten nicht einbüßen. Der Moloch Geschäft soll nicht letzte Fleckchen Romantik verschlingen in der dortigen 6a. Zumal sind es meist kleine Beamte und Kaufleute, den man den bescheidenen Erholungsort nimmt. Ich werde a den Plan nach dieser Seite hin ändern." . (Fortsetzung folgw