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Sie McderaOMng der röMe« Kaisersm Bon Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Das Forum Romanum, das von alters her als Markt, Platz für Volksversammlungen und Gerichtsstätte Roms ge dient hatte, war seit dem Ende der Republik immer mehr von Tempeln, Triumphbögen, Hallen und Denkmälern ein geengt worden. Nur an seinem Rande hielten sich noch Läden sür Fleischer und Handwerker. Caesar und die ersten Kaiser schufen zwar neuen Raum durch die Anlage glänzender Fora, aber auch diese füllten sich mit Tempeln und Hallen und genügten dem Marktbedürfnis erst recht nicht. Das Marktleben zersplitterte und spezialisierte sich immer mehr im Rindermarkt, Fischmarkt, Gemüsemarkt, Mehlmarkt usw. Das war sehr lästig für die ärmeren Bewohner der volk reichen Subura, die sich bis zu den Kaiserforen hinzog. Als Trajan sein neues Prachtsorum erbaute, trug er diesem Not stand in großzügiger Weise Rechnung. Es sollte zugleich dis bisherigen Fora mit der Neustadt auf dem Marsfeld, dem späteren Rom des Mittelalters, verbinden. Zu diesem Zwecke mußte der Abhang des Quirinalhügels, der sich bis zum Ka pitol hinzog, in einer Tiefe von 35 Metern abgegraben wer den, wie die Inschrift auf dem Sockel der Trajanssäule be zeugt, die in Höhe dieses abgegrabenen Geländes emporragt. In genialer Weise hat Trajans Baumeister, Apollodor von Damaskus, diese Schwierigkeit überwunden und zwei prak tische Zwecke mit einander vereint. Da die Erdmassen am Rande des Abstichs abgestützt werden mußten, schloß er das Forum nach der Bergseite hin mit einem gewaltigen Halb rund ab, an das er auf der oberen Fläche des Quirinalhügels einen großen Marktbezirk angliederte. Eine Randstraße, die dies dreistöckige Halbrund umzog, stieg in großer Kehre zu dem Markt empor und mündete in die Hauptmarktstraße, die Ma Biberatica, die sich nach der Subura in einem großen Bogen öffnete. Zwei Treppen führten durch das Halbrund unmittelbar zu ihr hinauf. In alle drei Stockwerke des Halbrundes wurden Läden eingebaut, von denen bisher 150 ausgegraben find. Sie waren teils von der unteren Straße, teils von dem inneren Umgang des Halbrunds, teils von der Bia Biberatica aus zugänglich. Am Ende dieser Straße er hob sich eine große Markthalle, deren Mittelschiff hohe Kreuz gewölbe schlossen, während sich die Seitenschiffe in je sechs zweistöckige, überwölbte Räume gliederten, die durch Strebe bögen den Schub der Kreuzgewölbe auffingen. Ähre Anlage nimmt bereits die weit spätere der Maxentiusbasilika in Köln voraus, die sich in christlicher Zeit in die Kirche S. Maria im Kapitol verwandelt hat und noch heute steht. Die Front dieses Gebäudes nach der Marktstraße steigt in drei Stock werken mit Fensterreihen und Slraßeubalkonen empor, ganz ähnlich wie sie bei den neuen Ausgrabungen in Ostia, der Hafenstadt Noms an der Nbcrmündung, zu Tage getreten sind! hier wie dort wird also schon die Bauweise des Mittel alters und der Renaissance vorweg genommen. In den Marktkompler schiebt sich schließlich noch ein großes, abge- londertes Gebäude, das vermutlich Sitz der Marktbehörde und Marktpolizei war. Alle diese überraschenden Dinge, die uns eine unmittel bare Anschauung von dem Marktwesen einer antiken Welt- Mdt gewähren, sind das Ergebnis der neuen Ausgrabungen A Kaiserfora,'die unter Mussolinis Leitung mit Tatkraft und Weitblick ausgeführt werden. Der ganze Komplex ist von dem ^amengewirr des Mittelalters und der Neuzeit befreit wor- A und in seinen Kernmauern noch Wohl erhalten. Von der Marnwrpracht des Augustus- und Trajanssorums zeugen fAbch nur noch Reste von erlesener Feinheit der Arbeit. Aw Augustusforum waren bisher nur die drei halbver- lchütteten Säulen des Mars-Ultor-Tempels und die Brand- wauer mit dem gewölbten Durchgang des Arco de' Pantani ju sehen. Jetzt ist der ganze Tempel in seinem Grundriß sreigelegt. Durch die Mitte des Forums zog sich eine zwei- geschossige Säulenhalle, im oberen Stockwerk von Karyatiden getragen, und den Abschluß des Forums bildete ein großes dreistöckiges Halbrund. Zum Trajanssorum führte ein hoher Mumphbogen, der bis in die Renaissancezeit gestanden hat! dann folgte ein weiter, von Säulenhallen umgebener Platz w dessen Mitte das vergoldete kaiserliche Reiterstandbild langte. Er wurde durch das oben geschilderte Halbrund ab- geschlossen, über dem sich der Marktbezirk aufstufte. Weiter Mgte die Basilica Ulpia mit dem Wald ihrer hundert Säulen, d°n der bereits vor hundert Jahren, zur Franzosenzeit, ein veil des Fußbodens freigelegt wurde, und dahinter ragte die Vlajanssäule, die das Mittelalter als Glockenturm überdauert M; in ihrem Sockel war die Asche des Kaisers beigesetzt. Äe wurde von zwei Bibliotheken eingefaßt, einer griechischen sind einer lateinischen, von deren Dächern aus man die schraubenförmig ansteigenden Reliess der Siegessäule bequem betrachten konnte. Dahinter ragte der Tempel des Trajan wid feiner Gattin Plotina, den Hadrian seinem Vorgänger errichtete und der gleichfalls noch sreigelegt werden soll. Das Ganze war von unerhörter Pracht und galt bis ins späte Altertum als Weltwunder. Heute, nach seiner Freilegung, ist es ein Denkmal für den praktischen Sinn Trajans und seines genialen Baumeisters, aber auch ein Ruhmesblatt für Mussolini und die italienische Altertumswifsenfchast. NIIlNINMlUIMIlMNIIIIMNlttlMMMMMIMUIMMIM An Sachsens Kläffen. . I i. In meiner Jugend hingen über Sachsens Flüssen unheilschwangere Gewitterwolken. Denn sie mutzten in der Geographiestunde wie am Schnürchen hergebetet werden. Die Nebenflüsse links der Elbe. Die rechten Nebenflüsse der Mulde. Bei der geringsten Stockung trat der Rohrstock in Tätigkeit. So floß, lediglich als Angst produkt, zuweilen die Zschopau in die Elbe. Meyer hieß der wackre Pädagoge, der uns also sächsische Geographie einbläuteI Die sächsischen Flüsse in der Theorie hätten genügen können, sie uns aus Lebenszeit zu verleiden! * Pädagog Meyer wußte nicht, wie anmutig, in zärt lichen Auen oder an Bergesgrün, unter blauem Himmel silberblitzend Sachsens Flüsse dahinfließen. An rotgieb- ligen Dörfern und burggekrönten Städten vorüber. Kichernd mit Holperwurzeln und Felsbrocken sich balgend im Waldesgrün. Oder in grünem, rotem oder blau schwarzem Arbeitskittel gleichsam dort, wo sie in harter Fron angespannt werden von Technik, Industrie und Gewerbe. Wild stürmend, im Überschwang ihrer Berg jugend kommen sie aus den Bergen und Wäldern, um dann im Flachland mit zahlreichen Geschwistern ihrer Art sich zu verbrüdern. Und fortan gemächlich, breit durchs ebene Land zu fließen, dem Meere zu . . . Wie gesagt, Meher kannte die sächsischen Flüsse nur aus dem Geo graphiebuch. * Da springt lustig in ihrem Bett die junge Spree. An Bautzen vorüber. Mit dem prächtigen Stadtaufbau von Burgmauern, Zwingtürmen, Felsen, Burg, Giebeln, Dom über dem Wässerlein in der Tiefe. Eine Reihe Häuser ist unter die Burg geduckt; dort wird die Spree stets mit wimpelnder, rotkarierter Wäsche empfangen. Jenseits über dem kurzgeschorenen Rasen des Proitschen- bergs steht die kleine Kapelle, um die in den Ostertagen alljährlich das fröhliche Eierschieben stattfindet, über BOW M Tele-Hg« Skizze von Kurt Miethke. Glen, der Sänger, schlug den Mantelkragen hoch und trat aus der Tür. Dann eilte er dem Walde zu, dessen Jaunen ihn vor dem Regen schützen sollten. Er fühlte sich frei und erlöst. Es war herrlich, keine Verpflichtungen zu Haben, ohne Stundenplan leben zu dürfen. Vor vier Wochen war Glen aus der Hauptstadt geflüch- Er fuhr im Auto vou einer Nachmittagsveranstaltung A Wohltätigen Zwecken nach dem Sendegebände der Radio- Hasion, wo er wieder singen sollte, und da überkam ihn plötzlich der Ueberdruß an seinem Leben. Er fuhr nicht nach "fw Rundfunkhause, sondern in seine Wohnung, stopfte die Notige Wäsche eilig in einen Kösser und erreichte gerade noch ^chtzeitig und glücklicherweise von niemand erkannt den nach oem Gebirge gehenden Zug. Hier lebte er seit vier Wochen, Niemand wußte darum. Was mochten die in der großen Stadt Wohl denken? flsin Mensch wußte ja, was aus ihm geworden war. Viel- lfscht hielten sie ihn für tot, vielleicht für ermordet. Oder schulen sie am Ende, daß er ihnen nur durchgebrannt war, satt er sie hatte, wie er sie verabscheute, diese eiligen, Nervösen, ewig betriebsamen Großstadtlente? . Glen war, während diese und ähnliche Gedanken ihn beschäftigten, pseifend nnd seinen Stock schwingend weiter gegangen. Plötzlich sand er sich vor einer Hellen Waldlich tung, aus der sich ein zweistöckiges Haus erhob, von einem Rosengarten umgeben. Glen zuckte zurück. Er war in Gedanken also doch bis fu einer menschlichen Behausung gelangt, und nun mußte fr ausreißen. Glen riß aber nicht aus. Er blieb stehen und Narrte das Haus an. Nicht etwa, daß an dem Haufe oder auch an dem Rosengarten etwas Besonderes zu sehen ge wesen wäre, keineswegs. Im Gegenteil, das Haus sah eigentlich geschmacklos aus. Was aber mochte wobl eine wiche Gewalt auf Glen ausüben, daß er stehen blieb und mit aufgerissenen Äugen vor sich hinsah, daß er seinen Spazierstock preßte und des immer dichter herunter stürzenden Regens nicht achtete? Eines der Fenster des Hauses war geösfnet, und aus dieser Oefsnung tönte eine Stimme. Glen hatte geschworen, den Umgang mit Menschen zu vermeiden. Aber keiner wird ihn noch tadeln können, daß er nicht sofort weg lief, keiner, der hört, was das offene Fen ster des Haufes sagte. Es sprach vernehmlich: „Noch immer hat die Oeffentlichkeit keine Gewißheit über das Schicksal des seit einem Monat verschwundenen Sängers. Es wird, wie uns die Kriminalpolizei mitteilt, jedoch immer wahrschein licher, daß es sich bei der Leiche des im Fluß aufgefundenen Unbekannten um die sterblichen Reste Glens handelt. Wir geben diese Mitteilung unter allem Vorbehalt weiter uni hoffen von ganzem Herzen, daß sie sich nicht bewahrheitet nnd daß unser Glen eines Tages frisch und lebendig Wiedei auftauchen wird, um vor Ihnen, meine verehrten Hörer uni Hörerinnen, zu fingen. Wir beginnen jetzt unser Schall plattenkonzert, das den Titel ,Glens Meistergesänge' trägt. Wir beginnen mit dem Prolog des Bajazzo ..." Glen stand zitternd im Regen. Und der rauschte jetzi in dichten Strömen herunter. Glen war durchweicht vou oben bis unten, von seinem Hute liefen feuchte Bäche fröh lich in den Kragen. Glen merkte es nicht. Er lachte. Er lauschte. Er hörte sich singen. Seim volle, herrliche Stimme erklang hier mitten im Walde, iu einem unbekannten Hause. Glen empfand: Dies ist ein Wunder! Ein Wunder unserer Zeit! Hat nicht auch unsere Zeit ihre Romantik? Ist nicht auch sie phantastisch, ist nicht auch sie wert, daß man in ihr lebt und schafft und wirkt? Glen lachte! Und als er sich den Bajozzo hatte singen hören, lief er triefend wie ein Wasserfall an den Eingang des Hauses und klingelte. Fragte den alten freundlichen Herrn, der ihm öffnete, ob ein Telephon im Hause sei. Ja? Das sei großartig. Und ob er telephonieren dürfe? Ja? Das sei noch großartiger! mittig yoppeit die flache, kleine Spree an der alten, heroi schen und krieggewohnten Stadt vorüber. * Majestätisch fließt Sachsens einziger Strom, die Elbe. Man kennt ihren von schwarz qualmenden Dampfern, von Schleppern, Zillen und Flößen bevölker ten Wasserweg von Tschechiens Grenze bis wett ins Preu ßischblaus hinein. Von Herrnskretschen setzt man mit dem wie wildgeworden über den Strom schießenden Fährboot ans jenseitige Elbufer über nach Deutschland, wo einem der Zöllner wohlwollend den Rucksack klopft: „Haben Sie etwas zu verzollen?" Man steht in Bad Schandau vor kühl drein schauenden Hotelpalästen am Strande. Ruhig, schwarz fast strömt die Elbe. Frachtdampfer liegen an den Ufern. Die Drosseln orgeln feierlichen Choral. Ein Mädchen- lachen zwitschert dazwischen. Wie ein Götterthron steht der Lilienstein pathetisch in der Landschaft. Dann lag an einem Aprilmorgen Winterschnee über der blühenden Lenzlandschaft. Im Schneegestöber stiegen wir zum Lilienstein empor. Wundervoll, in edlem Schwung, fließt drunten die Elbe schwarz durchs Weiße Land. Und nicht weniger wundersam die Blicke von der Feste Königstein, der kleinen Stadt auf Felsplateau hinter Mauern, von den Felsemder Bastei ins Elbtal hin ab. Gibt es überhaupt empfindungsvolleren Blick in deutschen Landen? Ein andermal ist man im wellenpeitschenden Elb- dampfer genießerisch durchs Land gefahren. Zwischen romantischen Waldbergen und sandsteinbruchzerfressenen Felsen, zwischen flachen Ufern mit weitem Blick ins lenz- liche Elbland. Jndustriewerke bauen sich auf, die modernen Burgen der Gegenwart. Wie eine dröhnende Sinfonie der Arbeit klingt das Gehämmer von der Schiffswerft Laubegast herüber. Lustschloß Pillnitz mit seinen grünen Kupferdächern und gastlicher, in den Strom tauchender Freitreppe liegt dort. Dann die mit Gartenhäusern buntbetupften Berghöhen von WachwiH und Losch Witz. Ein verwirrendes Eisengerippe schwingt sich über den Strom: die Blasewitz mit Loschwitz verbindende Hängebrücke. Blasewitz? Potz Blitz — da kommt einem ohne viel Zutun die Marketendergustel in den Sinn. Nun säumen Grotzstadthäuserreihen die Ufer. Vor der ersten der sieben Elbbrücken holt der Dampfer seinen Schornstein ein. Nicht als Reverenz, sondern weil er sonst nicht durchfahren kann. Alt- Dresden baut sich auf in unvergleichlicher Schönheit. Mit grünen Kupferdächern und bauschenden Kuppeln, mit ragenden Türmen, auf deren Spitzen goldene Kreuze funkeln und leichtbeschwingte Gestalten tänzeln, über Hoskirche, Schloß, Brühlscher Terrasse, Zwinger, Palästen, all dem, was Dresden zur schönen Stadt macht, in grauer Wucht wie ein schwerer Traum die Frauenkirchkuppel. Dann steht man bewundernd vor der unvergleichlichen Stadtsilhouette Meißens, der tausendjährigen Stadt, wo gotischer Dom und graue Burg auf Felsen über dem rauschenden Strom ragen, das rot-graue Altstadtgewinkle Alt-Meißens tief unter sich lassend. Und dann Gröba — der bedeutende sächsische Elb- Hafen. Neben Magdeburg einer der größten deutschen Elb- umschlaghafen. An den 4000 Meter langen Hafen- und Uferanlagen können gleichzeitag 50 Fahrzeuge entladen werden. Das Schienennetz hat eine Länge von 180 Kilo metern. 609 115 000 Kilogramm betrug 1928 der Gesamt- umschlag! Im ölig-trüben Wasser spiegeln sich zahlreiche Krane. Frachtkahn liegt neben Frachtkahn verankert und festgeseilt an der Hafenmauer. Mit Zollamt, Bahnhof, Jndustriewerken, riesigen Holzlagerplätzen, Petroleum tanks zeigt sich hier ein grotzangelegtes Jndustriebild. Hinter Strehla fließt die Elbe ins Preußische hin über. Immer einmal hallt das Schaufeln, Stampfen und Sirenengeheul der Elbdampfer, das Rauschen der auf gewühlten Wogen zum Städtchen hinauf. Die Elbe nimmt Abschied . . . Die MügliH. Man sieht es dem Wässerchen nicht an, mit welch grauenhafter, elementarer Gewalt es in jenen unvergessenen Julitagen 1927 wüten konnte, Häuser spaltete, Brücken wegriß, Straßen, Felder, Wiesen ver wüstete, verschlämmte, mit Felsbrocken und Baumstämmen übersäte, einen Eisenbahnzug ins Wasser stürzte, gegen 100 blühende Menschenleben vernichtete, Tod und Verderben spie auf seinem Wege. Es erinnert heute nur wenig an jene schreckliche Wasserkatastrophe. Neue Brücken und Holzstege über brücken das Tal, neue Häuser sind an die Stelle der ver wüsteten getreten. Die Mildtätigkeit des deutschen Volkes floß reichlich. Doch die Bewohner denken mit Grauen an jene Tage zurück. (Zweiter Teil folgt.) Glen stürzte an den Apparat, und zehn Minuten später hatte er die Fernverbindung hergestellt, die er wünschte. Die Sendestation der Hauptstadt meldete sich. „Hier Glen", sagte der Sänger. „Wie bitte?" fragte eine ungläubige Stimme. „Glen ist am Apparat." „Augenblick mal." Glen hörte, wie noch jemand an den Apparat gerufen wurde, um das unglaubliche Gespräch vorsichtshalber mit ab zuhören. Dann fuhr die Stimme fort: „Also, Sie behaup ten, Sie wären Glen, der Sänger Glen, nicht wahr?" „Ja, das behaupte ich." „Wir sind jedoch in letzter Zeit zahlreichen Mystifika tionen zum Opfer gefallen, gerade, was diesen Fall betrifft. Sie müssen uns daher schon verzeihen, wenn wir Ihrer Behauptung mit einigem Mißtrauen gegenüber stehen..." Glen lachte: „Hören Sie zu!" Dann sang er den Prolog aus dem „Bajazzo" ins Telephon. Sang wie noch nie. Als er geendet hatte, klatschten die am anderen Ende des Drahtes in die Hände, daß dem Sänger die Ohren summten. Und die Hauptstadt freute sich zur gleichen Minute. Denn die findigen Rundsunkleute hatten schleunigst ein Mikrophon herangeschafst und aus diesem Telephongespräch und diesem Telephongesang die sensationellste Funksendung gemacht, die man sich denken kann. Und als Glen die letzten italienischen Worte des Pro logs gesungen hatte, sagte er: „Ich bin übermorgen wieder in der Hauptstadt. Niemand kann sich selbst entfliehen, nie mand kann vor seiner Kunst ausreißen. Heißt es nicht, daß wir mit unserem Pfunde wuchern sollen? Morgen habt Ihr mich wieder!" Die Hauptstadt, die diese Worte hörte, hatte ihre Sen sation, und der alte, freundliche Herr, der noch immer mit verblüfften Augen bei dem Fernsprecher stand, hatte gleich falls seine Sensation. Glen aber, der über das ganze Gesicht strahlte, hatte den Schnupfen. Und es dauerte noch eine ganze Woche, bis er wieder singen durfte. Aber das empfand er als kleine und gerechte Strafe ...