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Das Wettrennen an die Küste Die britischen Soldaten sind die besseren Läufer. Das französische Nachrichtenbüro Havas kann sich von seinem Londoner Büro nichts Besseres melden lassen, als daß in Ermangelung positiver militärischer Ergebnisse der Wen der Berichterstattung aus „moralische Gesichtspunkte" gelegt werden müsse. Es ist auch von uns zuzugeben, daß das Bild, das sich der Weltössentlichkeit bietet, vor allem unter diesen moralischen Gesichtspunkten betrachtet werden mutz. Bei dem Wettrennen an die Küste steht es nach den deutschen Kampfberichten fest, datz die britischen Soldaten beim Weglaufen immer vorne sind, was die britische Kamps« moral sehr aufschlussreich illustriert. Die Franzosen und Belgier müssen bei diesen» Wettlauf um das nackte Leben den britischen Truppen den Vorrang lassen, und die bessere Kampf moral der Belgier und Franzosen, das mutz man zugeben, verbietet, beim Wettrennen an die Küste dem britischen Expe ditionskorps den ersten Platz streitig zu machen. Allerdings haben es auch die Franzosen nicht leicht, weil der ungestüme Vormarsch der deutschen Truppen das nordsranzösische Industriegebiet in höchste Bestürzung versetzt hat. Nur mit unverhiilltem Terror vermögen die französischen Behörden den Betrieb der lebenswichtigen Werke noch aus recht zu erhalten. Es sragt sich nur, wie lange man die aus brechende Panik unter der Arbeiterschaft mit solchen Mitteln unterdrücken kann. Wo ist die belgische Regierung? Der italienische Rundfunk meldet, datz die belgische Regierung ihre Flucht aus Ostende Weiler fortgesetzt habe. Sie sei 1 .ils im französischen Hasen Dün- kirchen eingetroffen. Nach anderen Meldungen soll sie schon nach Le Havre geslüchtei sein. — Sollte sie nicht den Weg aller Verräter-Regierungen nach London nehmen, weil sie er- kennt, datz dort kein sicheres Asyl mehr ist? Sie verwenden Dum-Dum-Gewosie Auffinden von serienmähig hergeftellten Beständen bei den Westmächten Im Laufe der Kampfhandlungen des deutschen Westheeres sind sowohl in Belgien wie auch in Frankreich bereits mehrfach Dum-Dum-Eeschosse gesunden worden. Von den militärischen Stellen sind Beweise für die Verwendung von Dum-Dum-Ee- schossen gesammelt. Datz das Abknipken der Eelchotzspihen nicht etwa von einzelnen Soldaten vorgenommen wurde, beweist das Auffinden von tausend Stück dieser völkerrechtlichen Munition in Karton-Verpackung in einem französischen Munitionslager. Hieraus geht eindeutig hesvor datz diese Dum-Dum-Deschosse auftragsgemätz serienweise hergestellt wurden. Die Verwendung von Dum-Dum-Eeschossen ist durch einen völkerrechtlichen Akt verboten Um so schwerer wiegt die Tat sache, datz die Westmächt« diese Dum-Dum-Keschosse nicht etwa von den Soldaten erst Herstellen lietzen, sondern sie bereits in ihren Munitionslagern vorrätig haben. Hier offenbart sich er neut die Frivolität, mit der sich die Heuchler an Seine und Themse über das Völkerrecht Hinwegsitzen. Telepdonladel Lonvon-Varis mtterdrEn Wie Reuter meldet, ist seit Montag abend 19.30 Uhr jede Lelephonverbindung zwischen England und Frankreich unter brochen. Angeblich sei ein Hauptkabel beschädigt. Vis setzt so berichtet Reuter aufatmend, sei die Verbindung zwischen der britischen und französischen Regierung noch nicht abgerissen. „Schwere Tage" Bert egen heitSgcstammel der Presse der WrftmSchtr. Die französischen und englischen Nachrichtenbüros und die von ihnen bediente Presse geben sich immer noch krampfhafte Mühe, di« Katastrophe ihrer Armeen im Westen zu ver- schleiern und dem Volk die Zuversicht nicht ganz zu nehmen. Allerdings kommt doch schon in den Ueberschriften oder in den Zeilen die schwere Sorge zum Ausdruck, die man sich an der Themse und an der Seine über die Zukunft macht. „Ver hängnisvolle Stunden", so schreibt die „Daily Mail" vom 19. Mai, und „Schwere Tage" überschreibt die Zei tung „News Cbronicle" einen Artikel, der sich mit der Lage in Frankreich beschäftigt. Der „Daily Telegraph" wagt es sogar, schon von einer .Langenbewegung" zu reden, und „Daily Expreß" stellt in geradezu bewundernswerter Hell sichtigkeit fest, daß „die heutigen Siege Hitlers bereits vor Jahren in seinen Fabriken errunaep" worden sind. Immer wkeder versuchen die Blätter, ihren Lesern Vie Wucht der deutschen Lust- und Tankangrisfe klarzumachen. Sie wissen von einer gewaltigen Ueberlegen- heit der deutschen Luftwaffe zu berichten und überschlagen sich in der Berechnung der Panzerdivisionen, die die Deutschen in den Kamps führen. Die Durchschlagskraft der deutschen Panzer sei, so meinen einigt englisch« Blätter, in der Geschichte bisher nie gekannt worden. Die Deutschen verfolgten überhaupt im Westen eine bisher unbekannte Kriegsmethode, die „das französische militärische Genie bis zum äußersten aus die Probe stelle". Durch die Panzerverbände werde ein „geradezu verwirrendes Kamps- ge menge" geschafsen. In Verbindung mit den ungeheuren und immer wiederholten Feuerüberfällen der deutschen Luft waffe werde, so muß selbst der militärische Mitarbeiter des Londoner Reuterbüros zugeben, eine „sehr ernste Situation" geschossen. Das halbamtliche Pariser Havas-Büro hat zwar den Mut, zu behaupten, datz „keine fühlbare Wandlung ein; getreten sei", mutz dann aber weiter zugeben, datz die „Lage überaus verwirrt" ist, und daß die sranzösischen Truppen „gewisse Rückverlegungen" ihrer Kräfte vornehmen mühten. Das sind die politischen Rückzugsgefechte der Kriegstreiber, die immer deutlicher erkennen, datz die Lage für sie mit jedem Tage aussichtsloser und schwieriger wird. Der Vunderylanbige Herr Reynaud Eine Rede vor dem Senat — D«r Fall von ArraS und AmienS eingeftandrn Ministerpräsident Remmnd sprach am Dienstag im Senat. Er begann mit der dem Ernst der Lage eindeutig kennzeich nenden Feststellung, datz er dem Senat und dem Lande die „volle Wahrheit" sagen werde. Revnaud äußerte sich dann über den „erbitterten Angriss" des Feindes bei Sedan, ge stand ein, daß Arras und Amiens bereits von den Deutschen besetzt seien und jammerte schließlich darüber, daß die alte „überlieferte Auffassung über Kriegführung aus eine neue Auffassung gestoßen ist: motorisierte Angrisse. Fallschirmtrup pen" Revnaud gab nach diesem düsteren Bild der Ueberzeu- gung Ausdruck, daß ..man nun Entscheidungen treffen muß" Dabei entschlüpfte ihm eine Aeußcrung, die für die Stim mung im Lande mehr als bezeichnend ist. Er stellte nämlich fest, daß es nunmehr keine Aufschubversahren mehr gegen Verräter. Saboteure und Feiglinge geben werde. Frankreichs Ministerpräsident von Englands Gnaden schloß u. a. pathe tisch: „Wenn man mir sagen würde, es müsse ein Wunde» geschehen, um Frankreich zu reiten, dann würde ich antwor ten. ich glaube an das Wunder." — Herr Revnaud vergiß, dabei allerdings, daß schöne Phrasen noch lange kein Wun der ergeben können. * Bezeichnend, datz Reynaud betonen mutz, die volle Wahr heit zu sagen. Die französischen Maas-Truppen sind also ge ichlagen, weil die besten Truppen in Belgien waren. Von dort sollten sie wohl den Schlag gegen Vas Ruhrgebiet führen. Warum diese Truppen allerdings ebenfalls immer mehr in die Enge getrieben wurden, dafür hat Revnaud keine Ausrede. Und di« wahre Begründung deutscher Überlegenheit kann er nicht zu geben. Er glaubt an Wunder Aber der Glaube wird nicht viel Helsen. Und Phrasen erst recht nicht Das deutsche Volk wenig stens verdankt das Wunder der Auferstehung und »einer jetzige« Siege der Arbeit unter zielsicherer Hand des Führers geben inren Kleinen gern bslcömmlicbs ^ilcflgstränks, kreis vnci ieicbte Qsbäclcs. Ooru «sisnt clcir bswsbrts Kin^srnäbrmittst Sie Eroberer ves Kotts Sven Emael Ritterkreuz des EK. für tapfere Pioniere vdW. Führerhauptquartier, 21. Mack. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht überreichte heute im Führerhauptquartier dem Kommandeur eines Pionier-Bataillons Oberstleutnant Milosch und dem Oberfeldwebel im gleichen Bataillon Portftesfeu das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz. Oberstleutnant Mikosch bat unerschrocken und kühn sein Bataillon durch befestigte und zäh verteidigte Stellungen gegen das Fori Eben Emael zum Entsatz der tapferen Eroberer ge führt. Dieser Tat ist es zu danken, datz das Fort endgültig gehalten werden konnte. — Oberfeldwebel Portsieffen führte im Rahmen dieses Angriffes einen Stoßtrupp im stärk sten feindlichen Feuer über unzählige Wasser- und sonstige Hindernisse, drang in das Fort ein und konnte als erster de« Kameraden der Luftwaffe die Hand reichen. Lie Bitternis ist ansgelSscht Ausruf der Heimattreuen i« Eupen und Malmedq Aus Anlatz der Heimkehr ins Reich Hal die Heimattreu« Front in Eupen und Malmedy einen Aufruf an die Bevölkerung erlassen, in dem es heisst: Unerschütterlich war unser Glaube an di« deutsche Zukunft unserer Heimat und unsere Zuversicht in den Sieg unserer gerech ten Sache. Heute nun sind wir als in Wahrheit wievergefunden« Brüder und Schwestern in das Erossdeutsche Reich beimgekehrt. Mit dem Gefühl.überströmender Dankbarkeit gedenken wir des Mannes, den die Vorsehung dem deutschen Volk schenkte, unseres vielgeliebten Führers Adolf Hitler, der nun auch unser Befreier geworden ist. Wir danken auch dem deutschen Heer, dessen Vor- wärtsdrinoen wieder einmal unsere Heimat vor den schlimmen Folgen des Krieges bewahrt Hot und das aus einem ununter brochenen. in der Geschichte beispiellosen Siegeszug begriffen ist. Die ganze Bitternis dieser letzten zwanzig Jahre ist ausgelöscht, Deutschland und sein Führer: Sieg Heil! „Oer Zeitpunkt ist gekommen!" Romr'Alle Friedensbemühungen sind nutzlos gewesen Zur Rede deS Grasen Ciano, des italienischen Außen« Ministers, schreibt der „Corrierr della Sera", das faschistische Italien sei gewohnt, allein durch das Handeln zu sprechen. Es werde ein überlegter und ausgearbeiteter Plan des Duce sein, nach dem Italien sein zukünftiges Schicksal forme. Geschichtliche Notwendigkeiten würden die Forderun gen des Duce bestiminen. Ein blinder, dummer Egoismus habe Jahrzehnte hin durch die Politik der Westmächte gegenüber Italien bestimmt. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, die Differenzen mit den Westmächlen zu erledigen, und sie müßten erledigt werden, sobald es gehe. Die „Stampa" erklärt, ein teilnahmloses nnd neutrales Italien vertrüge sich nicht mit seiner Stellung als imperiale Großmacht Italien müsse im künftigen Schicksal Europas und der Well eine Haupirolle spielen Der jetzige Krieg aber mit den Blockademcthoden der britischen Piraten mache es zur unerläßlichen Notwendigkeit, daß die Ketten, durch die Italien nn Mittelmeer — im Meere Roms — gesangen gehalten werde, gesprengt würden. Unter Bezugnahme auf eine Notiz der Pariser Zeitung „Temps" schreibt das „Regime Fäscista": Jenseits der Alpen glaube man immer noch, es mit dem Italien der Kleinmütig keit und der Verzichte zu mn zu haben. Man hoffe immer noch aus eine italienische „Extratour". Es wäre einfach lächer lich. zu glauben, daß Italien im Zustand eines nichtkrieg- führenden Staates verbleiben könne. Aus der einen Seite stehe Deutschland, das sich neben Italien gestellt habe, auf der anderen Seite England, das Italien niederträchtig in Ver sailles verraten habe und herrschsüchtig In Gibraltar und Suez die Schlüssel des Mittelmeers behalte, sowie Frankreich, das Italien immer feindselig gesinnt war. Die Wahl, die das Voll Mussolinis treffe, könne nicht zweifelhaft sein. * Der Duce hat einer amtlichen Verlautbarung zufolge den Generalslabschcs der italienischen Wehrmacht, Marschall Badoglio, empfangen, der ihm über feine Inspektions reise an die italienische Westgrenze berichtete. Epp vom Dvee empfanaeü Reichsstatthalter General Ritter von Epp ist in Begleitung des Minister für Italienisch-Afrika, General Teruzzi, vom Duce empfangen worden. W «See r- provrxae, voei QtrseNn» a«pyr»lM di, tirom-lh-u-.'vkrlaa U>. «tido-ter »r0d»n»««I L-t Eixd« 87. Fortsetzung Ich gab ihm nochmals di« Hand und wünschte ihm Gutes. Nur fremd ist er mir geworden, seltsam fremd — 3. Oktober 1918. Nun kommt das Glück doch zu mir, — gewiß nicht httnmelstürmend, aber Hennh und ich werden eine Heimat haben. „Schwester Henny, könnten Sie sich vorstellen, mein« Frau zu werden?" fragte mich heute Doktor Gärtner. Ich wurde blaß und schrak zurück. Nie war mir ein solcher Gedanke gekommen, so sehr ich die große Güte dieses Mannes schätze, seine Tüchtigkeit bewundere, seinen un ermüdlichen Fleiß ehre. Er stäubte ruhig die Asche von seiner Zigarette ab. „Ich habe draußen ein schönes Heim, Schwester Henny. In Dahlem. Es steht leer, seitdem meine liebe erste Frau mich plötzlich für immer verließ. Sie starb bei Knferem ersten Kind und nahm es mit —" Sein Gesicht war grau und müde. Ein warmes, heißes Mitleid quoll in mir auf, ich griff leise nach seiner Hand. Er hielt sie dankbar fest. „Wäre das nicht eine schöne Heimat für Sie, Schwester Hennh? Für Sie und die kleine Hennh?" Tränen traten mir in die Augen. „Ich bin nicht mehr jung!" sagte Gärtner leise. „Schon stber die Fünfzig. Und Sie sind Wohl kaum fünfund zwanzig...?" Ich blickte ihn verwirrt an. Er hielt mich für fünf- undzwanzig? Hatte mich mein Leid so viel älter ge macht? Er bemerkte Wohl meinen erstaunten Blick. Sturm über Henrtett Spalte 44 „Oder", fragte er zögernd, „sind Sie noch jünger, Schwester Hennh?" Ich nannte ihm leise mein wirkliches Alter. Er sah mich fast erschüttert an. „So jung noch, so kindhaft jung sind Sie noch, Schwe ster?" — „Kriegsjahre zählen doppelt, Herr Doktor..." Ich blickte lange in sein sympathisches Gesicht. Alles an ihm ist Güte, Festigkeit, Ernst. Man würde gut ge borgen sein. Und welches Glück wäre es, mit Henny eine Heimat zu haben. Ich versprach ihm, mir seinen Antrag zu überlegen. Nun habe ich immer sein ernstes Gesicht vor mir. 'Wenn ich es tue, um Hennhs willen, wirst du es ver stehen, Henner? Ja, du wirst es verstehe» 8. November 1918. Ich schlage dieses Buch auf und will schreiben. Aber meine Hände zittern, meine Augen sind von Tränen ver- dunkelt. Vor einer Stunde haben wir Doktor Gärtner zu Grabe getragen. Höchstes Glück und tiefstes Leid haben wenig Worte. Ich wollte mit ihm gehen, ihm Kameradin und Hel ferin sein. Ei« feindliches Geschick hat es ander» ge wollt ... Das alte Aerzteschicksal: Ein überarbeiteter Körper, bis zum letzten aufgerieben in hingebender Arbeit. Eine schwierige Operation, eine kleine Wunde am Finger, Blut vergiftung, Sepsis — ein schnelle», ein erschütternd schnelles Ende Wir haben ihn zu Grabe gebracht. Ich sitz« am offenen Fenster. Noch läuten die Glocken für ihn. Schlaf in Frieden, lieber, gütiger Freund. Du starbst c*.cht im Felde draußen und doch auf dem Felde der Ehre, Wie die Kämpfer vor dem Feind. Ich bin einsamer als je. Was soll aus uns werde», kleine Henny, ohne unseren liebsten und teuersten Freund? 10. November 1918. Hätte jemand geglaubt, daß über uns und Deutschland so dunkle Tage kommen würden? Ich hatte heute morgen eine Stunde frei und ging mit meiner kleinen Henny durch die Straßen. Häßliche, er regte Straßen. Lastwagen mit roten Fahnen, eine johlende Menge, Offiziere ohne Achselstücke mit grauen, entstellten Gesichtern, Schüsse, grelle, fanatische Worte, Geschrei — Ich floh mit meiner Kleinen, die sich ängstlich an mich klammerte, vor ein großes Haus. Es war ein Zeitungs verlag, dicht lagerte die Menge davor. Ich nahm mein "Kind auf den Arm, starrte nach vorn und las: „Der Kai ser nach Holland geflohen..." Ich. stand und starrte, und alles brach zusammen. Neben mich stellte sich ein junger Offizier, er hatte ein mageres, zerfurchtes Gesicht, das viel Grauen gesehen ha ben mußte, seine Uniform war abgetragen, sein Blick nächtig und dunkel. „Es ist nicht wahr!" schrie er heiser. Man wandte sich nach ihm um, einige zuckten die Achseln, andere schüt telten den Kopf und sahen ihn mitleidig an. Er wandte sich an mich: „Es ist doch »richt wahr, Schwester!? Ich komme gerade von der Front, — es kann doch nicht wahr sein, daß er uns im Stich läßt...?" Ich zitterte und wurde blaß. Ein alter Arbeiter in blauer Bluse und mit mcgcrem, grauein Hungerg^ficht, in das die ganzen Entbehrungen der letzten Jahre wie mit eisernem Griffel eingezeichnet waren, sah den Offizier an. „Das stimmt nur zu int, Herr Leutnant!" sagte er schwer und heiser. „Das stimmt." Er spuckte aus. „Pfui Deubel noch mal!" Mein Herz wurde schwer vor Not. Ich wandte mich um und floh in meine Straßenbahn. Nun ist der Frieden meines kleinen SchwesternzimmerS wieder um mich. Meine Kleine schläft tief und ruhig. Aber in mir ist kein Frieden. Was soll werden? Lie ber Gott, was soll werden? Was wird aus Deutschland? Und was wird aus mir? Der neue Oberarzt ist kühl, streng, sachlich. Nichts von Gärtners tiefer Güte und freundlicher Anteilnahme. Mein Kind muß einen neuen Vormund haben. Es braucht Kleider, Schuhe, Strümpfchen. Mein Herz zieht sich zusammen. Henny ist so blaß und schmal geworden in den letzten Wochen. Zu wenig kräftige Nahrung, zr we ' Milch Weihnachten 1918. In diesen stiften ernsten Tagen hole ich das Tagebuch wieder einmal hervor. Ich sitze auf meinem Mävchen- siübchen in Lipperloh und sehe den Weißen Flocken nach, die draußen langsam Herunterschweben... Traurige Weihnacht. Hans-Herinann ist verzweifelt und verbittert aus dem Felde heimgekommen, — alles verloren! Es ist kaum glaubhaft nach unseren herrlichen Siegen. Tante Tina hat einen Baum geschmückt, hat Weih nachtslieder angcstimmt, ein wenig geweint. Sie weiß alle ihre Lieben um sich und ist trotz allem ein wenig glücklich.. Meine kleine Henny sah mit blanken, frohen Augen in den strahlenden Lichterbaum. Dora hat das Kind ver schwenderisch reich beschenkt. Das Herz zog sich mir zu« sammen, als ich meine kleinen Gaben daneben sah, als ich merkte, wie jubelnd mein Kind nach dem fremden Spiel zeug griff — - ^Fortsetzung folatl