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Ottendorfer Zeitung > > o Bezugspreis: vierteljShrkich 1.20 Mark frei krr L^nrs. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «ed Sonnabend Nachmittag, — Ü Unterkiaktungg- unlt Anzeigeökatt ««LtiMIttket*: M di« Nein^aMg. «erpug-IW .»er deren X«m t« -sg — Im BekiiMWil filr die kleinspaltige Petit-Hetlr 25 pjß. Anzeigenannahme bi» Ahr wMM. Bellage-ebähr nach v»i«n»«WM. Nit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilag« ,Handel «ed Weuedei" „Fel- und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Nada". Druck »ö vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion h. Rühle in S-o-.«»«a. Nummer 78 Freitag, den 2. Juli sM Jahrgang Neuestes vom Tage. — Die Franzosen legen allem Anschein nach den größten Wert auf die Wiedergewinnung der Stellungen bei Les Eparges auf den Maashöhen, die wir am 26. Juni in unseren Besitz brachten. Seit diesem Tage machen sie täglich die verzweifeltsten Anstrengungen, um die Scharte wieder auszuwetzen. Sie stürmten am Montag nicht weniger als fünf mal gegen diese Stellungen an, und am Dienstag unternahmen sie vier heftige Vor stöße, die ebenso wie die vom Tage zuvor vollkommen scheiterten. Es liegt auf der Hand, daß die Verluste, welche die Franzosen hier neuerdings erlitten haben, ganz gewaltig sein müssen. Da in der Gegend von Arras seit einigen Tagen verhältnismäßige Ruhe herrscht, so darf man wohl annehmen, daß die Franzosen einen erheblichen Teil der Kräfte, die seit Wochen dort vergeblich gegen uns anstürmten, an den Maashöhen kon zentriert haben. Dagegen haben es unsere Truppen bei Arras an kräftigen Vorstößen nicht fehlen lasten, durch die es gelang, den Feind aus verschiedenen Grabenstücken, die er uns im Verlaufe seiner wochenlangen Offen sive entrissen hatte, wieder zu vertreiben. Die Früchte jener Offensive, die vielen Taulenden da» Leben gekostet hat, werden sich also bald gänzlich verflüchtigt haben. — Der „Voss. Ztg." wird aus Amsterdam gemeldet: Der „Matin" teilt über die Be schießung von Dünkirchen durch schweres Ge schützfeuer der Deutschen noch folgende Einzel heiten mit: Am Dienstag früh gegen 3 Uhr wurden die Bewohner von Dünkirchen durch eine gewaltige Kanonade geweckt. Erschreckt stürzten sie aus den Häusern, um zu sehen, was geschehen sei. Sie brauchten nicht lange in Ungewißheit zu bleiben, denn bald darauf ließ die Sirene, die bei einer Beschießung die Bürger zu warnen hat, ihre heulende Stimme über die Stadt hin ertönen. Gleich darauf wurde ein zweiter donnernder Knall ver nommen, nnd nun hagelten eine ganze Zeit- lang in ununterbrochener Reihenfolge von etwa sechs bis sieben Minuten Granaten in die Stadt und auf die Verteidigungswerke. Die zerstörten Häuser begruben Tote und Verwundete, eine große Zahl von Menschen. Nicht weniger al- 4b Granaten von 38 Zentimeter wurden so auf Dünkirchen geworfen. Auch feindliche Flieger tauchten während des Granatfeuers über der Stadt auf. Sie wurden aber durch die französische Artillerie so heilig beschossen, daß sie bald wieder ver schwanden. Die Bevölkerung nahm das Bom bardement mit ziemlicher Ruhe hin, an eine Panik war nicht zu denken Die Bewohner flüchteten in die Keller und warteten hier das Ende der Beschießung ab. — Es hat nach den letzten Meldungen fast den Anschein, als wenn sich der Schwerpunkt der weiteren Kämpfe gegen Rußland nicht in Ostgalizien sondern in Südpolen abspielen sollte. Freilich ist in Ostgalizien kein Still stand der Kämpfe eingetreten. Am Bug bei Komionka sowohl wie auch von der Gnila- Lipa sind Kämpfe im Gange, die für uns erfolgreich verlaufen. Aber doch richtet sich das Augenmerk immer mehr auf Südpolen, wo die Verbündeten in den letzten Tagen ge waltige Fortschritte gemacht haben, die ihren Vormarsch schon weit auf feindliches Gebiet trugen und die allmählich beginnen, die russischen Festungslinien Jwangorod-Lublin- Cholm ernstlich zu bedrohen. — Rußkoje Slowo schreibt: Die Zentral- mächte bemühen sich seit 7 Wochen, Rußland als den finanziell schwächsten Gegner auf die Knie zu zwingen, Unruhen in Rußland hervor zurufen, auf diese Weise das Bündnis gegen Deutschland zu zerschmettern und Rußland zu einem Sonderfrieden zu bringen. Der Ver such wird keinen Erfolg haben. Rußland ist entschlossen, den Krieg an. der Seite seiner Verbündeten zu einem siegreichen Ende zu führen, es braucht aber hierfür Geld, da es bisher die größte Bürde des Krieges tragen mußte, was die Pariser Konferenz aber nicht vorausgesehen hat. Es erscheint deshalb dringend erforderlich, daß Rußland wirtschaft liche Unterstützung von England und Frank reich erhält, weshalb eine neue entsprechende Abmachung getroffen werden müßte. Nicht nur die Ehre, sondern das Bestehen des Reiches ist bedroht und damit die gesamte völkische Kultur. Wir können nicht der Zu kunft ein unterjochtes Rußland überlasten. — Die Wiener Allgemeine Ze'tung erfährt von unterrichteter Seite: Der bäuerliche Friedensprediger Rasputin, der am Zarenhofe einen eigentümlich großen Einfluß hat, ist be müht, die maßgebenden Persönlichkeiten des Zarenreiches sür den Frieden zu gewinnen. Beim Zaren selbst gelang ihm dies noch nicht. Allein Nikolaus II wagt nichts gegen Rasputin zu unternehmen, weil dieser so vorsichtig war zu prophezeien, das jedes gewaltsame Schicksal das ihn treffe, die Vernichtung der Dynastie Romanow nach sich ziehen würde. — Die „Voss. Ztg." meldet aus Stock holm: Ein Berichterstatter beschreibt im „Aftonbladet", daß er aus wohlinformierten Kreisen Angaben erhalten habe, nach denen die Verluste an englischen Kriegsschiffen von einem solchen Umfang sind, daß die jetzige Ueberlegenheit der englischen Flotte der deut schen gegenüber seit Beginn des Krieges er heblich vermindert ist. Die Zahl der eng lischen Schlachtschiffe erster Linie beim Beginn des Krieges betrug etwa 60, ist aber durch die systematische Torpedierung durch die Unterseeboote auf etwa 40 gesunken, während Deutschland noch kein Schiff dieser Flotte ver loren hat. Wenn diese Taktik der deutschen Unterseeboote mit derselben Ausdauer wie bisher durchführt wird, kann die Lage sich noch dermaßen umgestalten, daß die deutsche Schlachtflotte sich mit der englischen in einem Kampfe auf offener See messen kann. Diese Möglichkeit könnte auch ein rascheres Ende des Krieges herbeiführen. — Aus Konstantinopel wird der „Franks. Ztg. gemeldet: Die Dardanellenkämpse vom 22. und 23. Juni stellen an Heftigkeit und Erbitterung alle vorangegangenen in den Schatten. Mit übermenschlichen Kräften setzten die Gegner ihre äußerste Kraft ein um den Durchbruch durch die osmanischen Linien zu erreichen. Bis auf 400 Meter an diese heran ließ man den Feind sich entwickeln, dann erst traten die türkischen Schützenlinien mit ihrem mörderischen Feuer in Tätigkeit. Die Wirkung war furchtbar. Die englisch-französischen Kolonen wurden buchstäblich weggemäht. Die stets vorsichtigen Meldungen des türkischen Hauptouartiers geben die feindlichen Verluste auf 7000 Mann an, doch wird von Kampfzeugen versichert, daß der Gegner mindestens 12 000 Tode hatte. Teile tder Gegner versuchten gleich beim ersten Ansturm der Lürken aus Seddil- Bahr zurückzufliehen, wurden aber von einer zu diesem Zweck ausgestellten zweiten Reihe gewaltsam daran gehindert. Es kam schließlich zum erbitterten Handgemenge, das mitt dem obigen Ergebnis endete. Der Feind wurde vollkommen erschöpft in seine Stellungen zurückgetrieben. Auch bei dieser Gelegenheit zollen die Führer dem Todes mut und der Disziplin der türkischen Truppen das glänzendste Lob — Daily Telegraph meldet aus Montreal: Oberst Garrick, der den kanadischen Miliz minister bei General Frerichs Stab vertritt, ist in besonderer Sendung nach Kanada zurück gekehrt. In einem dort ausgebenen Bericht warnt er die Kanadier vor unberechtigter Hoffnung angesichts eines 'so wohlgerüsteten und entschlossenen Gegners, wie es die Deut schen seien, und mahnt dringend, daß Kanada und die anderen Dominions ja den Nerv an spannen, um Soldaten und Munition zu senden. — Die Londoner „Morning Post" meldet aus Washington: England muß sich darauf vorbereiten, daß dieForderung aus Erleichterung der Blockade Deutschlands von Amerika er hoben wird. Die an England zu richtende Note ist nur aufgeschoben. Ein Druck wird auf das Staatsdepartement ausgeübt, die Note möglichst energisch zu halten und das Recht der Amerikaner zu betonen, Güter aus Deutschland zu beziehen. Amerikanische Im porteure sandten am Montag eine Abordnung nach Washington, um dem Staatssekretär ihre Beschwerden zu unterbreiten. Sie sagten ihm daß die britische Beschränkung der deutschen Einfuhr ihnen schwere Verluste gebracht habe. Sie forderten freie Schiffahrt mit konterbande freien Gütern nach und von Deutschland durch neutrale Länder. Die britische Blockade könne nicht als rechtmäßig betrachtet werden, da sie nicht effektiv sei, denn Schweden könne den Verkehr mit Deutschland unterhalten. Ent weder müsse die unterschiedliche Behandlung Schwedens aufhören oder die Amerikaner müßten dieselben Rechte genießen. Die Importeure teilten nach ihren Besuch im Staatsdepartement mit, daß Staatssekretär Lansing erklärt habe, der Präsident und er seien entschlossen, die Importeure zu unter stützen, damit sie ihre Rechte gemäß dem Völkerrecht und den Staatsverträgen geltend machen könnten. OerMches und Sächsisches. Dttendorf-Bkrilla, Juli WS. — In Langebrück, Hauptstraße Nr, 17, ist bei einem Schweine die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Es werden als Schutzzone die Ortschaften Arnsdorf, Bühlau, Cunnersdorf bei Medingen, Groß erkmannsdorf. Großokrilla, Grünberg, mit Gutsbezirk, Hermsdorf mit Gutsbezirk, Kleinerkmannsdorf, Kleinokrilla, Klein- röhrsdorf mit Gutsbezirk, Kleinwolmsdorf mit Gutsbezirk, Klotzsche Lausa, Leppersdorf Liegau mit Gutsbezirk Lomnitz mit Guts bezirk, Loßdorf mit Gutsbezirk, Ottendorf, Schönborn, Seifersdorf mit Guisbezirk, Ullersdorf mit Gutsbezirk, Wachau mit Gutsbezirk, Wallroda, Weißer Hirsch, Weißig bestimmt. — Die vor kurzem durch die Tages zeitungen verbreitete Nachricht, daß in dem Gebiete des General-Gouvernements in Belgien der Ausbau des Postwesens voll endet und alle Orte und Wohnstätten dieses Gebietes an das Postnetz der neugeschaffenen Deutschen Post- und Telegraphenverwaltung in Belgien angeschloffen seien, hat vielfach zu der irrtümlichen Auffassung geführt, daß nun alle Orte und Wohnstätten Belgiens ohne Einschränkung zum Postverkehr mit Deutschland zugelassen seien. DaS ist nicht der Fall Zum Verkehr mit Deutschland sind nur die Städte Brüssel, Lüttich und Verviers nebst ihren Vor- und Nachbar orten sowie die Städte Antwerpen, Hasselt und Welkenraedt ohne Vororte zugelassen. Die anderen Orte im Gebiet des General- GouvernemenlS nehmen vorerst nur am innerbelgischen Postverkehr teil. Im Ver kehr zwischen Deutschland und den vor genannten zugelassenen Orten werden ge wöhnliche und eingeschriebene offene Briefe Postkarten, Drucksachen, Warenproben und Geschäftspaptere in deutscher, vlamischer und französischer Sprache, ferner Post anweisungen, auf deren Abschnitt sich keine schriftlichen Mitteilungen befinden dürfen, und Telegramme, die in der Richtung aus Deutschland nur in deutscher Sprache, in der Richtung aus Belgien in deutscher oder französischer Sprache abgefaßt sein müssen, zur Beförderung zuqelassen. — Im Betriebe der Feldpost macht sich m weitem Umfange der Uebelstand geltend daß die auf die Sendungen geklebtea Auf schriften unterwegs abfallen, wodurch die Sendungen unbestellbar werden. Besonders ind es die Umhüllungen aus Oelpapier, aus denen die Ausschriftzettel schlecht haften. Auf solche Umhüllungen muß die Aufschrift mit Tinte niedergeschrieben werden. — Beschlagnahme von Chemikalien. Die stellvertretenden Generalkomandos des 12. und 19. Armeekorps veröffentlichen eine Bekanntmachung, betreffend Bestands erhebung und Beschlagnahme von Chemikalien und ihre Behandlung. Die Verfügung tritt am 30. Juni 1915 nachts 12 Uhr in Kraft. — Wir sind gewohnt, große Mengen Pflanzen, z. B. Lindenblüten, Fliederblüten Kamillen, Bitterklee, Königskerzen, Arnika, Salbei, narkotische Kräuter, Heidelbeeren, viele Wurzeln und Sämereien aus dem Auslande etnzuführen, obgleich die Pflanzen auch bei uns wachsen. Der Einsammlung und sachgemäßen Trocknung der mild wachsenden medizinischen Vegetabilien sollte gegenwärtig die größte Aufmerksamkeit und Erleichterung geschenkt werden. Ebenso möge man für den Anbau von Pfeffer minze, Fenchel und Baldrian für nächstes Jahr rechtzeitig Sorge tragen. Auch der Verbrauch von Fruchtsüften wird sich außer ordentlich heben, sodaß ihre Herstellung mehr als je gefördert werden mnß. Denn obwohl die Arzneiversorgung Deutschlands durchaus genügend ist, so darf doch nichts zu gering erscheinen, um nicht im Interesse des Volkswohls verwendet zu werden. Königsbrück. Am Montag nach mittag gegen I Uhr brach im Lager der gefangenen Russen auf dem Truppenplatze Neues Lager ein Brand aus. Eine Russen baracke wurde in Asche gelegt. Lie or ganisierte Feuerbereilschafl im Lager be schränkte den Brand auf seinen Herd. Auch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Königsbrück war an dem Brandplatze er schienen, brauchte jedoch nicht einzugreifen. Ueber die Ursache des Brandes verlautet nichts Bestimmtes. Dresden. Im Schulhausneubau Ecke der Großenhainer und Kanonenstraße trug sich am Dienstag ein bedauerliches Unglück zu. Nachmittags gegen 2 Uhr trug der 59jährige, Kasernenstraße 4 wohnhafte Bauarbeiter Peter Nickan zwei Zentner Gips auf dem Rücken nach oem 1. Stock werk und wollte die schwere Last dort auf einen Querbalken absetzen. Dieser gab aber nach und Nickan wurde von der hinab stürzenden Last mit in die Tiefe gerissen. Er verstarb bald darauf. — Ein I4jähriges, in der Rankestraße wohnendes Schulmädchen schoß sich mit einer Pistole eine Kugel in den Kopf und wurde schwer verletzt inS Krankenhaus gebracht. Furcht vor der Strwe soll es zum Selbstmordversuch getrieben haben. — In der Lößnitz bet Dresden ist der Wein in diesem Jahre so ausgezeichnet gediehen, daß bereits jetzt große Trauben an den Stöcken hängen. Seit dm guten Weinjahren 1880 und 1893 sind nicht wieder so vorzügliche Reben getrieben worden wie in diesem Jahre.