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leicht' aber wir müssen uns mit den Polen, wie es nun ein- mal steht, abfindcn und zu einer Lebensmöglichkeit kommen Einmal ist das notwendig im Interesse der Dentschstämmigen, dann aber auch in unserem eigenen Wirtschaftsinteresse. Ein ierstanden sind wir mit dem Zentrum darin, daß gleichzeitig mit dem Young-Plan auch eine Klärung über die finanzielle Ordnung im Reiche erfolge. — Wir melden dem Young-Plan zustimmcu. Abg. Or. Hugenberg (Otn.): Bei dem Erscheinen des Abg. Dr. Hugenberg auf der Tribüne entsteht großer Lärm im Hause; namentlich auf der linken Seite des Hauses wird er zum Teil höhnisch, zum Teil zornig empfangen. Dr. Hugenberg erklärt: Als ich das letztemal hier gesprochen hatte, hatte die Mehrheit des Hauses die Freundlichkeit, mich eine Zeitlang mit der Kraft ihrer Stimme zu übertönen. Damals wies ich daraus hin, daß die jetzige Politik schließlich zur Besetzung des Ruhr gebiets führen müßte; dieses Unglück ist dann auch Wirklich keit geworden. (Von der linken Seite wird gerufen: Da hast du schön dran verdient! Große Aufregung im Hause; Pfui rufe von rechts. Es entsteht eine große Auseinandersetzung, da der Abg. Hugenberg den Abg. Landsberg des Zurufs be zichtigt. Dr. Landsberg lehnt das ab mit der Bemerkung, er habe nicht gerufen. Die Unruhe hält dauernd an. Abg. Stöhr (Nationalsoz.) wird aus dem Saal gewiesen.) — Abg. Dr. Sugenberg sagt, er stelle fest, daß man hier ungestraft einem Mitglieds des Hauses derartige Zurufe machen dürfe. — Abg. Wels (Soz.) erhält schließlich, als er auf eine Frage des Prä sidenten zuqibt, den Ruf gemacht zu machen, einen Ordnungs ruf. Die Rechte, namentlich die Nationalsozialisten, verlangt Ausschließung des Abg. Wels und ruft dem Präsidenten zu, er sei nicht unparteiisch. Abg. Gok (Dtn.) wird zur Ordnung gerufen.) Schließlich kann der Abg. Dr. Hugenberg wieder zu Worte kommen, obwohl manche seiner Ausführungen bei der fort währenden Unruhe verlorengeheu. Er sagt: Niemand in Deutschland habe bisher die Erfüllbarkeit des Young-Planes behauptet. Auch das Ausland stehe aus dem gleichen Stand punkt. Trotzdem verlangt es, ermutigt durch den Unter- werfunaswillen der Sozialdemokratie, nicht nur unsere Unter schrift, sondern auch die Sanktionsklausel. Bei der Unerfüll barkeit des Vertrages bedeutet dies so viel wie eine Vollmacht zur Zerstörung des Reiches. (Zustimmung rechts, Unruhe links.) Deutschland liegt waffen los im Herzen Europas und verstrickt sich immer mehr in die Schlingen unerfüllbarer Verträge. Das ganze Gebäude von Optimismus und Schönfärberei, aus dem die Bekämpfung des Volksbegehrens beruhte, ist zusammengebrochen. Meine sämt lichen Fragen vom November sind durch den Laus der Ereig nisse zuungunsten des Young-Plans beantwortet worden. Die große Frage dieser Woche ist, wer die Verantwortung tragen will. Wir sind mitten im Verfall der Kultur. Bolschewismus und die Zersetzung von Staat und Wirtschaft haben erschütternde Formen angenom men. In aller Offenheit organisiert die äußerste Linke den be waffneten Aufstand. Marxismus und Bolschewismus sind die Früchte einer Weltanschauung, deren Brutstätte nicht Deutsch land, sondern der Westen und der Süden ist. Wir sind zwar ein kleines Land, aber immer noch ein großes Volk, dessen Krankheit und Sterben rings im Abcndlande die Pest aus lösen muß. (Großes Gelächter links.) Eine erfolgreiche deutsche Regierung kann nur auf dem Willen zur Freiheit und zur Kultur, also auf Ablehnung dieses Young-Paktes ruhend, auf- gebaut werden Wer diesen Plan annimmt, ist ungeeignet, an einer erfolgreichen deutschen Regierung der Zukunft mitzu- wirken. Wir werden uns nicht dazu heraeben, mit den Folgen einer falschen auswärtigen Politik entweder dte Lebenshaltung der breiten Masse des deutschen Volkes oder die ohnehin lebensunfähige deutsche Wirtschaft zu belasten. Es gibt deutlich sichtbar nur einen Weg der Rettung, nämlich aus Grundlage unseres Willens zur Freiheit und zur christlichen deutschen Kultur in klarem Kampfe gegen den Marxismus Staat und Wirtschaft neu aufzubaucn. (Großes Gelächter links. Abg. Stampfer (Soz.) wird zur Ordnung ge rufen.) Ein ehrliches „Nein" würde im Auslände besser ver standen und beantwortet werden in bezug auf den Young- Plan als ein unehrliches „Ja". (Beifall rechts.) Die Polen- vsrträgc bedeuten die höchste Gefährdung des deutschen Ostens. «Beifall rechts, Gelächter links.) Die fortgesetzte Unterwersungs- polttik in West und Ost darf man nicht als Befreiungspolitik bezeichnen. Trotz allem Terror der Regierungen und trotz dieser Notzeit haben rund sechs Millionen Deutsche vor der Ge schichte am Goldenen Sonntag bekundet, daß sie jede Mitver antwortung für den Young-Plan ablchnen. Dem damit an- gmommenen Volksentscheid (große Heiterkeit links) würde die Annahme des Young-Planes widerstreiten. Unser Block ist kein Block von Umstürzlern, von Phantasten, sondern ein Block von Menschen, die gelämpf! und gelitten Haven und mit beiden Füßen auf der deutschen Erde stehen. Sie bilden den Kern des sich formierenden neuen Deutschlands. Das furchtbare Unglück dieses Vertragswcrkes bitten wir von Deutschland ab- zuwcnden. Nur gemeinsam mit uns ist ein Ausweg aus der verfahrenen Lage zu finden. Wir richten in letzter Stunde an die Parteien, die nicht an die marxistische Erfüllungspolitik ge kettet sind, das Ersuchen, alle Bindungen abzulehnen, die furchtbarer und gefährlicher sind als diejenigen von Versailles. «Beifall rechts, Gelächter links.) Nach Beendigung der Rede des Abg. Hugenberg meldet sich sofort zum Wort Michsaußenminister Or. Curtius. Er kommt aus den von Hugenberg erwähnten Ruhrcinfall zurück und sagt, dieser sei ein namenloses Unglück gewesen. Er war auch ein ungeheuerliches Unglück, weil der Versailler Vertrag die Anwendung des Sanktionssystems in solchem Um fange ermöglichte. Aber der Herr Abg. Hugenberg hat damals keinen Weg zur Vermeidung dieses Einbruches zeigen können. Heute erklärt er, der Young-Plan zerstöre die Freiheit und Einheit Deutschlands und Vie dentschc Kultur. Dem Abge ordneten Hugenberg sei als Führer der sogenannten nationa len Opposition der Vorwurf zu machen, daß er glaube, allein über Deutschlands Einheit, Freiheit und Kultur befinden zu können (Beifall links, Lärm rechts). Im Gegenteil zu ihm glaubt die Regieruug, daß mit dem Young-Plan der deutschen Freiheit, Einigkeit und Kultur gedient wird, nicht aber mit solchen Methoden, wie sie Herr Dr. Hugen berg anzuwenden beliebt. Dr. Curtius fährt fort: Ich war gespannt auf die Rede des Abg. Hugenberg, aber er hat auch nicht mit einem Wort gesagt, was er an unserer Stelle tun würde (Beifall in der Mitte und links). Dr. Hugenberg ist der letzte, der sich darüber beschweren darf, wenn Bestimmungen siir den Fall einer bös willigen Zerreißung des Young-Planes eingcsührt würden. Seine Agitation Hal das erst hcrbeigcsührt (Widerspruch rechts und zahlreiche beleidigende Zurufe für den Minister). Es ist ganz ausgeschlossen, daß diese Bestimmungen Frankreich zu einer Wicdcrbesctzung des Nhcinlandcs berechtigen könnten (Zurus von rechts: Tardieu hat das doch gesagt!). Curtius fortsahrcnd: Neiu! Tardieu ist falsch zitiert worden, auch von Herrn Dr. Hugenberg. Es handelte sich nicht um Äußerungen Tardieus, sondern um Zeitungsmitteilnngen über Äußerun gen, die Tardieu angeblich vor seinen Parteifreunden gemacht haben sollte. Seit dem Rnhreinbruch haben wir starke Fort schritte gemacht. Wir sind wieder in den Kreis der Rationen als gleichberechtigte Großmacht eingclreicn. Ich bedauere wirk lich, daß heute nicht an Stelle Hugenbergs Helfferich die Oppo sition führt. Aber es ist auch unberechtigt, Helfferich allein das Verdienst an der Währungsstabikisierung zuzuschreiben. Daran hat das ganze deutsche Volk seinen An teil; dazu bat cs ungeheure Opfer gebracht. Dr. Hugenberg yar nicht gesagt, was geschehen soll nach Ablehnung oes Woung- Planes. Vor längerer Zeit habe ich öffentlich zehn ganz r» stimmte Fragen an ihn gerichtet; aber er ist auch heute a«, keine dieser Fragen eingegangen. Jedermann Weitz, daß die Ablehnung des Young-Planes die Rückkehr zum Dawes-Plan bedeutet. Reichsbankpräsident Dr. Schacht selbst hat erklärt, eine einzelne Persönlichkeit könne es nicht verantworten, durch das Festhalten am Dawes-Plan eine furchtbare Krise herbej- zuführen. Die Reichsregierung wird auch fernerhin dem Fürsten Bismarck folgen: Die Ehre und die Würde des Staates zu wahren, heißt, ihn vor Krisen zu schützen. (Beifall bei den Regierungsparteien.) Abg. Graf Revcntlow (Nat.-Soz.) beantragt, die Rede des Außenministers auf Staatskosten öffentlich anzuschlagen. (Heiterkeit in der Mitte und links. — Reichstaqspräsident Löbe macht darauf aufmerksam, daß solche Anträge schriftlich ein gebracht werden müßten. — Erneute Heiterkeit.) Abg. Nr. Brüning (Zenir ): Meine Partei wird jeden Versuch, dte vorliegenden Gesetz entwürfe ohne eingehende Beratung durchzupeitschen, zurück- weisen. Beim Dawes-Plan hat es sich um die Sicherung der Währung gehandelt und man hatte allgemein von dem Ab schluß den Anfang einer friedlichen Verständigung mit den Gegnern erwartet. Diese Erwartungen sind aber enttäuscht worden. Auch jetzt ist von einem Locarno-Geist vielfach bei den Ausführungen der Staatsmänner unserer Gegner nichts zu spüren gewesen. Die Zcrreitzungsklausel im neuen Young- Plan läßt alles vermissen, was man Locarno-Geist nennen könne. Frankreich hat in der Saarsrage durch seine Haltung nicht den Glauben an seinen Verständigungswillen gestärkt. Schmerzlich ist die Stellung Englands in der Liqui- vationsfrage zu vernehmen gewesen. Beim Polenabkom men hat Deutschland große finanzielle Opfer aus sich genommen. Das Zentrum wird diesem Abkommen nicht zu stimmen können, bevor nicht im Ausschuß bestimmte Aus künfte über einzelne Fragen gegeben werden. Wenn das Ver handlungsergebnis noch nicht befriedigte, so darf doch daraus ein Vorwurf gegen die Unterhändler nicht hergeleitet werden. Die Übertreibungen in der von Hugenberg geführten Opposi tion haben die Lage der deutschen Unterhändler sehr erschwert. Das Zentrum wird den Young-Gesetzen endgültig nur zu stimmen, wenn vorher völlige Klarheit über die Finanzlage und die finanziellen Folgen des Young-Plaues entstanden ist. Die Regierung muß dem Volke volle Aufklärung über die Finanzlage geben. Abg. Thälmann (Komm ): Der Young-Plan ist ein Sklavenvertrag, dem die Kom munisten niemals zustimmen werden. Nur für die Bourgeoisie bringt der Young-Plan Erleichterungen. Jetzt schon beginnt der Angriff aus die Lebenshaltung der werktätigen Massen. Die Kommunisten werden dafür sorgen, daß an die Stelle des Young-Deutschland ein Sowjetdcutschland tritt. Abg. Zrhr. von Meinbaben (O. Vp.): Die Deutsche Volkspartei erblickt in dem vorliegenden Vertragswerk den Abschluß der zweiten Nachkriegsepoche vom Herbst 1923 bis zum Beginn dieses Jahres. Das Ziel der in Vieser Zeit insgesamt von dem Verstorbenen Außenminister Dr. Stresemann verfolgten Politik war die Wiedergewinnung der territorialen Souveränität. Für den Rhein ist dieses Ziel spätestens Ende Juni 1930 erreicht. Für die Saar ist es grund sätzlich in absehbarer Zeit gesichert. Diesem Ziel mußten viele andere untergeordnet werden. Alle großen Worte und Kund gebungen haben einen anderen Weg nicht gezeigt. Auch die Deutsche Volkspartei teilt die bange Sorge, ob Deutschland die neuen noch immer außerordentlich schweren Lasten wird tragen können. Es mutz aber fcstgestellt werden, daß der „Neue Plan" im Vergleich zum Dawes-Plan in finanzieller Bezie hung immerhin ein erheblicher Fortschritt ist. Die außen politische Arbeit der letzten Jahre Hai der Befreiung des be setzten Gebietes gegolten. Die Arbeilerzukunft wird darin be stehen, Deutschland wieder die volle Gleichberechtigung zu ver schaffen. Dem Abgeordneten Dr. Hugenberg ist zu sagen, daß Deutschlands Außenpolitik mit Volksversammlungen nicht ge macht werden kann. Der größte Patriot ist nicht derjenige, der den Mund am meisten ausreitzt und den längsten Wunsch zettel aufstellt. Diese Ari Opposition verwechselt immer die Aufstellung von Forderungen mit Politik. Es ist längst wider legt worden, daß wir an Polen einen Ersatzanspruch von 2-L Milliarden für abgetretenes Staatseigentum hätten. Die Rhcin- landräumung, von der Dr. Hugenberg überhaupt nicht ge sprochen hat, ist keine Bagatelle. Einen: Verzicht auf die deut schen Ostziele wird die Deutsche Volkspartei nicht zustimmen; davon ist auch in dem vorliegenden Gesetzentwurf nichts ent halten. Abg. Df. Bredt (Mirtschaftsp.): Meine Partei hat die Verständigungspolitik grundsätzlich stets gebilligt und wird sich von ihr in der Zukunft nicht ab wenden. Die heutige Finanzmisere ist von der Linlsregierung verschuldet. Wer aber heule Herrn Hugcnbera gehört hat, mutz - jede Hoffnung fahren lassen, daß etwa eine Rechtsregierung Hilfe bringen könnte. Wenn der Young-Pian gänzlich er füllt werden sollte, so kann der Lebensstandard unseres Volkes nicht aufrecht erhalten werden. Die Wirtschaflspartei kann die Verantwortung für die Maßnahmen des Young-Planes nicht mit übernehmen. Abg. Dr. Bayersdörfer (Bayer. Bp ): In Übereinstimmung mit dem Zentrum fordert die Baye rische Volkspartei, vor der Annahme des Young-Planes bin dende Vereinbarungen über die Gestaltung der zukünftigen Finanzgebarung. Abg. Graf Neventtow (Nat.-Soz.) verliest eine längere Erklärung seiner Partei, in der die Finanzgesetze abgelehnl werden. Sie dienten nicht der Liqui dation des Krieges, sondern der Vernichtung der deutschen Freiheit. Außerdem sei der Young-Plan verfassungswidrig. Die Nationalsozialisten verlangen das Inkrafttreten des Frei heitsgesetzes, das verfassungsmäßig durch den Volksentscheid angenommen worden ist. Der Abg. von Reventlow kommt dann auf die Haltung des Reichspräsidenten von Hindenburg zu sprechen. Diese sei bisher nur dadurch zu erklären, daß man ihm die Wahrheit vorenthalte. Wenn er den Young-Plan nicht unterschreibe, werde er sich den Dank des Volkes erwerben. Wenn er es doch tue, müsse man mit Bedauern feststellen, daß er den Anforderungen nicht entsprochen habe, die jeder deutsch- fühlcnde Mensch an diesen Präsidenten gestellt habe. Dann wird die Weiterberatung auf Mittwoch vertagt. ' — — Kleine Nachrichten Einstellung der Liquidierung des öster reichischen Eigenrums durch Jtatten Wien, 11. Februar. Die italienische Regierung hat die Einstellung der Liquidierung des österreichischen Eigentums ver fügt. Nach dem Haager Uebereinkommen hätte die Liquidierung des österreichischen Eigentums mit der Ratifizierung des lleber- einkommens außer Kraft treten sollen, doch hat die italieni'che Re gierung einem Wunsch der österreichischen Regierung entsprechend die sofortige Einstellung der Liquidierung angeordnet. Me Sanierung der Finanzen. Berlin. Am 11. Februar fand eine erneute Besprechung des Reichsministers der Finanzen mit den Parteiführern und Finanzrachverständiaen der Reaierunasvarteien statt. Der Reichsfinanzminister gab erneut eine Übersicht über die Etats- und Kassenlage, wies darauf hin, daß im Jahre 1939 nicht nur die Finanzen des Reiches, sondern auch die der Länder und Gemeinden, soweit sachlich gerechtfertigt, saniert werden müßten und daß eine Entlastung der Wirtschaft nur auf diesem Wege erreicht werden könne. Er legte die verschiedenen Wege dar, auf denen der Fehlbetrag des Reichshaushalts 1930 abgedeckt werden könnte, und sagte zu, daß der Etat 1930 mit möglichster Beschleunigung im Reichskabinett verabschiedet werden würde. Bei der anschließenden Erörterung wurde in erster Linie die Frage der Kredite an die Arbeitslosenversiche rung im Jahre 1930 besprochen. Es bestand Übereinstimmung darüber, daß der Plan, die verfügbaren Gelder der sozialen Versicherungsträger für diesen Zweck heranzuziehen, nur so gedacht sei, daß hierdurch keine Gefahrengemeinschaft mit der Arbeitslosenversicherung Herbeigesühn und nur wenn völlige Sicherheit gegen Verluste der sozialen Versicherungsträger ge geben würde. Klage der lippischen Landtagsopposition bcim Staatsgcrichtshof. Detmold. Die Fraktionen der Deutschnationalen Volks- Partei, der Deutschen Volkspartei und der Landvolk- und Mittelpartet im Lippischen Landtag haben eine -Klage gegen das lippische Landespräsidium beim Staatsgerichtshos für das Deutsche Reich in Leipzig eingereicht. Die genannten Fraktionen beantragen, festzustellen, daß der vom lippischen Landespräsidium für das Land Lippe im Oktober oder No vember 1929 ohne Zustimmung des Lippischen Landtages aus Mitteln des lippischen Landesvermögens vorgenommene Erwerb von 14 Anteilen der Firma Dörentruper Sand- und Tonwerke G. m. b. H. in Dörntrup verfassungswidrig sei. Wilsdruff, am 12. Februar 1930. Merkblatt für den 13. Februar. Sonnenaufgang 7'" s! Mondaufgang 17'^ Sonnenuntergang 17" i Monduntergang 7" 1883: Richard Wagner gest. Allzu große Vertrauensseligkeit. In Berlin ist dieser Tage eine Klavierlehrerin ermordet worden: sie hatte zwei jungen Burschen, die an der Tür ihrer Wohnung gebettelt hatten, Einlaß gewährt, ihnen in großem Mitleid zu essen gegeben und sie auch noch mit etwas Geld unterstützt. Zum Dank dafür haben die beiden die mitleidige Dame dann getötet, um in der Wohnung ungestört stehlen zu können, was stehlenswert war. Viel ist es nicht gewesen. Das die Meldung, auf eine kurze und knappe Formel gebracht! Und da schlägt man natürlich sofort die Hände über dem Kopf zusammen. Nicht darüber natürlich, daß die Dame so über großes Mitleid an den Tag gelegt, sondern darüber, daß sie ihr menschlich schönes Mitleid in so übergroße, geradezu rührende Vertrauensseligkeit gekleidet hat. Man sollte das nicht für möglich halten in unserer Zeit, in einer Zeit, in der immer und immer wieder gewarnt wird und gewarnt werden muß vor allzu großer Sorglosigkeit und allzu großer Leicht fertigkeit im Umgang mit Menschen, die man nicht kennt und zum erstenmal sieht. Wohl wahr, es ist eine Sache, die haupt sächlich die Großstadt angeht, aber auch die kleine Stadt, aber auch die, die auf dem Lande wohnen, sind mitschuldig, wenn von unbegreiflicher Vertrauensseligkeit geredet werden mutz. Mitleid und Mildtätigkeit sind eine schöne und Preisenswerte Sache, aber Mitleid und Mildtätigkeit dürfen unter den heutigen Verhältnissen nie so weit gehen, daß man dte eigene Sicherheit außer acht läßt, daß man Menschen, die man noch nie zuvor gesehen Hai, in eine abgeschlossene Wohnung oder in ein einsam gelegenes Gehöft entlaßt, daß man sich wnen auf einsamen, wenig begangenen Spazierwegen anschlictzi oder ihre Begleitung annimmt, als wenn es sich uin lang jährige Bekannte handelte! Besonders leichtfertig und ver trauensselig sind - das muß einmal offen gesagt werden — in dieser Hinsicht die alleinstehenden Frauen. Sie haben das berühmte „gute Herz", und das ist gewiß sehr schön, aber das gute Herz sollte sie nie zu Unvorsichtigkeiten verleiten, die sie vielleicht mit dem Leben bezahlen müssen, wie die arme Klavierlehrerin in Berlin. Naubüberfälle iß Wohnungen sind etwas Alltägliches geworden, aber was nützen alle War nungen, wenn einer sich nicht warnen lassen will. Die Männer sollen natürlich nicht glauben, daß sie in dieser Hinsicht un fehlbar seien, aber in der Hauptsache müssen die Warnungen doch an Frauen und Kinder ergehen, und immer wieder mutz ihnen zugcrufcu werden: Laßt euch belehren durch das, was durch allzu große Vertrauensseligkeit an Bösem verursacht werden kann, und laßt, wenn ihr allein seid, keinen Menschen, den ihr nicht genau kennt, in eure Wohnungen! Ortsgruppe Wilsdrufj im Deutschnationalen Handlungs- gehilsen-Verband. Die gutbesuchte Jahreshauptversammlung er öffnete gestern abend der Vorsitzende, Bankbeamter Schnabel mit Grußworten. Unter Eingängen steht ein Kampfflugblatt des T. d. A. zur Aussprache. Man verzichtet darauf, Gleiches mir Gleichem zu vergelten. Mit aller Entschiedenheit wendet man sich gegen die Absicht des Reichsfinanzministers, zur Sanierung der Arbeitslosenversicherung Darlehn der Angestelltenversicherung her anzuziehen. Ein Protestschreiben geht direkt an den Reichsfinanz minister ab. Wahrend ein Werbepreisausschreiben die 'Kollegen zu weiterer Arbeit anspornt, fordert der Vorsitzende auch zu reger Teilnahme an den in Dresden stattsindenden Berufswettkämpfen auf. Der Jahresbericht des Schriftführers zeigte im großen Gan zen einen recht erfreulichen Fortschritt der Ortsgruppe, ebenso hatte der Kastenbericht ein gutes Resultat. Dem Schriftführer wie dem Kassierer wurde Dank und Entlastung zuteil. Die anstehenden Wahlen brachten die Wiederwahl aller Ausfcheidenden, so daß die Aemter in den alten bewährten Händen bleiben. Für die Krankenkasse gab Zahlstellenleiter Gründler den Jahres bericht. Auch er fand das Interesse beb Zuhörer. Die Wahlen zur Krankenkasse hatten ebenfalls die einstimmige Wiederwahl als Er gebnis. Die Gründungsfeier findet bekanntlich am 1. März durch Konzert und Ball im „Adler" statt. Die Festrede hat Kreisvor steher Rüsch- Dresden übernommen. Eintrittskarten sind bei den Kollegen Schnabel und Gründler zu haben. Mit der Auffor derung, recht zahlreich mit Angehörigen an der Feier teilzunehmen, schloß der Vorsitzende die Jahreshauptversammlung, an die sich noch ein gemütliches Beisammensein anschloß. Der Verein junger Landwirte hatte für seine gestrige Ver sammlung Diplom-Landwirt Schöppach - Dresden zu einem Vortrage gewonnen. Nach begrüßenden Worten gab Vorsitzender Philipp - Blankenstein bekannt, daß der für den 25. Februar angeletzte Vortrag von Generaldirektor Böhme ausfällt und die Mitglieder zu dem Vortrage eingeladen sind, den Herr Böhme im Landwirtschaftlichen Vereine über das gleiche Thema hält. Der Obstbaukursus nimmt am 29. Februar nachm. 4 Uhr im „Adler" seinen Anfang. Alle Teilnehmer sind gebeten, pünktlich zu er scheinen. Dann nahm Herr Schöppach das Wort zu seinem Vortrage über Herstellung und Bedeutung des Kunstdüngers für die Landwirtschaft. Er behan delte einleitend die Verhältnisse der Vorkriegszeit und stellte sie den jetzigen gegenüber. So wurden die Roggenerträge um 80, die Kattoffelerträge um 13026 gesteigert, während bei Mprozentiger Zunahme des Viehstapels die Grünlanderträge nur um 1626 ge- Land mein gesag soebe desto Zeit erw Weis seine nicht nnd diese hist feier teiln noch Oste dem von inne Jetzi Bud ist rasch der getm Oste Wie r e i in d der gew Ron Oste Werl mitt gefa die, mali die j taust auss die L sich i und seine den küns Den das Ber süb Dr. Exp eine ihm hat nisii zu pfar von dem Jta wäl hat Poli Ber schei 10. de Zr hu » tis da Ut be ' zv Lc se w lo m lü sl g' vi N kl a d il b L