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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend ljDK ^ttrndorfrr Ziitusy- rrschcntt Diens» tag, Doirnerstag mid Sonnabend. (1 Briugr-Prei»: Monatlich ^0 Mark, bet Anstellung durch die Loten — Mark. N I» Falle höherer Lew alt (Krieg -L. sonst. irgEioelcher Störungen des Betriebes der ff Aettung. der Lieferantrn od. d. Beförderung»» U itturtchtuuge»> hat der Bezieher keinen Äw- fj spe»ch aus Liefere na oder Nachlieferung der rt AeL«, aus NLchjnhlmrgü.Being»preise». MtestzalwzS- At SÄ -WWM SchrilÜTitlmg, Dnrck u. Verlag Hermann RSHle, Ottmdorf-Okrikla. Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29143. Nummer 69 Freitag, den ^6. Zuni ^922 2^. Jahrgang. 2lmL!icher Teil. Straßen sperrnng Wegen vorzunebmender Massenschüttung wird der Ottendorf—Lomnitzec Kommuntkationsweg vom 19. vis 25 Anni d. A. für allen Fährverkehr gesperrt. Dieser wird über SeiferS- dors verwiesen Zuwiderbandlungen werden nach Z 366 Ziffer 10 des Reichsstrasgeschbuche« mit Geldstrafe bis zu 300 Mark nach Befinden mit enisprechender Hast geahndet. Htteudorf-Hkrilla, am 14. Juni 1922 Der GvmeindevorSand. OertLicheS m«d GÄchHsches. MNsndorf.Ntrii'.a, den iS. Juni >922. H: Eine unsagbar schmerzliche Mitteilung iß der Ge meinde zu machen. Herr Oberlehrer und Kantor Georgi ist gestern Nacht nach glücklich überstandener Bauchoperation in Klotzsche an Herzkramvf gestorben. Durch seinen so plötz lichen Tod verliert die Schule einen überaus tüchtigen und geschätzten Lehrer, die Kirche ihren um die Kirchenmusik so unsagbar hochv rdirrl n K>n tor, der gemischte Chor seinen treuverdientcn, altbewährten Chormeister, die Gemeinde selbst den eis ir.stiN una besten Förderer der musikalischen Kunst. Unser aller b-rzlichst: Teilnahme wendet sich den Angehörigen dcS teuren Manne« zu und trauernd ob d?S unersetzlichen Verlustes sei ihn dem Verewigten, unser heißer Dank und ein treues Gedenken geweiht. Die Gemeindebehörde schreibt UN«: Die fortgesetzt erfolgenden Anfragen bei der Gemeindeverwaltung und bis zahlreichen Gesuche um Wohnungszuweisungen nicht minder auch die zahlreichen Kündtgungsanträge lassen erkennen, daß über die in unserem O te herrschende Wohnungsnot noch zu wenig Klarheit besteht. Zur Zeit sind gegen 130 Familien in die Wohnunglisie ausgenommen, die begründeten Anspruch aus eine Wohnung haben. Ein großer Tcil dieser Familien ist wegen ganz unzureichender Wohnung-verhältnisse al« vordringlich zu behandeln. In mehreren Fällen wohnen über 9 Köpfe starke Familien in 2 Räumen, welche die Be, zrichnung „Wohnung" nicht verdienen. Dabei find erwachsene- unverheiratete Personen beiderlei Geschlechts auf einen Schlafraum angewiesen, mehrere Personen müssen ein Bett teilen. Am 1. Juli hoben mehrere Parteien die gerichtliche Heraussetzung zu gewärtigen, ohne daß der Wohnungsau«- schuß andcrweite« Unterkommen bercitzustellen vermag. Daß die Tätigkeit dieses Ausschusses eine außerordentlich schwierige ist, bedarf keiner Begründung. Die Gemeinde ist mit ihrer eigenen Bautätigkeit fast bis an die Grenze ihrer Leistungs fähigkeit gegangen. Um weiteren Wohnraum verfügbar zu machen, hat sich der Wohnungsauefchuß veranlaßt gesehen, die Zivileinquartierung zu beantragen. An alle Hausbe sitzer und Inhaber größerer Wohnungen ergeht die dringende Bitte, dem Wohnung-russchuß nicht genügend au-genützten Wohnraum zur Unterbringung Wohnungsloser zur Verfügung zu stellm. Es ist dringend zu wünschen, daß die indu striellen Unternehmen unseres Ortes Wohnungen erbauen. — Die festlose Zeit des Jahres folgt jetzt, nachdem Pfingsten vorüber ist. In langen Reihen dehnen sich die Wochen durch den Rest des Frühlings, den Sommer und den Herbst bis zur Adventszeit aus. Eine Zeit ohne hohe Feste, aber nicht ohne Freuden, denn mit frohem Sinn und mit Genügsamkeit können wir uns auch bescheidene Freuden bereiten, Zu groben Freuden, wie zu einer Verbilligung der Lebenshaltung, müssen schon stärkere Kräfte Mitwirken und dem guten Willen aufhelsen. Und auch rechte Energie muß dazu kommen. Viele schöne Tage stehen noch bevor, an uns selbst liegt es, die rechte Stimmung zu bewahren, daß wir die kommenden Tage der Rosen genießen können. — Das lichte Maiengrün ist jetzt vorbei, das Laub hat die dunklere Färbung angenommen, die auf den nahen Somer hindeutet. Auch das Fliederbukett auf dem Tische beginnt seltener zu werden, dafür leuchtet ein Strauß von Goldregen, Rotdorn und Schneeball in künstlerischem Reiz. Beim Goldregen sei erinnert, daß die goldgelben Trauben giftig sind und also nicht in den Mund genommen werden sollen. Beim Abschneiden von Rotdornzweigen ist Vorsicht empfohlen, den im Rotdornbaum bauen mancherlei Vögel gern ihre Nester, da die mit Dornen bewehrten Zweige sie vor Katzen schütz:» Und es ist nicht hübsch, die Kinderstube unserer gefiederten Frühlingsgäste zu stören, da diese Wochen die Tatsachen ergeben haben, daß an nützlichen Vögeln über- Haupt kein Nebenfluß mehr vorhanden ist. — Was begehrt das Sachsenvolk? In einem Flug blatt mit dieser Überschrift bezeichnet es der Landesverband Sachfen des HansabundeS als erstrebenswerteste« Ziel des Volksbegehrens auf Landtagrauflösung, eine Regierung aus Sachverständigen des Wirtschaftslebens zu bilden. Das Flugblatt begründet das folgendermaßen: „Die Tragödie, die sich in Rußland abspielt, hat auch bei uns Tausenden und aber Tausenden die Augen geöffnet. Eine so furcht» bare Not aller wirtschaftlichen Zustände, wie wir sie bei unseren östlichen Nachbarn erleben müssen, ist seit Menschen- gcdenken noch nicht dagewesen. Sollen wir im Sachsenland denselben Weg gehen? Was begehrt darum das Sachsen- voll? — Eine Politik der Vernunft I War die bisherige Parteipolitik vernünftig? Förderte sie unfer Wirtschaftsleben? Schaffte sie Zufriedenheit? Freiheit? Sparsamkeit? — Setzte sie dem Volke die geeigneten Führer? Durch Sozialifierungs- und KommunalisierungS-Experimente ist das Vertrauen des Auslandes in die deutsche Wirtschaft erschüttert. Die Folge davon ist die dauernde Geldentwertung und Teuerung, diese aber die eigentliche Ursache der Furcht vor einer Reaktion bei den einen, des Wunsches nach einer solchen bei den anderen. Weitere Folgen der bierdurch her- vorgtrusenen Verhältnisse find; Statt einer sittlichen Hebung des Volkes- ein Niederrgang der Moral. — Statt eines Ausgleichs der Lebensbedingungen: Ungleichheiten, schlimmer als vor de: Kriegszeit. Auch die zurzeit regierenden Abge ordneten mußten dies erkennen. Warum gestehen sie die Fehler des jetzigen Systems nicht offen ein? Können sie unter solchen Umständen dauernd die Regenten eines Industriestaates sein? — Haben sie durch ihre Taten den Beweis für die Befähigung erbracht, die verwickelten Fäden im Wirtschaftsleben eines Industriestaates zu erkennen und zu Nutz und Frommen der VolkSgesamtheit richtig zu lenken? Statt wirtschaftlichen und sittlichen Aufstiegs haben wir ein bei uns noch nicht dagewefeneS System der Teuerung, ver bunden mit Klaffsnkampf, Neid, Haß und Unzufriedenheit. — Marxismus . . Sozialismus . . haben nicht nur in Ruß land, sondern auch schon bei uns die Unmöglichkeit ihrer praktischen Durchfübrung erwiesen. Sie find praktisch am Ende — nur die Parteipolitik sucht sie künstlich in einem Scheinleben zu erhalten. Darum muß jetzt die Parole heißen: Nicht Parteipolitik, sondern Wirtschaftspolitik — von Männern mit praktischer Erfahrung in den Zusammen- hängen der Volks- und Weltwirtschaft, die das Wohl aller im Auge habe». — Als wir vor einiger Zeit mitteilten, daß die Papier preise auf dar Achtzigfache des Friedenspreises gestiegen seien, glaubten viele, damit sei der Gipfelpunkt erreicht. Aber dem ist nicht so; schon für den Monat Juni ist eine weitere Erhöhung um 61 Mark für 100 Kilogramm einge- lreter^ so daß der Preis für Zeitungspopier jetzt 1650 Mk. 75 Pfg. für 100 Kilogram beträgt. Dabei haben die Papierfabrtkanten noch den Vorbehalt gemacht, „daß, wenn im Juni eine neue Kohlenprciserhöhung in Betracht kommt, diese Differenz dann ohne weiters auf den Papierpreis drausgeschlagen" wird. Für den Monat Juli wird über. Haupt noch kein Papierpreis von den Verbänden genannt. — Strenge Strafen für Milchpantscher. Wie aus den Jahresberichten der mit der amtlichen Nahrungsmittelüber wachung betrauten Untersuchungsanstalten hervorgeht, nehmen die Milchverfälschungen immer größeren Umfang an. Eine Untersuchungsanstalt bezeichnet über 50 v. H. der von ihr untersuchten Milchproben als verfälscht. Das Ministerium des Innern macht deshalb ausdrücklich darauf aufmerksam, daß sämtliche Behörden Anweisung erhalten haben, einer Verfälschung der Milch im Hinblick auf die große Bedeutung der Milch für die VolkSernährung und in-befondere für die Ernährung der Säuglinge und Kleinkinder, mit besonderer Strenge cntgegenzutreten. Milchverfälscher haben aber nicht nur hohe Geldstrafen, sondern auch Freiheitsstrafen und öffentliche Bekanntmachung ihres Namens zu ge- wärtigen. — Dec unangenehme 8 11- Eine Zeitung ist bekannt lich verpflichtet, eine Berichtigung aufzunehmen, die ihr von beteiligter Seiten zugestellt wird. D:e Berichtigung muß ausgenommen werden, wenn sie formell richtig gefaßt ist. Ob sie den Tatsachen entspricht oder nicht, tut nichts zur Sache. Der Geschäftsführer de« Hauptverbande» Deutscher Ortskrankenkassen zu Dresden, Mellmann, hatte sich über eine Notiz in der „Deutschen Handels Wacht" geärgert und schickte dem Schriftleiter auf Grund des Preßgesetzes eine Berichtigung zu. Die Handelüwacht druckte sie pflichtge mäß ab, widerlegte sie sachlich und schickte Herrn Mellmann sine Rechnung über mehr als 2000 Mark. Der darob sehr erstaunte Herr mußte auf den Absatz 3 des 8 11 des Preß- gesetzes hinqewiesen werden, der besagt, daß Berichtigungen, die räumlich über die berichtigende Notiz hinausgehen, für den überschießenden Teil nach dem Anzeigentarif der Zeitung bezahlt werden müssen. Der unglückliche Berichtiger suchte vergebens einen Ausweg Es half ihm aber nicht. Mit den freundlichsten Worten bestätigte die „HandelS-Wacht" nun die inzwischen erfolgte Zahlung von 2040 Mark und ladet Herrn Millmann zur weiteren Mitarbeit unter ähnlichen Bedingungen ein. — Rund um Dresden 255 Kilometer. Der Gau Dres den im Bund Deutscher Radfahrer veranstaltet am Sonn- tag zum clftenmal die alte Straßenfernfahrt „Rund um Dresden". Früh Vr 6 Uhr erfolgt der Start in Dresden an der Lennestraße, von da führt die Strecke über Dippoldis walde, Wilsdruff, Meißen, Großenhain, Radeburg, König«, brück, Kamenz, Bischofswerda, Stolpen, Heidenau wieder nach Dresden. An Preisen kommen zu dem größten sächsischen Straßenrennen über 40000 Maick zur Verteilung und über 200 der besten deutschen Amateure und über 35 Berufsfahrer werden an dem Rennen teilnehmen. Dresden. In der Sonnabennacht wurde in der bekannten Reitzendorf» Mühle etngebrochen und dabet ein grober Posten fast neuer Tischdecken im Werte von über 6000 Mark gestohlen. Als der Dieb mit seiner umfang reichen Beute den Weißen Hirsch herabkam, erregte er bei einer Polizeistreife Verdacht; er wurde angehalten und sest- genomuren. Der Dieb entpupte sich als ein Arbeiter Pöschel aus Dresden. Der bestohlene Mühlenwirt gelangte um gehend wieder in Besitz seiner Tischdecken. — Eine Einbrechrrbande treibt jetzt nächtlicher Weile in den westlichen Gemeinden von Dresden ihr Unwesen. Nach dem sie erst kürzlich dem Gasthofe in Merbitz einen Besuch abgestattet hatte, erschien sie bei einem dortigen Milch- Händler in der Nacht zum Sonntag. Die Einbrecher haben es aus Kleider und Lebensmittel abgesehen. In einer der letzten Nächte drangen die Diebe auch in die Leuteritzer Ziegelei ein und verschwanden unter Mitnahme von Kücken usw. — Ein schwerer Radlerunfall trug sich Mittwoch früh i/, 7 Uhr vor dem Hause KeffelSdorfer Straße 36 zu, wo der 16 Jahre alte, tu der Rutowskystraße bei den Eltern i wohnhafte Bote Rudi Geyer auf dem Wege zur Arbeit so (heftig mit einem Straßenbahnzuge zusammenstieß, daß er 'bewußtlos liegen blieb. Er hatte eine schwere Gehirn- ! erschütterung und einen Schädelbruch erlitten. Man über führte ihn nach dem Krankenhause Friedrichstadt. Neustadt. Ein größerer Waldbraud entstand in f dem am Valtenberge gelegenen Hochwald in dem an der ! Staatsstraße nach Steinigtwolmsdorf gelegenen Revier in Nähe des Forsthauser. An den Löscharbeiten beteiligten -sich in der Hauptsache die herbeigeeilten Feuerwehren der l umliegenden Ortschaften sowie Militär. Vernichtet sind gegen -30000 Quadratmeter dreißigjähriger Waldbestand. Da« Feuer ist vermutlich durch unachtsames Wegwerfen von - Streichhölzern entstanden. Pirna. Ein in nahen Struppen wohnender Feld webel verübte dadurch einen gräßlichen Selbstmord, daß er eine Et-Handgranate in den Rund steckte und zur Entzündung brachte, wodurch ihm die obere Kopfhälfte vollständig zerrissen > wurde. Rochlitz. Ein Gaunerstreich wurde in der hiesigen f Umgebung verübt. Einem Fleischermetster holten Spitz- f buben sämtliche Hühner au« dem Stalle und ließen nur ein «schwächer entwickeltes zurück, dem sie einen Zettel um den «Hals gehängt hatten mit der Aufschrift: „Ein Jahr f zurück". Mrchennachrichte«. Heute Donnerstag, abends 8 Uhr, wichtige Sitzung der Kirchgemeindevertreter im Pfarrhaus.