Volltext Seite (XML)
Deutscher Protest in Moskau. Das Sowjetarbeitsgericht hat kürzlich den deutschen Leiter der Konzession „Drusag", Dr. Dittlow, und seinen Gehilfen Dr. Weimert zur Höchststrafe von je 10 000 Rubel verurteilt, da sie sich angeblich Verstöße gegen die sowjet russische Arbeitsordnung hatten zuschulden kommen lassen. Es handelte sich in einigen Fällen um Über stundenarbeit, die als Nichteinhaltung des achtstündigen Arbeitstages angesehen wurde, und andere kleine Ver gehen. Nun wird bekanntgegeben, daß wegen dieses Vor gehens der Sowjetbehörden von der deutschen Botschaft in Moskan energische Vorstellungen erhoben worden sind. Saargruben sollen wieder in Staatsbesitz. Zu den bekanntgewordenen Bestrebungen, bei der Rückgliederung des saargebiets die Gruben einer ge meinschaftlichen Privatisierung in deutsch-französische Hände zu unterwerfen, hat jetzt die sozialdemokratische Reichstagsfraktron eine Interpellation eingereicht, in der es heißt: „Es lsi der einmütige Wunsch des gesamten deutschen Volkes, daß nach der Annahme des Young- Plans das noch vom Reich getrennte Saargebiet schnell stens mit dem Deutschen Reiche wieder vereinigt wird. Bei den Verhandlungen über diese Frage muß es die Auf gabe der Neichsregierung sein, dafür zu sorgen, daß die Waargruben m die deutsche Verfügungsgewalt zurück kehren und die früheren Staatsgruben den Vorbefitzern zurnckgegeben werden." Die Neichsregierung wird ge- fragt, ob^ die gegenwärtigen Verhandlungen in Paris in dle>em ^inne von ihr geführt werden. Bayerische Regierung gegen Landtagsneuwahl. In halbamtlicher Form veröffentlicht die bayerische Negierung ihre Stellungnahme zur Entscheidung des Bayerischen Staatsgerichtshofes, der fünfzehn Mandate Larwtages für ungültig erklärte. Eine .teuway.^des Landtages, so sagt die Regierung, komme nicht >n §rage. Die gefaßten Beschlüsse des Landtages blieben gültig Von den für ungültig erklärten fünfzehn Landtagsmandaten entfallen sechs auf die Bayerische Volkspartci, fünf auf die Sozialdemokraten, zwei auf den Bauernbund, eins auf die Deutschnationalen und eins a"' on Nationalsozialisten. Das bisherige Verhältnis von 80 stimmen Regierung gegen 48 Stimmen Oppo- gtlon wurde sich auf 71 gegen 42 verändern. Aus In- und Ausland Berlin. Der Volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichs tages nahm beini Gaststätlengesetz einen Antrag an, der die Gastwirte verpflichtet, alkoholfreie Getränke zu führen. Ebenso sprach sich der Ausschuß für allgemeine Fest setzung der Polizeistunde auf ein llhr aus. Wien. Der Prozeß wegen der Waffensunde in der sozialdemokratischen Druckerei „Vorwärts" endete mit der be dingten Verurteilung des Privatbeamten Wodak zu 48 Stunden Arrest. Die beiden Angeklagten Karl Bauer und Karl Heinz wurden freigcsprochen. Wien -In einer Versammlung der p aneuropalschen t",» es zu Störungen durch junge Nationalsozia- Äen Re Stinkbomben warfen Zwei Personen wurden leicht verletz! rwci Personen verhaftet. Lewnarad. Entgegen den verbreiteten Gerüchten über starke Verfolgung der evangelischen Kirche in Rußland ist festzustelleu daß außer den un Dezember erfolgten Verhaftun gen von zwei Pastoren bisher keine weiter.» Verhaftungen vorgenommen worden sind. Der Gottesdienst findet in allen drei evangelischen Kirchen Leningrads nach wie vor regel mäßig statt. Washington. Nach einer sehr erregten Aussprache, die den ganzen Tag dauerte, bestätigte der Amerikanische Senat mit 52 gegen 26 Stimmen die Ernennung Hughes' zum obersten Richter der Vereinigten Staaieii. Buenos Aires. Bei einer Wahlversammlung in Lincoln lProvinz Buenos Aires) kam es zu einer Schießerei zwischen Konservativen und Radikalen, wobei ein Polizeisergeant er schossen und eine große Zahl von Personen verwundet wurde. Peschawar. I» Afghanistan ist ein neuer bedrohlicher ckufstand der Schinwarts gegen das bestehende Regime aus- gebrochen Es verlautet, daß die Schinwarls eine gut aus- g^'wete Armee von 40 000 Alaun aufstellen können, denen sich .»?rschemlichkeit nach auch der Stamm Mohmands mit lo OOO Larin anschlietzen werde dkanking. Der Minister des Außer» gab bekannt, daß der eines Abkommens mit dem britische» Gesandten über ^-r".6abe von Weihaiwei paraphiert worden ist. Dies sei der erste Schritt zur Rückgabe aller Pachtgebiete. Neues sus »Iler Wett Zwei Kinder durch Rauchvergiftung getötet. In der Wohnung der Eheleute Meier in Rendsburg entstand in deren Abwesenheit ein Feuer, bei dem sich starker Qualm entwickelte. Die in der Wohnung allein zuriickgelasseuen drei Kinder im Alter von ein bis vier Jahren erlitten eine ichwere Rauchvergiftung, an deren Folgen zwei von ihnen gestorben sind, während das dritte so schwer da- niederliegt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Schwere Unwetterschädcu im Atnagebiet. Das Atnagebiet auf Sizilien, besonders die Gegend, in die 1028 die Lava abfloß, ist durch Wolkenbrüche von schweren Überschwemmungen heimgesucht worden. In Santa Maria sind die Weinkeller überschwemmt. Mehrere Häuser sind eingestürzt, auch wird der Verlust zahlreicher «chaf- und Rinderherden gemeldet. Die Explosion in Brooklyn durch eine Geheim- vrennerei verursacht. Bei der großen Explosion in Brook lyn wurden insgesamt 35 Schulkinder und acht Erwachsene verletzt. Siebzehn Kinder mußten ins Krankenhaus über geführt werden, von den acht Erwachsenen befinden sich drei in Lebensgefahr. Die Explosion soll durch eine ge heime Schnapsbrennerei verursacht worden sein. Die Polizei ist auf der Suche nach einem Neger, der diese Brennerei betrieben haben soll. - Raubübcrfall auf das Bureau der Western Union. Auf das Hanptbureau der Western Union Telegraphen gesellschaft in Detroit, das bereits vor kurzem einmal überfallen worden war, wurde abermals ein Raubüber fall ausgeführt. Hierbei kam es zu einem Revolver- gefecht, wobei einer der Verbrecher erschossen, ein zweiter verwundet und mehrere Polizisten schwer verletzt wurden, srei Räuber entkamen in einem Auto das sie zwei Armeeofftzreren abnahmen. - Eine „Hinrichtung" in der Newyorker Unterwelt. ElN Newyorker Kreisen sehr bekannter Spieler und Lebemann ist in der Nahe des Yankeestadions in Newvork von vier Unbekannten überfallen und famt seiner Begleiterin durch unzählige Revolverschüsse getötet wor den. Die vier Unbekannten, die im Automobil gekommen waren, konnten sich nach der Tat unbehelligt entfernen. Der Fall erregt insofern besonderes Aufsehen, als man annimmt, daß es sich um eine „Hinrichtung" handelt, die eine Folge der vielen Fehden in der Newyorker Unter welt ist. -- Entscheivungen des Reichsgerichts Für nebensächliche Bauarbeiten in landwirtschaftlichen Be trieben genügt Entlohnung nach dem Gutshandwerkertarif. Ein Arbeitsamt hat einem Gutsbesitzer zwei arbeitslose Maurer zuge wiesen, die den Innen- und Außenputz sowie das Aüsweißcn einer Pvlenkaserne zu besorgen hatten. Der Gutsbesitzer zahlte dafür nach dem Gutshandwerkertarif. Die Arbeiter velangten Bauhand werkertarif und klagten, wurden aber vom Landesarbeitsgericht Erfurt abgewiesen. Die Revision gegen dieses Urteil hat das Reichsgericht kostenpflichtig zurückgewiesen. Aus den Enkfchei- dungsgründen (RAG. 414/29 vom 8. Februar 1930) ist wesent lich: Die Voraussetzung für die Anwendung des geforderten Bäu handwerkertarifs wäre doppelt. Einmal müßten die Arbeiten an sich in den Bereich des Bauhandwerks fallen und zum zweiten müßte auch der Betrieb, in dem diese Arbeiten geleistet werden, ein ausgesprochener Bauhandwerksbetrieb sein. Hier aber han delt es sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb, in dem neben sächliche Maurerarbeiten ausgeführt worden sind; von diesem Gesichtspunkte aus ist nicht zu beanstanden, daß nur nach dem Gutshandwerkertarif gezahlt wurde. Mehr Vorsicht bei Ausübung des Vorfahrtsrechts. Am 26. September 1928 wurde an der Kreuzung Vincent- und Gymna- sial-Straße in Hindenburg der Bäckerlehrling F. von einem Last kraftwagen überfahren. F. erlitt einen Obc-rschenkelbruch. Der Lastkraftwagen war mit mäßiger Geschwindigkeit durch die Gym nasialstraße gefahren, und vor der Einmündung der Vincentstr. in diese hatte der Lastkraftwagenführer Franz Kubis mehrmals Hupenzeichen gegeben. Diese Signale waren von dem Bäcker lehrling F. aber einfcheinend nicht gehört worden; denn er kam mit seinem Fahrrad in schneller Fahrt aus der Nebenstraße her ausgefahren und wurde, ehe Kubis bremsen konnte, von dem Kühler des Lastkraftwagens erfaßt und dann überfahren. Der Kraftwagenführer Franz Kubis wurde unter Airklage gestellt, am 2. 7. 1929 jedoch vom Landgericht Gleiwitz freigesprochen, da die Strafkammer ein schuldhaftes Verhalten des Angeklagten nicht feststellen konnte.. Gegen diesen Freispruch legte die Staatsan waltschaft Revision ein, der vom zweiten Strafsenat des Reichs gerichts in seiner Montagsitzung stattgegeben wurde. Der Senat hob das Urteil auf und wies die Angelegenheit zur nochmaligen Verhandlung und Nachprüfung an die Vorinstanz zurück. Diese Entscheidung (2 D 1143/29 vom 10. Februar) wurde, wie die Telegraphen-Union mitteilt, im wesentlichen wie folgt begründet: Die Auffassung des Landgerichts sei in mehreren Punkten rechts irrig. Die Uebersicht über die Fahrbahn sei für einen Kraftfahrer schon dann behindert, wenn ihm der Ueberblick in seitlich einmün dende Nebenstraßen verwehrt sei. Aber auch abgesehen von der artigen Vorschriften habe der Kraftfahrer an sich die Rechts pflicht, auf die gesamten Gesahrmöglichkeiten bedacht zu sein, und insbesondre beim Ueberfahren von Kreuzungen die Möglichkeit in Rücksicht zu riehen, daß von der Seite unversehens andere Wegedenutzer in den Hauptweg hineingeraten können. Der Vor fahrtsberechtigte habe nicht die Befugnis, ohne Rücksicht auf die aus Nebenstraßen kommenden Wegebenutzer seine Fahrt fortzu setzen. Das Borfahrtsrecht dürfe nur dann ausgeübt werden, wenn es bei der besonderen Verkehrslage ohne Gefährdung an derer geschehen könne. Selbstverständlich müsse der Kraftfahrer an jeder Straßenmündung auch damit rechnen, daß jemand vor schriftswidrig aus dieser herauskommt. ! Turnen, Sport unck Spiri g Sachsen hebt den Spiclnachmittag auf! Das Verordnungsblatt des sächsischen Ministeriums für Volksbildung bringt eine neue Regelung der Stundentafeln für die Untersekunda. Danach wird die Teilnahme an den Spielen den Schülern und den Schülerinnen in Untersekunda der neunstufigen und der entsprechenden Klasse der sechsstufigen höheren Schulen — freigestellt. Damit ist, so schreibt der Deutsche Reichsausschuß für Leibesübungen, die b sherige Ver bindlichkeit aufgehoben und es entsteht das Erstaunliche, daß die Schulfächer, z. B. Kurzschrift, Geschichte, Staatsbürger kunde, Latein, Englisch, Naturkunde, Chemie uns Physik, stun den weise verbindlich fcstgelegt sind und nur das Bildungs mittel des Spiels anzuwenden den Schülern freistehi. Es ist so, als ob wir für unsere zukünftigen Staatsbürger nichts ent behre» könnte», weder das nötige Wissen in Chemie noch in Naturkunde noch in Geographie usw., nur den Charakter, den können wir entbehren, jene sozialen Werte und die Tiefen wirkung auf Wille, Haltung, wie sie durch Spiel, und zwar eigentlich überhaupt nur durch Spiel, Turnen und Sport her vorgerufen werden, auf die kommt es nicht an. Wir müssen gestehen, daß wir auf alles gefaßt waren, nur nicht darauf, daß man heute noch einmal den verbindlichen Spielnachmittag auf heben würde und gerade für Untersekunda, also für 14- bis 15jährige. Es gibt schlechterdings überhaupt keine Zeit im menschlichen Leben, in der Lsibesübungen notwendiger nicht sind als in jenem Alter. Schrittmacher Wiewerall, der zuletzt den Stettiner Larpus führte, ist in Berlin einem schwerer Leiden erlegen. Wiewerall hat im vergangenen Jahr auf eine 25lährtge Tätig keit auf der Radrennbahn zurückblicken können. . 9>; Millionen Rcnnprcise wurden im vergangenen Jahre auf oem Turf ausgeworfen. Die Zahl der Renntage be trug 377 gegen 357 im Jahre 1928. Auf 73 Rennbahnen gegen 44 1928 Wurden in Deutschland Rennen veranstaltet. Bücherschsu Gabriele Reuter, der bekannten Schriftstellerin, ist der Leit artikel im neuesten „Mirag"-Heft gewidmet. Das auch reich illustrierte Heft kostet nur RM. 0.35 und ist durch jeden Buch- und Zeitschriftenhändler, das Ortspostamt, bezw. den „Mirag"- Berlag, Leipzig C. 1, Flvßplatz 6, zu beziehen. Wie leicht und mühelos sieht es aus, wenn die Artisten im Zirkus oder Variete ihre Kunst vorführen. Der Mund lächelt und die Verbeugung am Schluß sagt: es war mir ein Vergnügen. Harte Arbeit ist vorausgegangen, Arbeit von Jugend an. Wie in einer Artistenschule der Körper „weich gemacht" wird, zeigt ein großer Bilderaufsatz in der neuesten Nummer der „Münchner Illustrierten Presse" (Nr. 7). Von Alan Leos Werken zur Einführung in die Astrologie der Gegenwart ist jetzt Band 3: „Die Deutung des Horoskops" — synthetisch und analytisch — aus dem Englischen übersetzt von Dr. phil. Gerhard Naumann, erschienen. ,Me Deutung des Ho roskops" ist ein einzigartiges Standardwerk. Es enthält eine Fülle allgemeiner Betrachtungen über Planeten- und Zeicheneinflüste. Die Arbeit der Beurteilung eines Horoskops wird in zwei Seiten geteilt. Zuerst wird die Nativität fast ausschließlich exoterisch be trachtet. Die Deutung ist dann hauptsächlich irdisch und praktisch orientiert, beschäftigt sich mit den Dingen und Wechselfällen des alltäglichen Lebens, auf die ganz ausführlich eingegangen wird. Kein anderes Werk beschäftigt sich so erschöpfend damit. Durch die wiederholte Bearbeitung ist das Werk in seiner Art schlecht hin vollendet. Es hat viele wertvolle Zusätze, besonders ein An lageschema zur Deutung jedes Horoskopes. Preis drosch. Mk. 12, geb. Mk. 15. Theosophisches Verlagshaus, Leipzig. Sehr geährder Herr Redakdähr! Also nu is es voch bei uns in Sachsen so weid, nu kenn mer Heureka rufen un nu kann uns gar nischd mehr bässiern: in diesem Jahre gibd es ooch in Sachsen ehne Schehnheidskonkurrenz. In Glauchau wolln se Ende Mai de sächsische chehnheidskeenigin ausknobeln! Ich bin merklich ge- schbannd, was daderbei rauskomm werd. An un fier sich mochte ich mir das Gewerge von Schehnheiden, die dabei zesammkomm wern, gans gerne ma mid ansehn. Aber meine liebe Rohsa had daderfier kehn bißchen Verschdändnis, se mehnde, ich hädde der- hehme genug Schehnheid. Mein Freind Oskar gehd es gans ge nau so,, der had schon im Drovme von der Schehnheidskonkurrenz gebabekd und nu is es glei gans aus. Soh eh» Dehmel, ich hab schon barmal gesagd, der soll gar nich so viel derhehme schlafen, well er so viel im Drovme gwadschd, aber dem Dussel is ja nich ze helfen. De ehnzige Berechdigung, die der seid seiner Verhei- radung hab, das is seine Bensionsberechdigung, weil der Beamder is, weider had er derhehme nischd ze vermelden. Ob de Glauche schen mid ihrer Schehnheidskonkurrenz off ihre Rechnung komm wern, das schdehd off ehn andern Bladd. Hoffendlich gehdsn nich so wie den Meißnern mid ihrer Iahrdausendfeier im letzden Jahre. Wenn die ooch sagen, 19000 Mark wäre nischd, so wern die derbe! schon ehn nasses un ehn drocknes Ooge Hamm. Es had jetz jede Gemeinde ihre besonderen Sorgen. In Neu- eiba in der Lausitz sin de Einwohner gans unglicklich dadrieber, daß se bei 1000 Einwohnern nur ehn — Briefkasten Hamm. Fier 1000 Menschen, diede 10 000 Finger zum Briefschreim Hamm, fier ehn Briefkasten, das is ooch ehn bissel wenig. Aber wenn se alle so viel schreim, wie ich, dann langds ooch zu. Gestern hab ich ehn feines Ding geherd. Da sagde in der Bahn ehn Mann ze sein verlobden Freind: Du, Deine »Braud kommd mir immer vor wie ehn Briefkasten. So, mehnt da der andere, was isn das fier ehn dämlicher Vergleich Nu, mehnd der andere, gans richdig is der Vergleich ja nich, aber ich muß immer dran denken, daß jeder Briefkasten zwee große — Klabben had, Deine Braud had bloß ehne! . . . In Berlin gibd es seid einigen Dagen off den Bahnhof Friedrichschdraße Laudschbrecher, die allema, wenn ehn Zug ab- fährd, rufen: „Bidde zurückdreden". Also ooch off diesem Gebiede wcrn de Menschen schond durch Abbarade und Maschinen ersetzd. Ehn scheenes Hamm die Dinger gegenieder den Beamden: mer kann se nich wegschiem un die bleim ooch immer freindlich, wern nich nervös un kenn ooch nich aus der Haub fahrn. Aber wenn mer sichs richdig ieberlegt, is es beinahe beängstigend, wieviel Menschen dorch de Maschin ieberflüssig wern. Ehne große Gemehnheid had vor einigen Dagen in ehner dhüringschen Schdadt ehn Einbrecher losgelassen, der bei ehner Widwe eingebrvchen is un bord alkerleihand geklaud had. Wie er ferdig war, had er mid Kreide an de Diere geschriem: „Wenn i komm, wenn i komm, wenn i wiederkomm, kehr ich ein mei Schatz bei Dir! Ich gloobe ja nich, daß die Widwe dieses Wicderkvmm mid besondrer Freide begrießen oder erwarben werd. Die Mause rei is ieberhaubd wieder mal rechd sehr an der Tagesordnung. In Limbach had dieser Dage ehn Beddler ehn bar neie Beddvor- lagen, die vor der Vorsaaldiere am Ausklobbhaken hing, midge- nomm. So was derf mer heidzedage aber ooch nich machen, solche Sachen ehnfach off de Drebbe häng in dem Glauben, daß nu jemand kommd un das Zeig gradis ausklobbd un nur den ausge- klvbbden Dreck midnimmd. So liebenswürdig is de Weld heid zedage nich mehr. Da sin de Wilsdruffer Kegler andere Kerle. Die fragen wenigstens, odse was nehm derfen. Gesdern ambd war ne Ab ordnung bei mir von wegen den Kärschberg-Sender. So gud wiech nu ehma bin, Habchen das Ding gegäm, aber ich habbsen ausdrücklich gesahd, zerdemolierd mer ja die Welle nich. Nehmd e Fund Kakao mid, da klingds bester. Na, mer werns Heide ambd sehn. Wasch jetzema öffn Kärschberge gesehn hab, das wernse oh »ich glovm. Da nahm ehner in Schnee und Käste e deilweises Lustbad. Na ich winschen bloß, daster kehn Schnubben drvon gekriechd had, wie mei Freind Ernst. Der war nämlich dieser Dage ganz granadch verschnubbd. Er war in Dresden un da drafer en guden Freind. Mit den da Hadder e baar geschwebberd un zesamm wolldense dann nach Meißen zur Versammlung fahr». Se schdiegen vH in en Zug nei. Es ging ford. Un wo kamse hin: nach Weigsdorf! Das war ungefähr der nächste Weg nach Meißen jeder Dresden. Gehd mer nur mid Dresden weg. Ich Habs schon immer ge sahd, jetz sahdes wieder enne Frau. Die war oh drinne gewesen. Un zwar bei Rennersch im Ausverkovfe. Billiger hadde se zwar nich gekooft, zu dem Preise häddeses vH in Wilsdruff gekriegd. Aber drinne, da bekamst noch ehn Lustballong, un der war ihr ganzr Schdolz Se häddense nur emal in der Brager Schdraße sehn soll», se schwebde wie off Engelsfießcn. Öffn Bahnhofe, da sahkse glei gar niemanden. Der Zug schdand da. Alle Kubbees warn schon voll. Na, aber in eens, da musstest ähm doch. Unge- schdiem schünkelde der Lufdballdn ma riewer un ma niewer. Da off ehma: ff ffd! un wie e Heischen Uhgelick bammelde e bißchen Worschdhaud off den Drahde wie ehemals Geßlern sei Hud off der Schdange. Enne klehne Zigaiedde hadde den Ballong das Lämslichd ausgebläsen. Zuerschd e bissel Krach un dann e allgemeines Gefeixe. E Word lieber, das andere niewer. Es war werklich enne fidele Bahnfahrd bis Wilsdruff un alles bloß wegen so en klehn Lufdballvng. Off Wstderhärn! Ferchdegvdd Schdrammbach.