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Berlin, Sonntag, den 11. Oktober 1891. XVI. Jahrg. No. 82. Alle Postanstalten und Buchhandlungen nehmen Bestellungen zum Preise von 2 M. 50 P£. für das Vierteljahr (im Ausland mit Post-Zuschlag) an. Bei Bezug unter Streifband müssen wir dagegen, des hohen Portos wegen, für In- und Ausland gleichmässig 4 M. für das Vierteljahr berechnen. Wer nicht mehr unter Streifband beziehen will, beliebe uns dies gefl. auf einer Postkarte mitzutheilen, damit wir den Versandt einstellen können. Jeder Bezieher erhält in jedem Vierteljahr als kostenfreie Zugabe eine Lieferung der neuen Pracht-Ausgabe von Hofmann’s praktischem Handbuch der Papierfabrikation. Seit Anfang 1886 sind 23 Lieferungen mit 892 Quartseiten und 808 Holzschnitten erschienen. Die 23. Lieferung wurde mit Nummer 78 versandt. Neu zugetretene Bezieher können gegen Einsendung der Postquittung bis auf weiteres die früher erschienenen Hefte zu je 1 M. erhalten. Inhalt. Seite Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft 2209 Explosion eines Trockencylinders 2209 Papierspulen. Untreue. Aschengehalt des 2210 Natürliche Farbstoffe. Jahresbericht der Fabrik - Inspektoren für 1890 2211 Neuheiten 2212 Lichtbeständigkeit der Druckfarben 2213 Deutsche Erfindungen 2218 Neue Geschäfte und Geschäfts Veränderungen 2226 Lohnbewegung. Die Tarifkommission für Deutschlands Buchdrucker . 2226 Antwort-Postkarten 2228 Papierfachausdrücke 2230 Schutzmarken 2232 Briefkasten. Marktberichte 2234. 2235 Eine Beilage von A. Schapiro, Berlin W., Kronenstr. 60. Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft. Der Antrag der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft auf Auflösung der Papierverarbeitungs - Berufsgenossenschaft ist auch vom Reichs- Versicherungsamt abgelehnt worden. Der Antrag liegt nun dem Bundesrath zur endgiltigen Beschlussfassung vor. Explosion eines Trockencylinders. In Nr. 78 dieses Blattes wird gefragt, was ich unter Dampfprobe von Dampfkesseln und Trockencylindern verstehe. Bei Neuanlage von Dampfkesseln fand bis jetzt in Württemberg durch den staatlich angestellten Dampfkesseluntersuchungstechniker stets nach der Wasserdruckprobe noch eine Nachprüfung des Kessels unter dem höchstzu lässigen Dampfdruck statt, sobald der Kessel in Betrieb gestellt war. Hierbei handelt es sich allerdings nicht mehr um die Probe der Festigkeit, sondern um diejenige des Dichthaltens sämmtlicher Packungen, genaue Prüfung der Sicher heitsventile, der Feuer- und Rauchkanäle. Auch bei späteren Revisionen wurde mitunter diese Art der Prüfung gehandhabt. Die Techniker der Dampfkesselvereine üben allerdings nur die Wasserdruckprobe aus, welche zum Zweck der Festigkeitserprobung auch völlig hinreicht. Wenn ich von der Dampfprobe von Cylindem sprach, so ist auch hier nicht die Prüfung der Festigkeit des Cylinders zu verstehen, weil bei 2—3 Atm. Dampfdruck überhaupt kein auch nur annähernd gut konstruirter Cylinder bricht bezw. explodirt, sondern mehr diejenige Prüfung, ob sämmtliche Packungen, wie Deckel und Mannloch, völlig dicht halten, so dass beim Beginn des Papiermachens keinerlei Verlegenheiten dadurch entstehen, dass irgend ein Trockencylinder nicht Dampf hält, abgestellt und frisch verpackt werden muss. Unter Wasserdruck halten wohl meist alle Dichtungen, nicht aber, wenn die Packungsmaterialien durch die Wärme-Einwirkung weicher werden, und ein langsames Nachziehen sämmtlicher Schrauben bis zum völligen Erstarren und Trocknen der Dichtung unterblieben ist. Es ist deshalb in manchen Maschinenfabriken üblich, die Trockencylinder entweder ohne vorherige Wasserdruckprobe oder nach einer solchen, unter allmälig zunehmenden Dampfdruck zu stellen und hierbei die Packungsschrauben, sobald der Cylinder warm ist, nachzuziehen, bis eine absolute Dichtigkeit und Betriebs sicherheit erzielt ist. Dass der in Frage stehende Cylinder nicht durch zu hohen Dampfdruck explodirt wäre, wenn die Deckel hinreichend verbunden gewesen wären, ist auch jetzt noch meine Ansicht. Wie in Nr. 72 gesagt wurde, ist der Dampf nur mit 13/. Atm. eingetreten, folglich wären im Dampferzeuger höchstens 1/, Atm. mehr, also zusammen etwa 21/ Atm. bei direkter Dampfzuströmung vorhanden gewesen. Diese 21/, Atm. wären also nie imstande gewesen, auch den möglichst schlechtesten Cylinder am Umfang zu zerreissen; es sei denn, der Dampferzeuger hätte viel höheren Dampfdruck, z. B. 5—10 Atm., gehabt, und der Eintrittsdampf in den Cylinder sei nur abgedrosselt gewesen. Erst dann hätte der Satz in Nr. 72, Zeilen 24 bis 29 von oben, einen wirk lichen Sinn. Es ist bis jetzt in keinem Bericht über die Explosion gesagt, wie hoch die Dampfspannung im Dampfkessel war, als der Cylinder zer sprang. So lange dies nicht bekannt ist, und keine Skizze mit Maassen über die Gestalt der Deckel und des geplatzten Mantels gegeben wird, so lange kann auch sein trauriges Ende nicht genau festgestellt werden. Immerhin ist es Thatsache, dass an einigermaassen gut konstruirten Cylin- dern keine Explosion zu fürchten ist, auch wenn der Dampfdruck ziemlich hoch steigt. Man findet dies nicht nur durch die Festigkeitsberechnung bestätigt, sondern auch dadurch, dass die ältesten, fast durchgerosteten Trocken cylinder, oft von ganz schlechter Konstruktion, durchaus nicht brechen wollen, um den neueren Kollegen Platz zu machen, ferner dadurch, dass von Unglücksfällen nur alle paar Jahre einmal etwas bekannt wird. Zu erwähnen ist noch, dass in Süddeutschland eine staatliche Kontrolle an Trockencylindern nicht verlangt, bezw. nicht gesetzlich eingeführt ist. Eine Druckprobe geschieht vielmehr nur auf Verlangen des Bestellers; oder der Maschinenfabrikant prüft die Trockencylinder aus freien Stücken selbst, um ganz sicher zu gehen, entweder mit 4—6 Atm. Wasserdruck, oder etwa 2—3 Atm. Dampfdruck. Letztere Prüfung ist für neue Cylinder von guter Konstruktion ganz ungefährlich; sie geht viel rascher von statten als die Wasserdruckprobe und bietet die Sicherheit, dass alle Dichtungen, langsam nach gezogen, auch nach der Prüfung dampfdicht halten. Bei mangelhaft konstruirten Cylindern ist natürlich die Wasserprobe und nachfolgende Dampfprüfung empfehlenswerther. Je nach der Packungsart kann auch die Dampfprüfung unterlassen werden, d. h. wenn das Packungsmaterial durch die Wärme nicht weicher wird; es giebt ja bald mehr als ein Dutzend Dichtungsmaterial- Arten. Wenn Herr Wagner sagt, die Umfangswände der Trockencylinder sollen möglichst dünn sein, so ist seine Ansicht nur dann richtig, wenn der direkte Dampf gleichmässig zufliesst; nicht aber bei ungleichem Zufluss (indirektem Dampf, Abdampf), wo es sicher besser ist, stärkere Dimensionen für die Wandstärke zu nehmen, um ein Aufspeichern und Ausgleichen der zu- und abströmenden Wärmemenge zu ermöglichen, damit solche nicht sozu sagen »stossweise«, wie der Abdampf von der Dampfmaschine kommt, an das Papier abgegeben wird. Uebrigens erheischt schon bei manchen grossen Trockencylindern der Dampfdruck von innen sowohl, als der von aussen durch Anpressen von Wickelwalzen, Presswalzen, angespannte Filze, die Papier- Alleiniges Organ des Vereins Deutscher Buntpapier-Fabrikanten und des Schutzvereins der Papier-Industrie. Organ von io Sektionen und für die Bekanntmachungen der Papiermacher-Berufsgenossenschaft. Alleiniges Organ der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft und ihrer 8 Sektionen. Organ für die Bekanntmachungen der Vereine Deutscher Holzstofffabrikanten und Deutscher Papierfabrikanten. Papier-Zeitung du KNIIHT Ar “md) FACH BLATT 13 26 52 Erscheint Jeden Sonntag u. Donnerstag. 20 30 , 40 , Bei der Post bestellt und ab- genommen, oder durch Buch handel bezogen: viertel Jährlieh 2 M. 50 Pf. (imAusland mit Post-Zuschlag). 104 „ „ „ 50 „ Für Anzeigen unter Zeichen wird dem Besteller 1 M. mehr berechnet. Dafür erfolgt An nahme u. freie Zusendung der frei an uns eingehenden Zei chen-Briefe. Stellengesuche zu halbem Preis. Vorausbezahlung a.d. Verleger. Preis der Anzeigen 10 Pfennig derMillimeter Höhe 50 mm breit (1l4-Seite). Ermässigungen bei Wiederholung 6mal in 1 Jahr 10 Proc.weniger No.4884 der Deutschen Reichs- Post-Zeitungs-Preisliste. Von der Exp. d. Bl. direkt unter Streifband, — In- und A usland: vlerteljährlich 4 M. für Papier- und Schreibwaaren-Handel un Buchbinderei, Druck-Industrie, sowie für alle verwandten und Hi Pappwaaren-, Spielkarten-, Tapeten-, Maschinen-, Herausgegeben von CARL HOFMANN, Mitglied des Kaiserlichen Patentamtes, Civil-Ingenieur, früher technischer Berlin W., Potsdamer-Strasse 134.