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Hermm. Der Dichter sollte den nächsten Parteitag mcht mehr erleben. So wird der Parteitag 1933, der erste nach dem Siege, auch dem Gedächtnis derer dienen, die für diesen Sieg ihr Leben gelassen haben. Die Gedanken der alten Kämpfer werden an die Nürnberger Tage von 1927 und 1929 zurückschweifen, sie werden an Hans Maikowski denken, dem bei der Rückkehr aus Nürnberg vom Partei tag 1927 die Berliner Polizei dieFahneaus Zäh nen und Fäusten reißen mußte, der 1928 schwer verletzt, 1929 so nebenbei noch eine Ortsgruppe aufbaute, 1932 wie ein Tier gejagt und endlich am Abend des histo rischen 30. Januar von Kommunisten erschossen wurde. Sie werden wehmütig daran denken, wie der lustigste Sturm im Nürnberger Quartier der von Hör st Wessel war. Sie werden aber auch an die hoffnungsvolle Prophe zeiung des Führers vom Parteitag 1931 in Braun schweig denken, deren Erfüllung ja alle diese Opfer nicht umsonst hat werden lassen: „Ich weihe diese Standarten mit der Blutfahne vom 9. November. Es sind die letzten vor dem Siege." K. Kruschke. Mim MArtMen. Reichsbahn-Schnellfrachtflugzeug auf der Strecke Berlin—Königsberg. Berlin. Um die Verzögerung des Schnellsracht- und Post- vienstes zwischen Berlin und Königsberg, die infolge des Aus falls des Nachtschnellzugpaares eingetreten war, zu beheben, hat sich die Reichsbahn entschlossen, ein Flugzeug für Schnell fracht und Postbeförderung aus der genannten Strecke einzu fetzen. Mit der Ausnahme des Flugzeugdienstes ist sür den November zu rechnen. Bevorzugung von Kriegsbeschädigten bei Ergänzung der Gemeindeparlamente. Berlin. Der preußische Innenminister hat die Aufsichts behörden ersucht, bei der Besetzung freier Sitze in den Ver- tretungskörperschasten und beim Ersatz von Ehrenbeamten, deren Stellen auf Grund der Verordnung zur Sicherung der Staatsführung sreigeworden sind, nach Möglichkeit Kriegs beschädigte zu berücksichtigen, um auch dadurch die Ehren stellung der Kriegsbeschädigten zum Ausdruck zu bringen. Schadenfeuer bei Lübeck. Lübeck. In Schlutup bei Lübeck brach auf dem Holzlager der Firma Katz u. Klumpp ein Feuer aus. Durch Funkenslug aus der Kesselfeuerung waren Spähne in den Rohren der Spähnesammelanlage in Brand geraten. Ein Holzschuppen und die Kesselanlage brannten vollständig nieder, doch wurden die Lagerbestände rechtzeitig gerettet. Kommnnistenverhaftungen in Hamburg. Hamburg. Vom Kommando z. b. V. wurden hier elf Per sonen wegen illegaler kommunistischer Beiätigung festgenom men, darunter mehrere KPD.-Funktionäre Bei einer großen Polizeiaktion in Altona wurde eine große Anzahl marristischer Zersetzungsschriften neben Wassen und Munition gesunden In Wandsbek wurden 30 führende Kommunisten wegen Her stellung und Verbreitung illegaler Schriften verhaktet. Grüße des Relchsaußcnministers sür die Fungfaschisten. Enzweihingen (Württemberg). Reichsaußenminister von Neurath hat den iialienischen Botschafter in Berlin telegrapbisck gebeten, den in Berlin eingetrossenen Jungfaschisten seine herz lichen Grütze zu übermitteln. Aufdeckung einer neuen kommunistischen Mordtat. Augsburg. Bei Ncubura a. D. wurde die Leiche de- 28jährigen Hilfsarbeiters A Mutter aus der Donau geborgen Der Tote wies drei Schutzverletzungen am Kopse aus M, de' seit dem 17. Juli verschwunden war, ist in Augsburg erschollen und in den Lech geworfen worden. Es besteht größte Wahr scheinlichkeit, daß die Täter in kommunistischen Kreisen zr suchen sind. Abschiedsfeier schwedischer Nationalsozialisten wegen deS Uniformverbots. Stockholm. Mit dem 1. August tritt das Verbot für das Tragen politischer Uniformen und Abzeichen in Schweden in Kraft. Deshalb batten die schwedischen Nationalsozialisten in Stockholm am Abend zuvor eine Abschiedsfeier veranstaltet wo sie zum letzten Male in ihren Uniformen erschienen und nach Schluß geschlossen nach ihrem Parteibüro marschierten Große Streikbewegung kn Straßburg. . , Paris. In Straßburg sind mit Ausnahme der Arbeiter des Elektrizitätswerkes alle Arbeiter der übrigen städtischen Werke in den Streik getreten, um die Forderung der bereits seit kurzem streikenden Bauarbeiter zu unterstützen. Sie ver langen eine Lohnerhöhung um 50 Centimes se Stunde. Riesenfeuer in einem nordfranzöstschen Banmwollagcr. Paris. In einem der größten Baumwoilager in Nord frankreich in Marquien Bareuil brach ein Grotzfeuer aus. 32000 Ballen Baumwolle wurden ein Opfer der Flammen. Der Sach schaden beläuft sich aus 10 bis 50 Millionen Franc. Man ver mutet, daß infolge Kurzschlusses Funken aus die Baumwolle übergesprungen sind so daß das Feuer zum Ausbruch kam. Visumzwang für Österreicher von Frankreich aufgehoben. Paris. Ab 1. August hat die französische Regierung für Österreicher, die nach Frankreich einreisen, den Visumzwang aufgehoben. Am 15. Juli hat Österreich die entsprechende Maßnahme für Franzosen genossen, die sich nach Österreich begeben. Neues aus aller Wett. Viertes Todesopfer der Motorradkatastrophe. Das Motorradunglück im Berliner Stadion hat ein viertes Todesopfer gefordert. Der schwerverletzte Kraftwagen fahrer Herbert Dukat aus Charlottenburg ist seinen Ver letzungen erlegen. - Aus Unachtsamkeit erschossen. An Bord der „Bremen" hantierten zwei Passagiere, die amerikanischen Staats bürger Charles Nanger und Werner Heye, in einem Zim mer mit einem Revolver, als plötzlich ein Schuß losging. Heye wurde so unglücklich getroffen, daß er an den Folgen der erlittenen Verletzungen verschied. Durch Starkstromleitung getötet. In der Nähe des Ortes Velde an der oldenburgisch-ostfriesischen Grenze kamen der Schlosser Bernhard Penning aus Oldenburg ukd Karl Tiemann aus Wiesmoor bei Leitungsarbeiten der Starkstromleitung zu nahe und wurden auf der Stelle getötet. Sie konnten nur als völlig verkohlte Leichen von der Leitung befreit werden. Schwerer Kraftwagenunfall. Bei Salach (Württem berg) überschlug sich der schwere Maybachwagen der Württembergischen Metallwarenfabrik Geislingen, sämt liche sechs Insassen unter sich begrabend. Der Oberschützen meister Ströhlen wurde getötet. Die Gattin des General direktors der Württembergischen Metallwarenfabrik, Frau Debach, wurde schwer verletzt, ebenso ihr Zimmermädchen, der Führer des Kraftwagens, sein Bruder und eine weitere männliche Person. Mache Brandstifter- und Mörderbande. In Hopf garten (Tirol) wurden zwei Bauernburschen, Franz Bachler und Alois Lechner, verhaftet, die über 30 Brand stiftungen begangen haben. Nunmehr wurde festgestellt, daß die Verhafteten im Verein mit einem dritten Bauern burschen auch drei Morde und zwei Mordversuche in Hopfgarten und Umgebung begangen haben. Sie haben ü. a. die Geliebte des Bachler ermordet und die Leiche dann in einem Heustapel verbrannt. Einen zweiten Mord haben die drei an einem Landwirt verübt. 250 Vergiftungen durch Speiseeis. In Groningen (Holland) sind nach den Genuß von Speiseeis 250 Per sonen erkrankt. Die Krankenhäuser der Stadt sind über- süllt, die Ärzte reichen nicht aus. Wahrscheinlich haben sich in dem Speiseeis Paratyphusbazillen befunden. Großfeuer in englischem Badeort. Durch ein Groß feuer wurde der 150 Meter lange Landungspier in dem englischen Badeort Morecambe vollkommen zerstört. In einer Stunde hatte das Feuer, das durch einen überaus starken Sturm angesackt wurde, den gesamten Pier samt dem Musikpavillon, dem Ballraum, einem Eislaufplatz, mehreren Läden, CafSs usw. vernichtet. Der Schaden wird aus eine Million Mark geschätzt. Gandhi wieder verhaftet. Mahatma Gandhi wurde wenige Stunden, bevor er zu einem neuen Protestmarsch aufbrechen wollte, verhaftet und nach dem Gefängnis gebracht. Ferner wurden Gandhis Frau und die 32 An hänger festgenommen, die sich dem Marsch der „indi viduellen Ungehorsamkeit" anschlietzen wollten. Spies unv Spork Rievschläger-Zeitz gewann ein Turmspringen, daS S»m SV.-Zeitz aus Anlaß des Schauspringens des Weltmeisters im Turmspringen, Smith (USA.), und dessen Reisegesährten, des Ägypters Simaika, in Zeitz ausgetragen wurde, mit 114,63 Punkten vor Neumann (Spandau 04) 109,74 P. und Grothe (Poseidon-Berlin) 105,60 Punkte. Der Hamburger Schwergewichtler Hans Birke besiegte in Newyork den Amerikaner Edgren in zehn Runden glatt nach Punkten. Der „alte" Risco sertigte Exweltmeister Tommy Loughran ebenfalls nach Punkten ab. Für die Deutschen Leichtathletikmeisterschaften hat der Gan Brandenburg-Pommern insgesamt 67 Einzel- und els Mann schaftsmeldungen abgegeben. Sieuerkalen-er für August 1933 für Reichssteuern „ 5. August (Reich): 1. Ablieferung der für die Zeit vom 16. bis 31. Juli einbehaltenen Steuerabzüge vom Arbeitslohn. Wenn im Überweisungsverfahren die bis 15. Juli einbehaltenen Beträge 200 Mark nicht überstiegen haben, Überweisung für die Zeit vom 1. bis 30. Juli. Dazu 2. Ledigensteuer, soweit sie noch aufrechterhalten und im Steuerabzugsverfahren sinzu- behalten ist, 3. Ehestandshilfe für Lohnzahlungen vom 16. bis 31. Juli 1933. 4. Abgabe für die Arbeitslosen- Hilfe, soweit sie an die Finanzämter abzuführen ist (für nicht krankenversicherungs- und nicht arbeitslosenver sicherungspflichtige Arbeitnehmer) und 5. Bürgersteuer 1933 der Lohnsteuerpflichtigen, soweit sie in dem be treffenden Land oder in der betreffenden Gemeinde für 1933 erhoben wird, und zwar für die Lohnzahlun gen vom 16. bis 31. Juli, ferner auch für die Lohn zahlungen vom 1. bis 15. Juli, wenn die einzubehal tende Bürgersteuer weniger als 200 Mark beträgt oder an auswärtige Gemeinden abzuführen ist. 6. An meldung der Salzmengen, für die die Steuerschulden im Juli entstanden sind. 10. August (Reich): 1. Umsatzsteuervoranmeldung und Umsätzsteuervorauszahlung der Monatszahler (Schon frist bis 17. August). 2. Börsenumsatzsteuer für Juli 1933. 3. Schriftliche Anmeldung der Fettmengen, für die die Fettschuld im Juli entstanden ist. (Verordnung vom 23. März 1933.) 4. Bürgersteuerrate der ver anlagten Steuerpflichtigen laut Bescheid. 15. August (Reich): 1. Vierteljahresrate der Vermögen steuer mit Ausnahme der Landwirtschaft. 2. Halb jahresrate der Aufbringungsumlage sür 1933 (nur für Unternehmungen mit gewerblichem Betriebsvermögen von mehr als 500 000 Mars). 17. August (Reich): Letzter Tag für Umsatzsteuervor anmeldung und Umsätzsteuervorauszahlung der Monatszahler. (20.) 21. August (Reich): 1. Ablieferung der für die Zeit vom 1. bis 15. August einbehaltenen Steuerabzüge vom Arbeitslohn im Markenverfahren, desgl. im Überweisungsverfahren, wenn die vom 1. bis 15. August einbehaltenen Lohnbeträge 200 Mark über- steigen. Dazu 2. Ledigensteuer, soweit sie noch aufrecht- erhalten und im Steuerabzugsverfahren einzubehalten ist. 3. Ehestandshilfe für Lohn- und Gehaltszahlungen vom 1. bis 15. August. 4. Abgabe für die Arbeits losenhilfe. soweit sie an die Finanzämter abzuführen ist (für nicht krankenversicherungs- und nicht arbetts- losenversicherungspflichtige Arbeitnehmer) und 5. Bürgersteuer 1933 der Löhnsteuerpflichtigen, soweit sie in dem betreffenden Land oder der betreffenden Gemeinde für 1933 erhoben wird, und zwar für die Lohnzahlungen vom 1. bis 15. August, wenn die ein- behaltene Bürgersteuer mehr als 200 Mark beträgt und die Abführung nicht an eine auswärtige Gemeinde zu erfolgen Hai. 23. August (Reich): Fettsteuer für alle Fette, mit Aus nahme von Margarine, soweit die Steuerschuld im Juni entstanden ist. 27. August (Reich): Zahlung derSalzsteuer fürJuli 1933. 31.August (Reich): Letzter Tag für die Anzeige von ausländischen Vermögenstücken und von Devisen auf Grund des Gesetzes vom 12. Juni 1933 gegen Verra' der deutschen Volkswirtschaft. (32. Fortsetzung.) Karl von Löbau, der sich der Gruppe von der Diele bis hierher nachgeschlichen hat, steht lauernd in einer dunklen Wandnische am Ende des Traktes Er sieht die Bewegung vor der Boudoirtür, hört die Worte und Stimmen bis zu sich. Atemlos, ohne jede leiseste Bewegung, mit dumpf gegen die Brust hämmerndem Herzen, steht Hauptmann Döllnitz lauschend dicht an der Tür des Boudoirs. Deutlich hört er Rambeaux fragen: „Was ist das mit dem Zimmer?" „Es ist das Boudoir meiner Frau — sie hält es stets ver schlossen, sie verwahrt hier ihre gesamten Wertsachen." Lefevre bittet Jeannette, die eben zu ihnen tritt, den Schlüssel herauszugeben. Jetzt kommt für die Frau die Nervenprobei Sie ist nicht mit schußbereiten Pistolen, wie seinerzeit von Döllnitz, zu bestehen — hier kann nur die lächelnde Ruhe einer Lüge helfen. Madame Lefevre markiert sehr charmant die Ver geßliche: „Chöri — ich muß mich schämen, ich habe meinen Pompadour drüben im Salon der Baronesse liegen lassen. Die Schlüssel sind darin." Lefevre macht eine unwillige Geste. Der Kommissar steht einen Augenblick noch unschlüssig, als einer der Leute Miene macht, kurzerhand die Tür mit dem Seitengewehr aufzu brechen. Da tritt Jeannette dem Soldaten in den Weg. Ihre char mante Liebenswürdigkeit wandelt sich in unverhohlenen Zorn Sie ruft zu Rambeaux hinüber: „Seit wann ist es Sitte bei der Armee, die Türen zu den Gemächern der Frauen franzö sischer Offiziere wie Diebeswinkel zu erbrechen?" „Seit dem Kriege, Madame!" Rambeaux' Stimme ist eisig. Er winkt dem Soldaten, die Tür aufzubrechen Da überkommt Hauptmann Lefevre eine Wut, die ihn zu ungewohnter Schärfe treibt. Die Frechheit, mit der dieser Polizeispitzel hier mit ihm und seinen Leuten umspringt, wird ihm zu viel. Vor allem weiß er, was er dem Ansehen seiner Frau in diesem Augenblick schuldig ist. Er tritt einen Schritt auf Rambeaux zu. Der Ton feiner Worte läßt diesen auf horchen: „Wenn Sie glauben, Herr Kommissar, daß meine Frau einen feindlichen Spion, der von der geheimen Polizei gesucht wird, in ihrem Boudoir versteckt, so lassen Sie mit Gewalt öffnen. Wenn Sie sich aber geirrt haben — dann schieße ich Sie nieder! Ich bin Offizier Monsieur! Die Ehre meiner Frau geht mir über alles!" Rambeaux fühlt, daß sein Gegner die Drohung wahr machen wird. Er sucht diplomatisch auszuweichen: „Lächer lich — lieber Hauptmann! Wie werde ich versuchen, die Ehre einer so schönen Frau anzutasten!" Er wendet sich mit ge zwungener Höflichkeit, die in einer eckigen Verbeugung gipfelt, an Jeannette, die ihn betrachtet, wie etwas körperlich Wider liches, von dem man sich energisch trennen muß, um nicht beschmutzt zu werden. „Excusez madame — die Aufregung ließ mich vergessen . . " Mit kaum merkbarem Neigen des Kopfes, das ein Gruß sein soll, geht Jeannette den langen Gang des Traktes hinunter, wo Karl Löbau seinen Lauscher posten hat, der Diele des Schlosses zu. Rambeaux gibt neuen Befehl an seine Leute: „Ich er warte sofort Melduno über das Ergebnis der Durchsuchung des anderen Traktes " Dann bittet er Lefevre um eine Rück sprache in seinem Arbeitszimmer. „Ihre Gesinnung, Herr Hauptmann," beginnt Rambeaux mit kalter Sachlichkeit, „ist mir kein Geheimnis. Sie haben in vielen Schlachten bewiesen, daß die Armee stolz auf Sie sein kann." Er macht eine Pause, die dem Kommenden um so größeren Nachdruck verleihen soll. Er versucht, die eben er litten- Scharte durch die Ueberleqenheit eines wohlmeinen den »'ates auszuwetzen Seine Feigheit vorhin, die es auf den Versuch, der unter Umständen den Hals kosten konnte, nicht ankommen ließ, muß jetzt zur eigenen, dringend not wendigen Rehabilitierung mit dem Mäntelchen der Nächsten liebe umkleidet werden „Ich habe berechtigtes Interesse, daß Sie nicht das Opfer Ihres Gefühls werden, das Sie als Privatmann sicher in unserer schönen Heimat auf das Her vorragendste auszeichnet Aber wir leben im Krieg — und die Gastfreundschaft unserer erbittersten Feinde muß uns in jedem Falle zu denken geben! Die Freundschaft Ihrer Frau mit dieser Baronesse ist lebr sonderbar, nm nicht zu sagen: verdächtig." Er hebt seine Stimme zu eindringlicher Schärfe: „Es geschehen hier auf dem Schloß und in diesem ganzen Landkreis Löbau Dinge, die der Armeeleitung feit langem schwere Sorge machen. Wir stehen einem in seiner Heimlich keit und verstecktem Tätigsein überaus gefährlichen Gegner gegenüber. Es ist eine schwer zu packende Kette aus einer Unzahl von Gliedern — das erste, das ich vernichtet habe, ist dieser Förster. Die gerechte Kugel hat sein Leben aus gelöscht, das geeignet war, im Bund mit anderen unser aller Leben zu bedrohen Der Nächste, der unseres Zugriffes wert ist, ist der Baron von Löbau. Es wird Zeit, hier aüfzuräumen — Sentiments müssen endlich ein Ende haben." Hauptmann Lefevre kann sich den anstürmenden Gedanken des Polizeikommissars nicht verschließen — er spricht offen das aus, was er selbst seit langem befürchtet hat. Noch wehrt er sich, aber es ist mehr, um seine persönliche Würde zu wahren. „Solange ich Kommandant des Schlosses und Land kreises Löbau bin. werden allein meine Befehle ausgeführt!" „Und ich. Herr Hauptmann, führe die Befehle aus, die mir die höchste Stelle der Armee diktiert! Meine vornehmste Auf gabe ist die. endlich des preußischen Kuriers habhaft zu werden, nach dem alle unsere Polizeistellen seit Monaten fahnden Ich weiß ihn in der Falle und werde ihn abfangen — tot oder lebend wird er in meinen Händen bleiben!" In diesem Augenblick meldet ein eintretender Beamter, daß die Durchsuchung des jenseitigen Traktes des Schlosses ohne Ergebnis verlaufen ist „Lassen Sie die Wachen einziehen — wir übernachten unten im Gasthof" Rambeaux bittet Lefevre, ihn zu Baron Löbau zu begleiten. Während die Männer den dunklen Gang nach der Diele hinuntergehen, löst sich leise die Gestalt des jungen Karl von Löbau aus dem tiefen Schatten der Wandnische. Er lauscht angestrengt noch einen Augenblick in die Dunkelheit des Ganges. Dann huscht er mit ickmellen Füßen zur Tür des Boudoirs, die er mit dem von Madame Lefevre durch seme Schwester erhaltenen Schlüssel öffnet Nun steht er Hauptmann Döllnitz gegenüber. Hände suchen sich tastend in der Finsternis des Zimmers. Es ist der Aus druck des Triumphes. Dann werden Worte flüsternd, ge wechselt: Der Plan der Flucht. Wenige Minuten später ist Kars von Löbau aul Umwegen wieder in der Diele. Seine Schwester Maria hat sich soweit gefaßt, daß sie mit einiger Anstrengung dem neuen Ansturm, den das Erscheinen Rambeaux' und Lefevres in ihr hervorruft, standhaften kann. „ ... Sie lehnen also erneut auf das entschiedenste jede Ge meinschaft mit der Sache dieses preußischen Kuriers ab?" Die Frage des Kommissars an den Baron ist abschließend. „Sie bestreiten ferner, von der geheimen Anwesenheit des Ge suchten in Ihrem Hause etwas zu wissen?" Dos Schweigen des Barons gilt als Antwort. .(Fortsetzung folgt.)