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^riegsprimaner. Bedenken gegen die Notprüsungen. Wenige Tage nach der Kriegserklärung im August des vorigen Jahres verfügte der preußische Kultusminister, daß alle Primaner an den neunklassigen höheren Lehranstalten, die als Kriegsfreiwillige ins Heer eintraten oder ihres Alters wegen sich sofort zur Muste rung stellen mußten, die Reifeprüfung machen sollten. Die sehr vereinfachte Form der Prü fung wurde zuerst vorgefchrieben, später aber den Direktoren der Höheren Lehranstalten und' den Mitgliedern der Prüfungskommissionen, d. h. den in Prima unterrichtenden Ober lehrern, überlassen. Der Minister regelte die Prüsungsfrage für alle Schüler der Oberklassen schrittweise. So kam es, daß auch die späteren Versetzungen in diesen Versügungskreis mit einbezogen wurden. Zuerst hieß es, daß diejenigen Schüler, die nach dem Urteil der Konferenz das Ziel der Klasse in der vorgeschriebenen Zeit erreichen würden, ohne weiteres das Reifezeugnis für die nächsthöhere Klasse erhalten sollten. Einige Zeit später wurde angeordnet, daß alle die Schüler aufrücken sollten, bei denen kein Grund vorlag anzunehmen, daß sie nach vorschriftsmäßiger Erledigung der Klasse nicht das Ziel erreicht haben würden. Infolge dessen wurden wahrscheinlich überall sämtliche Schüler der Klasse versetzt; denn die neuen Verfügungen wurden nicht mehr nur auf Primaner oder auf Schüler der Oberklassen ausgedehnt, sondern man bezog sie auf alle Schüler dkr Anstalt. Das Ministerium ließ sich wohl, so schreibt dazu eine Lehrer, bei feinen Verfügungen von dem Grundsatz leiten, daß die Schädigungen, die der Schüler in feiner Schullausbahn durch den freiwilligen Eintritt in das Heer erlitt, nach Möglichkeit ausgeglichen werden sollten. Der Styat ver zichtete damit auf den Nachweis von Kennt nisfen als Ersatz für die freiwillige Leistung des Kriegsdienstes. Ähnlich lag es mit der Erlangung des Zeugnisses für die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienste. Diejenigen Schüler, die im August des vorigen Jahres bereits ' in Untersekunda saßen, erhielten dieses Zeugnis in derselben Weise, wie sie es beim Oster termine erhalten haben würden. Nun sind aber auch eine Anzahl von Obertertianern als Kriegsfreiwillige eingetreten. Diese stellten sich zur Prüfung vor der öffentlichen Ein jährigen - Prüfungskommission. Hier nahm man wenig Rücksicht darauf, daß diese jungen Soldaten sich bereits freiwillig zum Kriegs dienst gestellt hatten. Eine ganze Reihe — und darunter vielfach nicht die schlechtesten — fielen durch, während andere, die wahr scheinlich an der Schule unter normalen Ver hältnissen sogar anderthalb Jahre später dieses Zeugnis noch nicht erhalten hätten, die Prüfung bestanden. Die Prüfung vor der öffentlichen Einjährigen -Prüfungskommision ist stets ein Lotteriespiel gewesen und wird es stets bleiben. Im September wurden die öffentlichen Einjährigen - Prüfungskommissionen vom Kriegsministerium aufgelöst bezw. vertagt. Alle jungen Leute, die dort ihren Einjährigen schein unter normalen Verhältnissen nachge sucht hätten, wurden nun den Höheren Schulen zur Prüfung zugewiesen. Aber dieses Prüfungszeugnis hatte nicht die Wirkung der jenigen Einjährigenscheine, die die höheren Schulen ihren normalen Schülern ausstellten. Sie berechtigen nur zum Militärdienste, genau wie die Zeugnisse, die an den öffentlichen Prüfungskommissionen ausgestellt werden. Für den Eintritt in alle die Zivilbeamtenlaus bahnen. zu denen die eigentlichen Schul zeugnisse die Grundlage find, berechtigen die letzteren nicht. Diese Tatsache ist wohl nicht genügend bekannt, es würden sich sonst wohl nicht so viele junge Leute, die in „Pressen" vorbereitet wurden, zu den Prüfungen ge meldet haben. Sie alle waren offenbar der Meinung, auf leichte Art während des Krieges auch die sogenannten „Zivilberechtigungen" erlangen zu können. So erklärt es sich, daß sich sogar „ältere Personen", wie es in einer Verfügung des Ministers heißt, zu diesen Prüfungen gemeldet haben und „im Wider spruche mlt den bestehenden Bestimmungen zugelaffen wurden". Die Verfügung, die die Prüfungen abstellt, fährt dann fort: „Die Einjährig - Freiwilligen - Einrichtung ist aus schließlich sür den Frieden bestimmt. Es wäre während des Krieges eher eine Einschränkung als eine Ausdehnung des Kreises der Be werber begründet." — Alle die erwähnten Notprüfungen werden zweifellos üble Folgen haben, die man erst nach dem Kriege fühlen wird. Sie werden bemerkt werden vom Staate, dessen wichtigstes Organ die Bildungsanstalten sind, von der Wissenschaft, auf deren Studium die höheren Lehranstalten vorbereiten und nicht zum wenigsten von denen, die auf Grund ihrer Notprüsungszeugnisse sich wissenschaftlichen Studien widmen wollen. Der Nachwuchs der Universitäten wird durch die lückenhafte Bil- ratungen, dis der Deutsch-Osterreichisch-Ungarikche Wirtschaftsverb arid in Berlin in der letzten Zeit gehabt hat, finden in den nächsten Tagen in Wien gemeinsame Verhandlungen mit den öster reichischen Industriellen und Wiltschaftspolitikern statt, zu denen, wie aus Wien verlautet, eine große Zahl der maßgebendsten deutschen Industriellen aus allen Zweigen der Industrie ihre Teilnahme bereits angemeldet hat. Außer offiziellen Vertretern einer Reihe deutscher Handelskammern haben auch mehrere Reichstags- abgeorduete, wie Abg. Erzberger, Dr. Strese mann, Dr. Naumann, Graf Magnis u. a., ihr Erscheinen angemeldet. Ebenso werden auch der Hansa-Bund durch feinen Vorsitzenden Geheimrat Dr. Rießer und auch zentrale wirtschaftliche Körperschaften vertreten sein. Im Anschluß an diese Wiener Tagung sollen Einzelverhandlungen Von äen AriegslckauplatLLn. 1. Der Bahnhof von St. Maurice nach einer Minenexplosion. 2. Explodierende 15,5-Zentimeter« Granate. 3. Aus einem Schloßpark in Flandern: Von einer Granate gefällter Baumriese. 4. Eine neben einer Mühle einschlagende Granate. düng von Generationen zukünftiger Studenten minderwertig werden. In den beiden größten Kriegen, die Deutschland vorher erlebte, den Befreiungskriegen und dem deutsch-sranzösi- schen, ist keine Rücksicht auf die Schüler ge nommen worden, die ihre Schule ohne Reife prüfung verlassen hatten. Alle diejenigen, die studieren wollten, sind nach den Kriegen auf die Schule zurückgekehrt und haben ihren ordnungsmäßigen Lehrgang absolviert, ehe ihnen der Zugang zur Universität eröffnet wurde. Sie haben es nicht bereut. Daß aber die große Reihe von Unzuträg lichkeiten, weiche gerade durch die Notprüsungen entstanden sind, von den maßgebenden Be hörden längst erkannt sind, und daß man sich bemüht, sie endlich abzustellen, zeigen dis jüngsten Verhandlungen zwischen dem preußi- fchen Kriegsministenum und dem Kultus ministerium. Das Kriegsministerium wünscht die Prüfungserleichterungen, durch die eine Menge auch körperlich noch unreifer Knaben dem Heere zugeführt werden, nicht mehr und ersucht das Kultusministerium, die Zulassungen zu den Prüfungen durchaus zu beschränken. Und das ist gut so. 'VoUsWirtsckLfEcbes. Unsere künftigen Handelsbeziehungen zu Österreich-Ungarn. In Fortsetzung der Be mit verschiedenen deutschen Industriezweigen in Berlin stattfinden. Von rmÄ -fern. Feldmarschall Mackensen Ehrendoktor. Die rechts- und staatswissenschaftiiche Fakultät der Universität Halle a. S. hat dem General- seldmarschall v. Mackensen die Würde eines Ehrendoktors der Staatswissenschasten ver liehen. Russische Gefangene bei einer Nacht übung aufgegriffen. Auf seltsame Art und Weise sind zwei russische Gefangene, die aus einem märkischen Gefangenenlager ausge- brochcn waren, wieder festgenommen worden. In der Nähe von Cöpenick hielt gegen 12 Uhr abends eine Kompagnie eine Nachtübung ad. Bei einem Marsch durch den dunklen Wald stürzten plötzlich einige Soldaten über einen Gegenstand zu Boden. Beim Scheine einiger elektrischer Taschenlaternen fand man, daß zwei russische Gefangene in Uniform sich ver steckt hielten, die vor einigen Tagen entflohen waren. Acht Personen bei einem Fabrikbrand verunglückt. In der Schallplattenfabrik von Lindström und Comp. in Berlin ereignete sich ein schwerer Unsall. Es gerieten feuergefähr liche Stoffe, die im Fabrikationsgebäude der Firma Verwendung finden, in Brand. Durch die entstehenden Stichflammen wurden acht Personen verletzt. Feuerwehr- und Sanitäts mannschaften leisteten den Verunglückten, unter denen fünf Frauen find, die erste Hilfe. Fünf Schwerverletzte fanden im Krankenhause Auf nahme. Eine halbe Million Lire unterschlagen. Der Kassierer des Zollamts in Venedig ist verhaftet worden. Er hat, soweit bisher fest gestellt werden konnte, mehr als eine halbe Million Lire unterschlagen. Wolkenbrüche an der Riviere. Die Riviera di Ponente wurde von einem mehr stündigen Wolkenbruch heimgesucht. In Genua überschwemmte der gewaltig ange- fchwollene Bisagnofluß die niedrig gelegenen Stadtteile. Im Ha^n zerrissen die Anker- ketten vieler Schiffe, so daß die Schiffe gegen einander stießen. Auch in Voltri wurden die unteren Stadtviertel überschwemmt. In Varazze zerstörte die stark geschwollene Teira zwei Brücken, so daß man schleunigst von Genua einen Hilfszug mit Soldaten und Feuerwehrleuten kommen lassen mutzte. Zusammenstoff amerikanischer Kriegs schiffe. Ein durch einen Sturm herbei- gesührter Zusammenstoß hat zwei Kriegsschiffe der Flotte der Ver. Staaten ziemlich schwer befchädigt. Das Schlachtschiff „Georgia" wurde während des Unwetters im'Hafen von Newport (Rhode Island) von seinen Ankern gerissen und gegen das Schlachtschiff „Ne braska" getrieben. Dabei wurde die Kom mandobrücke der „Nebraska" weggerissen und ein Teil der Geschütze des Hinterschiffs be schädigt. Außerdem wurde der größte Teil der Seitenverkleidung beider Schiffe voll ständig fortgerissen. Ein deutscher Professor in Neuseeland. Die .Times' melden aus Wellington: Der Vorstand des Victoria College hat es mit acht gegen zwei Stimmen abgelehnk, einen nicht naturalisierten deutschen Professor zu entlassen. Die große Mehrheit der Professoren und Studenten war für die Beibehaltung des Professors eingetreten. GerMwbaUe. Potsdam. Vor der Strafkammer stand der 57 jährige Dachdecker Friedrich Schwarz unter der Anklage der Majestätsbeleidigung. Schwarz, der schon 25 Vorstrafen verbüßt hat, gab am 3. Au gust in einer Gastwirtschaft zu Kretzin der Absicht der böswilligen Verletzung und mit Überlegung Äußerungen gegen die Person des Kaisers von sich, die allgemeines Ärgernis erregten und die Entfernung des Angeklagten aus dem Lokal zur Folge hatten. Der Angeklagte versuchte bei der Verhandlung seinen Worten eine harmlose Deu tung zu geben, die Zeugen bekundeten jedoch ihren Eindruck, Schwarz habe den Kaiser be leidigen wollen. Nach dem Anträge des Staats anwalts wurde Schwarz wegen Majestätsbeleidi gung zu sechs Monaten Gesängnis verurteilt. VermrlMes. Aus der chinesischen Medizin. Eigen artige Anschauungen über Natur und Bedeu tung des Pulses bei den Chinesen spiegeln Mitteilungen aus der ärztlichen Wissenschaft Les Volkes der Mitte wieder, die Dr.H. Vor tisch van Moten in dem Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene gemacht hat. Danach halten die chinesischen Ärzte, die übrigens weder zur Wissenschaft noch zu den vier an erkannten Ständen, sondern mit Wahrsagern, Schauspielern und Barbieren zu den „Neun Unstäten" gehören, den Puls nicht vom Blüte erzeugt, das nach ihrer Ansicht in den Venen feststeht, sondern von der „Lebenslust". Das Aussetzen des Pulses steht in Beziehungen zur Lebensdauer. Setzt er einmal bei SO Schlägen aus, so ist der Mensch gesund, bei 40 L-chlögen stirbt er in vier, bei 10 Schlägen in einem Jahre. Dem Patienten, dessen Puls zum Metall ge hört, droht im siebenten oder achten Monat der Tod; wenn er dann nicht stirbt, wird er' wieder gesund. Außer dem Pulse, der zum Metall gehört, gibt es auch solche, die zu den anderen Elementen, Wasser, Feuer, Holz/Erde in Beziehung stehen. Der Arzt kuriert mit dem Mittel, das die entgegengesetzte Wirkung hat; also gibt er bei „Heißem Feuerpuls" eine „kalte Wasserarznei". " ° später einmal, um nach etwaigen Wünschen zu tragen. Das war die einzige Unterbrechung, und lange Zeit hörte man nichts als das Ge räusch der Feder aus dem Papier und ge- legentliches Aufretßen eines Kuverts oder Kreuzbandes. „Da oben wohnt Professor Olden," sagte ein Herr, der mit ein paar Begleitern spater am Abend am Hause vorbeikam und zu den erleuchteten Fenstern hinaufsah. , , „Wer doch in dessen Haut steckte," meinte der andere, „der Mann mutz ja ein schweres Geld zusammenscharren. Solch Spezialist von Ruf hat's wirklich gut. Was mag er wohl mit. all den Moneten anfangen, die er in solcher Geschwindigkeit verdient. Ein Jung geselle kann sie ja beim besten Willen nicht alle verpulvern. Ich habe ihm heute morgen bare dreihundert Reichsmark ausgezahlt; 's war 'ne bittere Nuß." „Ganz nett, ja, aber das ist noch lange nicht das höchste Honorar, das der schon be kommen hat. Alles, was sich so einen „ope rativen Eingriff" nennt, hat den Deubel im Nacken. Ich kenne Leute, die Rechnungen von SOO bis 600 Mark und darüber zu bezahlen halten." „O Herrjeh! Der Glückspilz, der all das elnstreichen kann," lautete die halb seufzende Antwort. „Na ja, der verdient brillant," meinte der erste Sprecher, „aber gutmütig ist er auch, das muß man ihm rühmlichst nachsagen. Er macht ja meistens ein Gesicht wie die teure Zeit, aber die Armen sind doch alle sehr erbaut von ihm. Ich habe noch nie gehört, daß er jo einem auch nur einen Pfennig abae- nommen hätte. Ich könnte Ihnen eine ganze Reihe von Fällen herzählen, wo er die schwersten Operationen unentgeltlich vorge nommen hat. Nein, auf Olden lasse ich nichts kommen." Der also Besprochene hatte inzwischen zwei Stunden ununterbrochen gearbeitet und der Stapel Briefschaften vor ihm war bis auf eine geringe Anzahl unwichtigerer Sachen zu sammengeschmolzen. „So," sagte er aufatmend. „Für heute mag's nun genug sein. Ich hab's satt." Er schob die Schreiblampe zurück und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. Ein dicker Smyrnateppich dämpfte die Tritte, bei nahe lautlos schritt er, die Hände auf dem Rücken, von einem Ende des großen Raumes zum anderen, den Kopf gesenkt, offenbar in tiefen Gedanken. „Sonderbar," murmelte er, „diese Ähnlich keit heute auf einmal — es ist unbegreiflich. Kann da Verwandtschaft bestehen? Er staunlich, daß mir das . noch nie auffiel, und ich habe sie doch /schon so oft ge sehen. Eine Ähnlichkeit mehr des Aus druckes als der Züge. Wie sie so dasaß mit dem zornigen Aufleuchten in den Augen, dem scharfen Zug um den Mund — wäre ich ein altes Weib, ich könnte an Gespenster glauben. Ist es Zufall — ist es keiner? Kann die Natur so spielen? O, es könnte ja keine tollere Ironie des Schicksals geben l" Er warf sich auf die Chaiselongue, ver schränkte die Arme unter dem Kopf und blickte starr zu den Stuckrosetten der Decke empor. „Mein Himmel, muß man denn die Kette seiner Vergangenheit ewig durchs Leben fchleppen? Jammerschade, daß noch keiner das Mittel erfunden hat, das uns von den Erinnerungen befreit. Der Mann könnte ein Patent darauf nehmen und Milliardär werden. — Soll ich denn niemals zur Ruhe kommen? Und wenn es nur die äußerste wäre, aber auch noch der Name — dieser Name, den ich nie ohne einen gewisten Widerwillen hören kann." Er runzelte die Stirn und biß die Zähne zusammen, als empfände er körperlichen Schmerz. Endlich sprang er auf. „Aber — seien wir mal ganz vernünftig — weshalb könnte es denn nicht der Zufall sein? Frau von Knorring hat mir ja erzählt, daß ihre Familie aus dem Anhaltischen stammle, weshalb sollte es diese Nichte nicht auch tun? Der — der andere war ja Posener. Und was den Namen anlangt» — es gibt ja Hunderte von Mingers in der Welt, weshalb muß ge rade diese eins —. In Mitteldeutschland kommt er häufig vor. Wo habe ich ihn nicht fchon überall gehört. Mingers Hotel — Mingers Buchhandlung — Mingers Bade anstalt — selbst meine Waschfrau in Bonn hieß Frau Ullinger. Wie komme ich nur auf die verrückten Vorstellungen? Vielleicht läßt sich die Sache feststellen." Er nahm einen Schlüssel von seinem Bunde und steckte ihn in eine Schublade seines großen Pultes. Doch im Begriff, aufzuztehen, ließ er die Hand wieder finken. „Nein, ich mag es nicht. Wie, wenn ich Gewißheit fände?" Von neuem ging er hin und her. „Torheit nochmal," sagte er dann halblaut. „Dies ist ja altweiberhaste Schwäche. Man muß sich zusammennehmen können." Er zog jetzt das Schubfach auf und fing an zu suchen. Es enthielt nur Papiere. Briefe, Zeichnungen und Skizzen, teils in Bleistift, teils in Aquarellfarben ausgeführte. Es mußte eine Künstlerhand gewesen sein, die sie ent worfen hatte, nirgends zeigte sich eine Spur von Dilettantismus, sicheres, tüchtiges Können sprach aus jeder Linie. Olden nahm sie be hutsam heraus, ohne sie indessen eines weite ren Blickes zu würdigen. Ein herber Zug lag um seinen Mund. „Es ist doch beinahe, als wühlte man in einem Sarge. — Wo mag nur das Ding stecken? Fort kann es ja nicht sein." Er fühlte umher. „O, hier ist es nicht. Jetzt werden wir gleich sehen." Er trat an die Lampe und zog aus einem vergilbten Kuvert eine größere Photographie — ein Gruppenbild hervor. Mit sichtlichem Wider willen, aber scharf prüfend, blickte er es an, hielt es bald nach rechts, bald nach links, um das Licht von verschiedenen Seiten darauf fallen zu lassen. Fast angstvolle Spannung lag in seinem Blick. Endlich ließ er die Hand sinken. „So viel ich es auch ansehe, ich werde nicht klug daraus, die Gesichter sind zu klein und auch schon zu verblaßt. Es kann sein, es kann auch nicht sein, weiter läßt sich nichts sagen, Diese Pönitenz hätte man sich also vergeblich auferlegt." Er schüttelte sich leicht. „Gräß liches Ding. Wie habe ich eS nur so lang« behalten können?" Er verschränkte die Arm» und Uetz den Kopf auf die Brust sink«. E - (Fortsetzung folgte