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— Der Urlaub der Beamten zur Zeit der Herichrs- ferien, vom 15. Juli bis 15. September, wird diesmal sehr beschränkt werden. Die Geschäfte der Gerichte werden indes wie früher in den Gerichtsferien geführt Ein Teil der Beamten hat bereits seine Ferien hinter sich, da seit dem l. Mai nach Möglichkeit mit den Beurlaubungen begonnen wurde Der Grrichtsbetrieb ist ja infolge der zahl reichen Einberufungen von Justizbeamten fast aus den Umfang des Ferienbetrkbcs beschränkt worden, so daß eine weitere Beschränkung gar nicht möglich ist. Die Beamten werden je nach der Abkömmlichkeit einer nach dem andern beurlaubt. — Mouffonschafs im KrzgeSirge? Im Harz hat sich der Versuch mit der Einführung und Zucht von Mouflau- schafen sehr gut bewahrt, und wer Gelegenheit hatte, diese Wildschafe zu Gesicht zu bekommen, wird sicher seine Freude daran gehabt haben. Die Schonzeit von Mouflonwild (Böcke und Schmaltiere) endet am 31 Mai. Es wird jetzt von verschiedenen Seiten der Versuch gemacht, das Mouflon wild auch im Erzgebirge einzubürgern. Sicherlich werden diese Versuche von gutem Erfolge begleitet sein. — Ker gewaltige Keide- und Waldbrund, der seit Mittwoch nachmittag in den Forsten zwischen Wittichenau und Zeisholz wütet, hat am Freitag noch an Ausdehnung zugenommcn. Er ist, wie die „Zittauer Morgenztg." mel det, in Richtung Hoyerswerda auf die preußischen Staats- sorsten übergesprungen und hat auf der Wittichenauer Seite Neudorf, Klösterliches Anteil, und die Gemarkungen von Dörgerhausen erreicht. Infolge des Weitergreifens des Riesenbrandes mußte weitere militärische Hilfe herange zogen werden. Von Kamenz rückten noch mehrere Kom pagnien nach der Brandstelle ab. Von Bautzen wurden 400 Mann, von Spremberg 300 Mann zu den Löscharbeiten beordert. Am Sonnabend gingen von Bautzen noch weitere 100 Mann ab, außerdem wurden Abteilungen des 177. Infanterie-Regiments von Dresden nach der Brand stätte gerufen. Insgesamt sind jetzt neben den zahlreichen Feuerwehren aus der nahen und weiten Umgebung 1200 Mann Militär bei den Löscharbeitcn beschäftigt. Gegen wärtig hat der Brand eine Ausdehnung von sechs Kilo meter Länge und drei Kilometer Breite angenommen, ist also über ein Gebiet von 18 Quadratkilometern verbreitet Die Brandstätte wird von großen und breiten Gräben, die mit Wasser gefüllt sind, umgeben, da eine Löschung des Brandes völlig ausgeschlossen erscheint und man mit der Vernichtung des ganzen Waldgebietes in dem von dem Brande ergriffenen Umfange rechnen muß. Der Brand, der vorgestern das Ziel vieler Ausflügler von Bautzen-Hoyers werda und von noch weiter her gewesen ist, stellt sich als hartnäckiger Bodenbrand dar, während es nur vereinzelt zu Wipfelbränden kommt. Das Feuer hat in einer Aus dehnung von nahezu 1500 Morgen den gesamten Walb- und Heideboden ergriffen und findet in der durchschnittlich 30 Zentimeter tiefen staubdürren Spreuschicht des Hoch waldes wie des Knüppelholzes reiche Nahrung. Die moorige Beschaffenheit des Wald- und Heidebodens be schwert seine Begrenzung ungemein. — Geüern nachmittag ging uns über den Riesenbrand weiter folgende Meldung zu: Nachdem das Dors Michalken geräumt worden ist, sind jetzt die Bewohner der Ortschaft Dobring dabei, sich und ihr Vieh zu retten und ihre Gehöfte zu verlassen. Auch der Ort Neudorf bei Wittichenau ist gefährdet. Alan hatte Aussicht, das Feuer abermals als gelöscht anzusehen, als wieder ein heftig einsetzender Wind cs von neuem an fachte. — Wetzer das von der Stadt Dresden angekauste Gefrierfleisch werden jetzt eine ganze Anzahl unwahrer Nachrichten verbreitet. Es wird hierbei von großen Mengen gesprochen, die in die Elbe geworfen worden sind, von Ler- lusien, die in die Millionen gehen, von nächtlichen Ab transporten in die Abdeckerei usw. An allen diesen Nach richten ist kein wahres Wort. Die Stadt Dresden hat bis jetzt überhaupt noch kein Gefrierfleisch verkauft, sondern die ersten Gefrierschweme wurden in den letzten Tagen an die Stadt Pirna und an die Gemeinde Radebeul abge geben. Ueber die Beschaffenheit und die vielseitige Ver wendung des Gefrierfleisches besteht nur eine Stimme des Lobes. Das Gefrierfleisch ist dem srischgeschlachteten vollkommen ebenbürtig, hinsichtlich seiner Zartheit soll es letzterem sogar überlegen sein. Es dürfte dies auf die vollkommene Reife unter den denkbar besten Bedingungen in den Gefrierräumen zurückzuführen sein. ZN Äer Mna Originalroman von H. A. Revel. 16s (Nachdruck verboten.) „Die junge Gräfin auch? Elena?" fragte Nicola Gentile überrascht und interessiert. „Nein. Melitta." Gentiles Überraschung wuchs. „Und das ist die Tochter des — —" — „Grafen Flavio Pirantese", nickte die Alte mit gewichtiger Würde. Das ging über Nicolas Verständnis. Doch wollte er nicht fragen und der Person nicht seine Unkenntnis dieses Falles zeigen. Lächelnd sagte er: „Ihr haßt die Öster reicher? Na, leugnet nur nicht. Ich sah's Euch vorhin an, als Ihr mir von der Heirat der Contessina erzähltet." Wieder zeigte sich bei ihr der düster hassende Aus druck. „Wir alten Leute haben 1856 noch nicht vergessen. Mein Mann wurde im Feldzug von den Weißen (das österreichische Militär trug damals weiße Uniform) er schossen. Die Folge davon war, daß meine Kinder keinen Vater hatten. Und die weitere Folge, daß ich das ge worden bin, was ich bin. Sonst wäre ich vielleicht jetzt irgendeine brave Hausfrau mit Kindern und Enkeln —" Es hörte sich beinahe so an, als ob die Alte innerlich weinte. .Und ihr alle miteinander hättet nichts zum leben", stöhnte der Graf. „So aber habt Ihr ein rentables Ge- ichäft, ein interessantes, aufregendes Leben —" Die Simonetta seufzte: „Und jeden Tag, wenn's klopft, hat man die bleiche Angst, daß der Tod in Gestalt von Gendarmen das Nest aushebt. Ihr müßt nicht glauben, Exzellenza, daß ich etwa den König nicht liebe. Ich wünsche ihm nichts Böses. Aber denen da drüben —" sie deutete in die Ferne, um damit das österreichische Küstenland zu bezeichnen —, „gönne ich's nicht, und denen sollten es die, die da oben am Ruder sitzen, auch nicht gyrmen. Besonders jetzt —" Der Graf lachte amüsiert. „Warum besonders — Neukirchen. Glück im Unglück hatte der Guts besitzer S. hier. Er stürzte beim Kirschenpflücken von einer hohen Leiter und zsg sich dabei nur eine schmerzhafte Bein quetschung und Hautabschürfungen zu. Sämtliche Verletzungen sind ungefährlich. — Dresden. 11. Juli. (Hofnachrichten) Se. Majestät der König hat für die Haussammlung der Kriegsorgani sation Dresdner Vereine einen Beitrag von 2000 Mark durch das Kämmereramt an die Kasse der Kriegsorganisation überweisen lassen. — MedermartHs. Der am Donnerstag an der Niederwarthaer Brücke von einem Militärposten aus der Elbe gezogene Leichnam eines Kindes wurde als der acht jährige Knabe Paul aus Heidenau ermittelt. — Weißen. Das „Meißener Tageblatt" erhält folgende Zuschrift: Die Notiz „Die Klagebriefe ins Feld nehmen kein Ende", gibt mir Veranlassung, öffentlich darauf hinzuweisen, daß es in Meißen leider Frauen, besser Frauenzimmer, gibt, die sich nicht entblöden, an verheiratete Soldaten, die im Schützengraben liegen, anonyme Briefe zu schreiben, in denen sie die Soldatenfrauen ohne jedweden Grund der Herum treiberei und ehelichen Untreue beschuldigen. Ich habe in den letzten Wochen wiederholt Gelegenheit gehabt, dies fest zustellen. Diese Briefschreiberinnen verdienen, daß sie an erster Stelle an den Pranger gestellt werden — Hedemn. Der schon oft vorgekommene Fall, daß einem Fltegenstich ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist, hat sich wiederum ereignet. Ein in den 70er Jahren stehender, im Nachbarorte Börnichen wohnhafte Mann wurde vor kurzem im Gesicht von einer Fliege gestochen, was den jähen Tod des noch rüstigen Mannes zur Folge hatte. — Werdau. Ein 13 Jahre alter Knabe hatte sich j behufs Nächtigens im Haufe eines Fleischers eingeschlichen und versteckt. Der Fleischer und sein Gehilfe vermuteten Einbrecher und beide schlugen blindlings mit Knüppeln nach dem Versteck, aus dem sie dann den blutüberströmten Jungen, der einen Schädclbruch erlitten hat, hervorzogen. — SLrand der Ketschener Kettenbrücke. Die 1854 erbaute Kettenbrücke zwischen Letschen und Bodenbach ist Donnerstag nachmittag in Brand geraten. Bei der Be wältigung des Feuers wurden die aus der Umgebung her beigeeilten Feuerwehren von dem in Letschen stationierten Militär unterstützt Die aus geteerten Holzbohlen bestehende Gangbahn der Brücke ist vernichtet. Der Umschlagplatz der Elbkähne und die Landungsstelle der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrtsgesellschast war in Gefahr. Der Personen verkehr der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffe wurde durch Umsteigen aufrechterhatten. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt. ZudemBrandederKettenbrücke wird noch gemeldet: Die Brücke ist durch den Brand fast voll ständig vernichtet Von dem Mittelteil der Brücke ist nur mehr das Kettengerüst und das eiserne Lager vorhanden, die wie eine ungeheure Hängematte zwischen den beiden mächtigen Steinpfeilern hängen Ob es gelingen wird, die Brücke in ihrer früheren Gestalt als Kettenbrücke wieder herzustellen, ist sehr fraglich Wie verlautet, dürfte, falls sich der Wiederaufbau der Brücke als unmöglich heraus stellen sollte, die neue Brücke als Eisenbetonbau entstehen. Die Kettenbrücke war mit 94300 Kronen versichert Die Entstehungsursache des Brandes dürste, nach den bisherigen Erhebungen, in Funkenflug von einem Dampfer zu suchen sein. Im Tetschener Bezirk ist ein Vorgehen geplant, uni mit dem Neubau der Brücke auch deren Verstaatlichung durckzusctzen. - Die Tetschener Kettenbrücke bildete auf der ganzen Strecke von Aussig bis Schandau die einzige große Brückenanlage für Personenverkehr über den Strom. Sie wurde am 2. Dezember 1855 nach einer Bauzeit von zwei Jahren und sieben Monaten dem Verkehre übergeben Die Brücke war nach dem System der Hängebrücken mit doppelt übereinander liegenden Ketten aus Schmiedeeisen hergestellt. Die Länge der oberen Kette betrug 235 m, die der unteren um 35 cm weniger, das Gewicht beider 3396,5 Zentner. Die Breite der Brücke betrug nahezu 8,5 m, wovon zu beiden Seiten je 1,25 m auf Gehsteige und nahezu 6 m auf die Fahrbahn entfielen. Die Höhe der Fahrbahn überragte den normalen Wasserstand um 14 m. Der Bau kostete bei einem Gesamteisenbedalfe von 5436,5 Zentnern 994000 Kronen, zu deren Tilgung der Gesellschaft das Recht, zur Einhebung von Mautgedühren (4 Heller für die Person) bewilligt wurde. Die Konzession der im Jahre 1851 gegründeten Altieagcfellschaft erlischt im Jahre 1930. Nossener Produktenbörse am 9. Juli 1915. 1000 kx M.Pf. M.Pf kg M.Pf. bis M.W Verlustliste Nr. 168 cker RönigUck-SLcksiscken Armee, ausgegeben am 9. Juli 1915. Dieselbe enthält aus der Stadt Wilsdruff und deren näheren Umgebung folgenden Namen: Schuster, Oswin, Gefreiter, Helbigsdorf — leicht verwundet Nacke, Oskar, Grumbach — gefallen. Rüdiger, Paul Kurt, Braunsdorf — leicht verwundet. Richter, Hermann Otto, Gefreiter, Neutanneberg — schwe verwundet und am 21. 6. 15 im Lazarett gestorben Hempel, Kurt, Mohorn — gefallen. Mlockenspielpian cksr vresäner ^Kesler. Residenz-Theater: Dienstag, Freitag, Sonntag und Montag „Husarenfieber", Mittwoch und Donnerstag „Wie man einen Mann gewinnt", Sonnabend „Alt Heidelberg" (Ermäßigte Preise) Anfang abends 8 Uhr. Außerdem Sonntag nachmittag V»4 Uhr „Alt-Heidelberg". (Ermäßigte Preise.) Central-Theater: Vom 12. bis 19 Juli allabendlich „Hervcha-tlicher Diener gesucht". Weizen — r-r 284 50 8ä „ 2415 Weizen neu — Z 85 -- „ neu 6«/72 „ " " es) — 85 Roggen, neu 70 <2 — 244 50 80 — „ 19 55 Hafer, neu — 264 50 56 „ 13 2' Futtermehl II 50 Roggenkleie, inld. —— —— 50 — — „ russische — — 50 Weizenkleie, grob — 50 > — — Maiskörner, grob — ZO Maisschrot —— 50 Heu, neu per 50 Kilo M. 3 - I 3 50 Heu, alt 50 „ „ 4 — „ 4 50 Schüttstroh 50 „ „2 — „ 2 50 Gebundstroh 50 „ „ 1- „ 175 Speise-Kartoffeln neu 50 „ 4 50 „ 5 50 WeiMer Ws.rktderiebt am 9. Juli 1915. Butter, ein Kilo 3,20 —3,30 Mk., Landeier, ein Stück 13-14 Pfg., Honig, ein Pfund 1,20—1,50, altes Huh: ein Stück 3,40—3,80 Mk., junge Hühner, ein Stück Gänse, ein Pfund — Pfg., bis — Mk., Enten, ein Stück —, Mk., Lauben, ein Stück 60—65 Pfg. Getreidepreise Höchstpreis geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst Weizen, — — — — — 284 50 Roggen, — — — — — 24450 Gerste — — — — — Hafer, — — — — — 264 00 Dresdner KrodukLenkSrse am 9. Juli 1915 Wetter: Heiß. Stimmung: Geschüstslos. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Weizen, Pro 1000 Kilo netto, inlündpHer, 284,50 MI7 — — gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt. Roggen, pro >000 Kilo netto, inländisch- Kilo 244,öO, gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt. Gerste, pro 1000 Kilo netto, irländische — Kilo —, sächsische 282,50 schlesische und Posener 282,: gesetzt. Höchstpreise,Ware beschlagnahmt, ausl.670—680. (Klein-HandelspreiS bis 3000 KZ. Angebot jehU.) Haier, pro 1000 Kilo netto, inländischer 264,- gesetzlicher Höchstpreis, Ware beschlagnahmt (kl. Handelspreis bis 3100 im netto, Angebot sehll). Mais, pro 1(00 KZ. netto, Cinqantine 6t0 — 625, Rundmais 505 — 610. Weizentleie pro 100 KZ netto obre Sack, gesetzliche Höchstpreise sür den Hei "eller 13,00, Roggcnkleie pro IVO netto ohne Sack, gesetzlicher Höch-J preis sür den Hersteller, Großhandelspreis sür inländische Kleie 15,!.O (beschlagnahmt), do Kleinhandelspreis bis 1000 KZ 45,50 (beschlagnahm:: ausländische Kleie 47—48 (Die sür Artikel pr. 100 KZ notierten Preise verstehen sich sür Geschäfte unter 5000 KZ. Alle anderen Notierungen einschließlich der Notiz sür Malz, gellen sür Geschäfte von mindesten! 10 000 KZ.) Dresden, 8. Juni. (Marktpreise.) Kartoffeln a 50 Kilogramm — — 6,— MI. Heu in Gebund a 50 Kilogram — 6,— Mk. Zum Ver kauf stand 1 Fuhre mit ca. 32 Zentner Heu. Noagenstroh Wegel- drnicktt a schock 32 Mk Die Simonetta b ickt - verdutzt. „Nun, seitdem die Montenegrinerm Königin ist. Daher sind wir mit dem Stück Land dort drüben — sozusagen mit Respekt — ver wandt." Sie mimte gar nickt begreifen, daß der Graf ! als Italiener das nickt verstand. „Ja, liebe Blutirr Simonetta", lackte der Graf, „wenn es nur genügte, Wünsche zu liegen, Lams wäre Euer WlUtsch, den so manche „da oben" teilen, vielleicht längst erfüllt. Aber lassen wir das", syhr er in anderem Tone fort. „Also — du Gaetano, du gefällst mir. Du bist wohl aufgeklärt und weißt Bescheid?" — Der mnge Mensch zeigte lachend sein prachtvolles Gebiß. „So —" machte nachdenklich der Graf, als ob er nicht recht mit der Sprache herausmollte. „Und was verlangst du für Extradienste?" Er fixierte ihn scharf und durchdringend. „Tausend Lire, Exzellenza." „Die sollst du haben. Also, komm dort hinten an den Tisch. Da wollen wir das Weitere bereden. Mutter Simonetta, eine Flasche Chianti, eine große! Vom besten!" Die Wirtin machte den übrigen Männern ein Zeichen zu verschwinden, dem sie auch sofort Folge leisteten. Bald waren die Stuben leer, die Lampen, bis auf eine, gelöscht. Und nur in der einen Ecke beredeten sich Graf Gentile und Gaetano. Es war 4 Uhr morgens, als der Graf wieder sein Hotelzimmer betrat. 4. Kapitel. Schw seit 8 Uhr morgens herrschte auf Lem Molo, an dem der Dampfer „Oenone" verankert war, reges Leben. Gepäckträger brachten Koffer und Körbe auf Las Schiff; an der Ausgabestelle der Billetts drängten sich die einfacheren Passagiere der U. Klaffe und des Zwischen decks; denn die vornehmeren Reisenden hatten fast alle ihre Billetts schon vorher gelöst. Die „Oenone" ließ ihr erstes, langes Tuten über Len Hafen erschallen. Melitta, als sie dies hörte, war es, als müßte sie »uiammenbrecken. Sie schalt sich ia selbst töricht und feig. Aber die letzten Instinkte des Guten sind die hartnäckigsten. "S Louis schritt erregt im Zimmer auf und ab. „Ja liebes Herz, ich kann dir nicht helfen. Ich muß morger meinen Dienstantritt wieder melden. Ich kann jetzt nick' noch zum drittenmal um Urlaub respektive um Urlaub» Verlängerung einkommen. Wenn du dich so unwohl füM so bleibe doch noch ein oder zwei Tage hier. Du sieht wirklich elend aus." „Ohne Lich soll ich hierbleiben? In diesem Neff, Das sieht euch Männern wieder recht ähnlich. Mich oÜ kranke Frau hier allein zu lassen!" „Gott, Litt«, sprich doch nicht so töricht! Dienst ist Dienst! Glaubst du nicht, daß ich lieber einige Woch< noch mjt dir herumreiste, als jetzt wieder einzurücken? Aber ich kann doch nicht anders." Sie umschlang ihn bittend und zärtlich. «Dann laß uns wenigstens nicht über Makarska." „Was du nur immer mit MakarSka hast? Dieses Nest mit seinen 1500 Einwohnern muß irgendwie in deinem Leben eine Rolle gespielt haben. Gesteh's!" „Nein, nein", erwiderte sie launisch wie ein Kind. „Gar nicht. Ich kenne es gar nicht. Ich weiß nur, daß es ein Schlupfwinkel von Irredentisten sein soll. Und ick fürchte mich —" „Ich habe noch nie etwas davon gehört", sagte Louis. „Weiß Gott, was darüber geschwätzt worden ist! Und vor den Irredentisten kann man sich schließlich nirgends ", Dalmatien schützen. Die sind dort gerade so zu Hause wie hier in Italien und anderswo, wo ihnen nur ein anderer Name beigelegt wird. Du bist heute nur nervös überreizt —" „Dann bitte, gehe wenigstens in Makarska nicht au) Land —", bat sie inständig. (Fortsetzung folgst)